Netnews Homepage Zurück Vorwärts Index Inhaltsverzeichnis |
![]() |
Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 634 ff. (engl.) |
gezogen wird. Niemals vorher hat es eine Zeit gegeben, in der das
Menschengeschlecht so sehr von der Furcht vor dem Misserfolg heimgesucht war.
Eine andere Ursache für diese Reaktion liegt in der Tatsache, dass die
Menschheit als Ganzes zum ersten Mal in ihrer Geschichte das geistige Bild
erahnt und deshalb einen echteren Sinn für Wertverhältnisse hat als je zuvor.
Die Menschen erkennen sich als von göttlicher Art, und diese Erkenntnis greift
immer weiter um sich. Daraus entsteht die gegenwärtige Unrast und der Aufstand
gegen hemmende Zustände. Es ist jedoch für einen Jünger eine schwere
Zeitvergeudung, über ein Versagen nachzudenken oder sich vor einem Misserfolg zu
fürchten. So etwas wie ein Misslingen gibt es nicht; es kann nur einen
Zeitverlust geben. Das ist an sich zwar in diesen Tagen der schrecklichen
Weltnot bedenklich, aber der Jünger muss eines Tages unvermeidlich seine
früheren Fehler wiedergutmachen und aufholen. Ich brauche nicht darauf
hinzuweisen, dass wir durch Misserfolge lernen, denn das ist eine altbekannte
Wahrheit und wird als solche von all denen erkannt, die als Seelen zu leben
versuchen. Der Jünger braucht sich auch über - wirkliche oder eingebildete -
Misserfolge seiner Mitjünger keine Sorgen zu machen. Das Gefühl der Zeit
bringt Verblendung und Enttäuschung mit sich, während die Arbeit in Wahrheit
weitergeht; und eine Lektion, die man durch einen Misserfolg gelernt hat, wirkt
als ein sicherer Schutz für die Zukunft. So führt [635] er zu schnellerem
Wachstum. Ein ehrlicher Jünger kann wohl für den Augenblick verblendet werden,
auf die Dauer jedoch kann ihn nichts ernstlich abschrecken. Was sind einige
kurze Jahre im Vergleich zu einer äonenlangen Zeitenrunde? Was ist eine
Zeitsekunde in der Spanne der dem Menschen zuerkannten siebzig Jahre? Dem
einzelnen Jünger erscheinen sie ausserordentlich wichtig; für die zuschauende
Seele bedeuten sie so gut wie überhaupt nichts. Für die Welt kann ein
vorübergehendes Versagen vielleicht eine Verzögerung der erwarteten Hilfe
bedeuten, aber auch das dauert wieder nur kurze Zeit, und die Hilfe wird aus
anderen Quellen kommen, denn der Plan geht unbeirrt weiter.
Darf ich euch allen Ernstes - wenn es auch paradox klingt - auffordern, erstens: euch mit äusserstem Eifer zu betätigen, dabei aber es abzulehnen, mit solcher Ernsthaftigkeit zu arbeiten, und zweitens: euch selbst nicht so ernst zu nehmen? Jene, die auf der inneren Seite stehen und das Tun der heutigen Weltaspiranten studieren, erleben ein beinahe mitleiderregendes Elend persönlicher Unzulänglichkeit, eine ununterbrochene, eifrige Anstrengung auf seiten der Menschen, «sich zu dem zu machen, was sie sein sollten»; und doch ist gleichzeitig ein betrüblicher Mangel an Wertverhältnissen und überhaupt kein Sinn für Humor festzustellen. Ich bitte euch dringend, diese beiden Qualitäten zu pflegen. Nehmt euch selbst nicht so ernst, und ihr werdet merken, dass euch das für eine unbeschwerte und wirkungsvollere Arbeit freimachen wird. Nehmt den Plan und den Ruf zum Dienst ernst, verschwendet jedoch keine Zeit auf eine ständige Selbstuntersuchung. Das unmittelbar vor allen strebenden Jüngern liegende Ziel kann also in folgendem gesehen werden: 1. Sie müssen Klarheit des Denkens über ihre eigenen, persönlichen, sie unmittelbar angehenden Probleme und vor allem über das Problem gewinnen, welches Ziel des Dienstes sie anstreben. Das muss durch Meditation geschehen. 2. Sie müssen eine Feinfühligkeit gegenüber den neuen Impulsen entwickeln, welche die Welt heute durchströmen. Das erreichen sie dadurch, dass sie alle Menschen mehr lieben und dass sie durch Liebe und Verständnis leichter mit ihnen Fühlung bekommen. Liebe [636] offenbart und erschliesst. 3. Sie müssen ihren Dienst mit vollständiger Unpersönlichkeit leisten. Dies geschieht durch Ausschaltung des persönlichen Ehrgeizes und der Machtliebe. 