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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 453 ff. (engl.)
Jahrhunderts völlig verstehen wird.

Wir wollen diese Regel Satz für Satz betrachten und zu jener Auslegung kommen, die für den Durchschnittsaspiranten die leichteste ist. Alle diese Regeln können vom Standpunkt des intelligenten Menschen aus gelesen werden, und werden doch nur wenig besagen; sie können vom Standpunkt des Aspiranten gelesen werden und werden dann bestimmte praktische Ideen vermitteln, die im Alltag anwendbar sind und im Schmelztiegel der Lebenserfahrung ausgearbeitet werden können. Sie werden einen Sinn bekommen, wenn der Aspirant lernt, mit Energien umzugehen, im Mentalstoff zu arbeiten und schöpferisch an der göttlichen Absicht mitzuwirken, die dem Evolutionsplan zugrunde liegt. Aus der Sicht des Jüngers bergen diese Regeln bestimmte machtvolle Belehrungen, die ihn zu einem Verständnis für das schöpferische Wirken in der Natur führen werden, das dem Denken des Aspiranten notwendigerweise verschlossen ist. Der Fassungskraft des Eingeweihten vermitteln diese Worte bestimmte Vorschriften, welche nur seine Intuition richtig auslegen kann. Mit den höheren Intelligenzgraden brauchen wir uns nicht zu befassen. Wir wollen diese Regel deshalb einzig und allein vom Gesichtspunkt des Durchschnittsaspiranten aus betrachten und die anderen Auslegungen jenen Menschen überlassen, welche die innere Ausrüstung haben, die ihnen ein Verständnis ermöglicht.

1. Er muss die Formel ermitteln, welche die Lebewesen innerhalb der sie umgebenden Mauer festhält.

Alle Formen in der Natur bestehen, wie wir wohl wissen, aus Myriaden von winzigen Lebewesen, die ein gewisses Mass [454] an Gewahrsein, Rhythmus und Zusammenhalt haben, entsprechend der Kraft des Gesetzes der Anziehung, die sich der Erbauer der Form zunutze gemacht hat. Dies gilt sowohl für den Makrokosmos als auch für die unendliche Welt der mikrokosmischen Lebewesen, die in dem grösseren Ganzen enthalten sind. Keimhafte Sonnensysteme, die unter dem Impuls des göttlichen Gedankens ins Dasein treten, sind zuerst leichtbeweglich, nebelhaft und wechselnd im Umriss, und werden durch den zentralen Energiekern lose zusammengehalten; - das ist eine andere Art und Weise, um die darin liegende Idee auszudrücken. Im Lauf der Zeit gehen sie in andere Zustände über, nehmen bestimmtere Formen an, treten in spezielle Verbindungen mit verwandten und benachbarten Formen und stellen sich auf mannigfache innere Beziehungen zu diesen ein, was in dem früheren Stadium nicht möglich war. Schliesslich erleben wir dann ein Sonnensystem, wie etwa das unsere, und Myriaden anderer - ein Sonnensystem, das sich uns darstellt als eine Sonne mit den sie umkreisenden und sich drehenden Planeten, die sich auf ihren verschiedenen Bahnen und in ihren festgesetzten Positionen und Relationen halten, die als unabhängige und in gegenseitiger Abhängigkeit stehende Organismen wirken und doch für das Auge des Astronomen einen Zusammenhang, eine Einheit und ein Gefüge darstellen, das in jedem Fall einzigartig ist und sich doch nach dem kosmischen Gesetz verhält und betätigt. Es entspricht irgendeiner ungeheuren Absicht, die vom Universalen Denken erfasst und stetig festgehalten wird, das seinerseits ein Aspekt jener gruppenbewussten und eigenbewussten Wesenheit ist, die der Urheber seines Daseins und der Schöpfer seiner Form ist.

