Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 359 ff. (engl.)

Vielleicht eines der ersten Dinge, die jeder Studierende lernen muss, wenn er Wesen und Verwendungsmöglichkeit des Denkvermögens zu begreifen sucht, ist, dass die öffentliche Meinung dem individuellen Rechtsbewusstsein zu weichen hat. Dieses individuelle Bewusstsein muss dann so angewendet und konzentriert werden, dass man es in seinem richtigen Verhältnis sieht als jenen lebendigen Keim, der sich zur göttlichen Blüte des Sohnes des Denkens, des Manasaputra, ausweiten kann, und als den Faden, der zurück in das Reich des Universalen Denkens führt. Dieser Faden und dieses Bewusstsein werden, wenn man ihnen folgt, den Einzelmenschen in die Ratshalle führen, in welcher der Plan und die Absicht des Grossen Lebens geoffenbart sein wird und wo alle menschliche Selbstsucht und aller Eigennutz in dem klaren Licht des göttlichen Willens verblassen. Durch rechtes Verständnis, rechte Verwendung und Beherrschung der Astralnatur und durch ein Erfassen der Natur des Empfindungsbewusstseins kann der Mensch in die Herzmitte Gottes Selbst eindringen und unfehlbar wissen, dass alles gut ist, denn alles ist Liebe. Durch rechten Gebrauch des Denkvermögens und durch ein richtiges Verstehen des Wesens des Intellektes kann der Mensch in das Denken Gottes eintreten und wissen, dass alles gut ist, denn alles ist im Plan berücksichtigt und die göttliche Absicht wirkt stets auf ihre Ziele hin.

Die Aufgabe der atlantischen Adepten bestand darin, dem Weltbewusstsein die Tatsache aufzuprägen, dass Gott Liebe ist. Dies ist ein symbolischer Ausdruck für die Wahrheit, so wie man das Wort «Gott» gebraucht. Aufgabe der arischen Adepten ist es, dem Weltbewusstsein [360] einzuprägen, dass Gott Wille ist. Um dies für die Menschheit zu erreichen, arbeiten sie an dem Verstand, um ihn unter Kontrolle zu bringen, um dem Denkvermögen andere Formen unterzuordnen und dem Menschen durch das Denken die Schau dessen, was ist und was sein wird, zu enthüllen. Der Mensch wird daher mit dem esoterischen Kopfzentrum des Einen Lebens in Einklang gebracht. Durch die Entwicklung des Empfindungsvermögens und der damit verbundenen Entfaltung durch den Schmerz bringen sie die Formtypen im Tierreich in Einklang mit dem Herzzentrum in der Natur. Das ist ein Ausdruck, der eine Wahrheit mitteilt, die nicht klarer ausgedrückt werden kann, solange nicht der Mensch in seinem Bewusstsein umfassender geworden ist. Im Pflanzenreich werden die dortigen Formen göttlicher Manifestation durch Farbe ebenfalls in einen Schwingungskontakt gebracht und zwar mit jenem Kraftzentrum in der Natur, das dem Kehlzentrum des Menschen entspricht.

Indem ich diese Worte gebrauche, spreche ich in erster Linie von dem grossen Leben, das sich durch unseren Planeten zum Ausdruck bringt, von unserem planetarischen Logos; aber der Gedanke kann (selbstverständlich) weiter geführt werden, bis er auch für jenes Grosse Leben gilt, für das unser planetarische Logos nur eine Widerspiegelung und ein Ausdruck ist. Der Mensch, das Gehirn der Natur; die Tiere, der Ausdruck des Herzens; die Pflanzenwelt, die Ausdrucksformen der Schöpferkraft oder des Kehlzentrums; diese drei Naturreiche bilden in einer besonderen Weise die Entsprechungen zu den drei höheren Zentren im Menschen, so wie die drei Naturreiche auf dem Involutionsbogen den drei niederen Zentren entsprechen; das Mineralreich entspricht - so abwegig der Gedanke auch jenen von euch erscheinen mag, die nicht das Bewusstsein des Lebensaspektes haben - dem Sonnengeflecht, der grossen Ausgleichsstelle zwischen dem, was oben und dem, was unten ist.

