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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 424 ff. (engl.)
wirkliche Existenz-Bewusstheit während der Stunden des Schlafes. Das Traumleben ist - so wie man es berichtet - ebenso voller Illusionen wie irgendeine der ausgesprochen niederen, psychischen Erlebnisse. Das allmählich wachsende Interesse an Träumen vom Gesichtspunkt der Psychologie aus und die Erforschung ihrer möglichen Ursachen sind die ersten, schwachen Versuche, diese Bewusstseinswelt auf einer wirklichen wissenschaftlichen Grundlage aufzubauen. Es gibt bisher keine bewusste Wahrnehmung gedanklicher Tätigkeit zu solchen Zeiten, zum Beispiel, wenn der Emotionalkörper im Mittelpunkt der Bühne steht. Womit beschäftigt sich das Denkvermögen während einer langen Zeit emotioneller Erregung? Es hat, wie wir wissen, sein eigenes Leben und seine Gesetze. Und weiter: was tut die Seele, wenn die Persönlichkeit sich ausschliesslich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmert? Könnt ihr euch nicht eine Zeit vorstellen, in der die Entwicklung des Bewusstseins eine solche Stufe erreicht haben wird, dass eine empfindende Reaktion in allen Teilen des menschlichen Wesens vorhanden ist und dass alles vom Gehirn aufgezeichnet wird? Schon sind sich die Menschen gleichzeitig sowohl der Tätigkeit auf der physischen Ebene als auch der emotionalen Wirksamkeit bewusst. Das ist für die meisten ein allgemeiner, gewöhnlicher Zustand. Wenn zwei Tätigkeiten gleichzeitig registriert werden können, warum dann auch nicht drei oder sogar vier? Das ist die Zukunft, die vor der Menschheit liegt, und die aktiv eingesetzten Jünger werden die ersten sein, welche dieses erweiterte Bewusstsein zum Ausdruck bringen und kundtun können.

So müssen telepathisches Wechselwirken und erweiterte Empfindungsfähigkeit entwickelt und eng miteinander verbunden werden.

Ich habe deshalb auf die unmittelbare, künftige Entwicklung des einzelnen Jüngers hingewiesen. Was steht nun in unmittelbarer Zukunft der Gruppe bevor?

Zunächst einmal kommt eine Vorbereitungszeit, in deren Verlauf die Gruppe in das öffentliche Bewusstsein eintritt und sich somit bemerkbar macht. Das geschieht in der Weise, dass sie beharrlich die neuen Ideale verkündet und dass sie ständig und nachdrücklich die wesensmässige Einheit der ganzen Menschheit betont. Es ist die Folge dessen, dass der Ton einheitlich und weltweit ist, der von [425] dem einen hier und dem anderen dort angeschlagen wird. Während dieses Stadiums darf keine übereilte Arbeit und keine überstürzte Aktion irgendwelcher Art stattfinden. Die Gruppe und ihre Ideen werden langsam und sicher wachsen. Die Gruppe besteht bereits. Sie braucht nicht gebildet und organisiert zu werden; es braucht daher keiner von euch irgendein Gefühl der Verantwortung auf sich zu nehmen und zu glauben, er müsse irgendeine Aktivität organisieren, um diejenigen Jünger, die beschlossen haben, subjektiv zu arbeiten, an die Öffentlichkeit zu locken. Das sind weder die Methoden, die von den Älteren Brüdern der Menschheit gutgeheissen werden, noch ist es die Art, in der sie selbst arbeiten.

Jeder von euch möge für sich selbst erkennen, ob er für die neue Einstellung, für die neue Haltung dem Werk gegenüber und für die subjektive Methode eintritt. Entscheidet euch ein für allemal, ob ihr vorzieht, in der alten exoterischen, ehrgeizigen Weise zu arbeiten, indem ihr Organisationen bildet und belebt und so den ganzen Apparat aufstellt, der zu einer solchen Arbeitsmethode passt. Denkt daran, dass solche Gruppen noch sehr notwendig und nützlich sind. Das neue Zeitalter ist noch nicht da, und die Kleinen dürfen nicht den neuen Kräften ausgesetzt noch aus der Kinderstube ausgewiesen werden, in die sie naturgemäss gehören.