Man könnte behaupten, dass dieses eine intelligente, grosse Leben in seiner Meditation und also auch in seinem widerspiegelnden Denkvermögen das erschafft, was wir eine Gedankenform nennen. Diese Gedankenform hat vier Hauptmerkmale:

1. Sie wird durch die bewusste Anwendung des Gesetzes der Anziehung ins Dasein gerufen. [455]

2. Sie ist aus einer unendlichen Anzahl lebendiger Wesenheiten gebildet, die von dem Denken des göttlichen Schöpfers angezogen werden und so miteinander in Beziehung treten.

3. Die Form ist das äussere Erscheinungsbild von dem, was ihr Schöpfer:

a. im Geiste erschaut hat;

b. einsichtsvoll gebildet und «gefärbt» oder «qualifiziert» hat, damit es dem Zweck diene, zu dem es bestimmt war;

c. durch die Wirkungskraft seines Verlangens und die Stärke seiner lebendigen Gedanken belebt hat;

d. in einer Gestalt erhalten hat, so lange es notwendig ist, damit es seine spezielle Aufgabe vollziehe;

e. mit sich durch einen magnetischen Faden verbunden hat, - den Faden seiner lebendigen Absicht und der Stärke seines beherrschenden Willens.

4. Diese innere Absicht, die sich in mentale, astrale und lebendige Substanz gekleidet hat, ist auf der physischen Ebene gerade so lange kraftvoll, als:

a. sie bewusst im Denken ihres Schöpfers bleibt;

b. sie okkult von ihrem Schöpfer «Abstand hält». Viele Gedankenformen bleiben wertlos, da sie ihrem Schöpfer «zu nahe» stehen;

c. sie in jede gewünschte Richtung gelenkt werden und nach dem Gesetz des geringsten Widerstandes ihren eigenen Platz finden kann, so dass sie also die gewünschte Aufgabe erfüllt und die Absicht ausführt, für die sie erschaffen wurde.

Die «Formel» könnte deshalb als die von dem göttlichen Denker ausgehende Idee angesehen werden; man könnte sie als die dynamische Absicht bezeichnen, als das «Ding», so wie der Denker es sieht, ihm in seinem Denken Gestalt verleiht und es als den Träger seiner Absicht erschaut. Die mathematischen Berechnungen, die der Konstruktion einer Brücke oder jeder anderen grossen Bogenspannung zugrunde liegen, Zeichen menschlicher Leistung, sagen dem [456] Uneingeweihten nichts; aber für diejenigen, die es wissen und verstehen, sind sie die Brücke selbst, auf ihre wesentlichen Begriffe zurückgeführt. Sie sind im Verborgenen schon die Brücke, und in diesen mathematischen Formeln liegt die Absicht, die Qualität und Form des vollendeten Baues und dessen schliessliche Brauchbarkeit beschlossen. So ist es auch mit den Vorstellungen und Ideen, die eine Gedankenform ins Leben rufen. Diese okkulten Formeln existieren auf der Ebene der Urbilder, die (für den Aspiranten) die Ebene der Intuition ist, obgleich es sich um eine viel höhere Bewusstseinsstufe handelt. Diese Formeln liegen einer Welt von Formen zugrunde und müssen von denjenigen aufgespürt und aufgegriffen werden, die entsprechend ausgerüstet sind, um unter den Grossen Architekten des Universums zu arbeiten. Es gibt - symbolisch gesprochen - drei grosse Formelbücher. Beachtet die Worte «symbolisch gesprochen» und vergesst sie nicht. Da gibt es erstens das Buch des Lebens, das von den Eingeweihten aller Grade gelesen und schliesslich gemeistert wird. Ferner gibt es das Buch der Göttlichen Weisheit, manchmal das Buch der Wissenden Erfahrung genannt, das von den Aspiranten aller Grade gelesen wird; - und schliesslich gibt es das Buch der Formen, das alle zwangsweise lesen müssen, deren Intelligenz zu wirksamer Tätigkeit erwacht ist. Eben mit dem Buch der Formen wollen wir uns jetzt beschäftigen.