Diese Analogien wechseln im Lauf der Zeit. In den lemurischen Tagen war die Menschheit - als Naturreich gesehen - Ausdruck für den Solarplexus-Aspekt, während das Tierreich das Sakralzentrum vertrat, und das Zentrum an der Basis der Wirbelsäule durch das Pflanzenreich symbolisiert wurde. In der Mitte [361] der atlantischen Epoche, als bestimmte grosse Veränderungen und Versuche durchgeführt wurden, fand in dem ganzen Vorgang eine Wandlung statt; wie ihr wisst, stellten sich gewisse Egos ein (wie es in der «Geheimlehre» und in «Eine Abhandlung über kosmisches Feuer» berichtet wird) und durch ihre Bemühungen wurde ein ungeheurer Schritt vorwärts möglich. Das Chitta oder die Denksubstanz begann stärker zu schwingen, und jetzt erleben wir die Epoche ihrer intensivsten Tätigkeit im konkreten Sinn.

In der esoterischen Lehre wird uns gesagt, dass alle drei Aspekte der Göttlichkeit selbst wieder dreifach sind, und daher können wir die Energie des Denkens, soweit die Menschheit in Betracht kommt, auch in drei Aspekte einteilen. Wir haben deshalb:

1. Das niedere, konkrete Denkvermögen, in den «Yoga Sutras von Patanjali» das Chitta oder die Denksubstanz genannt.

2. Das abstrakte Denkvermögen oder jenen Aspekt des Denkens, der mit der Welt der Ideen in Verbindung steht.

3. Die Intuition oder reine Vernunft, die für den Menschen der höchste Aspekt der Denkkraft ist.

Diese drei finden ihren überschattenden oder einhüllenden Ausdrucksbereich im dritten Aspekt des Logos, den wir das Universale Denken nennen, die aktiv-intelligente Gottheit. Die Kraftlinien führen von diesen drei niederen Aspekten zurück (wenn man einen so unzulänglichen Ausdruck gebrauchen darf) auf die dritte Ebene, so wie die astralen Kraftlinien auf die zweite oder monadische Ebene zurückführen, obgleich sie, soweit das menschliche Bewusstsein in Betracht kommt, nur auf die Buddhi- oder Intuitionsebene zurückgehen.

Es ist interessant zu vermerken, dass so, wie die Monade - durch Verlangen angetrieben - jene Lebensform hervorbringt, die wir die Persönlichkeit nennen, ebenso auch der Denkaspekt als Teil der Absicht, die sich durch das Universale Denken auswirkt, seinerseits jene Manifestation entstehen lässt, die wir einen Manasaputra nennen, den grossen Sohn des Denkens auf der Mentalebene. So [362] ist es also das Denkprinzip in der Menschheit, das den egoischen Körper, die Kausalhülle, das Karana Sharira, den zwölfblättrigen Lotos, zur Manifestation bringt. Wir sprechen hier natürlich ganz in Begriffen des Formaspektes. Der Grund hierfür liegt im Hintergrund auf den kosmischen Ebenen, auf denen der planetarische Logos sein Leben hat. Von der kosmischen Astralebene kommt der Impuls, der die Formexistenz und den dichten Ausdruckskörper hervorbringt, denn jede Formannahme ist eine Folge des Verlangens. Von der kosmischen Mentalebene kommt der Wille zum Sein in Zeit und Raum, welcher die sieben Gruppen egoischer Leben und die dritte Ausströmung hervorbringt.

So kann man durch Folgerung einsehen, wie der rechte Gebrauch von Energie den Eingeweihten nicht nur mit den höheren Ebenen des Sonnensystems, sondern auch mit jenen kosmischen Ebenen in Verbindung bringt, auf denen unser Logos seinen Persönlichkeitsaspekt hat - wobei wir diese Worte im symbolischen Sinn verwenden. Die richtige Anwendung physischer Energie durch den Eingeweihten verleiht diesem die «Freiheit» der kosmisch-physischen Ebene. Die rechte Anwendung der Astralenergie gibt ihm Macht auf der kosmischen Astralebene, und der richtige Gebrauch der Mentalenergie gestattet ihm den Eintritt auf die kosmische Mentalebene. Wenn also die drei höheren Zentren im Menschen vollkommen funktionieren, dann spielen sie folglich ihre Rolle bei der Aufgabe, Energien aus diesen erhabenen Sphären in das Tätigkeitsfeld des Eingeweihten zu bringen, und sind so Tore zu Reichen, die ihm bis jetzt verschlossen waren.

