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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 13 ff. (engl.)

4. Entfaltung. Das Leben im Herzen des Sonnensystems bringt eine evolutionäre Entfaltung der Energien in diesem Universum hervor, die der endliche Mensch noch nicht erschauen kann. In ähnlicher Weise bringt das Energiezentrum, das wir den Geistesaspekt des Menschen nennen, durch die Verwendung von Materie oder Substanz, eine evolutionäre Entwicklung dessen zustande, was wir die Seele nennen, die höchste aller Formoffenbarungen - das Menschenreich. Der Mensch ist das höchste Daseinsergebnis in den drei Welten. Mit «Mensch» meine ich hier den Geistesmenschen, einen inkarnierten Gottessohn. Die Formen aller Naturreiche - Mensch, Tier, Pflanze und Mineral - tragen zu jener Offenbarung bei. Die Energie des dritten Aspekts der Göttlichkeit strebt nach der Offenbarung der Seele oder des zweiten Aspekts, der seinerseits den höchsten Aspekt offenbart. Man sollte immer daran denken, dass H. P. Blavatsky dies in ihrer «Geheimlehre» mit den folgenden Worten genau zum Ausdruck bringt: «Wir betrachten das Leben als die eine Form der Existenz, die sich in der sogenannten Materie manifestiert; oder in dem, was wir im Menschen ungenauerweise trennen und Geist, Seele und Stoff nennen. Materie ist der Träger für die Offenbarung der Seele auf dieser Daseinsebene, und die Seele ist der Träger für die Offenbarung des Geistes auf einer höheren Ebene, und diese drei sind eine Dreieinigkeit, die [14] im Leben, das sie alle durchströmt, ihre Synthese findet.» (Geheimlehre, Bd. I., S. 79-80.)

Durch Verwendung von Materie entfaltet sich die Seele und findet ihren Höhepunkt in der Seele des Menschen; diese Abhandlung wird sich nun mit der Entfaltung dieser Seele und ihrer Entdeckung durch den Menschen befassen.

5. Wissen könnte in drei Kategorien eingeteilt werden:

Erstens gibt es ein theoretisches Wissen. Dieses umfasst alle Kenntnisse, die sich ein Mensch aneignen kann, die er jedoch auf Grund von Aussagen anderer Menschen, besonders von Spezialisten in den verschiedenen Wissenszweigen annimmt. Es gründet sich auf autoritative Behauptungen und trägt in sich das Element des Vertrauens zu den Schreibern und Sprechern und zu dem geschulten Erkenntnisvermögen derer, die auf den vielen unterschiedlichen Gebieten des Denkens tätig sind. Die als solche angenommenen Wahrheiten sind von demjenigen, der sie hinnimmt, nicht formuliert oder nachgeprüft worden, da ihm die dafür notwendige Schulung und Ausrüstung fehlt. Die Thesen der Wissenschaft, die Theologien der Religionen und die Erkenntnisse der Philosophen und Denker beeinflussen überall die Ansichten und finden eine bereitwillige Anerkennung beim ungeübten Intellekt - und das ist der Verstand des Durchschnittsmenschen.

