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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 492 ff. (engl.)
Aufmerksamkeit anzuziehen, solange sind positive, reine Gedankengänge nicht möglich. So lange nicht Wert der Konzentration und Meditation allgemeinere Anerkennung findet, und das Wesen des Denkvermögens und seiner Modifikationen (Abwandlungen) von viel mehr Menschen verstanden wird, würde jede weitere Lehre über dieses Thema nutzlos sein.

In diesen Unterweisungen habe ich versucht, einen Hinweis auf [493] die ersten Schritte in der esoterischen Psychologie zu geben, und habe mich hauptsächlich mit dem Wesen und der Schulungsweise des Astralkörpers befasst. Zu einer späteren Zeit in diesem Jahrhundert können vielleicht die Psychologie des Denkvermögens, seine Natur und seine Abwandlungen ausführlicher behandelt werden, aber die Zeit dafür ist noch nicht da.

Unser Thema heisst jetzt: die Erlösung von der Körpernatur durch den Todesprozess.

Erstens meine ich mit der Körpernatur die integrierte Persönlichkeit, also die physische Körperausrüstung des Menschen, seinen Lebens- oder Ätherkörper, den Stoff (oder die Daseinsform) der Begierdennatur, und den Denkstoff. Diese Dinge bilden die Hüllen oder äusseren Formen der inkarnierten Seele. Der Bewusstseinsaspekt ist manchmal in dem einen und manchmal in dem anderen konzentriert, oder er identifiziert sich einmal mit der Form und einmal mit der Seele. Der Durchschnittsmensch wirkt mit Leichtigkeit und Selbstbewusstsein in dem physischen und astralen Körper. Der intelligente, hochentwickelte Mensch hat zu diesen beiden die bewusste Herrschaft über seinen Denkapparat hinzugefügt, wenn auch nur in bestimmten Aspekten, wie etwa der Erinnerungs- und Untersuchungsfähigkeit. In einigen Fällen ist es ihm auch gelungen, diese drei zu einer bewusst wirkenden Persönlichkeit zu vereinen. Der Aspirant beginnt, etwas von dem Lebensprinzip zu verstehen das die Persönlichkeit beseelt, während der Jünger alle drei benutzt da er Seele, Denkvermögen und Gehirn aufeinander ausgerichtet oder abgestimmt hat und daher mit seinem subjektiven Rüstzeug oder den Energieaspekten zu arbeiten beginnt.

Zweitens kommt diese Erlösung durch ein richtiges Verständnis für die mystische Erfahrung, die wir Tod nennen, zustande Dies soll jetzt unser Thema sein, und dieses ist so unermesslich, dass ich nur gewisse Richtlinien für die Gedanken des Aspiranten anzudeuten und gewisse Thesen hinzustellen vermag, die er später ausarbeiten kann. Wir werden uns auch in erster Linie auf den Tod des physischen Körpers beschränken.

Wir wollen zuerst diesen geheimnissvollen Vorgang erklären, dem [494] alle Formen unterworfen sind, und der oft nur als das gefürchtete Ende angesehen wird, - gefürchtet, weil nicht verstanden. Das Denken des Menschen ist so wenig entwickelt, dass Furcht vor dem Unbekannten, Entsetzen vor dem Ungewohnten, und das Anklammern an die Form eine Situation geschaffen haben, auf Grund derer eines der wohltätigsten Ereignisse im Lebenskreislauf eines inkarnierten Gottessohnes als etwas betrachtet wird, das vermieden und so lange als möglich hinausgeschoben werden sollte.

Der Tod ist, - wenn wir es nur erkennen könnten - eines der Dinge, die wir am häufigsten erleben. Wir sind schon viele Male gestorben und werden auch immer wieder sterben. Der Tod ist hauptsächlich eine Bewusstseinsangelegenheit. In dem einen Augenblick, sind wir bewusst auf der physischen Ebene, und einen Augenblick später haben wir uns auf eine andere Ebene zurückgezogen und sind dort aktiv bewusst. Nur solange, als unser Bewusstsein sich mit dem Formaspekt identifiziert, wird der Tod für uns seinen alten Schrecken behalten. Aber sobald wir uns als Seelen erkennen und darauf kommen, dass wir fähig sind, nach Belieben unser Bewusstsein oder unseren Gewahrseinssinn in irgendeiner Form, auf jeder Ebene oder in jeder Richtung innerhalb der Formgestalt Gottes zu konzentrieren, werden wir keinen Tod mehr kennen.

