Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 389 ff. (engl.)

Du hast [390] während dieser letzten Monate viel über das Erfahren der Gegenwart nachgedacht. Dies ist gut, denn dieses Ziel habe ich für dich im Auge. Man sagt, dass «Gedanken Dinge sind» und dass sie greifbare Resultate herbeiführen. Es wird ebenfalls gesagt, dass «ein Mensch so ist, wie er in seinem Herzen denkt» und dass diese greifbaren Gedankenmanifestationen daher definitive Wirkungen im Menschen hervorrufen. In diesen alten Aussprüchen liegt für dich viel Unterweisung, viel Licht und Verständnis und der Schlüssel zu deinem unmittelbaren Problem. Worin besteht die Situation, mein Bruder? Du, eine Seele in Verkörperung, bist dir subjektiv und oft dunkel ahnend, der Tatsache deines wahren Ich's, des Sonnenengels, welcher der Engel der Gegenwart ist, bewusst. Dein Problem besteht darin, diese Realisierung zu vertiefen und dich selbst als den Engel, der zwischen dir, dem Menschen auf der physischen Ebene und der Gegenwart steht, zu erkennen. Es kann diese Situation erhellen, wenn wir einen Augenblick lang in Erwägung ziehen, was für eine Realität dieses Wort Gegenwart repräsentiert.

Der Mystiker ist sich stets der Zweiheit bewusst, der Qualität des niederen Menschen und der innewohnenden Seele; des müden Jüngers und des Engels; des kleinen Ich's und des wahren Ich's; des menschlichen Lebensausdrucks und des Ausdrucks des geistigen Lebens. Viele andere Qualitäten beschreiben denselben Ausdruck der Wirklichkeit. Aber hinter all diesem taucht dunkel dasjenige auf innewohnend, gewaltig und herrlich von dem diese dualitäten nur Aspekte sind: Die Gegenwart der Göttlichkeit, innewohnend und doch übersinnlich. Im Wesen dieses Einen werden alle Dualitäten absorbiert und verlieren alle Unterscheidungen und Unterschiede ihre Bedeutung.

Wenn du gebeten wirst, das Bewusstsein der Gegenwart zu entwickeln, dann deutet dies erstlich an, dass du dir gegenwärtig des Engels einigermassen bewusst bist und nun anfangen kannst, unklar und schwach, auf das grosse Ganze zu reagieren, das hinter der subjektiven Welt des Seins liegt, ebenso, wie diese Welt hinter der physischen, greifbaren Welt des täglichen Lebens liegt.

Ein Symbol davon kann in der Kenntnis gesehen werden, dass der ganze Planet ausserhalb des Raums, in dem du meine Worte erwägst, liegt, und dass er nur durch das Fenster und durch das Mass deiner bewussten Wahrnehmung von dir getrennt ist. Das äussere Universum des Planeten, des Sonnensystems [391] und des Sternenhimmels offenbart sich vor dir durch diese Fensterscheibe, wenn sie sauber und unverschleiert ist; die Scheibe wirkt jedoch als Begrenzung der Vision, wenn sie schmutzig oder durch einen Vorhang verborgen ist. Dies und deine Fähigkeit, dich in die Unermesslichkeit des Universums hinaus zu projizieren, beherrscht das Ausmass deines Wissens zu irgendeiner gegebenen Zeit. Überdenke dies, mein Bruder, und schau durch das Fenster des Denkaspekts auf jenes Licht, das den Engel offenbart, der seinerseits die ungeheure, unbekannte, und doch lebendige und vibrierende Göttlichkeit verhüllt und verbirgt.

Dieses Erfahren der Gegenwart kann auf so viele verschiedene Arten behandelt werden und es gibt viele Kontakttechniken. Für dich sollte dieses Erleben Einfachheit, Friede und Freude bedeuten. Kultiviere Einfachheit im Denken und erinnere dich daran, dass Verwirrung und ungebührliche Beunruhigung in bezug auf Umstände und Menschen und eine problematische Haltung dem Leben gegenüber mentale Tätigkeit, aber kein Seelenverständnis andeuten. Du solltest nach Seelentätigkeit streben. Du bist ein Sannyasin und als solcher musst du einer zunehmenden Befreiung von Bindungen jeder Art entgegenarbeiten, obgleich nicht (und hier liegt ein feiner Unterschied) einer Befreiung von den dich umgebenden Umständen und Verantwortungen. Eine innere Haltung völliger Hingabe an den Willen deiner Seele, welcher der Wille Gottes ist, soweit er irgendein individuelles Wesen betrifft, ist erforderlich. Diese Befreiung wird dir viel von dem geben, was ich in deinem Leben ausgedrückt zu sehen erwartet habe.