Patanjali spricht an einer Stelle von der «Regenwolke der erkennbaren Dinge», welche die Seele bewusst wahrnimmt. Der Aspirant - des ewigen Kreislaufs seiner eigenen, nutzlosen, unwichtigen Gedanken müde - sucht die Quellen dieser «Regenwolke» anzuzapfen und so einige der Gottesgedanken auf die Erde herabzuholen. Er versucht so zu arbeiten, dass er die Offenbarung der Ideen des Schöpfers fördern kann. Dazu muss er bestimmte Anfangsforderungen erfüllen, die kurz, wie folgt, aufgestellt werden konnten:

1. Er muss die wahre Bedeutung der Meditation kennen.

2. Er muss leicht und gewandt Seele, Denkvermögen und Gehirn in Einklang bringen können.

3. Er muss sich als die Seele auf ihrer eigenen Ebene betätigen, [457] also kontemplieren können. Es wird dann der Seele möglich, als Mittler zwischen der Ebene der göttlichen Ideen und der Mentalebene zu wirken. Ihr erkennt doch, wie sich dieses Beteiligen am göttlichen Schöpfungsprozess als das Ziel aller wahren Meditationsarbeit herausstellt?

4. Er muss die Idee registrieren, die intuitiv von der Seele empfangen wird, und die Form erkennen, die sie annehmen sollte. Diese letzten sieben Worte sind ausserordentlich wichtig.

5. Er muss die vage und nebelhafte Idee auf ihre wesentlichen Bestandteile zurückführen, alle eitlen Einbildungen und Formulierungen des niederen Denkens ausschalten und sich so zum Sprung in bereitwillige Tätigkeit rüsten; durch Beharrlichkeit in der Kontemplation wird er dann die Schau des inneren Gefüges oder - wenn ich es so ausdrücken darf - des subjektiven Gerippes der Form, die werden soll, empfangen.

6. All dies, was bewusst von der Seele dem Denkvermögen mitgeteilt wurde, wird ebenso bewusst vom ständig im Licht gehaltenen Denkvermögen registriert und könnte als die auf den Kerngedanken zurückgeführte Formel betrachtet werden. Es ist nicht die Formel selbst, sondern der abgeleitete Vorgang. Je nach der Stärke, der Einfachheit und Klarheit, mit der die Formel in einem einfach umrissenen Gefüge verkörpert ist, wird schliesslich auch der fertige Bau und folglich die Gestalt beschaffen sein, die innerhalb der äusseren Form selbst die zu deren Aufbau verwendeten Lebewesen einschliesst.

Dies gleicht eigentlich dem Stadium der Empfängnis. In dem Keim (dem Ergebnis der männlich-weiblichen Wechselbeziehung) liegen alle die inneren Anlagen und Fähigkeiten des vollendeten Erzeugnisses verborgen. In der materiell empfangenen Idee, die jedoch von dem Geistaspekt inspiriert wurde, liegen die Wirkungsmöglichkeiten der fertigen Gedankenform beschlossen. Der Materieaspekt - vertreten durch das Denkvermögen - wurde durch den Geistaspekt befruchtet, und die Dreiheit wird schliesslich durch [458] die erschaffene Form vervollständigt. Aber in den Frühstadien gibt es bis jetzt nur die «Formel» - die empfangene Idee, die verborgene, jedoch dynamische Vorstellung. Sie ist stark genug, um die Grundelemente für Wachstum und Formung an sich zu ziehen, aber wer kann sagen, ob sie sich als eine Fehlgeburt, als mittelmässiges, schwaches Erzeugnis, oder als eine Schöpfung von wirklicher Schönheit und echtem Werk erweisen wird?

Jede veräusserlichte oder sichtbar gewordene Idee ist daher im Besitz einer Form, von Verlangen beseelt und aus der Kraft des Denkens erschaffen. Eben die Begierdenebene ist es, der das Denkvermögen die erfassten Vorstellungen einprägt, um die «inkarnierte Idee» hervorzubringen, um also die Idee in eine Form zu kleiden; diese Ebene ist daher der Boden für die Schwangerschaft. Vorher war das Denkvermögen Empfänger der urbildlichen Idee, so wie sie von der Seele erfasst und erschaut worden war. Die Seele ist ihrerseits Empfänger der Formel, so wie sie ihr in der Ideenwelt dargeboten worden war. So habt ihr die «dargebotene Idee», die «wahrgenommene Idee», die «formulierte Idee» und die Idee, die sich zur sichtbaren Form entwickelt.