Ein jedes Zentrum oder Chakra besteht aus drei konzentrisch ineinander liegenden Wirbeln oder Rädern, die sich im geistigen Menschen auf dem Probepfad langsam in einer Richtung drehen, aber allmählich ihre Tätigkeit beschleunigen, wenn er sich dem Tor zum Pfade der Einweihung nähert. Bei der Einweihung wird der Mittelpunkt des Chakras (ein Kern verborgen ruhenden Feuers) berührt, die Drehung wird stärker und die Wirksamkeit vierdimensional. Es ist schwierig, diese Gedanken in Worten auszudrücken, die von Uneingeweihten verstanden werden können; aber man könnte die Wirkung beschreiben als einen Übergang von einer mässigen Drehung auf eine solche mit funkelnder Ausstrahlung; es entsteht ein «sich um sich selbst drehendes Rad», wie die Alten [363] es ausdrücken. Wenn also der Aspirant durch Läuterung gemäss den alten Regeln und durch ein geistiges Streben, das kein Hindernis duldet und auch nicht infolge von Schmerzen nachlässt, seine Zentren zum Pulsieren und Rotieren gebracht hat, dann - und erst dann - kann der Meister ihn in die Gegenwart des Hierophanten (Einweiher) einführen. Mit vollem Wissen um des Jüngers - egoischen und persönlichen - Strahl und Unterstrahl, und jegliches Karma erkennend, das ihm noch anhaften mag, berührt dann der Einweihende das Zentrum oder die Zentren, die zur Belebung an der Reihe sind; dann werden die verborgenen Feuer auflodern und konzentriert werden. Denkt immer daran, dass bei der Belebung eines Zentrums auch immer eine entsprechende Vitalisierung des analogen Kopfzentrums stattfindet, bis sich schliesslich die sieben Zentren im Körper und die sieben Zentren im Kopf im Einklang drehen. Denkt ausserdem daran, dass ebenso wie die vier Nebenstrahlen in die drei Hauptstrahlen übergehen, so auch die vier geringeren Zentren die Übereinstimmung weiterführen und in das Pralaya eingehen und ihren Brennpunkt im Kehlzentrum finden. So schwingen dann auch die drei Zentren - Kopf, Herz und Kehle -, die das innere Feuer tragen, in Einklang mit den drei Hauptzentren im Kopf.

Ich bin mir darüber klar, dass dies alles verwickelt und sehr technisch-nüchtern ist; es hat jedoch seinen Platz und seinen Wert, und vieles von dem, was hier mitgeteilt wird, wird sich einmal nützlich erweisen, wenn ihr alle schon auf die andere Seite hinübergegangen seid und eine neue Gruppe von Aspiranten euch folgen und in eure Fussstapfen treten wird. Die Schulung des Mentalkörpers hat einen bestimmten Wert, aber viele weichen solchen technischen Dingen aus und verstecken sich hinter einer Betonung der Lebensseite der Wahrheit - alles infolge einer ihnen innewohnenden, gedanklichen Trägheit. Das, was ihr jetzt empfangt, ist nur das A B C der Esoterik. Verschwendet jedoch keine Zeit mit zu sehr ins Einzelne gehenden Schlussfolgerungen. Bis jetzt ist es lediglich möglich, einen breiten, allgemeinen Umriss zu geben; ihr müsst euch geduldig zurückhalten, müsst bereit sein, die Beschränkungen des physischen Gehirns anzuerkennen und eine Hypothese anzunehmen. Glaubt an diese Hypothesen als an Möglichkeiten, es sei denn, eure Intuition wehre sich dagegen, oder sie würden durch frühere Lehren [364] anderer Boten der Loge widerlegt. Ich stelle nicht meine Ansicht als allein massgeblich vor euch hin. Ich gebe euch in diesen Anweisungen nur bestimmte Mitteilungen - deren Richtigkeit zu beweisen ich der Zukunft überlasse. Ich bitte euch lediglich, sie zur Kenntnis zu nehmen; in kommenden Jahren wird viel von dem, was jetzt eigenartig oder vielleicht sogar widerspruchsvoll erscheinen mag, erhellt, langsam entwirrt und leichter verstanden werden. Ein geringes Wissen führt zu viel Verwirrung, es sei denn, es würde zu künftiger Verwendung beiseite gelegt, wenn die Jahre der Belehrung den Wissensschatz einmal vergrössert haben.

