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Die Seele und ihr Mechanismus, Seite 66 ff. (engl.)

«Äther gehört zum physischen Gerüst der Dinge, niemand nimmt an, dass er eine psychische Wesenheit ist; aber wahrscheinlich dient er, ebenso wie die Materie, psychischen Zwecken. Tait und Balfour Stewart vermuteten bereits im Jahr 1875 eine psychische Bedeutung des Äthers des Raumes und behandelten ihn von einem religiösen Gesichtspunkt aus in jenem viel kritisierten Buch «The Unseen Universe» (Das unsichtbare Universum). Und jener grosse mathematische Physiker James Clerk Maxwell schloss seinen Artikel «Äther» in der neunten Ausgabe der Encyclopaedia Britannica mit einem Glaubensbekenntnis zwar nicht in bezug auf diese Spekulation, bei der er grosse Vorsicht bekundete, sondern auf die wirkliche Existenz eines übersinnlichen universalen verbindenden Mittlers und die Wahrscheinlichkeit, dass er viele unvermutete Funktionen habe.» (Lodge, O.: Ether, Matter and the Soul (Äther, Materie und die Seele), Hibbert Journal, Januar 1919)

Sajous, Professor der Hormonforschung an der Universität von Pennsylvania, verteidigt seinen Glauben an diesen universalen Mittler folgendermassen:

«Es scheint klar, dass die Notwendigkeit eines primären intelligenten und ko-ordinierenden schöpferischen Mittlers wie der Äther sich allerseits geltend macht. ...

Der Äther erfüllt, so wie er von Wissenschaftlern ausgelegt wird, alle diese Bedingungen und ist der einzige Mittler, welcher der Wissenschaft bekannt ist, der dazu fähig ist. Er ist unsichtbar, durchdringt alle Materie und erfüllt den ganzen Raum durch Wellenbewegung, ohne Grenzen im Universum. Er bietet der Strahlungsenergie praktisch keinen Widerstand, selbst nicht dem Licht der Sonne und der am weitesten entfernten entdeckten Sterne. Er ist der Mittler, der Radiowellen und die Wellen der drahtlosen Telegraphie, Becquerelstrahlen, X- oder Röntgenstrahlen etc. übermittelt.

[67] Der Äther ist im Raum und auf der Erde mit schöpferischer Kraft begabt. ... Der Äther des Raumes baut daher Sonnensysteme, ebenso wie die Materie, durch harmonische Vereinigung und Intelligenz und begabt alle chemischen Elemente, die er bildet, mit den Eigenschaften, von denen bekannt ist, dass sie diese besitzen. ...» (Sajous, Chas. E. de M.: Strength of Religion as Shown by Science (Die Kraft der Religion, wie sie von der Wissenschaft gezeigt wird), S. 152, 153)

Joad von der Universität Oxford schildert uns die Tätigkeit dieser vitalen Kraft oder die «Lebendigkeit», die Materie belebt, und zeigt die Beziehung zwischen Leben und Form. Er nähert sich in der Tat der östlichen Theorie des ätherischen Gegenstückes und der Energie, die durch dasselbe funktioniert.

«Die Lebenskraft. Nehmen wir an, dass das Universum zunächst rein materiell war. Es war Chaos, Erstarrung und Öde, hatte weder Energie noch Zweck und Ziel und war ohne Leben. In dieses anorganische Universum wird von einer unerklärten Quelle in einem gewissen Stadium ein Lebensprozess eingeführt, und mit Leben meine ich etwas, was sich nicht in Begriffen von Materie ausdrücken lässt. Zunächst blind und strauchelnd, ein rein instinktiver Anstoss oder eine Schwingung, sucht es sich dadurch auszudrücken, dass es danach ringt, einen immer höheren Bewusstseinsgrad zu erlangen. Wir mögen uns vorstellen, dass die schliessliche Zielsetzung der Lebenskraft das Erlangen eines vollständigen und universalen Bewusstseins ist, ein Resultat, das nur durch die Durchdringung des ganzen Universums mit Leben und Energie erlangt werden kann, so dass dasjenige, was als eine Welt der «Materie beginnt, als eine Welt des «Denkens» oder des «Geistes» enden mag. Mit diesem Ziel arbeitet die Lebenskraft in der Materie und durch dieselbe, indem sie die Materie mit ihrem eigenen Energie- und Lebensprinzip erfüllt und durchdringt. Der auf diese Weise erfüllten Materie geben wir den Namen eines lebendigen Organismus. Lebendige Organismen müssen im Licht [68] der Werkzeuge oder Waffen angesehen werden, welche die Lebenskraft erschafft, um ihr zur Erreichung ihres Zieles zu helfen. Wie das Universum selbst, wird jeder lebende Organismus von einem Substrat der Materie gebildet, das durch das Leben belebt worden ist, ähnlich wie ein Stück Draht mit einem elektrischen Strom geladen werden kann. Es ist ein Lebensstrom, der in einem Teil der Materie isoliert worden ist.

