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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 143 ff. (engl.)
vervielfältigen Laute und umgeben uns mit selbstgeschaffenen Formwelten. Ist es darum nicht wesentlich, dass wir denken, ehe wir sprechen, und uns so der Vorschrift erinnern «Du musst Wissen erlangen, ehe du sprechen darfst»? Nachdem wir gedacht haben, wollen wir die richtigen Worte wählen, um den rechten Gedanken auszudrücken; wir sollten versuchen, jedem geäusserten Wort die richtige Aussprache, die angemessene Bewertung und die wahre klangliche Qualität zuteil werden zu lassen.

Dann wird unser gesprochenes Wort eine Gedankenform erschaffen, welche die Idee verkörpert, die in unserem Denken lebt. Dann werden unsere Worte auch keinen Missklang mit sich bringen, sondern ihren Teil zu jenem grossen harmonischen Akkord oder vereinenden Wort beitragen, das die Menschheit schliesslich aussprechen soll. Falsches Reden trennt, und es ist interessant zu bedenken, dass das Wort, das Symbol der Einheit, göttlich, die Sprache in ihrer grossen Mannigfaltigkeit dagegen menschlich ist.

Wenn die Menschheit im Lauf der Evolution zu ihrer wahren Stellung im grossen Plane des Universums emporsteigt, wird richtiges und korrektes Sprechen immer mehr gepflegt werden, weil wir mehr denken werden, ehe wir ein Wort aussprechen; oder, wie [144] ein grosser Lehrer gesagt hat, «durch Meditation werden wir die Irrtümer unseres falschen Redens berichtigen»; und die Bedeutung der Wortformen, wahrer und richtiger Laute und der Sprechqualität wird immer mehr offenbar werden.

Das zweite wichtige Wort dieser vierten Regel ist das Wort Licht. Erst kommt der Laut und dann die erste Wirkung des Lautes, das Ausströmen von Licht, das die Offenbarung der Gedanken herbeiführt.

Licht erkennt man an dem, was sich durch es offenbart. Die Abwesenheit des Lichts lässt die Erscheinungswelt in scheinbare Nichtexistenz schwinden.

Die durch den Ton erschaffene Gedankenform soll Quelle der Offenbarung sein. Sie muss Wahrheit enthüllen und dem Zuschauer einen Aspekt der Wirklichkeit zur Kenntnis bringen. Daher liegt die zweite Qualität der Gedankenform in ihrer höchsten Anwendungsmöglichkeit darin, das Licht jenen zu bringen, die es brauchen, jenen, die in der Finsternis wandeln.

Es handelt sich hier nicht um das Licht als kosmische oder individuelle Seele. Ich spreche nicht von dem Licht als dem universellen zweiten Aspekt der Göttlichkeit. Ich will mich in diesen Unterweisungen nur mit jenem Aspekt der Wahrheit befassen, der den Aspiranten zu einem praktischen tätigen Menschen macht und ihn so befähigt, mit Einsicht zu wirken. Seine Hauptarbeit ist die, Gedankenformen zu erschaffen und denkenden Menschen Offenbarung zu bringen (und er wird immer mehr merken, dass dies so ist). Um dies zu erreichen, muss er in okkulter Weise wirken; durch den Ton des von ihm ausgesandten Werkes und durch die in einer Form geoffenbarten Wahrheit wird er Licht und Erleuchtung in die dunklen Orte der Erde tragen.

Dann wird er schliesslich seine Gedankenformen durch die Macht seiner eigenen Gewissheit, seines geistigen Verständnisses und seiner Lebenskraft lebendig machen. So erscheint die Bedeutung des dritten Wortes: Schwingung. Seine Botschaft wird gehört, denn sie ist ausgesandt; sie bringt Erleuchtung, denn sie vermittelt die Wahrheit und offenbart die Wirklichkeit; sie ist von lebenswichtiger Bedeutung, denn sie schwingt mit dem Leben ihres Schöpfers und wird so lange am Leben erhalten, als sein Gedanke, sein Ton [145] und seine Intelligenz sie beseelen. Das gilt für eine Botschaft, eine Organisation und für alle Lebensformen, welche ja nur die verkörperten Ideen eines kosmischen oder menschlichen Schöpfers sind.

Es würde für Studierende wertvoll sein, diese drei bedeutsamen Worte aufzugreifen und deren Beziehung zu allen verkörperten Gedankenformen ausfindig zu machen, zu einem Kosmos, einer Ebene, einem Naturreich, einer Rasse, einem Volk, einem Menschenwesen. Betrachtet die verschiedenen Gruppen schöpferisch tätiger Wesen, Sonnenlogoi, Sonnenengel, Menschenwesen und andere. Betrachtet die Sphären des Schöpfungsprozesses und erkennt, wie recht der «Alte Kommentar» hat, wenn er sagt:

«Der Laut hallte wider inmitten der verschiedenen Räder unerschaffener Materie; und siehe, die Sonne und alle kleineren Räder erschienen. Das Licht erstrahlte inmitten der vielen Räder, und so loderten die vielen Formen Gottes, die verschiedenen Aspekte seines strahlenden Gewandes auf.

