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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 32 ff. (engl.)

2. Es gibt viele Kategorien von Denkern und man kann nicht erwarten, dass die - zum Beispiel in dieser Abhandlung - gegebenen Mitteilungen sie alle ansprechen. Man sollte berücksichtigen, dass alle Menschen Bewusstseinseinheiten sind, die auf einer der sieben Ausstrahlungen Gottes ausgeatmet wurden. Deshalb sind sogar ihre Monaden oder geistigen Aspekte wesenhaft verschieden, gerade so wie ein Prisma sieben verschiedene Farbschattierungen zeigt, trotzdem es nur ein Körper ist. Auch dies ist nur so infolge Natur, Blickpunkt und [33] Wahrnehmungsapparat des Menschen, dessen Auge die verschiedenen Schwingungsgrade des Lichts registriert und unterscheidet. Diese sieben Untergruppen ergeben wiederum eine jeweils verschiedene Anschauung, Mentalität und Stellungnahme, die alle gleichermassen berechtigt sind, jedoch alle einen geringfügig veränderten Blickwinkel darbieten. Wenn man diese Erkenntnis mit solchen Faktoren verknüpft wie den verschiedenen Entwicklungsstufen, den unterschiedlichen Nationalitäten und Charaktermerkmalen, den angeborenen Unterschieden, die durch das Wechselwirken zwischen dem betreffenden physischen Körper und seiner Umwelt hervorgerufen werden, so wird es deutlich, dass solche schwierige Themata wie das Wesen des Geistes und der Seele mit keiner allgemein gültigen Definition angegangen werden können und sich keiner universellen Bezeichnungsweise unterwerfen lassen.

b. Die Seele, der Mittler oder das Mittlere Prinzip.

Es gibt zwei Gesichtspunkte, von denen aus das Wesen der Seele erfasst werden muss: der eine ist der Aspekt der Seele in ihrer Beziehung zu dem vierten, das heisst menschlichen Naturreich, und der andere der Aspekt der untermenschlichen Naturreiche, die - wie man berücksichtigen muss - Spiegelbilder der drei höheren Reiche sind.

Man sollte daran denken, dass die Seele der Materie, die anima mundi, die Empfindungskraft in der Substanz selbst ist. Es handelt sich um die Reaktionsfähigkeit der Materie im gesamten Universum und um jene allen Formen vom Atom des Physikers bis zum Sonnensystem des Astronomen innewohnende Kraft, welche die unleugbar intelligente Wirksamkeit hervorbringt, die sie alle kundtun. Man kann es Anziehungsenergie, Zusammenhalt, Empfindungsvermögen, Lebendigkeit, Wahrnehmung oder Bewusstsein nennen, aber die aufschlussreichste Ausdrucksweise ist vielleicht jene, dass die Seele die Qualität ist, die in jeder Form zutage tritt. Sie ist jenes subtile Etwas, das ein Element, ein Mineral vom anderen unterscheidet. Es ist die ungreifbare Wesensart der Form, die etwa im Pflanzenreich bestimmt, ob eine Rose oder ein Blumenkohl, eine Ulme oder eine Wasserkresse entstehen soll; es ist eine [34] Energieart, welche die verschiedenen Gattungen des Tierreichs voneinander unterscheidet und einen Menschen in seiner Erscheinung seiner Art und seinem Charakter vom anderen verschieden macht. Der Wissenschaftler hat die Formen eingeteilt, erforscht und analysiert; für die Elemente und Mineralien, für die pflanzlichen Lebensformen und für die verschiedenen Tiergattungen sind Namen gewählt und verteilt worden; die Struktur der Formen und die Geschichte ihres evolutionären Fortschritts wurden studiert und es wurden Schlussfolgerungen gezogen, doch die Lösung des Lebensrätsels selbst entzieht sich immer noch sogar dem Weisesten. Und dieses Problem wird so lange ungelöst bleiben, bis einmal das Verständnis für das «Lebensgewebe» oder den Lebenskörper aufdämmert, der jeder Form zugrunde liegt und alle Teile miteinander verbindet, und bis man dies als eine Naturtatsache erkannt hat.

Es mag leichter erscheinen, die Definition der Seele zu geben als die des Geistes, und zwar deswegen, weil es viele Menschen gibt, die zu irgendeiner Zeit einmal eine Erleuchtung, eine Entfaltung, eine Erhebung, eine Glückseligkeit erfahren haben, die sie davon überzeugt hat, dass es einen Bewusstseinszustand gibt, der so weit von dem normalerweise erlebten entfernt ist, dass sie durch ihn in einen neuen Daseinszustand und auf eine neue Wahrnehmungsebene gehoben werden. Es ist etwas, das man spürt und erfährt und das jene psychische Erweiterung mit sich bringt, welche die Mystiker durch die Jahrhunderte hin wahrgenommen haben und die Paulus meinte, wenn er davon sprach, «in den dritten Himmel erhoben worden zu sein» und dort Dinge gehört zu haben, die auszusprechen dem Menschen nicht erlaubt sei. Wenn auf diesen Ebenen Hören und Sehen bewusst erlebt werden, dann haben wir es mit einem Okkultisten zu tun, der gleichzeitig Mystiker ist.