4. Sie müssen sich weigern, der öffentlichen Meinung oder dem Misserfolg eine Bedeutung beizumessen. Das erreichen sie, indem sie der Stimme der Seele genaueste Aufmerksamkeit widmen und sich bemühen, immer an der geheimen Stätte des Allerhöchsten zu verweilen. Wir haben unseren ersten Punkt - bezüglich des unmittelbaren Ziels und der Schritte, die man zur Erreichung dieses Zieles unternehmen muss - mit dem zweiten Punkt verschmolzen, der das Verhalten und die Faktoren betrifft, die man ausmerzen muss. Es bleibt also nur noch auf die Strafen hinzuweisen, die den Probejünger und auch den erfahrenen Mitarbeiter treffen, wenn er etwa der Verblendung und den seiner Natur innewohnenden Fehlern nachgeben und ihnen erlauben würde, seine Arbeit zu behindern und zwischen ihn und das von ihm erschaute Ziel zu treten. Es könnte darauf hingewiesen werden, dass es drei Hauptgefahrenpunkte im Leben des Dienstes gibt. Ich meine hier nicht die persönliche Schulung des Jüngers, sondern sein Leben im Dienst sowie die Aktionen, an deren Ausführung er beteiligt ist. Sein Temperament, seine (physischen, emotionalen und mentalen) Charaktermerkmale üben eine starke Wirkung auf seine Umwelt und auf die Menschen aus, denen er helfen möchte; auch seine Herkunft, seine Weltschulung und seine Sprache haben einen grossen Einfluss. Der erste Gefahrenpunkt ist sein physischer Zustand. Hierauf kann ich mich nicht weiter einlassen, ausser dass ich alle Jünger bitte, klug zu handeln, sich genügend Schlaf, rechte Nahrung (die natürlich ganz den Bedürfnissen des Einzelnen angepasst sein muss) und - wenn möglich - jene Umgebung zu verschaffen, die es ihnen gestattet, mit der grössten Leichtigkeit zu arbeiten. Die Strafe für eine Missachtung dieser Ratschläge wirkt sich in mangelnder Kraft [637] zum Dienst und in zunehmender Knechtschaft des physischen Körpers aus. Wenn der physische Körper in schlechtem Zustand ist, muss der Jünger zusätzlich noch die Verpflichtungen auf sich nehmen, die dadurch entstehen, dass er Kraft heranholen soll, mit der er nicht umgehen kann, da er dazu nicht fähig ist Der zweite Gefahrenpunkt liegt in der astralen Illusion, in der die ganze Menschheit lebt, und in ihrer Macht, selbst den erfahrenen Weltdiener zu verblenden. Ich habe das in dieser Abhandlung ausführlich besprochen, da dieses Buch, wie ihr wisst, eine Abhandlung über die Beherrschung des Astralkörpers und über das rechte Verstehen seiner Gesetze ist. Nur eine gedankliche Kontrolle, verbunden mit echter geistiger Wahrnehmung, wird in der Lage sein, diese trügerischen astralen Dünste zu durchstossen und dem Menschen zu offenbaren, dass er eine inkarnierte geistige Wesenheit ist, und dass er durch sein Denkvermögen mit dem Universalen Denken in Berührung steht. Die Strafe, die den Jünger ereilt, der sich beständig täuschen lässt, ist klar. Seine geistige Schau wird nebelhaft und unklar, und er verliert den «Sinn für Kontakt», wie es in den alten Kommentaren heisst. Er wandert «drunten in den Hohlwegen des Lebens und verfehlt jene gerade und breite Strasse, die ihn zu seinem Ziel führt». Die dritte Gefahr (und zwar eine, die heute weit verbreitet ist), ist die des mentalen Stolzes, wodurch der Mensch unfähig wird, im Gruppengefüge zu arbeiten. Die Strafe hierfür ist oft ein nur zeitweiliger Erfolg und ein erzwungenes Arbeiten mit einer Gruppe, die ihrer besten Elemente beraubt wurde, und in der nur solche Leute sind, welche die Persönlichkeit des Führers der Gruppe bestärken. Da der Jünger hier seine eigenen Ideen und Arbeitsmethoden pflegt und betont, merkt er dann, dass dieser Gruppe jene Faktoren und jene Menschen fehlen, die sie vervollständigen und abrunden würden, die sein Streben ausgeglichen und seinem Werk jene Qualitäten verliehen hätten, an denen es ihm selbst mangelt. Das ist an sich eine ausreichende Strafe und bringt den ehrlichen [638] Jünger schnell zur Vernunft. Lasst einen Jünger, der intelligent) ehrlich und im Grunde wahrhaftig ist, in solcher Weise irregehen, so wird ihm schon zur rechten Zeit die Tatsache zum Bewusstsein kommen, dass die Gruppe, die er um sich geschart hat, entweder durch ihn geformt wird, oder er durch sie; sie ist oft eine Verkörperung und Wiederholung seiner selbst. Das Gesetz wirkt bei einem Jünger sehr rasch, und dadurch kommt alles schnell wieder in Ordnung. Ich möchte den Schüler darauf hinweisen, dass er, wenn er treu und unentwegt vorgegangen ist, entdecken wird, dass die exoterische und esoterische Verbindung zwischen den äusseren Schulen und der inneren