Um dir bei der Fortsetzung des Themas, mit dem du dich während der vergangenen Monate beschäftigt hast, zu helfen, bitte ich dich, über die folgenden Fragen nachzudenken und sie zu beantworten. Du hast eine Lebenstendenz, Einzelheiten und Arbeitsvorgänge mit peinlicher Sorgfalt zu stark zu betonen und dadurch zuweilen die Synthese des Ganzen aus den Augen zu verlieren. Die Fragen sind:

1. Um die Gegenwart zu erkennen, muss ich frei und ungebunden dastehen. An was und an wen bin ich augenblicklich auf solche Art gebunden, dass es mich an einer klaren Vision und einer engeren Annäherung hindert?

2. Um die Gegenwart zu erkennen, muss ich als Sonnenengel funktionieren. Kann ich gegenwärtig zwischen mir selbst und dem Sonnenengel unterscheiden?

3. Die Gegenwart erkennen bedeutet, dass ich mich als Sonnenengel vorbereite, durch die Pforte hindurch den Einweihungspfad zu betreten. Kann ich angesichts dieser Tatsache mir selbst gegenüber klar und deutlich feststellen, welches meine [392] hauptsächlichen Vorzüge und meine hauptsächlichen Schwächen sind?

4. Kann ich in meinem Innern klar definieren, was ich unter

a. mir selbst, dem Jünger,

b. mir selbst, dem Engel,

c. der Gegenwart verstehe?

Die ersten drei Fragen können schriftlich beantwortet werden oder auch nicht, ganz wie es dir beliebt; du magst sie zu persönlich und zu vertraulich finden, um sie zu Papier zu bringen. Wenn dies der Fall ist, dann beantworte diese Fragen in meiner Gegenwart und mir, deinem Bruder und Lehrer gegenüber, am ersten Tag, an dem sich die Sonne nordwärts wendet. Behandle sie klar und aufrichtig und sprich deine Antworten laut aus, damit du deine Stimme hören kannst und widme deiner Stellung und Haltung auf diese Weise angemessene Aufmerksamkeit. Bitte beantworte die vierte und fünfte Frage schriftlich und erläutere sie so klar wie möglich.

5. Erläutere die folgenden Sätze, die einem sehr alten Schriftstück entnommen worden sind. Ich schlage vor, dass du sie sorgfältig erwägst.

«Vor dem Thron Gottes stand der Engel mit allen anderen Engeln und rief: "Herr meines Lebens, gewähre mir die Kraft, auf dem Offenbarungspfad zu wandeln, die See der dunklen Illusion zu durchkreuzen und dem erleuchteten Erdenweg die Stirn zu bieten." Gott sprach: "Geh hinaus in die Ferne."

Vor der Pforte, die sich nach dem erleuchteten Weg zum Frieden öffnet, stand der einsame Engel und sagte: "Herr meines Lebens, der Weg der Offenbarung ist der Weg des manifestierten Lebens, der Pfad der dunklen Illusion führt ins Licht, das jeden Schatten zerstreut. Ich suche auf dem erleuchteten Pfad zu wandeln, der zu deiner Gegenwart zurückführt. Bis jetzt ist dieser Weg dunkel. Was soll ich tun?" Gott sprach: "Nähere dich und tritt in dein eigenes Licht ein und sieh Licht in jenem Licht».

«Vor der Pforte jedes neugeborenen Tages, der innerhalb seiner versiegelten Stunden geordnete Verantwortung enthält, stehe ich jeden Morgen. Ich rufe laut: ,Herr meines Lebens, wie kann ich heute meine Pflicht tun und doch Loslösung suchen, jedem Bedürfnis begegnen und mich doch von Fesseln und Banden befreien?" Gott sprach: "Die Sonne nähert sich der Erde und belebt sie. Nichts kann sie von der Erde [393] nehmen. Lebe desgleichen. Gib und verlange nichts»."