Um zu unserem Thema zurückzukehren: Das Herzzentrum im Menschen öffnet das Tor zu dem, was «das Herz der Sonne» genannt wird. Das Kehlzentrum öffnet den Weg zum vollen Verständnis des Pfades der physischen Sonne, und bei allen wahren Astrologen muss schliesslich dieses Zentrum tätig sein. Das Kopfzentrum öffnet den Weg zu der zentralen Geistessonne; so führt ein jedes über die planetarische Entsprechung zu einer der kosmischen Ebenen.

So haben wir eine Häufung von technischen Dingen und Tatsachen die (nach dem Gesetz der Entsprechung) von rein akademischem Interesse sind und nichts weiter. Selbst jene von uns, die eingeweiht sind, wissen praktisch nichts über die kosmischen Ebenen jenseits der kosmisch-physischen Ebene. Unser Bewusstsein beginnt erst, in den Sonnenbereich hinauszudringen, und wir bemühen uns in unserem kleinen Massstab, jene planetarischen Begrenzungen zu überwinden, welche uns von dem Sonnen-Wissen und -Leben zurückhalten. Für Aspiranten, die noch nicht einmal eine Kenntnis davon haben, was das planetarische Bewusstsein bedeutet, hat die obige Mitteilung nur den einen Wert und zwar, dass sie die synthetische Beschaffenheit des grossen Planes und die Tatsache hervorhebt, dass auch die kleinste Einheit ein integraler (für sich bestehender, aber unabtrennbarer) Teil des Ganzen ist. Sie bringt den Gedanken zur Geltung, dass Energie eine Lebensströmung ist, die durch den ganzen Körper des Logos kreist und daher selbst das winzigste Atom in diesem Ganzen belebt. Es ist wertvoll, wenn man sich bemüht, dieses Bild zu erfassen und das Wunder dessen zu erschauen, was davon bekannt wird. Trotzdem ist es Zeitverschwendung, zum [365] Beispiel über die kosmische Astralebene nachzugrübeln, wenn selbst die Ebene des Ego (die fünfte Unter-Ebene der kosmisch-physischen Ebene von oben nach unten gezählt) bis jetzt noch für den Durchschnittsmenschen unerreichbar und das Ziel all seines Strebens und seiner Meditation ist.

Der Mensch kann daher das Universale Denken am besten in der Art begreifen, wie es durch das zum Ausdruck kommt, was wir das konkrete Denken, das abstrakte Denken und die Intuition oder die reine Vernunft nennen.

Das konkrete Denkvermögen ist die Fähigkeit, Formen zu erschaffen Gedanken sind Dinge. Das abstrakte Denkvermögen ist die Fähigkeit, Urbilder zu schaffen, also das Denken, das mit Entwürfen arbeitet, nach denen die Formen nachgebildet werden. Die Intuition oder die reine Vernunft ist jene Fähigkeit, die es dem Menschen ermöglicht, mit dem Universalen Denken in Kontakt zu kommen und den Plan synthetisch zu erfassen, göttliche Ideen aufzugreifen oder eine grundlegende, reine Wahrheit auszusondern.

Das Ziel aller Arbeit eines Aspiranten ist es, jene Aspekte des Denkvermögens zu verstehen, mit denen zu wirken er lernen muss. Seine Aufgabe könnte deshalb folgendermassen umrissen werden:

1. Er muss denken lernen; er muss entdecken, dass er ein Werkzeug hat, welches das «Denkvermögen» genannt wird, und er muss dessen Fähigkeiten und Kräfte auffinden. Diese Fähigkeiten sind uns in den beiden ersten Büchern der «Yoga Sutras des Patanjali» klar dargelegt worden.

2. Als nächstes muss er lernen, seinen Gedankengängen und Neigungen zum Formaufbau auf die Spur zu kommen und die Ideen zu entdecken, die der göttlichen Gedankenform, dem Weltenlauf zugrunde liegen; dadurch soll er lernen, im Einklang mit dem Plan zu wirken und seinen eigenen Gedankenform-Aufbau diesen

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.