Dann haben wir zweitens ein unterscheidendes Wissen, in dem eine auswählende Qualität liegt, und das die einsichtsvolle Würdigung und praktische Anwendung der typisch wissenschaftlichen Methoden zur Bedingung stellt. Es fordert die Anwendung von Prüfungsmethoden, die Ausmerzung dessen, was nicht bewiesen werden kann, und die Aussonderung jener Faktoren, die einer Erforschung standhalten und in Übereinstimmung stehen mit dem, was man unter «Gesetz» versteht. Das vernünftige, beweiskräftige, schulmässige und konkretisierende Denken tritt in Tätigkeit mit dem Ergebnis, dass vieles, was kindisch, unmöglich und unbelegbar ist, abgelehnt wird; so entsteht daraus eine Klärung der Gedankenbereiche. Durch diesen unterscheidenden, wissenschaftlichen Vorgang wurde der Mensch fähig, viele Wahrheiten in bezug auf die drei Welten zu erkennen. Die wissenschaftliche Methode spielt für das Menschheitsdenken die gleiche Rolle wie die okkulte Methode der Meditation (in ihren beiden ersten Stadien der Konzentration und der verlängerten Konzentration oder Meditation) für den Einzelmenschen. Durch sie werden richtige Gedankengänge hergestellt, unwichtige und ungenaue Formulierungen der Wahrheit schliesslich ausgemerzt oder korrigiert, und aus der stetigen Konzentration der Aufmerksamkeit entweder auf einen Saatgedanken, ein wissenschaftliches Problem, eine Philosophie oder eine Weltsituation ergibt sich am Ende eine Klärung, und überdies kommen ständig richtige Ideen und vernünftige Schlussfolgerungen herein. Die fortschrittlichsten Denker jeder grossen Geistesrichtung sind lediglich Exponenten für [15] die okkulte Meditation, und die glänzenden Entdeckungen der Wissenschaft, die richtige Auslegung der Naturgesetze, die Formulierung genauer Schlussfolgerungen - sei es auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Wirtschaft, Philosophie, Psychologie oder sonst irgendwo - all dies ist nur ein Erfassen der ewigen Wahrheiten durch das Denkvermögen (und demzufolge durch das Gehirn) und ein Anzeichen dafür, dass die Menschheit beginnt, die Kluft zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven, zwischen der Welt der Formen und der Ideenwelt zu überbrücken.

Dies führt unvermeidlich dazu, dass der dritte Wissenszweig, das intuitive Wissen, in Erscheinung tritt. Die Intuition ist in Wirklichkeit nur die gedankliche Wahrnehmung einer bestimmten Kraft in der Schöpfung, eines wirkenden Gesetzes und eines Aspektes der Wahrheit, den die Seele erkennt, der von der Ideenwelt ausgeht und von der Art jener Energien ist, die alles hervorbringen, was erkannt und geschaut wird Diese Wahrheiten sind immer da, und diese Gesetze sind immer wirksam, aber erst wenn das Denkvermögen geschult und entwickelt, konzentriert und unbefangen ist, können sie erkannt, später verstanden und schliesslich den Bedürfnissen und Forderungen von Zyklus und Zeit angepasst werden. Diejenigen, die ihren Verstand derart in der Kunst klaren Denkens, in der Sammlung der Aufmerksamkeit und in der daraus folgenden Aufnahmebereitschaft für die Wahrheit geübt haben, sind immer [16] bei uns gewesen, aber bis jetzt waren es nur wenige und ganz vereinzelte Sie sind zu allen Zeiten die hervorragenden Geister gewesen. Aber jetzt sind es schon viele und es werden ihrer immer mehr. Die Denkfähigkeit der Menschheit wird immer weiter ausgebildet, und viele Denker stehen an den Grenzen zu einem neuen Wissen. Die Intuition, die alle fortgeschrittenen Denker in neue Erfahrungsgebiete einführt, ist nur der Vorläufer jener Allwissenheit, die ein Merkmal der Seele ist. Die Wahrheit über alle Dinge gibt es tatsächlich, und wir nennen sie Allwissenheit, Unfehlbarkeit, das «richtige Wissen» der Hinduphilosophie. Wenn der Mensch ein Teilchen davon begreift und dem Menschheitsbewusstsein einverleibt, sprechen wir von der Formulierung eines Gesetzes oder von der Entdeckung des einen oder anderen Naturprozesses. Bisher war dies ein langsames und stückweises Unterfangen.

Später, und zwar in nicht allzu ferner Zeit, wird Licht einströmen und Wahrheit geoffenbart werden; die Menschheit wird ihr Erbe antreten - das Erbteil der Seele.