Die Lebenskraft ist weit davon entfernt, allmächtig zu sein. Sie wird durch den Stoff, den sie zu besiegen sucht, begrenzt, und ihre Methoden sind experimental und wechseln je nach dem Entwicklungsstadium, das ihr in den Wesen der Organismen, die es erschaffen hat, zu erreichen gelungen ist. Verschiedene Typen von Wesenheiten dienen ihren Zwecken in verschiedenen Stadien bestens.» (Joad, C. E. M.: Mind and Matter (Denken und Materie), S. 178, 179)

Will Durant, zweifellos der am meisten gelesene und beliebteste Verfasser von philosophischen Schriften, sagt:

«Je mehr wir die Materie studieren, um so weniger sehen wir sie als fundamental an, um so mehr erkennen wir sie als die blosse Äusserlichkeit von Energie, ebenso wie unser Fleisch das äussere Zeichen von Leben und Denken ist. ... Im Herzen der Materie ist etwas, was nicht stofflich ist, was ihr Form und Macht verleiht, was seine eigene Spontanität und sein eigenes Leben besitzt; und diese subtile, verborgene und doch stets offenbarte Vitalität ist die letzte Essenz von allem, was wir kennen. ... Das Leben kommt zuerst und ist im Inneren; die Materie, gleichaltrig mit ihm in bezug auf Zeit und unentwirrbar von ihm im Raum, steht in Essenz, in Logik und Bedeutung an zweiter Stelle, die Materie ist die Form und Sichtbarkeit des Lebens. ...

Das Leben ist keine Funktion der Form, die Form ist ein Produkt des Lebens. Das Gewicht und die Solidität der Materie sind Resultat und Ausdruck von intraatomischer Energie, und jeder Muskel oder Nerv im Körper ist das geformte Instrument des Verlangens.» (Durant, W.: Mansions of Philosophy (Gebäude der Philosophie), S. 66, 67, 80, 81)

Diese Bücher [69] und Wissenschaftler zeigen, dass die östliche Lehre über einen Ätherkörper, den Mittler einer vitalen Kraft, von Energie oder Leben, kein leerer Traum mystisch ausgerichteter Menschen ist, sondern seitens vieler praktisch gesinnter westlicher Forscher als Tatsache in der Natur angesehen wird.

Um unsere Ideen zusammenzufassen, könnten wir sie folgendermassen formulieren:

Hinter dem objektiven Körper liegt eine subjektive Form, die aus ätherischem Stoff besteht und als Leiter des Lebensprinzips, der Energie oder des Pranas wirkt. Dieses Lebensprinzip ist der Kraftaspekt der Seele, und vermittels des Ätherkörpers belebt die Seele die Form, gibt ihr ihre speziellen Qualitäten und Eigenarten, beeindruckt sie mit ihren Wünschen und lenkt sie schliesslich durch die Tätigkeit des Denkaspektes. Vermittels des Gehirns regt die Seele den Körper zu bewusster Tätigkeit an, und vermittels des Herzens werden alle Teile des Körpers mit Leben durchdrungen.

Diese Theorie stimmt eng mit der animistischen Theorie des Westens überein und wird später definiert werden. Der Ausdruck Animismus war bis jetzt hinreichend, es ist aber wahrscheinlich, dass das Wort «Dynamismus» infolge der Entwicklungen, die innerhalb des menschlichen Bewusstseins selbst stattfinden, an seine Stelle treten wird. Da der Mensch nun ein gänzlich selbstbewusstes Wesen und die Persönlichkeit jetzt integriert ist und funktioniert, ist die Zeit gekommen, wo er zum ersten Mal bewusste Zielsetzung und lenkenden Willen demonstrieren kann.

Die drei Zustände der Natur des Menschen, auf die am Anfang dieses Kapitels Bezug genommen wurde, - physisch, empfindend [70] und mental, - bilden zum ersten Mal in der Geschichte der Rasse eine gleichgeschaltete Einheit. Das lenkende Ich kann daher jetzt die Kontrolle übernehmen und sein Instrument durch den Denkaspekt, der auf den vitalen oder Ätherkörper einwirkt und seinen Kontaktpunkt im Gehirn hat, zu gänzlich kontrolliertem Ausdruck und darauf folgender schöpferischer Tätigkeit antreiben. Auf diese Weise wird das in Erscheinung treten, was Graf Keyserling das «Tiefere Sein» nennt. Er sagt:

