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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 114 ff. (engl.) |
Folge. Gewalt und Grausamkeit in der Vergangenheit lassen ein schweres Karma
reifen, aber es liegt in den Händen von euch allen, die alten Fehler
umzuwandeln.
Denkt auch daran, dass Prinzipien ewig, Persönlichkeiten aber zeitlich begrenzt sind. Prinzipien müssen im Licht der Ewigkeit betrachtet werden, Persönlichkeiten vom Standpunkt der Zeit. Unangenehm ist es, wenn in manchen Situationen zwei Prinzipien eine Rolle spielen, von denen eines dann zweitrangig ist. Die Schwierigkeit liegt in der Tatsache, dass (da beide Prinzipien sind) beide richtig sind. Um sicher zu gehen, sollte man sich immer an die Regel halten, dass grundlegende Prinzipien, wenn man sie einsichtig erfassen und erfolgreich in die Tat umsetzen will, gewöhnlich nach Intuition verlangen, während zweitrangige Prinzipien mehr mental sind. Darum sind die Methoden notwendigerweise verschieden. Wenn es sich um Grundprinzipien handelt, so sind die weisesten Methoden: Stillesein und ein freudiges Vertrauen darauf, dass das Gesetz wirkt; ferner dass man alle persönlichen Anspielungen [115] vermeidet, ausser weisen und liebevollen Bemerkungen und dass man entschlossen ist, alles im Licht der Ewigkeit und nicht der Zeit anzuschauen, verbunden mit einem dauernden Bestreben, dem Gesetz der Liebe zu folgen und nur das Göttliche in den Brüdern zu sehen, auch wenn man auf der entgegengesetzten Seite steht. Bei zweitrangigen Prinzipien, die von allen Gegenkräften heute besonders betont werden, bringt der Gebrauch des niederen Denkvermögens die Gefahr der Kritiksucht und die Anwendung von Methoden mit sich, die zur Zeit in den drei niederen Welten gutgeheissen werden, Methoden des persönlichen Angriffs, der Schmähung und der Kraftverschwendung in zerstörerischem Sinn; sie sind aus einem Geiste geboren, der dem Gesetz der Einheit zuwiderläuft. Die Bezeichnung «Gegenkräfte» ist richtig, wenn man sie nur im wissenschaftlichen Sinn anwendet und damit den Gegenpol meint, der zum Gleichgewicht führt. Denkt deshalb daran, dass gegensätzliche Gruppen es ganz redlich meinen können, dass aber das konkrete Denkvermögen in ihnen wie eine Schranke für die freie Entfaltung der höheren Schau wirkt. Ihre Aufrichtigkeit ist gross, aber die von ihnen erreichte Stufe ist in mancher Hinsicht geringer als die Stufe derer, die an den grundlegenden, im Licht der Intuition gesehenen, Prinzipien festhalten. Ein Prinzip ist das, was einen Aspekt der Wahrheit verkörpert, auf der dieses unser System beruht; in das Bewusstsein des Menschen sickert ein wenig von der Idee ein, auf der all das beruht, was unser Logos tut. Die Grundlage aller Massnahmen des Logos ist tätige Liebe, und die fundamentale Idee, auf der Er Seine Handlungen in Zusammenhang mit der menschlichen Hierarchie gründet, ist die Macht der Liebe, vorwärts zu treiben, nennt es Entwicklung, wenn ihr wollt, angeborenen Drang, wenn euch das lieber ist; aber es ist Liebe, die Bewegung hervorbringt und vorwärts, zur Vollendung drängt. Sie ist für alle der Antrieb zu weiterer Wesensäusserung. Daher sollte dieses Prinzip jeglicher Tätigkeit zugrunde liegen, und die Leitung aller geringeren Organisationen würde, wenn sie auf zu Tätigkeit führender Liebe beruhte, einen göttlichen Drang in [116] allen Mitgliedern wecken, sie ebenfalls zu vollster Wesensäusserung treiben und so zu angemessener Erfüllung und befriedigenderem Bemühen führen. Wenn ein Prinzip wirklich fundamental ist, so spricht es sofort die Intuition an und ruft seine unmittelbare, zustimmende Reaktion des höheren Selbst im Menschen hervor. Die Persönlichkeit wird wenig oder