Für den Durchschnittsmenschen ist der Tod der katastrophale Schluss, der die Beendigung aller menschlichen Beziehungen, das Aufhören aller physischen Tätigkeit, die Trennung von allen Zeichen der Liebe und der Zuneigung, und den (unfreiwillig und unter Protest vollzogenen) Übergang in das Unbekannte und Gefürchtete mit sich bringt. Es ist, als ob man ein erleuchtetes, warmes, freundliches und vertrautes Zimmer, wo unsere Lieben versammelt sind, verlassen und in die kalte, dunkle Nacht hinausgehen muss, allein und von Grausen erfasst; man hofft auf das Beste, weiss aber nichts Sicheres.

Die Menschen vergessen jedoch gern, dass wir jede Nacht in den Stunden unseres Schlafes für die physische Ebene sterben und woanders lebendig und tätig sind. Sie vergessen, dass sie schon eine Gewandtheit im Verlassen des physischen Körpers erreicht haben; und nur, weil sie noch keine Rückerinnerung an [495] dieses Hinausgehen und an die darauffolgende Zwischenzeit tätigen Lebens in das physische Gehirnbewusstsein mitbringen können, ist es ihnen unmöglich, Tod und Schlaf miteinander in Beziehung zu bringen. Letzten Endes ist der Tod nur eine längere Zwischenzeit in dem Leben der Tätigkeit auf der physischen Ebene; man ist nur für einen längeren Zeitraum «verreist». Aber der Vorgang des täglichen Schlafengehens und der Vorgang des gelegentlichen Sterbens sind identisch, mit dem einen Unterschied, dass im Schlaf der magnetische Faden oder Energiestrom, an dem die Lebenskräfte entlang laufen, unversehrt bleibt und der Weg der Rückkehr in den Körper ist. Im Tod ist dieser Lebensfaden gebrochen oder abgerissen. Wenn das geschehen ist, kann die bewusste Wesenheit in den grob-physischen Körper nicht zurückkehren, und dieser Körper, dem nun das Zusammenhalteprinzip fehlt, zerfällt und löst sich auf.

Man sollte daran denken, dass die Absicht und der Wille der Seele, - die geistige Entschlossenheit zum Sein und zum Handeln, - die Fadenseele, das Sutratma, den Lebensstrom, als ein Mittel zur Äusserung in der Form benutzt. Dieser Lebensstrom teilt sich in zwei Ströme oder Fäden, sobald er den Körper erreicht, und ist wenn ich es so ausdrücken darf - an zwei Stellen im Körper verankert. Dies ist ein Symbol für die Differenzierung von Atma oder Geist in seine beiden Spiegelbilder: Seele und Körper. Die Seele oder der Bewusstseinsaspekt, der ein Menschenwesen zu einer vernunftbegabten, denkenden Wesenheit macht, ist durch einen Aspekt dieser Fadenseele an einem «Sitz» im Gehirn «verankert», der in der Gegend der Zirbeldrüse liegt. Der andere Lebensaspekt, der jedes Atom des Körpers beseelt und das Prinzip des Zusammenhaltes oder der Integration darstellt, findet seinen Weg zum Herzen und ist dort konzentriert oder verankert. Von diesen beiden Punkten aus versucht der geistige Mensch den Mechanismus zu beherrschen So wird ein Wirken auf der physischen Ebene möglich, und das objektive Dasein wird zu einer vorübergehenden Äusserungsform. Die Seele mit dem Sitz im Gehirn macht den Menschen zu einer intelligenten, vernunftbegabten Wesenheit, die eigenbewusst ist [496] und sich selbst leitet; er ist sich in verschiedenem Grade der Welt bewusst, in der er lebt, je nach seiner Evolutionsstufe und der dementsprechenden Entwicklung seines Mechanismus. Dieser Mechanismus äussert sich in dreifacher Form. Da sind vor allem die Nadis und die sieben Kraftzentren; ferner das Nervensystem in seinen drei Abteilungen: das cerebrospinale, das sympathische und das periphere System, und schliesslich das endokrine Drüsensystem, das als der dichteste oder der nach aussen in Erscheinung tretende Aspekt der beiden anderen angesehen werden kann.