Schule (oder Reihe derer, welche die Wahrheit kennen) so eng ist, dass kein aufrichtiger Schüler völlig unbekannt bleibt. Unter dem Druck der Arbeit und unter der Bürde und Plackerei der täglichen Mühen ist es eine Ermutigung zu wissen, dass es da jene gibt, die wachen und achtsam sind, und dass eine jede liebevolle Tat, jeder strebende Gedanke und jede selbstlose Reaktion beachtet und erfahren wird. Bedenkt jedoch folgendes: die grossen Helfer erfahren dies dadurch, dass sich die Schwingung des Aspiranten erhöht, und nicht etwa durch ein spezielles Wissen um die vollzogene Tat oder durch den ausgesandten Gedanken. Diese Lehrer beschäftigen sich mit den Prinzipien der Wahrheit, mit Schwingungsgraden und der Qualität des Lichts, das zu sehen ist. Sie wissen nichts von speziellen Taten, Worten oder Zuständen, noch haben sie Zeit, sich darum zu kümmern. Je eher die Schüler das begreifen und aus ihren Gedanken jede Hoffnung vertreiben, dass sie mit einer individuellen Erscheinung Kontakt gewinnen könnten, die sie «Meister» nennen, der so viel Musse und derart entwickelte Fähigkeiten hat, dass er sich mit ihren unbedeutenden Angelegenheiten in Zeit und Raum befassen kann, - desto rascher werden sie Fortschritte machen. Wo jedoch ein Mensch stetig wächst, okkulte Prinzipien praktisch anwendet - so dass tatsächlich Veränderungen in den von ihm verwendeten Körpern eintreten -, und ein immer stärker strahlendes Licht aussendet, da wird dies bekannt und registriert, und der Aspirant wird mit immer mehr Gelegenheiten, seinen Mitmenschen zu dienen, belohnt. Die Meister belohnen nicht mit Lobsprüchen oder Beifallsbezeigungen oder in der Weise, dass sie ihrer Freude in Worten Ausdruck geben. Sie sind damit beschäftigt, aus alltäglichen [639] Menschen Wissende und Meister zu machen, indem sie folgendes tun: 1. Sie lehren sie, sich selbst zu erkennen. 2. Sie lösen sie aus der Bindung an eine Autorität, indem sie in ihrem Denken Interesse und Forschungsdrang wecken und ihnen dann zeigen - aber nicht mehr als eben das -, in welcher Richtung die Antwort gesucht werden sollte. 3. Sie geben ihnen jene Umweltbedingungen, die sie zwingen, auf eigenen Füssen zu stehen und sich auf die eigene Seele und nicht auf irgendeinen Menschen zu verlassen, sei dieser nun ein lieber Freund, ein Lehrer oder gar ein Meister der Weisheit. Ich möchte mich nicht wiederholen. Die meisten Punkte, welche die Arbeit des heutigen Aspiranten betreffen, habe ich schon früher in dieser Abhandlung besprochen. Es ist nun an euch allen, sie mit Sorgfalt zu studieren Ich schliesse mit einem Aufruf an alle, welche diese Unterweisungen lesen, ihre Kräfte zu sammeln, das Gelöbnis, sich dem Dienst an der Menschheit zu weihen, zu erneuern, ihre eigenen Ideen und Wünsche dem Wohl der Gruppe unterzuordnen, ihre Augen von sich selbst abzuwenden und sie erneut auf das geistige Bild zu richten, ihre Zunge vor müssiger Rede und Kritik, vor Klatsch und Verleumdungen zu hüten, zu lesen und zu studieren, damit das Werk einsichtsvoll vorwärtskommen kann. Alle Schüler sollten sich in diesen Tagen der Not und der sich rasch entfaltenden Gelegenheit entschliessen, alles, was sie haben, zu opfern, um der Menschheit zu helfen. Gerade jetzt besteht die Notwendigkeit und die Forderung danach. Die Dringlichkeit der Stunde ist über uns, und ich rufe euch alle, denen ich helfen möchte, dazu auf, euch dem rastlosen Bemühen der Grossen anzuschliessen. Sie arbeiten Tag und Nacht in dem Bestreben, das Los der Menschheit zu erleichtern und jene Übel und Katastrophen abzuwenden, die in der gegenwärtigen Situation enthalten sind. Ich biete euch die Gelegenheit und sage euch, dass ihr gebraucht werdet - selbst der [640] allerletzte von euch. Ich versichere euch, dass Schülergruppen, die in Übereinstimmung miteinander und mit tiefer, unerschütterlicher Liebe zueinander arbeiten, bedeutsame Erfolge erzielen können. Dass ein jeder von euch so arbeiten und sein kleines Selbst über der Erkenntnis der Weltnot vergessen möge, ist das ernste Gebet und der tiefste Wunsch eures Bruders, DES TIBETERS. JÜNGERSCHAFT IM NEUEN ZEITALTER BAND EINS Jüngerschaft im Neuen Zeitalter |
![]() |
Netnews Homepage Zurück Vorwärts Index Inhaltsverzeichnis |
Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |