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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 353 ff. (engl.)
aber er lag im Schlafe. Nun wird [353] er gepflegt und geboren, und die erste Einweihung ist erreicht. Danach bleibt noch viel zu tun. Die Entsprechung ist vollständig. Der Jünger Jesus verbrachte viele Jahre zwischen Geburt und Taufe. Die verbleibenden drei Einweihungen wurden in drei Jahren durchgemacht. Dieselbe Situation findet ihr auf dem Pfad des Aspiranten.

Die zweite Einweihung kennzeichnet die Krisis, in der es um die Beherrschung des Astralkörpers geht. Nach der Taufe bleiben die drei Versuchungen, in denen die vollkommene Herrschaft über die drei niederen Körperhüllen bewiesen wird. Dann kommt die Verklärung, der das Wissen um die Zukunft und vollständige Selbstverleugnung folgen. Daher haben wir folgendes:

1. Den Augenblick der Empfängnis - die Individualisierung.

2. Neun Monate Schwangerschaft - das Rad des Lebens.

3. Die erste Einweihung - die Geburtsstunde.

Der Pfad ist also ein Weg, auf dem man eine ständige Bewusstseinserweiterung erfährt und für höhere Schwingungen immer sensitiver wird. Dies wirkt sich zuerst als Empfänglichkeit für die innere Stimme aus, und diese ist eine der für den Jünger notwendigsten Fähigkeiten. Die Grossen schauen nach jenen aus, die der inneren Stimme ihrer Seele rasch gehorchen können. Die Zeiten sind kritisch und alle Aspiranten werden dringend gebeten, sich auch für die Stimme ihres Meisters empfänglich zu machen. Seine Zeit ist völlig in Anspruch genommen, und die Jünger müssen sich dazu schulen, sich seiner Einwirkung gegenüber offen zu halten. Ein leichter Wink, ein Fingerzeig, ein eiliger Ratschlag mag alles sein, was ihm seine Zeit zu geben erlaubt, und jeder Jünger muss auf der Lauer liegen. Der auf ihnen lastende Druck ist schwer - jetzt, da sie sich der physischen Ebene nähern. Es sind sich jetzt mehr Seelen ihrer bewusst als zu der Zeit, da sie nur auf den mentalen Ebenen wirkten, und auch für sie sind die Bedingungen schwieriger, weil sie nun auf dichteren Ebenen arbeiten. Die Devas und Jünger, die Aspiranten und jene auf dem Probepfad werden jetzt um sie geschart und in Gruppen organisiert, denen spezielle Arbeiten zugewiesen werden. Einige Seelen können [354] nur in Massengruppierung wirken, miteinander verbunden und vereint durch ein gemeinsames Streben. Das gilt zum Beispiel für die Mehrzahl der Christen in den Kirchen. Da diese die Gesetze des Okkultismus nicht kennen und die innere Wahrheit nur empfinden, leisten sie allgemeine Vorbereitungsarbeit. Ihnen wird von Gruppen geringerer Devas oder Engel geholfen, die ihnen Gedanken eingeben, sie leiten und beaufsichtigen.

Andere, die weiter fortgeschritten sind, wirken in kleineren Gruppen. Sie idealisieren mehr, und unter ihnen seht ihr die Denker und Leiter der sozialen Reformen, der humanitären Erneuerungsbestrebungen und der Kirchenführung, sowohl bei Christen wie auch bei Orientalen. Sie werden von den höheren - blauen und gelben - Devas geleitet, so wie die vorigen Gruppen von den blauen und rosenroten Devas geführt werden.

Hinter ihnen stehen die noch weiter fortgeschrittenen - die Aspiranten, Novizen und Jünger der Welt. Sie wirken einzeln oder zu zweien oder dreien, aber niemals in Gruppen, welche die Neunzahl überschreiten, denn die okkulte Bedeutung dieser Zahlen ist für den Erfolg ihrer Arbeit notwendig. Ihre Bemühungen werden von grossen weissen und goldenen Devas begleitet.

Hinter diesen drei Gruppen wiederum stehen die Meister und die Devas der formfreien Ebenen - eine grosse Bruderschaft, die sich verpflichtet hat, der Menschheit zu dienen.