Die Seele mit dem Sitz im Herzen ist das Lebensprinzip, das Prinzip der Selbstbestimmung, der Zentralkern positiver Energie, vermittels dessen alle Körperatome am richtigen Platz festgehalten und dem von der Seele ausgehenden «Willen zum Sein» untergeordnet werden. Dieses Lebensprinzip verwendet den Blutstrom als Ausdrucksmittel und Kontrollorgan, und infolge der engen Verbindung des endokrinen Systems mit dem Blutstrom werden die beiden Aspekte der Seelentätigkeit zusammengebracht, um den Menschen zu einem lebendigen, bewusst wirkenden Wesen zu machen, das von der Seele beherrscht wird und die Absichten der Seele in allen Tätigkeiten des täglichen Lebens zum Ausdruck bringt.

Der Tod ist darum in der Tat ein Vorgang, bei dem diese beiden Energieströme aus dem Herzen und dem Kopf zurückgezogen werden, was dann den völligen Verlust des Bewusstseins und die Auflösung des Körpers zur Folge hat. Der Tod unterscheidet sich vom Schlaf insofern, als beide Energieströme herausgezogen werden. Im Schlaf wird nur der Energiefaden zurückgezogen, der im Gehirn verankert ist, und wenn dies geschieht, wird der Mensch bewusstlos. Damit meinen wir, dass sein Bewusstsein oder sein Gewahrseinssinn an anderer Stelle konzentriert ist. Seine Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf greifbare, physische Dinge gerichtet, sondern wendet sich einer anderen Welt des Seins zu und sammelt sich in einem anderen Rüstzeug oder Mechanismus. Beim Tod werden beide Fäden zurückgezogen oder im Lebensfaden vereint. Die [497] Lebenskraft hört auf, mit Hilfe des Blutstroms den Körper zu durchdringen, und das Herz stellt seine Funktion ein, ebenso wie das Gehirn aufhört zu registrieren, und so tritt Stille ein. Das Haus ist leer. Jede Tätigkeit hört auf, ausgenommen jene erstaunliche, unmittelbare Wirksamkeit, die das Vorrecht der Materie selbst ist und in dem Zersetzungsprozess zum Ausdruck kommt. Von gewissen Aspekten aus gesehen, zeigt darum dieses Geschehen die Einheit des Menschen mit allem auf, was materiell ist; es beweist, dass er ein Teil der Natur selbst ist, und mit Natur meinen wir den Körper jenes Einen Lebens, in dem wir «leben, weben und sind». In diesen drei Worten: leben, weben und sein - haben wir die ganze Angelegenheit beschlossen. Sein ist Wahrnehmung, Eigenbewusstsein und Selbstäusserung, und dafür sind Kopf und Gehirn des Menschen die äusseren Symbole. Leben ist Energie, Verlangen in der Form, Zusammenhalt und Anhängen an eine Idee, und dafür sind Herz und Blut die exoterischen Symbole. Weben weist hin auf das Hineinwachsen und Reagieren der seienden, wahrnehmenden, lebendigen Wesenheit in und auf das universelle Tätigsein, und dafür sind Magen, Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und Leber die Symbole.

Obgleich es unser Thema nur am Rande berührt, ist doch die Bemerkung interessant, dass in Fällen von Geisteskrankheit und Schwachsinn sowie in jenem Stadium hohen Alters, das wir Altersschwäche nennen, der im Gehirn verankerte Faden zurückgezogen ist, während derjenige, der den Lebensimpuls oder Lebenstrieb überträgt, noch im Herzen verankert bleibt. Es ist noch Leben da, aber keine intelligente Wahrnehmung; es gibt Bewegung, aber keine intelligente Leitung; wenn im Leben ein hochentwickelter Apparat benutzt worden war, kann bei Altersschwäche noch der Anschein intelligenten Funktionierens bestehen, aber das ist eine Illusion, die auf alte Gewohnheit und einen seit vielen Jahren geschaffenen Rhythmus zurückzuführen ist; es besteht jedoch keine geordnete, zusammenhängende Absicht.