Mein Bruder, versammle von neuem diejenigen, die den erleuchteten Weg auf diese Weise suchen, um dich herum und lerne, ihnen von deiner Weisheit zu geben und das, was du besitzest, mit ihnen zu teilen. Dies ist für dich eine Pflicht während der kommenden Monate. Dies wird dir nicht leicht fallen, wird jedoch den Loslösungsprozess fördern. Fange mit denjenigen an, die dir nahestehen, mit denen, die dich kennen und dich lieben und öffne gemeinsam mit ihnen ein wenig die Tür, zu der Suchende ihren Weg finden können; durch diesen geleisteten Dienst mögen sie vielleicht ihren Weg zu uns finden.

Februar 1936

MEIN BRUDER!

Du hast ein Jahr voller Anspannung und vieler Sorgen hinter dir. Aber dadurch bist du sehr gewachsen und subjektiv kann man in dir ein grösseres Mass von Freiheit erkennen als je zuvor. Du lernst, dich von den sich anklammernden Händen jener fordernden Persönlichkeiten freizumachen, die auf ungestüme Weise deine Aufmerksamkeit in ihrem Leben fordern. Diese Freiheit muss zunehmen, während du dich bemühst, den Bedürfnissen der dich Umgebenden vollkommen gerecht zu werden, doch gleichzeitig musst du damit fortfahren, dich mit zunehmender Macht von ihrem inneren Einfluss auf dich zu lösen. Sie dürfen dich in der inneren Festung deiner Seele nicht erreichen. Du musst lernen, dort losgelöst und furchtlos zu stehen.

Ich kann dich nicht stark genug zu dieser Loslösung drängen und bitte dich dringend, von nun an das Leben des Sannyasin mutiger zu leben. Vor zwei Jahren hätte ich nicht auf diese Weise mit dir sprechen können, denn du würdest es nicht verstanden haben, aber seit jenen Tagen hast du grosse Fortschritte gemacht, mein Bruder, und fängst an, in das Reich der Freiheit einzutreten, obgleich deine Freiheit bis jetzt nur relativ und unvollständig ist. Jetzt gebe ich dir sechs Themen zur Meditation während der nächsten sechs Monate, welche ich aus den Paragraphen gewählt habe, die ich dir das letzte Mal zur Betrachtung gab. Lass deine Meditation daher die folgende Richtung verfolgen:

Erster Monat Warum ist Kraft nötig um:

a. Auf dem Offenbarungspfad zu wandeln.

b. Die See [394] der dunklen Illusion zu durchkreuzen.

c. Dem erleuchteten Erdenweg die Stirn zu bieten.

Zweiter Monat Was sollte ich tun? Ich suche auf dem erleuchteten Weg zu wandeln, der zur Gegenwart zurückführt. Was in meinem Leben versperrt den Weg?

Dritter Monat Wie kann ich heute meine Pflicht tun und doch Loslösung demonstrieren?

Vierter Monat Wie kann ich jedem Notfall begegnen und doch abseits und unerschrocken stehen?

Fünfter Monat Wie kann ich ins Licht hineintreten und standhaft darin stehen, während ich allerseits die Wahrheit erkenne?

Sechster Monat Wie kann ich meine Brüder auf dem Weg führen und gemeinsam mit ihnen das Geheimnis des dunklen Lichts, das offenbart, finden? Wie kann ich die Kraft entdecken, die Illusion vertreibt? Weihe dich selbst und das Leben und alles, was du besitzest, dem Dienst des Plans und tue dies vollbewusst und nicht als eine erforderliche Pflicht. Stehe mit deinen Gruppenbrüdern im Licht der Gegenwart. Erneuert eure Weihung als Gruppe.

August 1936

MEIN BRUDER UND FREUND!

Während der vergangenen sechs Monate bist du vielem äusseren Wechsel unterworfen worden; du bist durch Schwierigkeiten verschiedener Art und viele Anpassungen und Neuanpassungen hindurchgegangen; du hast körperliche Leiden und Schmerzen erlitten, die zuweilen von Verwirrung begleitet waren, nicht wahr? Aber nichts von alledem hat dich aufgehalten oder dich vernichtet, noch ist es gelungen, den weissen Schild deines feurigen Glaubens zu trüben. Diesen hast du stets vor dich gehalten. Alle Aspiranten müssen solche schwierigen Umstände erwarten, wenn sie den Punkt in ihrer Evolution erreicht haben, wo sie ihren Weg in diese Gruppen finden können. Alle deine Gruppenbrüder haben eine schwere Zeit durchgemacht; ohne Ausnahme sind sie geprüft und versucht worden oder werden augenblicklich geprüft und versucht. Sie ringen mit Verblendung; scheinbar sind sie verwirrt und werden durch physische Belastungen zurückgehalten; ihre

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.