gar nicht angesprochen. Ein Prinzip verkörpert eine Vorstellung oder Idee des Egos in seiner Beziehung zu anderen. Es ist das, was stets das Handeln des Ego auf dessen eigener Ebene bestimmt; und erst dann, wenn wir immer mehr unter die Führung dieses Ego kommen, empfängt unsere Persönlichkeit diese Ideen und reagiert auf sie. Daran sollte man bei jedem Umgang mit anderen Menschen denken, und das sollte alle Urteile bestimmen. Ein Prinzip richtig begreifen, bedeutet, dass ein gewisser Punkt in der Entwicklung erreicht ist. Ein Prinzip beseelt eine Aussage, die mit dem höchstmöglichen Wohlergehen für möglichst viele zu tun hat. Ein Mann soll seine Frau lieben; in diesem Satz wird ein Prinzip aufgestellt, das für die Persönlichkeit gilt; es muss aber später in das grössere Prinzip umgewandelt werden, dass ein Mensch seine Mitmenschen lieben soll. Es gibt dreierlei Prinzipien, und das höhere muss auf dem Wege über das niedrigere erreicht werden: a. Prinzipien, die das niedere, persönliche Selbst beherrschen; sie haben mit den Handlungen oder dem tätigen Leben dieses niederen Selbstes zu tun. Sie verkörpern den dritten oder Tätigkeitsaspekt der Schöpfung des Logos und bilden die Grundlage für späteren Fortschritt. Sie leiten und bestimmen den Menschen in der Zeit, da er noch wenig entwickelt ist und gedankenlos dahinlebt; sie sind vielleicht leichter zu verstehen, wenn ich sage, dass sie in den allgemeinen anerkannten Regeln einer anständigen Lebensweise zum Ausdruck kommen. Du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen: diese Gesetze gelten für das tätige Leben des Menschen, für die Bildung seines Charakters. b. Prinzipien, die für das höhere Selbst massgebend sind und mit dem Liebe-Weisheit-Aspekt zu tun haben. Eben diese gehen uns jetzt an, und die Hälfte aller Schwierigkeiten in der Welt geht auf die Tatsache zurück, dass diese [117] höheren Prinzipien, die mit Liebe und Weisheit in all ihrer Fülle zu tun haben, erst jetzt allmählich von der breiten Masse der Menschheit begriffen werden. Aus der schnellen Erkenntnis ihrer Richtigkeit und dem Versuch, sie zu Tatsachen werden zu lassen, ohne dass die Umwelt vorher diesen Idealen angepasst wird, ergibt sich das häufige Aufeinanderprallen und der Kampf zwischen denen, die angetrieben werden von den Prinzipien, welche die Persönlichkeit beherrschen, und denen, die ihre Impulse von den Prinzipien des höheren Selbstes erhalten. Solange nicht mehr Menschen vom Seelenbewusstsein beherrscht werden, ist dieser Kampf unvermeidlich. Wenn einmal die emotionelle Ebene von der intuitiven geleitet wird, dann stellt sich ein universales Verständnis ein. Die erste Prinzipiengruppe erlernt der Mensch durch «Begreifen» und durch das Unglück, das aus dieser Aneignung folgt. Er hat gestohlen, er erleidet die Strafe dafür und stiehlt nicht mehr. Das Prinzip wurde ihm durch Schmerz beigebracht und er lernte, dass er nur das geniessen kann, was ihm zu Recht gehört, und nicht das, was er sich angeeignet hat. Die Welt lernt heute diese Lektion in Gruppen, denn wenn die Revolutionäre etwas widerrechtlich in Besitz nehmen, merken sie, dass das gestohlene Gut nicht befriedigt, sondern sogar Sorgen bringt. So lernen sie mit der Zeit die Prinzipien kennen. Die zweite Prinzipiengruppe erlernt man durch Verzicht und Dienen. Ein Mensch, der die ersten Prinzipien kennengelernt hat, blickt weg von den Dingen der Persönlichkeit und erfährt im Dienen die Macht der Liebe in ihrer okkulten Bedeutung. Er gibt aus und empfängt folglich auch wieder; er führt das Leben des Verzichts, und der Reichtum des Himmels ergiesst sich über ihn; er gibt alles hin und ist bis an den Rand erfüllt; er verlangt nichts für sich selbst