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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 505 ff. (engl.)
die Leben andeuten würde. Wenn Stille und Verständnis das Krankenzimmer beherrschen, kann die scheidende Seele mit Klarheit bis zur letzten Minute ihr Werkzeug in Besitz behalten und angemessene Vorbereitungen treffen.

Wenn man später einmal mehr über Farben weiss, wird man nur orangefarbene Lichter im Krankenzimmer eines Sterbenden erlauben, und diese werden nur dann mit entsprechender Zeremonie aufgestellt werden, wenn bestimmt keine Möglichkeit mehr zur Besserung besteht. Orange unterstützt die Sammlung im Kopf, so wie Rot das Sonnengeflecht anregt und Grün eine bestimmte [506] Wirkung auf das Herz und die Lebensströme hat.

Wenn man einmal mehr vom Ton versteht, wird man bestimmte Arten von Musik anwenden; bis jetzt gibt es jedoch noch keine Musik, welche die Arbeit der Seele bei ihrem Scheiden aus dem Körper erleichtern könnte, obwohl gewisse Töne auf der Orgel sich als wirksam erweisen werden. Wenn im genauen Todesaugenblick des Menschen eigener Ton angestimmt wird, dann wird dieser Ton die beiden Energieströme einander angleichen und schliesslich den Lebensfaden zerreissen; das Wissen darüber weiterzugeben, ist jedoch noch zu gefährlich, und deshalb kann es erst später gegeben werden. Ich möchte damit in die Zukunft weisen und die Richtung andeuten, in der sich künftige okkulte Studien bewegen werden.

Man wird ausserdem entdecken, dass ein Druck auf gewisse Nervenzentren und Arterien das Werk erleichtern wird. (Diese Wissenschaft vom Sterben wird, wie viele Schüler wissen, in Tibet in Verwahrung gehalten.) Ein Druck auf die Halsschlagader und bestimmte grosse Nerven in der Kopfregion, und auf eine besondere Stelle an der Medulla oblongata (dem verlängerten Mark) wird hilfreich und wirksam sein. Eine genaue Wissenschaft vom Tod wird später unvermeidlich ausgearbeitet werden, aber erst, wenn die tatsächliche Existenz der Seele erkannt und ihre Beziehung zum Körper wissenschaftlich bewiesen sein wird.

Mantrische Sprüche werden ebenfalls angewandt und von den Umstehenden in ganz bestimmter Weise in das Bewusstsein des Sterbenden eingeprägt werden, oder dieser selbst wird sie mit Bedacht und in Gedanken anwenden. Christus zeigte uns ihre Anwendung, als er laut rief: «Mein Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist». Und wir haben ein weiteres Beispiel in den Worten: «Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren». Der ständige Gebrauch des heiligen Wortes, das halblaut oder in einer Tonlage (auf die der sterbende Mensch augenscheinlich reagiert) gesungen wird, kann später auch einen Teil des Übergangsrituals bilden, begleitet von der letzten Ölung, wie sie in der katholischen Kirche erhalten ist. Die letzte Ölung hat eine okkulte, wissenschaftliche [507] Grundlage. Das Kopfende des Sterbenden sollte auch symbolisch nach Osten gewendet und Füsse und Hände gekreuzt sein. In dem Zimmer sollte nur Sandelholz verbrannt werden und keinerlei anderes Räucherwerk erlaubt sein, denn Sandelholz ist das Rauchwerk des ersten oder Zerstörer-Strahls, und die Seele ist ja daran, ihre Behausung zu zerstören.

Das ist alles, was ich derzeit für die allgemeine Öffentlichkeit zur Betrachtung über das Thema des Todes mitteilen kann. Aber ich beschwöre euch alle, das Studium des Todes und der dabei verwendeten Methode so weit als möglich voranzubringen und die okkulte Erforschung dieser Angelegenheit fortzusetzen.

REGEL XII

Das Gewebe pulsiert. Es zieht sich zusammen und dehnt sich aus. Der Magier halte sich an die Wegmitte und befreie so jene «Gefangenen des Planeten», deren Leitton recht und in der richtigen Weise abgestimmt ist auf das, was getan werden muss.

Zwischenpausen und Zyklen.

Die Gefangenen des Planeten.

REGEL XII

Zwischenpausen und Zyklen.

Wir kommen jetzt zu den vier Regeln, die mit [511] der physischen Ebene zu tun haben. In mancher Hinsicht sind sie sehr viel schwerer zu verstehen als die anderen Regeln, und zwar in eben derselben Weise, wie ja die praktische Anwendung viel schwerer ist als theoretische Überlegungen. Wir können zwar oft mit Klarheit denken und richtig empfinden, aber die gesetzmässige und konstruktive Ausarbeitung der subjektiven Ideen in sichtbarer Form auf der physischen Ebene ist niemals eine leichte Sache. Gerade in diesem Punkt beginnt aber für den weissen Magier die wirkliche Arbeit, und gerade hier kann er Misserfolg begegnen und entdecken, dass sein inneres Begreifen der Wirklichkeit nicht notwendigerweise zu richtiger schöpferischer Tätigkeit führen muss. In der «Abhandlung über kosmisches Feuer» findet man gewisse interessante Punkte zu unserer Betrachtung, und ich möchte hier ein paar Worte davon anführen:

«Es mag hier nützlich sein, daran zu denken, dass der weisse Magier sich bei dem Schöpfungswerk der jeweils aktiven Strahleneinflüsse bedient. Wenn der fünfte, dritte und siebente Strahl an der Macht sind - sei es beim Eintritt, auf dem Höhepunkt oder beim Ausgang - dann wird die Arbeit viel leichter, als wenn der zweite sechste oder vierte Strahl herrscht. Wie wir wissen, übernimmt heute der siebente Strahl rasch die Herrschaft, und er ist eine der Kräfte, mit denen der Mensch am leichtesten arbeiten kann. Unter diesem Strahl wird es möglich sein, für die rasch in Verfall geratene Zivilisation ein neues Gerüst zu bauen und den neuen Tempel aufzurichten, dessen man für den religiösen Impuls bedarf. Unter seinem Einfluss wird die Arbeit der zahlreichen, unbewusst wirkenden Magier sehr erleichtert werden.» (Seite 1021/2.)

Es ist also offensichtlich, dass der Tag der Gelegenheit jetzt für uns gekommen ist, und dass die künftige Generation, wenn sie [512] es will, das magische Werk vollziehen kann, da nun viele jener Faktoren anwesend sind, die mithelfen werden, befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Der fünfte Strahl schwindet jetzt, aber sein Einfluss ist noch spürbar; der dritte Strahl steht auf dem Höhepunkt, und der siebente Strahl kommt rasch zur rechten Wirksamkeit. In der Folge wird vieles geschehen, um dem Menschen Erfolg zu verleihen, vorausgesetzt, dass er beständig eine rechte Orientierung, Reinheit der Motive und des Lebens, einen gefestigten und empfänglichen Emotionalkörper und jene innere Ausrichtung bewahrt, die seine Persönlichkeit zu einem wahren Träger für seine Seele oder sein Selbst macht.