1. Die Seele ist im Makrokosmos wie im Mikrokosmos, im Weltall wie im Menschen jene Wesenheit, die ins Leben tritt, wenn der geistige und stoffliche Aspekt des Seins miteinander in Beziehung treten.

a. Die Seele ist [35] darum weder Geist noch Materie, sondern die Beziehung zwischen beiden.

b. Die Seele ist der Mittler zwischen dieser Zweiheit; sie ist das mittlere Prinzip, das Bindeglied zwischen Gott und Seiner Form.

c. Deshalb ist die Seele nur ein anderer Name für das Christusprinzip, sei es nun in der Natur oder im Menschen.

2. Die Seele ist die Anziehungskraft des erschaffenen Universums und hält, wenn sie wirksam ist, alle Formen zusammen, so dass sich das Leben Gottes durch sie offenbaren oder zum Ausdruck bringen kann.

a. Darum ist die Seele der formbildende Aspekt und jene anziehende Kraft in jeglicher Form im Universum, auf unserem Planeten, in den Naturreichen und im Menschen (der alle Aspekte in sich zusammenfasst), welche die Form ins Dasein bringt und es ihr ermöglicht, sich zu entwickeln und zu wachsen, damit sie das ihr innewohnende Leben angemessener beherbergen kann; sie treibt ausserdem alle Geschöpfe Gottes auf dem Evolutionspfad vorwärts, durch ein Reich nach dem anderen, dem schliesslichen Ziel und einer glorreichen Vollendung entgegen.

b. Die Seele ist die Kraft der Evolution selbst, und dies meinte Paulus, als er sagte: «Christus in euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit».

3. Die Seele offenbart sich in jedem Naturreich auf eine andere Weise, aber ihre Funktion ist immer dieselbe, ob es sich nun um ein Atom der Substanz und seine Fähigkeit handelt, Identität und Form zu bewahren und seine Tätigkeit auf seiner eigenen Bahn fortzusetzen, oder um eine Form in einem der drei Naturreiche, die als Ganzes zusammengehalten wird, bestimmte Merkmale aufweist, ihrem eigenen instinktiven Leben nachgeht und als ein Ganzes etwas Höherem und Besserem entgegenstrebt.

a. Darum ist die Seele das, was die unterschiedlichen [36] Merkmale verleiht und die verschiedenartigen Formbildungen bewirkt.

b. Die Seele wirkt auf die Materie ein und zwingt sie, verschiedene Formen anzunehmen, auf bestimmte Schwingungen zu reagieren und jene spezifischen Erscheinungsformen aufzubauen, die wir in der Welt der physischen Ebene als Mineral, Pflanze, Tier und Mensch erkennen sowie noch andere Formen, die nur dem Eingeweihten wahrnehmbar sind.

4. Die Qualitäten, Schwingungen, Farben und Merkmale in allen Naturreichen sind Seeleneigenschaften, ebenso wie die in jeder Form verborgen ruhenden Fähigkeiten, die sich manifestieren wollen und die weitere Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. In ihrer Gesamtheit werden sie am Ende der Evolutionsperiode das Wesen des göttlichen Lebens und der Weltseele sichtbar machen, jener Überseele, die den Charakter Gottes offenbart.

a. Darum offenbart sich die Seele durch diese Eigenschaften und Merkmale als bewusste Reaktion auf die Materie, denn die Qualitäten werden durch das Wechselspiel der Gegensatzpaare, Geist und Materie, und deren Wirkung aufeinander hervorgerufen. Dies ist die Grundlage des Bewusstseins.

b. Die Seele ist der bewusste Faktor in allen Formen, die Quelle jenes Gewahrwerdens, das alle Formen aufweisen, und jener Reaktionsbereitschaft gegenüber umweltlichen Gruppenbedingungen, welche die Formen in jedem Naturreich kundtun.

c. Deshalb könnte man die Seele definieren als jenen charakteristischen Aspekt in jeder Form, (der durch diese Vereinigung von Geist und Materie entstanden ist), der fühlt, Wahrnehmungen registriert, anzieht und abstösst, reagiert oder eine Reaktion ablehnt und alle Formen in einem dauernden Schwingungszustand erhält.

d. Die Seele ist jene wahrnehmende und empfindende Wesenheit, die durch die Vereinigung von Vater Geist und Mutter, Materie entstanden ist. Sie ist das, was etwa in der Pflanzenwelt die Reaktion auf die Sonnenstrahlen und die [37] Entfaltung der Knospe hervorruft; was im Tierreich das einzelne Tier befähigt, seinen Herrn zu lieben, seine Beute zu jagen und seinem Instinktleben nachzugehen; was im Menschen bewirkt, dass er seine Umwelt und Gruppe wahrnimmt, was ihn befähigt, in den drei Teilen seiner normalen Evolution als Zuschauer, Wahrnehmender und Handelnder zu leben. Sie ist es, die es ihm schliesslich ermöglicht zu entdecken, dass eben diese Seele in ihm zweifach ist, dass ein Teil von ihm auf die tierische Seele reagiert und der andere Teil seine göttliche Seele erkennt. Es zeigt sich jedoch heute, dass sich die meisten Menschen weder gänzlich tierisch noch vollkommen göttlich verhalten, sondern dass sie eben als menschliche Seelen anzusehen sind.