und ist der reichste Mensch auf Erden. Die ersten Prinzipien betreffen die abgesonderte Einheit und die Entwicklung durch Verschiedenartigkeit. Solche Prinzipien, wie die Menschheit sie heute lernt, haben mit Gruppen zu tun; die Frage [118] lautet nicht: «Was wird das Beste für den Menschen sein?», sondern: «Was wird das Beste für die Vielen sein? Nur jene, die mit geistiger Schau denken und die Vielen als Einheit sehen können, sind in der Lage, diese Prinzipien in zufriedenstellender Weise zu erklären. Sie sind die wichtigsten, denn sie sind die Grundprinzipien dieses Liebe-Systems. Die Schwierigkeit liegt heute darin, dass die Menschen verwirrt sind. Bestimmte Prinzipien der ersten Gruppe, die Grundlagen für die niedere Tätigkeit, sind jetzt eingewurzelt und den Menschen angeboren; einige wenige der höheren egoischen oder Liebe-Prinzipien sickern allmählich in die verwirrten Gehirne der Menschen ein und verursachen einen offensichtlichen, vorübergehenden Widerstreit von Ideen. Darum sagen sie wie Pilatus: «Was ist Wahrheit?» Wenn sie sich nur erinnern wollten, dass die höheren Prinzipien das Wohl der Gruppe betreffen und die niederen das Wohl des Einzelmenschen, dann würden sie vielleicht zur Klarheit kommen. Die niedere Aktivität des persönlichen Lebens, ganz gleich wie gut und wertvoll sie auch sein mag, muss schliesslich übertroffen werden durch das höhere Leben der Liebe, das nach dem Wohl der Gruppe und nicht nach dem eines Einzelnen strebt. Alles, was nach Synthese und göttlicher Wesensäusserung in Vereinigungen von Einzelmenschen strebt, rückt dem Ideal und dem höheren Prinzip näher. Manche Hilfe wird sich einstellen, wenn man diesen Gedanken weiterführt. Ein Beispiel für das, was ich sage, findet ihr in der Tatsache, dass viele Kämpfe, die sich in manchen Organisationen abspielen, darauf beruhen, dass einige wertvolle Menschen Persönlichkeiten folgen; sie opfern sich für ein Prinzip, ja, aber für ein Prinzip, das jenes Leben der Persönlichkeit leitet. Andere erahnen dunkel etwas Höheres und suchen das Wohl der Gruppe und nicht das des Einzelnen; sie stossen auf ein höheres Prinzip und bringen damit die Kraft des Ego herein. Sie arbeiten für andere und streben danach, ihrer Gruppe zu helfen. Wenn Egos und Persönlichkeiten aufeinanderstossen, so ist der Sieg des Höheren gewiss; das niedere Prinzip muss dem höheren weichen. Der eine ist auf das konzentriert, was ihm als höchster Wert erscheint, nämlich die Erfüllung der Wünsche des persönlichen Lebens; er ist (während dieser Zeit) erst [119] in zweiter Linie am Wohl der Vielen interessiert, obwohl er Augenblicke haben mag, in denen er denkt, dies sei sein hauptsächliches Bestreben. Der andere kümmert sich nicht darum, was aus seinem persönlichen Selbst wird, und ist nur daran interessiert, den Vielen zu helfen. Es spitzt sich alles zu (um einen treffenden Ausdruck zu verwenden) auf die Frage des selbstsüchtigen oder des selbstlosen Motivs, und Motive wandeln sich mit den Zeitläufen, wie ihr wisst; der Mensch nähert sich dem Ziel des Probepfades. c. Es gibt noch höhere Prinzipien und zwar jene, die vom Geist begriffen werden, ja nur vom monadischen Bewusstsein in rechter Weise erfasst werden können. Nur wenn ein Mensch sein persönlich-aktives Leben hinter sich lässt und dafür das Leben der Liebe oder Weisheit einsetzt, so wie das Ego es führt, kann er allmählich die Reichweite jenes Lebens der Liebe verstehen und es als bewiesene Macht erkennen. So wie die Persönlichkeit mit den Prinzipien zu tun hat, die das tätige Leben des niederen Selbstes lenken, und so wie das Ego nach dem Gesetz der Liebe wirkt, die sich in Gruppenarbeit manifestiert, oder Liebe, die sich in der Zusammenfassung