Sollte euch die neue Arbeitsweise zusagen, dann achtet darauf, dass die Persönlichkeit untergeordnet wird, dass das Leben der Meditation als das Wichtigste angesehen wird, dass Feinfühligkeit gegenüber den subjektiven Reichen gepflegt und jede notwendige äussere Tätigkeit von innen her nach aussen angepackt wird. Vermeidet eine rein mystische Innenschau oder ihr äusserstes Gegenteil, eine überbetonte, äusserlich-organisierende Geisteshaltung; denkt daran, dass ein Leben echter okkulter Meditation unvermeidlich äussere Ereignisse nach sich ziehen muss, dass aber diese objektiven Folgen aus einem inneren Wachstum stammen und nicht aus einer äusseren Tätigkeit. Eine uralte Schrift lehrt diese Wahrheit in folgenden Worten:

«Wenn die [426] Sonne fortschreitet in das Haus des dienenden Menschen, dann tritt an die Stelle des Weges der Arbeit der Weg des Lebens. Dann wächst der Baum des Lebens, bis seine Zweige alle Menschensöhne beschirmen. Der Bau des Tempels und das Zubringen der Steine ist zu Ende. Man sieht die Bäume wachsen; die Gebäude verschwinden. Lasst die Sonne auf den ihr bestimmten Platz übergehen und widmet euch in dieser Zeit und Generation den Wurzeln des Wachstums.»

Es werden da und dort kleine Gruppen erstehen, deren Mitglieder auf den neuen Ton ansprechen, und deren Hineinwachsen in die neue Weltgruppe von einem oder mehreren arbeitenden Jüngern überwacht wird. Aber diese Jünger organisieren die Gruppen nicht. Diese Gruppen wachsen, wenn ein Mensch an diesem, und ein anderer an jenem Ort zu der neuen Schau erwacht oder inkarniert wird, um seinen Platz einzunehmen und das Neue Zeitalter einleiten zu helfen. Diese Gruppen werden kein Gefühl des Sonderseins kundtun, sie werden sich keines persönlichen oder gruppenbedingten Ehrgeizes bewusst sein; sie werden ihre Einheit mit allem erkennen, was ist, und werden vor der Welt dastehen als Beispiel reinen Lebens, konstruktiver Aufbauarbeit, schöpferischer Tätigkeit, die den allgemeinen Zwecken untergeordnet ist, von Schönheit und allumfassender Geisteshaltung. Vielleicht kann man sie in den Anfangsstadien ihres Zusammenschlusses am besten mit den Worten beschreiben: Liebenswürdiges Wesen und Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Sie sind nicht an Dogmen oder Lehrsätzen interessiert und haben keine Schlagworte. Ihr hervorstechendes Merkmal wird darin bestehen, dass die einzelnen Menschen und die Gruppe insgesamt von einer kritischen Geisteshaltung frei sind. Diese Einstellung des Nicht-Kritisierens erwächst aber nicht daraus, dass sie keinen Irrtum erkennen können oder einer Idee nicht gewachsen sind; Falschheit, Unlauterkeit und Schwäche werden als das erkannt werden, was sie sind; wenn sie aber bemerkt werden, dienen sie nur dazu, liebevolle Hilfsbereitschaft hervorzurufen.

Allmählich werden diese Gruppen einander kennenlernen und sich miteinander zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten treffen. Sie werden zu diesen gemeinsamen Konferenzen kommen ohne den Wunsch, einander zu beeindrucken oder zu beeinflussen und ohne den Gedanken an ein zahlenmässiges Stärkeverhältnis; sie werden keinen Ehrgeiz haben, ihre eigenen Reihen zu vermehren. Wie sollten sie auch, da sie sich ja als Glieder der einen Weltgruppe [427] erkennen? Sie haben keine Lehren doktrinärer Art zu geben und werden nicht versuchen, Gelehrsamkeit zu beweisen. Sie werden sich einzig und allein dazu treffen, um Hilfsmethoden für die Welt und die Schaffung einer gemeinsamen Basis zu erörtern, die so universell ist und aus derart grundsätzlichen Wahrheiten besteht, dass sie im Rahmen all der verschiedenen Methoden dargeboten werden und sich der vielen Bezeichnungsweisen bedienen kann. Die Gruppen werden sich bemühen, jeweils auch die Begriffe der anderen anzuwenden und sich mit der Annäherung an die Wirklichkeit und mit der Symbolsprache der anderen vertraut zu machen.

