Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Briefe über okkulte Meditation, Seite 237 ff. (engl.)
anderes sind als ein Schleier, hinter dem sich ein Einfluss verbirgt, und wenn man durch Intuition feststellen kann, welche Farben in dieser Weise eine Tugend verhüllen, so besitzt man den Schlüssel zu dieser Sache. Zweierlei Tatsachen werden dem Leser dieser Briefe klar geworden sein:

Dass das Thema so umfassend ist, dass bestenfalls nur der Versuch gemacht werden konnte, die grossen Umrisse anzudeuten.

Dass jeder in diesen Briefen vorkommende Satz die genaue Übermittlung eines abgerundeten Gedankens anstrebt und daher erheblichen Stoff zum Nachdenken bietet. Warum bin ich nicht auf nähere Einzelheiten eingegangen, und warum habe ich mich nicht auf langatmige Ausführungen eingelassen und Sätze zu Paragraphen auszudehnen versucht? Die Begründung ist einfach. Wenn der Schüler im Verlauf der letzten Jahre die notwendige Vorarbeit in der Meditation geleistet hat, dann wird er in diesen Briefen Material vorfinden, das zur Entwicklung abstrakten Denkens führt und den Lichtschacht erweitert, der die Verbindung zur Intuition herstellt. Ich möchte lediglich anregend wirken. Meine Absicht ist nur die, anzudeuten. Die Nützlichkeit der von mir vermittelten Lehre hängt ganz von der Intuition des Schülers ab. Wenn ich also sage, dass die Anwendung von Farbe gewisse Wirkungen auslöst, so möchte ich warnend an die Notwendigkeit erinnern, das Gesagte in Begriffen oder im Sinn des Lebens, im Sinn der Form und im Sinn des Denkens auszulegen.

Die Anwendung von Farbe

a. in der Meditation;

b. in der Heilung;

c. in konstruktivem Wirken.

Farbe lässt [238] sich in vielfältiger Weise anwenden, und die drei obigen Arten sind durchaus nicht die einzigen. Sie weisen nur auf drei Möglichkeiten hin, die für den Schüler unmittelbare und praktische Bedeutung haben. Farbe mag verwendet werden, um mit anderen, untermenschlichen oder übermenschlichen Evolutionen Fühlung aufzunehmen, oder auch um wahllos zu zerstören und zu zerschmettern; sie mag im Verein mit anderen Methoden verwendet werden, wie z.B. Musik, Bewegung oder in Verbindung mit gewissen Mantrams zu besonderen Zwecken; aber mit all dem brauchen wir uns im Rahmen dieser Briefe nicht abzugeben. Das Wachsen des Einzelnen und seine erhöhte Fähigkeit, zu dienen, sind allein die Folge weise angewandter okkulter Meditation. Damit kommen wir zur Betrachtung unseres ersten Punktes.

Anwendung von Farbe in der Meditation

Alle Farben entstammen einer Quelle oder einer Primärfarbe - in diesem Sonnensystem dem kosmischen Strahl Indigo, hinter dem sich kosmische Liebe und Weisheit verbirgt -, und dann trennen sie sich in drei Haupt- und weiter in vier untergeordnete Farben, die zusammen die sieben Farben des Spektrums ausmachen. Die gleiche Auswirkung lässt sich im Leben des Einzelnen erwarten, denn der Makrokosmos beeinflusst stets den Mikrokosmos. Seine Primärfarbe wird sein monadischer Strahl sein, der sich danach in den drei Farben der Triade und in den vier Farben der Quaterne manifestiert. Auf dem Pfad der Rückkehr münden diese Farben wiederum in die drei und schliesslich wieder in die eine.

Der Pfad der Manifestation, der Sonderung, ist der Pfad des Erlernens oder Erwerbens. Es ist der Weg vom Homogenen (Gleichartigen) zum Heterogenen (Artverschiedenen) und zur Vielfalt. Er ist die Zerlegung der einen Grundfarbe in ihre vielen Bestandteile. Das gilt von der Formseite, von der Ausdrucksform dessen, was das Leben verschleiert. Auf der Seite des Lebens bedeutet es die Entfaltung von vielen Tugenden aus einer grundlegenden Qualität heraus, der sie alle innewohnen; es ist die latente Möglichkeit der Göttlichkeit, die sich als die mannigfachen Kennzeichen des [239] Göttlichen kundtut; es ist das eine Leben, das seine vielen Qualitäten durch die Mannigfaltigkeit der Form manifestiert. Es ist das Selbst, mit den in ihm schlummernden Fähigkeiten des Allselbst, das zum Ausdruck seiner allumfassenden Vollkommenheit Erscheinungsformen benutzt. Auf der Seite der Intelligenz handelt es sich um die Methode, wobei das Leben sich der Form bedient, um in ihr vollkommenes Verstehen, Analyse und Intellekt zu entwickeln. Es ist die Beziehung zwischen Leben und Form, dem Selbst und dem Nichtselbst, zwischen Geist und Materie, die sich in verschiedenen Ausdrucksarten manifestiert, wodurch die innewohnende Göttlichkeit ihre Charaktermerkmale der ihr zur Benutzung gegebenen Materie aufprägt. Durch Aktivität oder Intelligenz bringt der Gott im Innern all seine latenten Tugenden mittels Erscheinungsformen zum Ausdruck. Das Leben entfaltet Farbe, und die Form vollendet diese Farben in dem Mass, in dem der Intelligenzaspekt (als die vermittelnde Energie) sich entwickelt und das Begriffsvermögen zunimmt.

