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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 111 ff. (engl.)

17. Die Illusion, dass der Wahrnehmende und das Wahrgenommene ein und dasselbe sind, ist die Ursache (der leidschaffenden Wirkungen), die verhütet werden muss.

18. Das Wahrgenommene hat drei Qualitäten: Sattva, Rajas und Tamas (Rhythmus, Aktivität und Trägheit); es besteht aus den Elementen und Sinnesorganen, deren Gebrauch Erfahrung bringt und schliesslich zur Befreiung führt.

19. Die Gunas (oder Qualitäten der Materie) haben ein vierfaches Wirkungsfeld: das Offensichtliche, das Subtile, das Angedeutete und das Unfassbare.

20. Der Seher ist reines Erkennen (Gnosis). Dennoch betrachtet er die dargestellte Idee durch das Medium seines Denkvermögens.

21. Alles Erschaffene besteht nur um der Seele willen.

22. Für den Menschen, der das Ziel des Yoga (die Vereinigung) erreicht hat, besteht die äussere Welt nicht mehr; sie besteht indes weiter für jene, die noch nicht frei sind.

23. Die Verbindung der Seele mit dem Denksinn und folglich mit dem, was der Denksinn wahrnimmt, führt dazu, das Wesen des Wahrgenommenen und auch des Wahrnehmenden zu erkennen.

24. Die Ursache dieser Verbindung ist Unwissenheit oder Avidya, die überwunden werden muss.

25. Wenn die Unwissenheit beendet ist, weil keine Bindung mehr an das Wahrgenommene besteht, dann ist das die grosse Befreiung.

26. Der Zustand der Unfreiheit wird durch beständige Anwendung des Unterscheidungsvermögens überwunden.

27. Die gewonnene Erkenntnis ist von siebenfacher Art und wird stufenweise erlangt.

28. Wenn die Mittel zum Yoga ständig angewendet wurden und die Unreinheit überwunden ist, kommt es zu einer Erhellung, die zur vollen Erleuchtung führt.

29. Die acht Mittel des Yoga sind: Die Gebote (für richtiges Verhalten) oder Yama, die Regeln der Selbstzucht oder Nijama, richtige Haltung oder Asana, Beherrschung der Lebenskraft oder Pranayama, Abstraktion oder Pratyahara, Konzentration oder Dharana, Meditation oder Dhyana, Kontemplation oder Samadhi.

30. Nicht schädigen oder unrecht tun, Wahrhaftigkeit gegenüber allen Wesen, Enthaltung von Diebstahl, von Ausschweifung und von Habgier - das sind die fünf Gebote oder Yama.

31. Yama oder die fünf Gebote sind allgemein gültige Verpflichtungen, die ohne Rücksicht auf Rasse, Ort, Zeit und Umstände eingehalten werden müssen.

32. Innere und äussere Reinigung, Zufriedenheit, glühendes Streben, geistiges Studium und Hingabe an Ishvara bilden Niyama (oder die fünf Regeln).

33. Wenn sich Gedanken einstellen, die dem Yoga schädlich sind, sollte man entgegengesetzte Gedanken wachrufen.

34. Dem Yoga entgegenstehende Gedanken sind: Unrecht und Schädigung, Falschheit, Diebstahl, Ausschweifung und Habsucht, einerlei ob man diese Dinge selbst tut, ob man sie billigt oder ob man andere dazu veranlasst; gleichgültig, ob die Gedanken aus Habgier, Zorn oder Verblendung (Unwissenheit) entstanden sind und ob die Versündigung geringfügig, mittelmässig oder gross ist. Immer enden sie in grossem Leid und Unwissenheit. Darum müssen entgegengesetzte Gedanken gebildet werden.

35. In der Gegenwart eines Menschen, der keinem Wesen mehr ein Leid oder Unrecht zufügt, hört alle Feindschaft auf.

36. Wer die Wahrhaftigkeit gegenüber allen Wesen wirklich vollkommen erreicht hat, dem wird die Wirksamkeit seiner Worte und Handlungen sofort sichtbar.

37. Wenn es dem Yogi gelungen ist, sich von Diebstahl jeglicher Art völlig zu enthalten, fällt ihm alles zu, was er braucht.

38. Durch Enthaltsamkeit erlangt man Energie.

39. Wer sich von Gier und Geiz völlig freigemacht hat, lernt das Gesetz der Wiedergeburt verstehen.

40. Innere und äussere Reinheit bewirkt Abkehr von der Form, von der eigenen und von allen Formen.

41. Reinheit bewirkt ferner ein ruhig-sanftes Gemüt, konzentrierte Aufmerksamkeit, Beherrschung der Organe und die Fähigkeit, das Selbst zu schauen.