Die schwingenden, bebenden Räder drehten sich. Leben begann sich in seinen vielen Stufen und Graden zu entfalten, und siehe das Gesetz begann zu wirken. Formen entstanden und vergingen, aber das Leben ging weiter. Naturreiche erstanden mit vielen Formen, die sich einander näherten und zuwandten und später wieder trennten, aber das Leben ging immer noch weiter.

Das Menschengeschlecht, das den Gottessohn, das inkarnierte Wort, in sich birgt, trat hervor in das Licht der Offenbarung. Rassen erschienen und vergingen. Die Formen, welche die strahlende Seele verhüllten, tauchten auf, erfüllten ihren Zweck und schwanden dahin in die Nacht; doch siehe; das Leben ging weiter, nun verschmolzen mit dem Licht. Leben tauchte in Licht ein, beide mischten sich, um eine Schönheit und eine Macht, eine lebendige Erlösungskraft, eine Weisheit und eine Liebe zu offenbaren, die wir einen Gottessohn nennen.

Durch die vielen Söhne Gottes, die im innersten Zentrum nur ein einziger sind, wird Gott in Seiner Vaterschaft erkannt. Aber noch immer ging jenes erleuchtete Leben weiter bis zu einem furchtbaren Grad von Macht und schöpferischer Kraft, von der wir sagen: Sie ist das All, in ihr ist das Universum enthalten, sie ist der beharrende Mittelpunkt der Sphären, der Eine.»

Wir haben in dieser vierten Regel zwei bedeutsame Worte berührt, Ton und Licht, und damit tritt ein Gedanke von höchster Wichtigkeit auf. Die Seele soll als Licht erkannt werden, als der Offenbarer, während man den Geistaspekt später [146] als Ton erkennen wird. Vollkommenes Licht und vollständige Erleuchtung sind das Recht des Jüngers, der die dritte Einweihung erlangt, während das wahre Verständnis für den Ton, das dreifache AUM, für den integrierenden Faktor in offenbarter Form nur dem zuteil wird, der zum Meister über die drei Welten geworden ist.

Als nächstes muss das Wort Schwingung unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, aber es darf nicht von dem nächsten Wort in der Folge, Form, getrennt werden. Schwingung, als Wirkung göttlicher Tätigkeit, ist zweifacher Art. Da ist zuerst die Wirkung, bei der die Schwingung (die vom Reich der Subjektivität als Reaktion auf Ton und Licht ausgeht) einen Widerhall in der Materie hervorruft und damit die Atome anzieht und zusammenruft, aus denen die Moleküle, Zellen, Organismen und schliesslich die integrierende, einheitliche Form aufgebaut werden können. Ist dies erreicht, dann kann man den Schwingungsaspekt als eine Dualität betrachten.

Die Form nimmt mit Hilfe der fünf Sinne den Schwingungsaspekt aller Formen in der Umwelt wahr, in der sie selbst eine wirkende Wesenheit ist. Später nimmt in Zeit und Raum jene wirkende Form immer mehr ihre eigene innere Schwingung wahr und wird sich, indem sie jene Schwingung auf ihren Ursprung zurückverfolgt, des Selbstes und später des Reiches des Selbstes bewusst. Die Menschheit als Ganzes nimmt ihre Umwelt wahr und erkennt durch die Mitteilungen, die ihr durch die fünf Sinne, Gesicht, Gehör, Gefühl, Geschmack und Geruch, gegeben werden, die Erscheinungswelt, das äussere Gewand Gottes; so wird eine Verbindung zwischen dem Selbst und dem, was wir die natürliche Welt nennen, hergestellt. Wenn nun das Denkvermögen sich dieses Wissen aneignet und es zusammenfasst, durchläuft der Bewohner der Form die folgenden Stadien:

1. Eine Schwingung wird registriert und die Umwelt übt ihre Wirkung auf die Form aus.

2. Diese Wirkung wird bemerkt, aber nicht verstanden. Unter der langsamen, stetigen Stosswelle dieser Schwingungswirkung erwacht [147] der Mensch allmählich zu Bewusstsein oder Gewahrsein.

3. Die Umwelt beginnt den Menschen zu interessieren und er betrachtet sie als begehrenswert. Die Anziehung der drei Welten nimmt ständig zu und holt den Menschen immer wieder in die Inkarnation herein. (Der Ausdruck «immer wieder» ist buchstäblich zu nehmen und ist im wissenschaftlichen Sinn richtiger als das Wort «wiederholt». Ein jeder von uns ist wirklich ein wiederkehrendes Wort, das in Zeit und Raum erklingt.)