«Die nächste Frage ist, ob und wie sich tieferes Sein heranbilden lässt. Sein, im Gegensatz zum Können, bedeutet Beseeltheit des äusseren Lebensausdrucks vom Wesenszentrum her; dies besagt, dass im Fall des «Seienden» alle Äusserungen persönlich durchdrungen sind, dass also die Persönlichkeit überall hindurchspricht und letztlich verantwortet. Solche Durchdringung ist nun tatsächlich, wo sie nicht vorliegt, zu bewirken. Dies kann dank dem gelingen, dass der Mensch als geistig-seelisches Wesen ein Sinneszusammenhang ist, innerhalb dessen sein Bewusstsein sich frei bewegt. Es steht ihm frei, den Nachdruck dorthin zu verlegen, wohin er nur will; je nachdem, welcher «Ort» auf diese Weise betont wird, zentriert sich der psychische Organismus tatsächlich um, hat dieser tatsächlich einen anderen Mittelpunkt. Deshalb ist es, wenn theoretische Einsicht erweist, dass es von der Zentrierung des Bewusstseins abhängt, ob der Mensch seinen Mittelpunkt in seinem Wesen oder an der Oberfläche hat, grundsätzlich auch praktisch möglich, die erforderliche Umzentrierung einzuleiten. Deshalb kann es grundsätzlich jedem gelingen, seinen Ausdruck zum Seinsausdruck zu erheben; dazu braucht er nur den Akzent in sich dauernd aufs Sein zu legen, nur dauernd von sich zu verlangen, dass nichts von ihm ausgeht, was ihm nicht durchaus entspricht. Gewiss ist die Aufgabe schwierig. Ihre Lösung geht nicht allein sehr langsam vor sich, sie bedarf einer besonderen Erziehungstechnik.» (Keyserling, Graf H.: Schöpferische Erkenntnis, S. 192-193)

Die Möglichkeit [71] des Menschen, als Seele, als Synthese des Mechanismus, des Lebens und Zieles zu funktionieren, wird meiner Meinung nach ausserordentlich beschleunigt werden, wenn die östliche und die westliche Psychologie miteinander verschmolzen werden und die Beziehung der Drüsen zum vitalen Körper mit seinen Kraftzentren studiert und begriffen wird. Hocking kommt in diesem Zusammenhang zu dieser Schlussfolgerung:

«Es scheint Grund dafür vorhanden zu sein, mit Hilfe einer vernünftigen mentalen Hygiene auf eine bessere physische Zukunft der Rasse zu hoffen. Nachdem das Zeitalter der Scharlatane vorüber ist und bis zu einem gewissen Grad durch ihre Hilfe, erscheint eine Möglichkeit, die Selbstbeherrschung zu vergrössern, wenn der spirituelle Sinn einer solchen Disziplin wie des Yoga mit den gemässigten Elementen der westlichen Psychologie und einem gesunden ethischen System vereinigt wird. Keines von diesen taugt viel ohne die anderen.» (Hocking, W. E.: Self, Its Body and Freedom, S. 75)

Zwei Punkte verdienen eine Diskussion, ehe wir zu einem ins einzelne gehenden Bericht über die östliche Lehre hinsichtlich der Kraftzentren übergehen. Einer ist eine Betrachtung hinsichtlich der Natur der Seele, und der andere ist ein Versuch, das Zeugnis der Jahrhunderte in bezug auf den wahrscheinlichen Sitz des Seelenbewusstseins zu betrachten.

4. Kapitel

DAS WESEN DER SEELE UND IHR SITZ

Durch [72] alle Zeiten hindurch ist die Seele der Gegenstand von Diskussion, einer Streitfrage oder des Versuchs einer Definition gewesen. Sie ist während aller Zeiten von höchstem intellektuellen Interesse und das vorwiegende Thema aller Religionen und Philosophien gewesen und ist es noch heute. Hieraus allein dürfen wir vielleicht folgern, dass die Seele möglicherweise eine Tatsache in der Natur ist, denn das Zeugnis von Tausenden von Jahren muss irgendeine reale Grundlage haben. Nachdem alle Folgerungen ausgeschieden worden sind, die auf den Visionen und Erfahrungen von Hysterikern, Neurotikern und pathologischen Fällen beruhen, verbleiben ein Rest von Zeugnissen und eine Struktur der Deduktion, die von gesunden, angesehenen Denkern, Philosophen und Wissenschaftlern ausgehen, die nicht übergangen werden können und Anerkennung seitens der Menschheit rechtfertigen.

Richard Müller-Freienfels sagt: «Wollte man die Geschichte des Seelenglaubens schreiben, man müsste die Geschichte der ganzen Menschheit mitschreiben.» (Müller-Freienfels, R.: Geheimnisse der Seele, S. 22)

Das Problem ist von Ames gut für uns zusammengefasst worden:

«Auf der einen Seite war dieses Ich oder die Seele mit ihrem Denken, auf der anderen die ganze Welt der Gegenstände, anderen [73] Persönlichkeiten und Gott. Die Weisen haben sich seit Jahrhunderten bemüht, einen Weg zu finden, um die Kluft zwischen dem Ich und anderen Objekten zu überbrücken. Aber mit Ideen als

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.