Man sollte wohl beachten, dass die folgenden Faktoren das Auftauchen der Idee aus dem Universalen Denken in die Welt der greifbaren Formen bestimmen:

1. Die Energien, die von der Ebene der Urbilder ausgehen. Auf dieser Ebene konzentriert sich die Aufmerksamkeit der höchsten Gruppe intelligenter Wesen auf unserem Planeten. Ihr Bewusstsein kann auf diese Wirkungssphäre ansprechen und sie umfassen; auf ihr kommt das Denken Gottes zum Ausdruck - frei von den Begrenzungen dessen, was wir unter Form verstehen. Sie sind die Bewahrer der Formel; sie sind die Mathematiker, welche die Entwürfe für den grossen Plan vorbereiten; sie berechnen die Wirkungen der Kräfte, durch die das Werk gefördert wird, und die Energien, die gehandhabt werden müssen; sie ziehen die Anstrengungen und Anspannungen in Betracht, denen die Formen unter dem Ansturm der Lebenskraft ausgesetzt werden müssen; sie befassen sich mit den zyklischen Impulsen, auf die der Evolutionsprozess [459] reagieren muss; sie beschäftigen sich mit der Beziehung zwischen dem Formaspekt und dem Lebensdrang.

2. Der intuitive Erkenntniszustand. Auf dieser Bewusstseinsebene leisten die Meister der Weisheit ihre Arbeit, und eben in dieser Einflusssphäre wirken sie mit grösster Mühelosigkeit und Leichtigkeit, genau so wie normal intelligente Menschen auf der physischen Ebene. Ihr Denken steht in ständigem Kontakt mit den Denkern der Urbilder, welche die Bewahrer der Formeln sind; sie nehmen die Entwürfe auf (ich spreche wieder im symbolischen Sinn) und befassen sich mit den speziellen Einzelheiten, schauen aus nach jenen, die zur Beaufsichtigung des Werkes geeignet sind, und versammeln die notwendigen Mitarbeiter um sich. Unter ihren Jüngern suchen sie, bis sie denjenigen finden, der auf der physischen Ebene als Brennpunkt für Mitteilungen am besten geeignet ist, oder die Gruppe, die den gewünschten Teil des Planes am besten zur entfalteten Form bringen kann. Sie arbeiten mit den so Erwählten, indem sie ihrem Denken jene ewige Dreiheit von Idee - Qualität - Form einprägen, bis die Einzelheiten allmählich in Erscheinung treten und das, was tatsächlich ein «Niederschlag» ist, vor sich gehen kann.

3. Die Aktivität des mentalen Bewusstseinszustands. Gerade auf der Mentalebene wird notwendigerweise viel derartige Arbeit geleistet, und hiermit ist ein ausreichender Grund dafür gegeben, dass der Aspirant seinen Verstand schult und entwickelt. Die «Regenwolke erkennbarer Dinge» senkt sich zuerst auf die Mentalebene herab, und ein weiterer Niederschlag tritt ein, wenn Jünger und Aspirant die Empfänger sind. Diese letzteren versuchen ihrerseits, auf die kleineren Mitarbeiter und Aspiranten einzuwirken, die karmisch oder durch Wahl innerhalb ihres Einflussbereiches stehen. So wird die dargebotene «Idee» von vielen Denkern aufgegriffen, und der Formelaspekt des grossen Werkes hat seine Rolle gespielt.

Man sieht, wie dieses Werk folgerichtig und dem Wesen nach eine Gruppenarbeit und deshalb nur jenen wirklich möglich ist, die den Meditationsprozess bis zu einem gewissen Grad beherrschen, und die «das Denken stetig im Licht halten» können. Dieses [460] Licht strahlt in Wirklichkeit von dem universellen Denken aus und hat vielerlei Erscheinungsformen; es wurde (esoterisch gesprochen) in einem vorhergehenden Sonnensystem erzeugt und muss in diesem benutzt und

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.