42. Durch Zufriedenheit wird Glückseligkeit erlangt.

43. Durch glühendes geistiges Streben und durch Beseitigen aller Unreinheiten kommen die Kräfte im Körper und die Sinne zur vollen Entfaltung.

44. Geistiges Studium führt zum Kontakt mit der Seele (oder dem Göttlichen.)

45. Durch völlige Hingabe an Ishvara wird das Ziel der Meditation (der Samadhi-Zustand) erreicht.

46. Die eingenommene Haltung muss beständig und ungezwungen sein.

47. Ruhige, ungezwungene Haltung kann erreicht werden durch beharrliche kleine Anstrengungen und durch Konzentration der Gedanken auf das Unendliche.

48. Wenn ein Mensch das erreicht hat, wird er von den Gegensatzpaaren nicht mehr berührt.

49. Wenn man die rechte Haltung (Asana) erreicht hat, folgt die rechte Beherrschung des Prana und das richtige Einatmen und Ausatmen.

50. Die richtige Beherrschung des Prana (oder der Lebensströme) ist äusserlich, innerlich oder bewegungslos; sie hängt von Ort, Zeit und Zahl ab, ist langanhaltend oder kurz.

51. Es gibt einen vierten Zustand, der über die Stadien der inneren und äusseren Beherrschung hinausgeht.

52. Dadurch wird das, was das Licht verdunkelt, allmählich beseitigt.

53. Und das Denken ist für konzentrierte Meditation geeignet.

54. Abstraktion (oder Pratyahara) ist die Unterjochung der Sinne unter das Denkprinzip und deren Abkehr von den bisher erstrebten Dingen.

55. Diese Mittel bewirken die vollständige Unterwerfung der Sinnesorgane.

DIE YOGA LEHRSPRÜCHE VON PATANJALI

Buch II

Die Stufen zur Vereinigung

1. Der wirksam tätige Yoga, der zur Vereinigung mit der Seele führt, ist glühendes Streben, geistiges Studium und Hingabe an Ishvara.

Das zweite Buch [119] beschreibt den praktischen Teil der zu leistenden Arbeit; es gibt die Regeln an, die befolgt werden müssen, wenn der Aspirant sein Ziel erreichen will, und es weist auf die Methoden hin, die zur Verwirklichung des geistigen Bewusstseins führen. Das Endziel ist in Buch I behandelt worden. Der Aspirant wird am Schluss des ersten Buches natürlicherweise sagen: «Wie erstrebenswert und wie richtig, aber wie soll man da vorgehen? Was muss ich tun? Wo soll ich anfangen?»

Patanjali beginnt ganz am Anfang, und in diesem zweiten Buch weist er hin auf:

1. Die grundsätzlichen Erfordernisse der Persönlichkeit.

2. Die Hindernisse, die dann von dem ernsthaften Jünger festgestellt werden können.

3. Die «acht Mittel des Yoga» oder die acht Arten von Tätigkeit, welche die erforderlichen Resultate hervorbringen.

Diese Angaben [120] sind gerade wegen ihrer Einfachheit von aussergewöhnlichem Wert; da gibt es keine Unklarheit und keine komplizierten Abhandlungen, sondern nur eine klare und einfache Feststellung der Erfordernisse.

Hier ist es angezeigt, die verschiedenen Yoga-Arten zu erläutern, damit sich der Leser ein klares Bild über die Unterschiede machen und so seine Unterscheidungskraft schulen kann. Es gibt drei Hauptarten des Yoga; die verschiedenen anderen sogenannten «Yogas» finden ihren Platz in einer dieser drei Gruppen:

1. Raja Yoga #der Yoga des Denkens oder Willens.

2. Bhakti Yoga #der Yoga des Herzens oder des von glühender Liebe zu Gott erfüllten Mystikers.

3. Karma Yoga #der Yoga des wirksamen Tätigseins.

Raja Yoga steht allein an erster Stelle und ist die Königliche Wissenschaft. Er ist die Summierung aller anderen Systeme und der Höhepunkt, der das Werk der Entwicklung im Menschenreich vollendet. Er ist die Wissenschaft des Denkens und des zielbewussten Willens, und er bringt die höheren Körperhüllen des Menschen in den drei Welten unter die Herrschaft des inneren Regenten. Diese Wissenschaft koordiniert den gesamten niederen dreifachen Menschen und zwingt ihn in eine Position, in der er nichts ist als ein Werkzeug für die Seele oder den Gott im Innern. Raja Yoga umfasst alle anderen Yoga-Systeme samt den Errungenschaften dieser Systeme. Raja Yoga fasst das Werk der Entwicklung zusammen und krönt den Menschen zum König.