Es sind jetzt Schritte eingeleitet worden, um - wenn möglich - die zerstörerischen Anstrengungen in aufbauendes Wirken umzuwandeln. Die Zeit ist kritisch, denn in dem Werk der Zerstörer ist eine Pause eingetreten. Es besteht jetzt die Gelegenheit, die Strömung umzukehren und den sozialen Körper neu aufzubauen.

Eben aus diesem Grunde sollte sich ein jeder von euch von neuem dem Werk der Erlösung weihen. Die Persönlichkeiten müssen untertauchen. Die Aspiranten müssen leben, ohne irgendeinem Wesen in Gedanken, Worten oder Taten zu schaden. Auf diese Weise wird ein jeder von euch einen reinen Kanal bilden, ein Vorposten für das Bewusstsein des Meisters werden und ein Energiezentrum darstellen, durch das die grosse Bruderschaft wirken kann.

Das Hauptproblem für den Aspiranten besteht darin, die emotionale Natur zu beherrschen. Dann steht er als Sieger auf dem Feld von Kurukshetra (dem Schlachtfeld in der Bhagavad Gita); die Wolken [355] haben sich verzogen und fortan kann er im Licht wandeln. Man sollte hier daran denken, dass eben diese Freiheit, im Licht wandeln zu können, ihre eigenen Probleme mit sich bringt. Ihr fragt, wie das sein könne? Lasst mich euch ein einfaches, aber überzeugendes Argument geben (ich denke, ihr werdet es als ein solches empfinden).

Wenn ein Mensch tatsächlich im Licht seiner Seele wandelt, wenn das reine Sonnenlicht durch ihn strömt und den Pfad offenbart, dann offenbart es gleichzeitig auch den Plan. Zugleich wird er sich jedoch der Tatsache bewusst, dass der Plan noch sehr weit von der Vollendung entfernt ist. Das Dunkle wird deutlicher sichtbar; das Chaos und Elend und das Versagen der Weltgruppen wird offenbar; der Schmutz und Staub der kämpfenden Kräfte wird sichtbar und die ganze Sorge der Welt übermannt den bestürzten, obgleich erleuchteten Aspiranten. Kann er diesem Druck standhalten? Kann er tatsächlich mit Kummer und Weh vertraut werden und sich trotzdem immerdar an dem göttlichen Bewusstsein erfreuen? Ist er imstande, dem ins Auge zu sehen, was das Licht enthüllt, und doch mit Heiterkeit und Gelassenheit einen Weg zugehen, des endgültigen Triumphes des Guten sicher? Wird er von dem Bösen an der Oberfläche überwältigt werden und das Herz der Liebe vergessen, das hinter allem äusseren Schein schlägt? An diese Situation sollte der Jünger immer denken, sonst wird er zerschmettert von dem, was er entdeckt hat.

Aber mit dem Hinzukommen des Lichts wird er einer (für ihn) neuen Form von Energie inne. Er lernt auf einem Gebiet neuer Gelegenheiten zu arbeiten. Das Reich des Denkens öffnet sich vor ihm und er entdeckt, dass er zwischen der emotionellen und mentalen Natur unterscheiden kann. Er entdeckt ferner, dass er das Denkvermögen die Stellung eines Kontrollorgans einnehmen lassen kann und dass die Empfindungskräfte gehorsam auf die mentalen Energien reagieren. «Das Licht der Vernunft» bringt dies zustande - das Licht, das im Menschen immer vorhanden ist, aber erst dann bedeutsam und machtvoll wird, wenn man es sieht und erkennt - entweder als Erscheinung oder intuitiv.

Viele [356] falschen Lehren gehen heute um in bezug auf das Denkvermögen und die Seele. Sie können in den Lehren einer Schule, die nicht genannt werden soll, wie folgt zusammengefasst werden:

Die Natur ist grausam und betreibt eine Auslese. Sie wirkt nach dem Gesetz «der Tüchtigste überlebt». Im Auswahlprozess werden Millionen von Leben geopfert und viele Formen werden zwar geboren, gehen aber zugrunde. Daher ist es ein seltenes Ereignis, wenn Seelenleben erreicht wird. Wenige Menschen nur haben Seelen, und nur ein paar besitzen also Unsterblichkeit und gehen zu ihrer eigenen Stätte der Macht, um nie mehr zurückzukehren. Der Rest ist verloren, geht unter und wird im allgemeinen Naturvorgang verschlungen; das Menschenreich als Ganzes ist ein Totalverlust mit Ausnahme von einigen wenigen heraustretenden und bedeutenden Gestalten in der Vergangenheit und Gegenwart. Sie haben durch die Opferung der vielen die Vollendung erreicht.