Nach und nach wird man auch den speziellen Beitrag und den Grundton jeder einzelnen Gruppe anerkennen, und wo in irgendeiner Weltgegend ein Bedürfnis nach gerade jener speziellen Annäherung und dieser besonderen Note oder Auslegungsmethode besteht, da wird augenblicklich der vereinte Impuls eintreten, um die Arbeit, welche jene spezielle Gruppe an jenem Ort leisten könnte, zu erleichtern.

Diese Gruppen, hinter denen die eine subjektive Gruppe bewusst lebender Seelen steht, werden viel zu sehr mit Weltdienst und Weltinteressen beschäftigt sein, um Zeit an nichtige Unwesentlichkeiten zu verschwenden. Sie werden keine Zeit haben, um mit Gruppennamen, Orden und Abzeichen und den technischen Fragen der Bruderschaften herumzuspielen, wenn sie zusammenkommen. Weltnöte, Weltgelegenheiten, die rasche Entwicklung des Menschheitsbewusstseins sowie die Einführung der Menschheit in die geistigen Wirklichkeiten wird ihre Aufmerksamkeit so in Anspruch nehmen, dass sie weder ein Interesse an rein äusserlichen Einrichtungen und Abmachungen haben werden, noch daran, ihr eigenes persönliches Wachstum zu betonen. Sie werden sich durchaus bewusst sein, dass ihre Reaktion auf die Weltnot, die durch Dienst und ein Leben konzentrierter Meditation zum Ausdruck kommt, ihr eigenes Wachstum fördern wird; ihre Augen sind aber nicht auf sich selbst, auf ihren eigenen guten Charakter oder ihre persönlichen Erfolge gerichtet.

Später können infolge ihrer telepathischen Verbindung und ihrer vereinten Konferenzen bestimmte esoterische Gruppen und [428] Schulen zur Weiterentwicklung entstehen, um sie schneller für den Weltdienst bereit zu machen. In diesen Schulen werden Meditationsmethoden, die Verstärkung der Schwingung und die Gesetze des Universums sowie die rechte Anwendung von Farbe und Ton gelehrt werden. Aber alles wird dem Gedanken des Dienstes und der Erhebung der Menschheit untergeordnet sein. Auch die Schulen, über die in dem Buch «Briefe über okkulte Meditation» berichtet worden ist, werden allmählich in Erscheinung treten.

Doch was hat es für einen Zweck, die Zukunft in deutlicheren Begriffen vorauszusagen und ein Bild auszumalen, das Neugier erweckt, wenn der Zusammenschluss der Gruppe der Weltmystiker und ihre enge Verschmelzung noch keine vollendete Tatsache ist?

Welteinheit, Bruderschaft im wahren Sinn, die Zunahme der telepathischen Wechselbeziehung, die Ausmerzung des Unwesentlichen (das nur dazu dient, die Gedanken der Menschen zu trennen und die Absonderung auf der physischen Ebene herbeizuführen), die wahrheitsgemässe Betonung der Grundzüge der Ewigen Weisheit, die sichtbare Bekundung echten Verstehens, die Herstellung des Einsseins mit der Seele, die Erkenntnis derer, die zu der Gruppe der Welterlöser gehören - all dies ist die Arbeit, die jetzt gleich geleistet werden muss, und sie muss eure Aufmerksamkeit ganz in Anspruch nehmen.

Das, und nur das allein rechtfertigt den Aufwand all dessen, was jeder von euch zu geben hat: Liebe und Leben, Zeit und Geld.