Bhakti Yoga ist der Yoga des Herzens; er ist das Unterordnen [121] aller Gefühle, Wünsche und Empfindungen unter den einen Geliebten, der im Herzen erlebt und erkannt wird. Er ist die Sublimierung aller anderen Liebesgefühle und das Abtun allen Sehnens und Begehrens bis auf das eine Verlangen, den Gott der Liebe und die Liebe Gottes kennenzulernen.

Bhakti Yoga war die «königliche» oder die höchste Wissenschaft der letzten Stammrasse, der atlantischen, so wie die Wissenschaft des Raja Yoga die grosse Wissenschaft unserer arischen Zivilisation ist. Durch Bhakti Yoga wurde der Jünger ein Arhat und kam dadurch zur vierten Einweihung. Raja Yoga macht ihn zum Adepten und führt ihn zum Portal der fünften Einweihung. Beide führen zur Befreiung, denn der Arhat ist vom Rad der Wiedergeburt befreit; aber Raja Yoga macht ihn so frei, dass er voll und ganz als weisser Magier dienen und wirken kann. Bhakti Yoga ist der Yoga des Herzens, des Astralkörpers.

Karma Yoga hat eine spezifische Beziehung zur Tätigkeit auf der physischen Ebene; er ist bestrebt, alle inneren Impulse in der äusseren Welt zu verwirklichen. In seiner frühesten und einfachsten Form war er der Yoga der dritten oder lemurischen Stammrasse, und seine beiden bekanntesten Ausdrucksformen sind:

a. Hatha Yoga.

b. Laya Yoga.

Der erste hat insbesondere mit dem physischen Körper zu tun, mit dem bewussten (nicht unterbewussten und automatischen) Funktionieren und mit all den verschiedenartigen Anwendungsweisen, die dem Menschen die Herrschaft über die Organe und den ganzen mechanischen Apparat des physischen Körpers geben. Der Laya Yoga befasst sich mit dem Ätherkörper, mit den Kraftzentren oder [122] Chakras, die sich in diesem Körper befinden, mit der Lenkung der Kraftströmungen und dem Erwecken des Schlangenfeuers.

Wenn wir den menschlichen Körper in drei Abteilungen einteilen, könnte man folgendes sagen:

1. Karma Yoga bewirkte das Erwachen der vier Zentren unterhalb des Zwerchfells.

2. Bhakti Yoga bewirkte ihre Umwandlung und Verlegung in die zwei Zentren oberhalb des Zwerchfells - in das Herz - und Kehlzentrum.

3. Raja Yoga hingegen fasst alle Kräfte des Körpers im Kopf zusammen, und von da aus werden sie verteilt und gelenkt.

Patanjali befasst sich in der Hauptsache mit Raja Yoga, der die Auswirkungen aller anderen Systeme einbezieht. Dieser Yoga ist nur dann möglich, wenn man sich bereits mit den anderen Systemen befasst hat; das bedeutet aber nicht, dass es in diesem Leben gewesen sein muss. Die Entwicklung hat alle Menschen (die bereit sind, Schüler oder Jünger zu sein) die verschiedenen Rassen durchlaufen lassen. In der lemurischen Rasse (oder in der vorhergehenden Runde) waren sie alle Hatha- oder Laya-Yogis. Das führte zur Entwicklung und Beherrschung des zweifachen physischen Körpers, des dichten und ätherischen Körpers.

In der atlantischen Rasse hingegen wurde der Wunsch- oder Astralkörper entwickelt, und die Elite dieser Rasse waren die wahren Söhne des Bhakti Yoga und echte Mystiker. Jetzt muss der höchste der drei Körper zur vollen Entfaltung gebracht werden, und das soll durch den Raja Yoga erreicht werden, dessen Regeln Patanjali zu diesem Zweck ausgearbeitet hat. Diese höhere Entfaltung [123] wird der Beitrag der arischen Rasse zur allgemeinen Entwicklung sein; die Mitglieder der ganzen menschlichen Familie (mit Ausnahme eines kleinen Prozentsatzes, der zu spät hinzukam, um noch zur vollen Entfaltung der Seele zu kommen) werden als Gotteskinder in Erscheinung treten, die alle Kräfte Gottes entfaltet haben und bewusst auf der physischen Ebene und im physischen Körper anwenden. Patanjali sagt, dass drei Dinge dieses zustandebringen werden, im Verein mit gewissen Methoden und Regeln; diese drei sind:

1. Glühendes Streben, die Beherrschung des physischen Menschen, so dass jedes

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.