4. Später, wenn die Schwingung der Umweltformen in der natürlichen Welt durch die ständige Einwirkung über viele Inkarnationen hin eintönig wird, beginnt der Mensch, seine Augen und Ohren von den ihm vertrauten Erscheinungen der Welt der Wünsche abzuwenden. Er wird unempfindlich gegenüber diesen Schwingungsimpulsen und nimmt immer stärker die Schwingung des Selbstes wahr.

5. Auf dem Pfad der Erprobung und der Jüngerschaft übt diese feinere Schwingungstätigkeit später einen zunehmenden Anreiz aus. Die äussere Welt verliert ihre Anziehungskraft. Die innere Welt des Selbstes nimmt in der Wunschnatur einen überragenden Platz ein.

6. Nach und nach bildet der Jünger, um die Sprache der modernen Psychologie zu gebrauchen, in der äusseren Form, die der Reaktionsapparat für die Wahrnehmung der Erscheinungswelt ist, einen neuen, feineren Reaktionsapparat aus, wodurch die subjektive Welt erkannt werden kann.

Wenn dieses Stadium erreicht ist, wendet er sich entschlossen von dem Schwingungskontakt mit den äusseren Formenwelten ab und das Verlangen in dieser Richtung schwindet. Alles erscheint reizlos und nicht wünschenswert, und nichts befriedigt die glühend strebende Seele. Der schwierige Prozess der Umorientierung hin auf eine neue Welt, ein neuer Daseins und Wahrnehmungszustand setzt ein, und da der innere, feine Reaktionsapparat erst [148] im Werden begriffen ist, besteht ein verheerendes Gefühl des Verlustes; man tastet im Dunkeln und erlebt eine Zeit geistigen Ringens und Forschens, welche die Ausdauer und Standhaftigkeit der Absichten des Aspiranten bis zum Äussersten auf die Probe stellt.

Aber (und das ist der ermutigende Punkt, an den man denken sollte): «Alles entwickelt sich nach dem Gesetz und nichts kann das Werk am Fortgang hindern». Beachtet diese Worte in der Regel IV. Es kommt ein Stadium, wo ein Mensch wahrhaftig und tatsächlich «im Felsen verankert ist»; auch wenn er vielleicht den Wechsel von Licht und Schatten erfährt, auch wenn die Wogen der reinigenden Gewässer über ihn rollen und seine Füsse hinwegzuschwemmen drohen und er sich taub, stumm und blind fühlen mag, so kann am Ende doch nichts die Absicht der Seele vereiteln. Es fehlt lediglich noch der entwickelte geistige Körper, der für die Reaktion auf die Schwingungen der inneren geistigen Welt gerüstet ist. Er ist schon im Keim vorhanden und das Geheimnis seiner Anwendung liegt in der Einstellung des Gehirns auf die Funktion des Ätherleibes, der ja als Mittler zwischen Gehirn, Nervensystem und Denkvermögen oder zwischen Seele, Denkvermögen und Gehirn wirkt. Das kann hier nicht näher erläutert werden, aber der Hinweis kann zum nachdenken für den eifrigen Aspiranten gegeben werden.

Wir finden also die folgenden Stadien, die in der Regel IV behandelt werden, auf die mit voller Klarheit hingewiesen wird, jedoch mit jener Sparsamkeit im Ausdruck, durch den sich alle okkulten und symbolischen Schriften auszeichnen:

1. Die Integration der Form als Folge der Tätigkeit der Seele; sie kommt zustande durch die Anwendung von

a. Ton

b. Licht

c. Schwingung.

2. Die Entwicklung eines Reaktionsapparates zum Gebrauch in der Erscheinungswelt.

3. Endlich [149] die Abwendung von der Erscheinungswelt als Folge der Gewöhnung und Übersättigung und die allmähliche Benutzung des feineren Reaktionsapparates.

4. Der Reaktionsapparat der Seele, Denkvermögen, Ätherkörper, Gehirn und Nervensystem, wird neuorientiert und der Mensch wird des Reiches der Seele, eines anderen Naturreiches, inne.

5. Die Abkehr vom Reich der Welt zum Reich der Seele hin wird zur esoterischen Gewohnheit, und in diesem Gedanken liegt das Geheimnis esoterischer Psychologie beschlossen. Der Mensch wird im geistigen Leben gefestigt. Nichts kann ihn jetzt zurückhalten.

Die Wissenschaft vom Atmen.

Jetzt kommen wir zu den bedeutsamen Worten in Regel IV «Der Mensch atmet tief». Das ist ein Wort, das viele Aspekte rhythmischen Lebens umfasst. Es ist die magische Formel für die Wissenschaft des Pranayama. Es betrifft die Kunst schöpferischen Lebens. Es bringt einen Menschen in Harmonie mit dem pulsierenden Leben von Gott selbst, und zwar durch Loslösung und Neuorientierung.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.