Aber die Reaktion der Menschen selbst auf diese Lehre ist eine hinlängliche Antwort. Das Gefühl der Unsterblichkeit, die Gewissheit einer ewigen Zukunft, der eingeborene Glaube an Gott, die Offenbarung des Lichts, die Erlangung einer Weisheit, welche hilft und fördert - all das ist nicht das Vorrecht eines Seneca, eines Paulus, der Akbars (Grossen) der Menschheit. Es findet sich (manchmal sogar in seiner reinsten Form) bei dem demütigsten Bauern. Worte weisen Rates fallen von den Lippen der Ungelehrten, und ein Wissen um Gott und ein Glaube an die Unsterblichkeit der Seele entdeckt man verborgen gerade in Herzen, in denen man es am allerwenigsten vermutet, ja oftmals bei den grössten Sündern. Wenn jedoch die hoch entwickelten und intelligentesten Menschen in sich die göttliche Flamme entdecken und die Macht des obersten Herrschers erwecken, der im Herzen ihres Wesens wohnt, dann neigen sie leicht dazu, sich auf eine höhere Stufe als andere Leute zu stellen; sie reihen dann jene, die nicht ihre mentale Fassungskraft für die Differenzierungen der evolutionären Entwicklung haben, in eine Kategorie ein, die weit von ihnen entfernt ist, so als ob sie kaum noch den Namen von Gottessöhnen verdienen würden. Sie betrachten alle, die nicht mit Gedankenenergie arbeiten, als seelenlos, denen infolgedessen die ewige Fortdauer [357] als Einzelwesen versagt ist. Das ist nur eine Verblendung des Denkens und ein Teil der grossen Ketzerei des sich Abschliessens; es ist ein schwaches Vorzeichen für jene Zeit, in der einmal das Denkvermögen genau so mächtig und irreführend sein wird, wie es der Empfindungskörper heute ist.

Wir wollen deshalb jene Typen mentaler Energie studieren, mit denen der Einzelne zu wirken hat, und wollen sehen, wie diese grosse Ketzerei der Absonderung und der «Trugschluss des Verstossenseins», wie man es manchmal nennt, beseitigt werden kann.

Wenn wir diese Energiearten betrachten, müssen wir zuerst bedenken, dass ihre Tendenz und ihre Tätigkeit in einem weiteren Sinn - etwa in Beziehung zur Menschheit - leichter begriffen werden können als ihre Wirkungen, die auftreten, wenn ein Einzelmensch von mentaler Energie Gebrauch macht. Nur wenige Menschenwesen benutzen diese Kraftart bis jetzt bewusst, und nur wenige können deshalb verstehen, was sie mit sich bringt. Die Menschen werden als Einheiten immer mehr in den Besitz ihres intellektuellen Erbteils kommen, aber zahlenmässig ausgedrückt benutzt kaum einer von zehntausend die ihm innewohnende Macht und wirkt mit vollem Wissen in seinem Mentalkörper.