Bei einigen unserer Betrachtungen muss zwangsläufig Spekulation einsetzen. Menschen mit geistiger Schau, welche denen vorenthalten ist, die nicht das zum Verständnis notwendige Rüstzeug besitzen, werden als Phantasten und als unzuverlässig angesehen. Wenn viele die Vision haben, wird ihre Möglichkeit zugegeben, aber erst, wenn die Menschheit selbst das erweckte und offene Auge hat, wird die Vision nicht länger als etwas Besonderes hervorgehoben, sondern als eine Tatsache festgestellt und als Gesetz verkündet. So war es in der Vergangenheit und so wird es auch in Zukunft sein.

Die Vergangenheit ist vom Standpunkt des Durchschnittsmenschen rein auf theoretischen Vermutungen aufgebaut, und die Zukunft ist es ebenfalls; er selbst aber ist das Ergebnis dieser Vergangenheit, und in der Zukunft wird sich die Gesamtsumme seiner gegenwärtigen Eigenschaften und Qualitäten auswirken. Wenn dies für den Einzelnen gilt, so gilt es im gleichen Mass für die Menschheit als Ganzes. Jene Einheit in der Natur, die wir das vierte oder menschliche Reich nennen, repräsentiert das, was aus ihrem physischen Erbteil geworden ist; ihre charakteristischen Merkmale sind die Summe ihrer emotionalen und mentalen Entfaltungen, und ihre Aktivposten sind jene Werte, die sie in all den Zeitläufen angehäuft hat, in denen sie mit ihrer Umwelt rang - mit der Gesamtheit der anderen Naturreiche. Im Menschenreich [17] liegen Werdemöglichkeiten und gebundene Kräfte, Eigenschaften und Aktivposten, welche die Zukunft offenbaren wird, und die ihrerseits diese Zukunft gestalten werden.

Ich habe absichtlich mit dem Undefinierbaren und Unerkannten angefangen. Die Seele ist bis jetzt noch eine unbekannte Grösse. Sie hat noch keinen wirklichen Platz in den Theorien der akademischen und wissenschaftlichen Forscher. Sie ist nicht bewiesen und wird selbst von den unvoreingenommenen Akademikern nur als eine mögliche Hypothese angesehen, für die aber noch der Beweis fehlt. Sie wird noch nicht als eine Tatsache im Menschheitsbewusstsein anerkannt. Nur zwei Gruppen von Menschen nehmen sie als wirklich vorhanden an: die eine ist die Gruppe jener leichtgläubigen, unentwickelten, kindhaften Menschen, die im Glauben an eine der heiligen Schriften der Welt aufgewachsen und religiös veranlagt sind; sie nehmen die Behauptungen oder Forderungen der Religion - wie z.B. die Seele, Gott und die Unsterblichkeit - ohne zu zweifeln an. Die andere ist jene kleine, aber ständig wachsende Gruppe von Menschen, die Gott und die Wirklichkeit kennen, die - aus eigener Erfahrung - wissen, dass die Seele eine Tatsache ist, die aber nicht in der Lage sind, deren Existenz jenem Menschen befriedigend zu beweisen, der nur das gelten lässt, was das konkrete Denkvermögen fassen, analysieren, kritisieren und prüfen kann.

Wie es mit den Extremen immer geschieht, begegnen sich der Unwissende und der Weise auf gemeinsamem Boden. Dazwischen stehen jene Menschen, die weder ganz unwissend noch intuitiv weise sind. Das sind die Massen gebildeter Menschen, die wohl Kenntnisse, aber kein Verständnis haben, und die noch lernen müssen zu unterscheiden zwischen dem, was mit dem rationalen Denken erfasst, mit dem Auge des Verstandes wahrgenommen werden kann und dem, was nur das höhere oder abstrakte Denken formulieren und wissen kann. Dieses geht am Ende in Intuition auf, in der «Erkenntnisfähigkeit» des intelligenten und praktischen Mystikers, der das Denkvermögen als Brennpunkt benützt und durch diese Linse auf die Seelenwelt blickt - wobei er die emotionelle und [18] empfindende Natur auf den ihr zukommenden Platz verweist.

Die drei Aspekte des Menschen.