Auf dem Pfad der Rückkehr ist Entsagung die Regel, im Gegensatz zur vorhergehenden Methode. Das innewohnende Leben verzichtet auf die Formen, die bis dahin (und notwendigerweise) als wesentlich galten. Mit Hilfe der Intelligenz, die diese zwei Gegensatzpaare: Geist und Materie, Bewusstsein und Form verbunden hat, werden jetzt die von ihr selbst aus Materie erbauten Formen nacheinander abgelehnt, und zwar von der gleichen Intelligenz oder dem Urteilsvermögen, nachdem es sich in Weisheit verwandelte. Die Formen vergehen, aber das Leben bleibt. Die Farben werden allmählich wieder aufgesogen, aber die göttlichen Tugenden verbleiben, nachdem sie durch Erfahrung gefestigt und für alle Zukunft dienstbar wurden. Nicht länger sind diese göttlichen Attribute potentiell, sondern sie sind zu praktisch verwendbaren Kräften geworden. Innewohnende Fähigkeit hat sich zu aktiven Haupteigenschaften von höchster Potenz entwickelt. Ein Schleier nach dem anderen wird abgelegt; die Hüllen fallen und werden abgeschafft; die Träger werden unnötig und die Erscheinungsformen zwecklos; aber das Leben verbleibt stets und kehrt zu seinem Ausgangsstrahl [240] zurück. Es löst sich wieder in sein Anfangsstadium auf, aber dazu sind Aktivität und Wesensänderung gekommen sowie Erfahrung und die Fähigkeit, sich zu manifestieren; ausserdem all das, wodurch sich der unwissende Wilde vom Sonnenlogos unterscheidet. Das alles wurde dadurch erreicht, dass das Leben mannigfache Formen benutzte, wobei die Intelligenz das Mittel war, durch jene Formen Erfahrungen zu sammeln. Nachdem sich die Bewusstseinseinheit oder der Jiva als ein Aspekt dieses Primärstrahls manifestiert und diesen Strahl im Verlauf vieler Inkarnationen in seine vielfachen Bestandteile gesondert hatte, nachdem er sich hinter all den sieben Farben verschleiert hatte, die in ihrer Gesamtheit jenen Strahl bilden, betritt der sich wiederverkörpernde Jiva den Pfad der Rückkehr, und aus den Sieben werden die Drei, und aus den Drei wiederum der Eine.

Wenn ein Mensch dies bewusst tut, wenn er willig und mit vollem Verständnis für seine Aufgabe bemüht ist, das innewohnende Leben von den Schleiern, die es verstecken und von den Hüllen, die es gefangen halten, zu befreien, so entdeckt er, dass die zu diesem Ziel führende Methode in einem subjektiven Leben okkulter Meditation und in einem objektiven Leben des Dienens liegt. Im Dienen liegt Verzicht, und nach okkultem Gesetz findet demnach das subjektive Leben im Dienen seine Befreiung und seine Erlösung aus objektiver Manifestation. Das sollte man durchdenken, denn unter dem Schleier von Worten liegt viel verborgen.

Vom Standpunkt der Farbe aus hat der okkulte Schüler daher zweierlei in der Meditation zu tun:

1. Er muss seine drei Hauptfarben entdecken, wie sie in der Persönlichkeit, im Ego und in der Monade in Erscheinung treten.

2. Er muss die niedere Quaterne (Vierheit) in die Drei auflösen; der erste Schritt dazu besteht darin, dass er sich bewusst ins Ego zurückzieht und damit das niedere Selbst zum Absterben bringt. Der Schüler scheidet zunächst die Farben aus, die nicht erwünscht sind; er ertötet jede niedere oder grobe Vibration und verfeinert schliesslich seine Träger dergestalt, dass die drei [241] Hauptfarben - deren Ausdruck er ist - in vollendeter Klarheit erstrahlen. Das führt ihn hinauf bis zur dritten Einweihung. Danach sucht er die Drei in die Eine aufzulösen, bis er sein Gesamtbewusstsein aus den niederen Trägern heraus und in die monadische Hülle hinein verlegt hat.