Wenn wir jedoch die Menschheit als Ganzes betrachten und unsere Augen zurück in die bisherige Menschheitsentwicklung wandern lassen, so können wir sehen, dass die Mentalenergie eine ganz deutliche Wirkung hatte und hervorragende Ergebnisse zeitigte. Der Gebrauch zweier Dinge unterscheidet den Menschen vom Tier, ob er sie nun bewusst oder unbewusst verwendet. Beide Faktoren ruhen verborgen auch im Tier, aber der Mensch ist die einzige Wesenheit in den drei Welten, die bewusst aus ihnen Nutzen ziehen kann. Einer dieser Faktoren ist der Schmerz, und der andere ist die Fähigkeit der Unterscheidung. Mit Hilfe des Schmerzes, der darauf folgenden Untersuchung und der Feststellung des ursächlichen Zusammenhanges sowie mit Hilfe von Erinnerungen und bildlicher Vorstellung hat der Mensch gelernt, was er meiden und pflegen muss. Dies gilt im Reich der physischen Geschehnisse und der Sinneserfahrung. Durch Unterscheidung in bezug auf Ideen und Gedankenströme hat der Mensch entscheiden gelernt, worauf er seine Tätigkeiten [358] auf allen Gebieten menschlicher Angelegenheiten zu gründen hat, obwohl er nur ein unvollkommenes Verständnis für das wahre Wesen von Ideen hat und seine praktische Auswertung der erhaschten Wahrheiten ganz unvollkommen ist. Dass er oft unklug wählt, dass die Ideen, die ein Gruppenverhalten bestimmen, nicht zu den höchsten gehören, dass die öffentliche Meinung bekanntermassen durch persönliche und egoistische Interessen gebildet wird - all das mag leider nur zu wahr sein. Trotzdem bahnt sich der Mensch - durch Schmerz und dadurch, dass er sein Wahlvermögen im Reich der Ideen benutzen lernt - stetig den Weg weiter zu voller Freiheit und voller Beherrschung der Erde, die er ja rechtmässig erben soll. Der «Alte Kommentar» sagt in bezug auf diese beiden Merkmale des Menschen manches, was in symbolischer Sprache viel Schönes vermittelt. Beim Nachsinnen über diese Gedankengänge muss man beachten, dass das Wasser die Empfindungsfähigkeit oder die astrale Reaktion symbolisiert und das Feuer das Symbol für die Denkkraft ist. Die Sätze lauten folgendermassen:

«Die lindernden Wasser kühlen. Sie bringen allmählich Erleichterung und sondern die Form von allem ab, was berührt werden kann. Die zitternde Fieberhitze lang unterdrückten Begehrens weicht vor dem kühlenden Trunk. Wasser und Schmerz schliessen einander aus. Der kühlende Trunk dauert lange.

Die lodernden Feuer befreien alles, was den Weg des Lebens behindert. Seligkeit kommt und folgt dem Feuer wie Feuer dem Wasser. Wasser und Feuer vermischen sich und lassen die grosse Illusion entstehen; sie verursachen Nebel, Dunst, Dampf und Lärm; diese verhüllen das Licht, verbergen die Wahrheit und schliessen die Sonne aus.

Die Feuer brennen ungestüm. Schmerz und Gewässer verschwinden. Kälte, Hitze, das Licht des Tages, der Glanz der aufsteigenden Sonne und vollkommene Erkenntnis der Wahrheit treten in Erscheinung.

Das ist der Pfad für alle, die das Licht suchen. Erst die Form mit all ihrem Sehnen, dann der Schmerz. Dann die lindernden Wasser, nach denen ein kleines Feuer erscheint. Das Feuer wächst, dann wird die Hitze innerhalb der winzigen Sphäre wirksam und vollbringt ihr feuriges Werk. Auch Feuchtigkeit findet sich; dichter Nebel lagert überall, und zu dem Schmerz tritt traurige Verwirrung, denn jene, die das Feuer des Denkens benutzen, verlieren sich anfangs in einem trügerischen Licht.

Heftig nimmt die Hitze zu; zunächst verliert man die Fähigkeit zu leiden. Wenn dieses Stadium überwunden ist, dann beginnt [359] die Sonne ungehindert zu scheinen und das klare, glänzende Licht der Wahrheit leuchtet auf. Das ist der Pfad zurück zu dem verborgenen Mittelpunkt.

Nütze den Schmerz; rufe nach dem Feuer, o Pilger in einem fremden und unbekannten Land. Die Wasser waschen hinweg den Schlamm und Schmutz des Wachstums der Natur. Die Feuer verbrennen die hindernden Formen, welche den Pilger zurückzuhalten suchen, und so bringen sie Erlösung. Die lebendigen Wasser treiben wie ein Fluss den Pilger hin zu des Vaters Herz. Die Feuer vernichten den Schleier, der des Vaters Antlitz verbirgt.»

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.