Eines der Hauptmittel, durch die der Mensch zu einem Verständnis jenes grossen Ganzen kommt, das wir Makrokosmos - Gott, der durch ein Sonnensystem wirkt - nennen, ist das Verständnis seiner selbst. Das Delphische Gebot «Mensch, erkenne dich selbst» war ein inspirierter Ausspruch, der dem Menschen den Schlüssel zum Mysterium der Gottheit geben sollte. Nach dem Gesetz der Analogie oder der Entsprechung ist in den Funktionen, im Aufbau und in den charakteristischen Eigenschaften des Menschen das Wesen der kosmischen Vorgänge und das Wesen der kosmischen Prinzipien angedeutet. Diese sind zwar angedeutet, aber nicht erklärt oder entwickelt. Sie dienen einfach als Wegweiser, die den Menschen auf dem Pfad den Weg zeigen, auf dem weitere Wegweiser gefunden und bestimmtere Hinweise bemerkt werden können.

Die Fassungskraft für jene Dreiheit von Geist, Seele und Körper liegt bis jetzt noch ausserhalb dessen, was der Mensch erreichen kann; aber eine andeutungsweise Vorstellung von ihren Beziehungen zueinander und ihrer allgemeinen, aufeinander abgestimmten Funktion kann man gewinnen, wenn man den Menschen von der physischen Seite her und in seiner objektiven Funktionstätigkeit betrachtet.

Es gibt drei Aspekte des menschlichen Organismus, welche Symbole, und zwar ausschliesslich Symbole der drei Aspekte des Seins sind.

1. Die Energie oder das zur Tätigkeit treibende Prinzip, das sich auf geheimnisvolle Weise beim Tod gänzlich, in den Stunden des Schlafes oder der Bewusstlosigkeit teilweise zurückzieht; es scheint das Gehirn als Hauptsitz für seine Tätigkeit zu benutzen und von dort aus die Funktionen des Organismus zu lenken. Diese Energie hat eine direkte und primäre Beziehung zu den drei Teilen des Organismus, die wir Gehirn, Herz und Atemapparat nennen. Sie ist das mikrokosmische Symbol für den Geist.

2. Das Nervensystem mit seinen Nervengeflechten, Nervenzentren und jener Vielfalt untereinander verbundener und feinfühliger Teile, die dazu dienen, den Organismus [19] gleichzuordnen und die empfindliche Reagenz herzustellen, die zwischen den vielen Organen und Teilen besteht, welche den Organismus als ein Ganzes bilden, und die dem Menschen auch dazu dienen, seine Umwelt wahrzunehmen und für sie empfänglich zu werden. Dieser ganze Empfindungsapparat ist das, was die sinnvolle Wahrnehmung und planvoll eingerichtete Empfindungsfähigkeit des gesamten Menschenwesens verursacht, zuerst in ihm selbst als einer Einheit, und dann durch seine Empfänglichkeit und Reaktion gegenüber der Welt, in der es eine Rolle spielt. Dieses Nervengefüge, das einheitlich zusammenwirkt, in Wechselbeziehung steht und zu einer äusseren und inneren Gruppentätigkeit führt, stellt sich in der Hauptsache dar durch die drei Teile des Nervensystems:

a. Das Cerebrospinal-System (Gehirn-Rückenmarks-System).

b. Das sensorische Nervensystem.

c. Das periphere Nervensystem.

Es ist eng mit dem Energieaspekt verknüpft, da es das Werkzeug der Energie ist, die es benutzt, um den Körper zu beleben, ihn zu einer abgestimmten Tätigkeit und Funktion zu bringen und eine intelligente Beziehung zu der Welt, in der er seine Rolle zu spielen hat, herzustellen. Es liegt hinter der eigentlichen Körpernatur, wenn man einen solchen Ausdruck verwenden darf, hinter der Masse von Fleisch, Knochen und Muskeln. Dieses Nervengefüge wiederum wird von zwei Faktoren angetrieben und beherrscht:

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.