Es war nicht meine Absicht, wie der Leser vielleicht erwartete, die Einwirkungen auf die Träger aufzuzählen, die gewisse Farben in der Meditation ausüben. Ich versuchte lediglich davon einen Begriff zu geben, dass Farben einen Schleier bilden, der allmählich beseitigt werden muss. Vielleicht komme ich darauf im Kapitel über den «Zukünftigen Gebrauch von Farbe» zurück, aber es ist viel wichtiger, grundlegende Tatsachen zu verstehen als Formeln zu Experimentierzwecken zu besitzen.

10. September 1920

Heute werden wir kaum mehr tun können, als unseren zweiten Punkt kurz zu berühren, nämlich die Anwendung von Farbe zu Heilzwecken. Der Grund für diese Kürze liegt darin, dass eine sehr eingehende Behandlung des Themas notwendig wäre, um es korrekt darzustellen, d.h. ohne damit Unheil anzurichten, denn hier bestätigt sich wieder der alte Ausspruch, dass ein halbes Wissen gefährlich ist. Solange nicht das Problem der Heilung durch Farbe wirklich eingehend und auf Grund genauer technischer Kenntnisse bearbeitet wird, könnten die erzielten Ergebnisse mehr schaden als nützen. Das Thema wird später umfassend beleuchtet werden, wenn sich die Zukunft plangemäss gestaltet. Inzwischen kann ich gewisse Merkmale dieses Wirkens skizzieren, auf gewisse Bedingungen hinweisen, die Erfolg versprechen, und einiges über den wahrscheinlichen Verlauf der Dinge voraussagen.

Anwendung von Farbe zu Heilzwecken

Wir betrachten [242] dieses Gebiet jetzt vom Standpunkt der Meditation. Es ist deshalb wesentlich, dass wir uns auf diesen Gesichtswinkel beschränken. In der Meditation geschieht das Heilungswerk ganz und gar vom mentalen Gesichtspunkt aus. Jede dem Patienten zugesandte Heilkraft wird sich von seinem Mentalkörper aus über seien Gefühlskörper zum physischen Körper durcharbeiten.

Deshalb ist es erforderlich, dass die Person oder Gruppe, die solch ein Werk unternimmt, zunächst gewisse Tatsachen feststellt. Wir wollen sie kurz aufzählen, um dem Denken des Lesers volle Klarheit zu verschaffen:

1. Das Heilungswerk wird in der Hauptsache subjektiver Natur sein und wird sich mit Ursachen und nicht mit Wirkungen befassen. Die heilende Gruppe wird zunächst bestrebt sein, die wirkliche Ursache der Störung zu finden; und wenn die Mitglieder der Gruppe festgestellt haben, dass die Ursache entweder im Gefühls- oder im Mentalkörper liegt, dann werden sie sich mit den Wirkungen befassen, wie sie im physischen oder ätherischen Körper zutage treten. Sollte die Beschwerde rein physischer Natur sein, wie z.B. bei Unfällen jeder Art, oder die Folgeerscheinung von vererbten oder angeborenen Leiden, so wird man zunächst die übrigen erstklassigen wissenschaftlichen Methoden anwenden; die Arbeit der Heiler wird dann darin bestehen, jene Methoden durch Konzentration auf die subtileren Körper zu unterstützen. Das gilt für die Übergangsperiode, in welche die Menschheit jetzt eintritt. Später, wenn das Wissen um okkulte Heilung bekannter ist und man mehr von den Gesetzen weiss, denen die subtileren Körper unterliegen, wird an Stelle der physischen die vorbeugende Wissenschaft der subtileren Ebenen treten, eine Wissenschaft, welche die richtigen Vorbedingungen anstrebt und für den Aufbau von Körpern sorgt, die sich selbst zu schützen wissen und allen Angriffen gegenüber unempfänglich sind. [243] Man wird herausfinden, dass das Verstehen des Gesetzes der Vibration und der Einwirkung von einer Vibration auf die andere den Schlüssel zur Erschaffung besserer Lebensbedingungen und gesunder Körper auf allen Ebenen des Daseins enthält.

Wie die Dinge jetzt liegen, trifft man aber überall Krankheiten, Ansteckungen verschiedener Art und Beschwerden in allen Trägern an, und wenn man sich darüber klar ist, muss ernstlich nach Abhilfsmassnahmen gesucht werden. Das bringt uns zum nächsten Punkt:

2. Die Heilergruppe muss über den Patienten eingehende Auskünfte einholen und dabei folgende Fragen zu beantworten suchen:

a. Was ist die Grundtendenz seines Denkens?

Mit welchen Gedankenformen umgibt er sich hauptsächlich?

b. Welches ist die vorherrschende Färbung seines Gefühlskörpers?

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.