Eine sehr interessante Entsprechung zeigt sich, wenn wir die Worte studieren: «Das Gewebe pulsiert; es zieht sich zusammen und dehnt sich aus. «Dem liegt der Gedanke des Pulsierens, der Diastole (des Ausdehnens) und der Systole (des Zusammenziehens) zugrunde, der Gedanke von Ebbe und Flut, von zyklischer Tätigkeit, vom Tag der Gelegenheit und der Nacht der Untätigkeit, von Ein- und Ausströmen, und von jenem vielfachen Erscheinen und Vergehen, das die treibende Flut allen Lebens in allen Reichen und Dimensionen kennzeichnet. Dieser Kreislauf von Tag und Nacht, der das unvermeidliche Merkmal manifestierten Daseins ist, muss erkannt werden. Jeder Jünger muss lernen (ich bringe diese Wahrheit so einfach als möglich zum Ausdruck), jene Weisheit zu erlangen, die auf einem Wissen beruht, wann Tätigkeit oder Zurückhaltung geboten ist; jene Weisheit, die auf einem Verstehen jener Zwischenzeiten beruht, die durch Sprechen oder Schweigen gekennzeichnet sind. Gerade hier werden viele Fehler gemacht, und hier versäumen viele, das Richtige zu tun.

Diese ganze Regel könnte in folgender Umschreibung gegeben werden, die sorgfältig überdacht werden sollte und die ich etwas erläutern möchte.

Gott atmet, und sein pulsierendes Leben strömt von dem göttlichen Herzen aus und manifestiert sich als die Lebensenergie aller Formen. Sie fliesst, in Zyklen pulsierend, durch die ganze Natur. Dies stellt die göttliche Ein- und Ausatmung dar. Zwischen diesem Aus- und Einatmen liegt ein Zeitraum der Stille, der Augenblick für wirksames Tun. Wenn die Jünger lernen, sich diese Zwischenzeiten zunutze zu machen, können [513] sie die «Gefangenen des Planeten» befreien, was das Ziel allen magischen Tuns in dieser Weltepoche ist.

Mit der Art, wie dieses Eine grosse Leben des Sonnensystems in jenen ungeheuren Zwischenpausen meditativer Stille - technisch Pralaya genannt - wirkt, brauchen wir uns nicht zu beschäftigen. Die Tätigkeit des Universalen Denkens und seiner umfassenden Absicht kann erst dann erfasst werden, wenn ein jeder Gottessohn bewusst sein göttliches Erbe antritt. Die Arbeitsmethode, nach der unser planetarisches Lebenszentrum die Zyklen der Stille ausnutzt, geht dieses allein an, und man muss berücksichtigen, dass jeder planetarische Logos einen anderen Rhythmus, eine verschieden lange periodische Zwischenpause und seine eigene, besondere Methode und Handlungsweise hat.

Worum sich jedoch derjenige, der diese Anweisung studiert, kümmern muss, das ist die Frage, wie er selber eine positive, aufbauende Tätigkeit in seinen eigenen Zwischenpausen erreichen kann. Zum Zweck unserer Erörterung gliedern sich diese Zwischenzeiten in drei Kategorien:

1. Lebenszwischenpausen oder jene Epochen, in denen der geistige Mensch nicht in der Inkarnation lebt, sondern sich in das egoische Bewusstsein zurückgezogen hat. Für die wenig Entwickelten sind diese Epochen praktisch nicht vorhanden, denn sie kreisen mit erstaunlicher Schnelligkeit von einer Inkarnation zur anderen. Die Entsprechung zu diesem schnellwechselnden Tätigsein finden wir auf der physischen Ebene in dem angestrengten Hin- und Herjagen des gewöhnlichen Menschen, wenn er den Daseinsforderungen nachkommen will, wie auch in der ersichtlichen Schwierigkeit, Geduld aufzubringen, zu warten, und das meditative Gleichgewicht zu erlangen. Mit dem inneren Wachstum verlängern sich ständig die Perioden des Zurückgezogenseins aus der Inkarnation, bis der Punkt erreicht ist, da die Zeiten ausserhalb der physischen Manifestation weitaus jene überwiegen, die in der äusseren Ausdrucksform verbracht werden. Dann dominiert die Zwischenpause. Die Zeiten des Heraustretens (der Ausatmung) und des Einatmens sind verhältnismässig kurz, und - was hervorgehoben werden muss - diese beiden Perioden werden von dem bestimmenden Einfluss der Seele und von deren Absichten beherrscht, die während der Pause zwischen den beiden aktiveren Erfahrungsstadien formuliert und [514] dem Denkvermögen eingeprägt worden waren. Das innere Leben, das sich während der zyklischen Zwischenpausen allmählich entwickelte, wird zum beherrschenden Faktor. Der Mensch wird allmählich in seiner Einstellung subjektiv, und die Äusserung auf der physischen Ebene ist dann vornehmlich das Ergebnis des inneren Gedankenlebens, und nicht so sehr die Rückwirkung auf Geschehnisse der physischen Ebene und der Ruhelosigkeit der Begierdennatur.