5. Die Seele des Weltalls kann, um der Klarheit willen sei es bemerkt, in Differenzierungen erkennen oder besser gesagt, (infolge der begrenzten Möglichkeiten der Form, durch welche diese Seele wirken muss), sie ist fähig, bei unterschiedlichen Schwingungsgraden und Entwicklungsstadien Erkenntnisse zu gewinnen. Die Seelennatur des Universums offenbart sich daher in bestimmten grossen Gewahrseinszuständen mit vielen Zwischenstufen, von denen die wichtigsten, wie folgt, beschrieben werden können:

a. Bewusstsein oder jener Gewahrseinszustand in der Materie selbst, der dadurch entstand, dass die Mutter-Materie von dem Vater-Geist befruchtet und so Leben und Materie zusammengeführt worden waren. Diese Bewusstseinsart betrifft die Atome, Moleküle und Zellen, aus denen alle Formen aufgebaut sind. So entsteht die Form eines Sonnensystems, eines Planeten und all dessen, was man auf oder in einem Planeten findet.

b. Intelligentes, empfindendes Bewusstsein, das heisst jenes, das im Mineral und Pflanzenreich hervortritt. Es ist massgeblich für die Qualität, Gestalt und Färbung der pflanzlichen und mineralischen Formen und für ihre spezifische Eigenart.

c. Tierisches Bewusstsein, das sich als die Seelenreaktion aller Formen im Tierreich zeigt, wodurch deren Unterschiede, Gattungen [38] und Eigenarten hervorgebracht werden.

d. Menschliches Bewusstsein oder Eigenbewusstsein, auf das die Entwicklung von Leben, Form und Wahrnehmung in den drei anderen Reichen allmählich hingestrebt hat. Dieser Ausdruck gilt für das individuelle Bewusstsein des Menschen; dieses war in den frühen Stadien mehr tierisch als göttlich, da der tierische Körper mit seinen Instinkten und Neigungen vorherrschte. H. P. B. definiert den Menschen sehr zutreffend als «Tier und Gott» zugleich. Später wurde es im engeren Sinn menschlich; es ist weder rein tierisch noch schon ganz göttlich, sondern es schwankt zwischen den beiden Stufen hin und her und macht damit das Menschenreich zu dem grossen Kampfplatz für die Gegensatzpaare; denn hier findet das Ringen zwischen dem Drang oder Zug des Geistes und der Verlockung der Materie oder Mutternatur statt, zwischen dem niederen Selbst und dem Geistesmenschen.

e. Gruppenbewusstsein, das Bewusstsein der grossen Gesamtheiten, erreicht der Mensch, indem er zuerst sein eigenes, individuelles Bewusstsein entwickelt, also die Gesamtheit der Lebewesen seiner tierischen, emotionellen und mentalen Natur, sodann den göttlichen Funken, der in der von ihnen gebildeten Form wohnt. Dann erst kommt ihm das Bewusstsein für seine Gruppe, die sich ihm speziell darstellt als die Jüngergruppe, die unter einem Meister wirkt, der für ihn die Hierarchie repräsentiert. Man könnte die Hierarchie als die Gesamtheit jener Menschensöhne bezeichnen, die nicht länger in dem individualisierten Eigenbewusstsein zentriert, sondern in einen weiteren Erkenntnisbereich, den des planetarischen Gruppenlebens, eingetreten sind. In diesem Erkenntnisbereich gibt es Stufen von der winzigen Gruppenerkenntnis des Probejüngers bis hinauf zu dem vollendeten Gruppenbewusstsein des Lebens, in dem alle Formen ihr Dasein haben, dem Bewusstsein des planetarischen Logos, jenes «Geistes vor dem Thron», der sich durch die Form eines Planeten offenbart, so wie sich der [39] Mensch durch seine eigene Form im Menschenreich zum Ausdruck bringt.

Die Seele kann daher betrachtet werden als das vereinte Empfindungsvermögen und die verhältnisbedingte Wahrnehmungsfähigkeit dessen, was hinter der Form eines Planeten und eines Sonnensystems steht. Diese beiden letzteren Formen sind die Gesamtheit aller organischen und anorganischen Formen, die der Materialist unterscheidet. Obwohl die Seele ein einziges grosses Ganzes darstellt, ist sie doch in ihrer Äusserungsmöglichkeit begrenzt durch das Wesen und die Qualität der Form, in der sie sich befindet, und so gibt es folglich Formen, die für die Seele empfänglich sind und ihr die Äusserung leicht machen, und andere, die infolge ihrer Dichte und der Qualität der Atome, aus denen sie bestehen, unfähig sind, die höheren Aspekte der Seele zu erkennen oder mehr als ihre niedere Schwingung, Stimmung und Farbe zum Ausdruck zu bringen. Das unendlich Kleine

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.