Das, und nur das allein rechtfertigt eure Existenz und ruft bei euch allen, bei denen das geistige Zukunftsbild Verständnis findet, jene äusserste Selbstaufopferung hervor, die so selten ist und so weitreichende Wirkungen hat. Das Hinwerfen all dessen, was man hat, zu Füssen des Herrn des Lebens, damit die Welterlösung gefördert werde, die Ausmerzung all dessen aus dem Leben, was möglicherweise hindern kann, das Hergeben all dessen, was man hat, bis das Geben weh tut, die Führung des eigenen Lebens auf der Grundlage der Hingabe, stets mit der Frage verbunden: Auf was kann ich verzichten, damit ich besser helfen kann? - all das und mehr als das liegt vor euch allen, die den Ruf hören, für die Not empfänglich sind und der Gelegenheit nachkommen.

Lasst mich euch das sagen: Diese Gruppe, die sich jetzt zu [429] bilden beginnt, wird mit der Zeit ihren eigenen «Yoga» und ihre eigene Schulungsmethode entwickeln, welche die des Raja Yoga und des Bhakti Yoga allmählich verdrängen wird. Die Schulungsmethode wird nur jenen gelehrt werden, welche das Denkvermögen geschult und gelernt haben, ihre Gefühlsregungen zu beherrschen. Daher der Hinweis auf das, was jetzt vor sich geht. Diese Schulungsweise wird kein leichter Abkürzungsweg zum Ziel sein. Nur der Intelligente kann es erreichen und nur harmonisch geordnete Persönlichkeiten werden der Lehren würdig sein. Das Leitmotiv für den neuen Yoga wird «Synthese» heissen, sein Ziel die bewusste Entwicklung der Intuition. Diese Entwicklung wird sich in zwei Abschnitte gliedern; erstens die Entwicklung der Intuition und genauer geistiger Wahrnehmung, und zweitens die geschickte, nutzbringende Verwendung des Denkvermögens als einer ausdeutenden Kraft.

In dem Buch «Agni Yoga» ist einiges von den Lehren, die gegeben werden sollen, durchgesickert, aber nur von dem Gesichtspunkt des Willensaspektes aus. Bis jetzt ist noch kein Buch erschienen, das in einer wie immer gearteten Form den «Yoga der Synthese» gibt. Wir hatten den Bhakti Yoga oder die Vereinigung durch hingebende Verehrung. Der Raja Yoga, die Vereinigung durch das Denken, kommt jetzt zur Bedeutung. Es klingt wie eine Verdoppelung, wenn man von einer «Vereinigung durch Synthese» spricht, aber das ist nicht so. Es ist die Vereinigung durch Identifizierung, durch das Sich-einsfühlen mit dem Ganzen - nicht Vereinigung durch Erkenntnis oder geistige Schau. Beachtet diese Unterscheidung gut, denn darin liegt das Geheimnis des nächsten Schrittes für die Persönlichkeiten der Menschheit. Die Bhagavad Gita gibt uns hauptsächlich den Schlüssel zu dem Yoga der Hingabe. Patanjali lehrt uns den Yoga des Denkens. Im Evangelium finden wir die Darstellung der verwirklichten Erkenntnis, aber der Schlüssel oder das Geheimnis der Identifizierung ist uns noch vorenthalten. Es liegt im Gewahrsam einiger weniger in dieser sich zusammenschliessenden Gruppe von Mystikern und Wissenden und wird in dem Schmelzofen ihrer individuellen Erfahrungen sichtbar gemacht und dadurch der Welt gegeben werden. Aber die Zeit ist noch nicht gekommen. Die Gruppe muss noch an Stärke, Wissen und intuitiver Wahrnehmung zunehmen.

Ihr fragt mich: Was verhindert, dass ein Mensch [430] zum Mitglied einer solchen Gruppe wird? Ich betone ausdrücklich, dass nur vier Dinge den Anschluss eines Menschen aufhalten?

Erstens: Eine nicht harmonisch geordnete Persönlichkeit. Damit ist notwendigerweise ein ungeschultes Denkvermögen und ein schwacher Verstand verbunden.

Zweitens: Ein Gefühl des Sonderseins; das Gefühl, eine Sonderstellung zu haben und von den Mitmenschen verschieden zu sein.

Drittens: Wenn man von einem Glaubensbekenntnis besessen ist. Ganz gleich, wie gut eine Glaubensformel auch sein mag, sie bewirkt doch unvermeidlich Abgeschlossenheit und Ausschluss Andersdenkender.

Viertens: Stolz und Ehrgeiz.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.