2. Die Ebbe und Flut des täglichen Lebens in einer speziellen Inkarnation weisen ebenfalls ihre Zwischenpausen auf, und diese muss der Aspirant erkennen lernen und nutzbar machen. Er muss den Unterschied zwischen intensiver, hinausgehender Tätigkeit, Perioden des Zurückgezogenseins, und Zwischenpausen verspüren, in denen das äussere Leben zum Stillstand gekommen und frei von aktivem Interesse erscheint. Dazu muss er kommen, wenn er sich die Gelegenheit völlig zunutze machen will, welche ihm die Lebenserfahrung vermitteln soll. Das ganze Leben ist weder eine einzige, wilde Anstrengung, sich dauernd in die Arbeit zu stürzen, noch besteht es aus einem immerwährenden Ausruhen. Es hat normalerweise seinen eigenen Rhythmus, seine Schwingung und seinen eigenen, besonderen Pulsschlag. In manchen Lebensläufen ändert sich der Rhythmus und die Art der Tätigkeit alle sieben Jahre, in anderen alle neun oder elf Jahre. Wieder andere arbeiten mit kürzeren Zyklen, und bei ihnen folgen auf Monate rastlosen Bemühens Monate scheinbaren Ruhens. Einige Menschen wieder sind so feinfühlig organisiert, dass inmitten der Arbeit solche Ereignisse und Umstände eintreten, dass sie zu einer zeitweiligen Zurückgezogenheit gezwungen werden, in der sie die gelernten Lektionen der vorangegangenen Arbeitsepoche sich zu eigen machen.

Zwei Gruppen von Menschen arbeiten anscheinend ohne Ebbe und Flut auf der physischen Ebene und zeigen einen stetigen Trieb zur Arbeit. Das sind einmal die wenig entwickelten Menschen, die auf der Evolutionsleiter so tief unten stehen, (wenn man es so ausdrücken darf), und die so überwiegend sinnlich sind, dass es bei ihnen keine mentale Reaktion auf äussere Umstände gibt, sondern nur einen Widerhall auf den Ruf physischer Bedürfnisse, und die Verwendung der Zeit zur Befriedigung der Begierden. Dies hört niemals auf, und darum gibt es bei ihnen wenig, was in [515] ihrer Lebensäusserung als zyklisches Geschehen bezeichnet werden könnte. Zu ihnen gehören der nicht denkende Schwerarbeiter und der unzivilisierte Mensch. Dann gibt es jene Männer und Frauen, die auf der entgegengesetzten Waagschale stehen und auf der Leiter des Fortschritts verhältnismässig hoch gestiegen sind. Diese haben sich von dem rein Physischen so frei gemacht, und sind sich des Wesens der Begierde so sehr bewusst, dass sie gelernt haben, eine Tätigkeit ohne Unterbrechung fortzuführen, da sie sich auf Disziplin und Dienst gründet. Sie arbeiten bewusst in Übereinstimmung mit Zyklen und verstehen etwas von deren Wesen. Sie kennen die göttliche Kunst, ihr Bewusstsein in das Bewusstsein der kontemplierenden Seele zurückzuziehen, und sie können ihre Arbeit in der Menschenwelt meistern und weise leiten. Das ist die Lektion, die alle Jünger lernen, und das ist die grosse Errungenschaft der

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.