Es muss auch beachtet werden, dass der Tod daher unter der bewussten Leitung des Ego erfolgt, ungeachtet dessen, wie wenig ein Menschenwesen sich dieser Leitung bewusst sein mag. Bei den meisten Menschen geht der Prozess automatisch vor sich, denn wenn die Seele ihre Aufmerksamkeit zurückzieht, ist der Tod die unabwendbare Reaktion auf der physischen Ebene - sei es, dass der zweifache Faden der Lebens- und Vernunftenergie oder dass [498] der mit der Denkkraft ausgestattete Energiefaden zurückgezogen wird; dabei bleibt der Lebensstrom noch in Funktion durch das Herz, aber es besteht keine intelligente Wahrnehmung mehr. Die Seele betätigt sich anderwärts und ist auf ihrer eigenen Ebene mit eigenen Angelegenheiten beschäftigt.

Bei hochentwickelten Menschen finden wir oft einen Sinn des Vorhersehens hinsichtlich der Zeit des Todes; das hängt damit zusammen, dass solche Menschen Kontakt mit dem Ego haben und sich der Wünsche des Ego bewusst sind. Manchmal kommt noch ein Wissen um den genauen Todestag dazu, verbunden mit der Erhaltung der Selbstbestimmung bis zum letzten Augenblick des Zurückziehens. Bei Eingeweihten gibt es noch viel mehr als das. Da besteht ein einsichtsvolles Verständnis für die Gesetze der Zurückziehung, das es demjenigen, der den Übergang vollzieht, ermöglicht, sich bewusst und in vollwachem Gewahrsein aus dem physischen Körper herauszuziehen und so auf der Astralebene zu wirken. Dies setzt ein Bewahren der Kontinuität (der ununterbrochenen Fortdauer) des Bewusstseins voraus, so dass zwischen der Bewusstheit auf der physischen Ebene und dem Zustand nach dem Tod keine Lücke entsteht. Der Mensch erkennt, dass er noch derselbe ist als wie zuvor, wenn auch ohne den Apparat, durch den er mit der physischen Ebene in Kontakt kommen kann. Er nimmt weiterhin die Gefühlszustände und die Gedanken derer wahr, die er liebt, obgleich er die dichte physische Hülle nicht wahrnehmen oder mit ihr in Berührung kommen kann. Er kann sich mit den «Lebenden» auf der Astralebene oder auf telepathischem Wege vermittels der Denkfähigkeit verständigen, wenn sie und er miteinander in Verbindung stehen. Eine Verständigung, die den Gebrauch der fünf physischen Wahrnehmungssinne verlangt, liegt jedoch notwendigerweise ausser seiner Reichweite. Es ist indessen nützlich, sich vor Augen zu halten, dass der Austausch im Astral- und Mentalbereich enger und empfindungsstärker sein kann als zuvor, da er ja der Behinderung durch den physischen Körper nicht mehr unterworfen ist. Zweierlei stellt sich jedoch diesem Wechselwirken entgegen: das eine ist der Gram und die heftige emotionale Aufregung derer, die zurückgelassen wurden, und das andere ist, im Fall des Durchschnittsmenschen, des Menschen eigene Unwissenheit und Verwirrung, wenn er dem gegenübersteht, was für ihn neue Gegebenheiten sind; in Wirklichkeit [499] handelt es sich jedoch um altbekannte Zustände, wenn er es nur erkennen könnte. Wenn die Menschen einmal die Furcht vor dem Tod verloren und ein Verständnis für die Welt nach dem Tod erlangt haben, das sich nicht auf Halluzinationen und Hysterie, oder auf die (oft dummen) Folgerungen des durchschnittlichen Mediums gründet, das unter der Anleitung seiner eigenen Gedankenform spricht (die von ihm selbst und dem Teilnehmerkreis gebildet wurde), dann werden wir den Todesvorgang richtig beaufsichtigen und verfolgen können. Der Zustand der Zurückbleibenden wird sorgfältig behandelt werden, so dass kein Verlust der Beziehung zu beklagen ist und keine falsche Energieverschwendung eintritt.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.