einer Vielheit von Einzelmenschen zu wenigen Gruppeneinheiten zeigt, so befasst sich die Monade mit dem tätigen Leben der Liebe, das sich in seiner ganzen Kraft in der Verschmelzung der Wenigen zu einem Ganzen kundtut. Das eine Prinzip beschäftigt sich mit dem Leben des Menschen auf der physischen Ebene oder in den drei Welten, das zweite mit seinem Leben auf den Kausalebenen, und das letzte mit dem Leben, das er führen wird, wenn er einstens das Endziel für das gegenwärtige menschliche Streben erreicht haben wird. Das eine befasst sich mit dem Einzelwesen, das andere mit Gruppen und das dritte mit der Einheit. Das eine hat zu tun mit der Sonderung in grösste Verschiedenheit, das zweite mit den Vielen, die in egoische Gruppen eingegliedert sind, während das dritte die Trennung aufgelöst sieht, zurückverwandelt in die Sieben, was für die menschliche Hierarchie die grosse Einheit bedeutet. Alle diese Faktoren und viele andere mehr bringen Unterschiede zwischen den Menschen hervor, und wenn ein Mensch seinen eigenen Standort bestimmen will, so muss er sie in Betracht ziehen. Man sollte daher nicht vergessen, dass ein Jünger irgendeines Meisters seine besondere Ausrüstung, seine individuellen Vorzüge und Unzulänglichkeiten hat. Dennoch kann er sicher sein, dass er, ehe nicht zum Pfad der Liebe der Pfad [120] des Wissens hinzukommt, niemals durch die Haupteinweihungen gehen kann, denn diese finden in den höheren Bereichen der Mentalebene statt. Solange nicht der Pfad des Lichts mit dem Pfad des Lebens vereint ist, kann der grosse Übergang vom vierten in das fünfte Reich nicht vor sich gehen. Gewisse Bewusstseinserweiterungen sind möglich; man kann Einweihungen auf der Astral- und niederen Mentalebene erlangen; einiges von der Schau kann wahrgenommen werden; man kann das Gefühl der göttlichen Gegenwart empfinden; der Geliebte kann durch Liebe erreicht werden; und die Seligkeit und Freude dieses Kontakts kann bleibendes Glück mit sich bringen. Aber die klare Wahrnehmung, die man auf dem Berge der Erleuchtung erlebt, ist etwas anderes als die Freude, welche man auf dem Berge des Segens erfährt; bei der einen hat das Herz, bei der anderen der Kopf die Führung. Um es kategorisch zu beantworten: Der Pfad des Wissens ist der des Okkultisten und des Weisen; jener der Liebe ist der des Mystikers und des Heiligen. Die Annäherung vom Kopf oder vom Herzen her hängt nicht vom Strahl ab, denn beide Wege müssen erlebt werden; der Mystiker muss zum Okkultisten werden, der weisse Okkultist ist einmal der heilige Mystiker gewesen. Wahres Wissen ist einsichtsvolle Liebe, denn es ist die Verschmelzung von Verstand und Hingabe. Einheit wird im Herzen erspürt; ihre einsichtsvolle Anwendung auf das Leben muss sich durch Wissen auswirken. Es ist von höchstem Wert, die Richtung der Lebensabsicht zu erkennen und zu wissen, ob die Kopf oder Herzmethode das Ziel in einem speziellen Leben ist. Eine feine geistige Unterscheidung ist jedoch notwendig, damit das Trugbild der Illusion nicht zum Pfad der Trägheit verführt. Denkt sorgfältig über diese Worte nach und seht zu, dass die Frage eine wahre Grundlage hat und nicht aus einem Minderwertigkeitskomplex erwächst, nicht aus der Betrachtung von eines Bruders Unternehmung und einer ständigen Neigung zur Eifersucht herrührt und auch nicht gelassener Selbstzufriedenheit entspringt, die eine Tätigkeit unwirksam macht. Als allgemeine Regel [121] für einen Durchschnittsaspiranten zur Jüngerschaft kann als sicher angenommen werden, dass in der Vergangenheit vor allem der Herzweg beschritten wurde, und dass in dieser Inkarnation vor allem die mentale Entfaltung wichtig ist. |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |