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Esoterisches Heilen (Sieben Strahlen IV), Seite 494 ff. (engl.)

Diese vier Tätigkeiten erstrecken sich über verschieden lange Zeitspannen - vom Blickpunkt derer aus gesehen, «die unten leben»; der Mensch auf der Astralebene nimmt ja keine Zeit wahr. Allmählich erschöpft sich die Verlockung und Verblendung (höheren oder niederen Grades), und der Mensch kommt nun in das Stadium, in dem er - da das Denken nun schärfer und beherrschender ist - weiss, dass er bereit ist für den zweiten Tod und für die vollständige Ausmerzung des Kamakörpers oder der kama-manasischen Hülle.

Was man hier stets beachten muss, ist die Tatsache, dass nach der Rückerstattung der beiden physischen Hüllen der innere Mensch vollbewusst ist, wie ich schon früher gesagt habe. Das physische Gehirn und die wirbelnden ätherischen Kräfte (die bei den meisten Menschen etwas in Unordnung sind) sind nicht mehr vorhanden. Diese beiden Faktoren haben Studierende zu dem Glauben verleitet, dass die Erfahrungen des Menschen auf den inneren Ebenen der drei Welten ein verschwommenes Sichtreibenlassen, ein halbbewusstes Erleben darstellen oder eine Lebenswiederholung anzeigen - ausser bei sehr weit vorgeschrittenen Menschen, Jüngern und Eingeweihten. Aber das ist nicht der Fall. Ein Mensch ist sich auf den inneren Ebenen nicht nur seiner selbst als eines Einzelwesens bewusst - mit seinen eigenen Plänen und Lebensinteressen - so wie er es auf der physischen Ebene war, sondern er ist sich auch in derselben Weise der ihn umgebenden Bewusstseinszustände bewusst. Er mag vielleicht der Täuschung der Astralwelt verfallen sein oder den telepathischen Eindrücken der mannigfachen Gedankenströmungen unterliegen, die von der Mentalebene ausgehen, aber er ist auch seiner selbst und seines Denkens (oder des bisher entfalteten manasischen Lebens) in einer viel stärkeren Weise bewusst als zu der Zeit, da er sich noch des physischen Gehirns bedienen musste und der Brennpunkt seines Bewusstseins zwar der des Aspiranten, jedoch im Gehirn verankert war. Sein Erleben ist jetzt viel reicher und intensiver als in der Inkarnation. Wenn ihr darüber noch ein wenig nachdenkt, werdet [495] ihr erkennen, dass dies notwendigerweise so sein muss.

Man darf daher annehmen, dass die Kunst der Ausmerzung viel genauer und wirksamer ausgeübt wird als die Rückerstattung der physischen Hülle. Ausserdem muss man noch einen weiteren Punkt in Betracht ziehen. Auf der inneren Seite wissen die Menschen, dass das Gesetz der Wiedergeburt den Verlauf der Lebenserfahrung auf der physischen Ebene bestimmt; sie erkennen dann, dass sie vor dem Abstossen des kama-manasischen oder des manasischen Körpers lediglich eine Übergangszeit zwischen den Inkarnationen durchmachen und dass sie sich folglich zwei grossen Erfahrungen gegenübersehen:

1. Ein (je nach der Entwicklungsstufe langer oder kurzer) Augenblick, in dem ein Kontakt mit der Seele oder dem Sonnenengel hergestellt wird.

2. Nach dieser Kontaktnahme findet eine ziemlich heftige Hinwendung zum Erdenleben statt, die zu dem führt, was man den «Vorgang des Abstiegs und des Rufens» nennt, in dessen Verlauf der Mensch:

a. sich wieder auf eine physische Inkarnation vorbereitet.

b. seinen eigenen, wahren Ton in die Substanz der drei Welten aussendet.

c. die permanenten Atome wiederbelebt, die im Kausalkörper ein Kräftedreieck bilden.

d. die nötige Substanz zusammenholt, um seinen künftigen Manifestationskörper zu bilden.

e. diese mit den Qualitäten und Merkmalen ausstattet, die er bereits durch seine Lebenserfahrung errungen hat.

f. auf der Ätherebene die Substanz seines Lebenskörpers so anordnet, dass die sieben Zentren Gestalt annehmen und zu Empfängern der inneren Kräfte werden können.

g. mit Bedacht diejenigen auswählt, die ihn mit der für ihn notwendigen grob-physischen Hülle versorgen werden; dann wartet er auf den Augenblick der Inkarnation. Esoterische Schüler sollten nicht vergessen, dass die Eltern [496] nur den grob-physischen Körper beisteuern. Sie beschaffen lediglich einen Körper von einer bestimmten Qualität und Art, ein Werkzeug des Kontaktes mit der Umwelt, das die sich inkarnierende Seele braucht und verlangt. Sie können auch ein gewisses Mass an Gruppenverkettung beisteuern, falls die Seele schon eine lange Erfahrung besitzt und eine echte Gruppenbeziehung bereits besteht.

Diesen beiden kritischen Augenblicken sieht sich der exkarnierte Mensch bewusst gegenüber; und er weiss auch -, in den Grenzen, die ihm seine Evolutionsstufe setzt - was er tut.

Die Devachan-Erfahrung.

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass diese bewusste Aktion - die Kunst der Ausmerzung - und dieses Gewahrsein des Vorganges und der Zielsetzung in Wirklichkeit den Bewusstseinszustand darstellen, der von den orthodoxen Theosophen das «Devachan» genannt wird. Über diese Erfahrung gibt es viele Missverständnisse. Die allgemeine Vorstellung geht dahin, dass der Mensch - nachdem er sich vom Astral- und Mentalkörper losgemacht hat - in eine Art von Traumzustand eintritt, in dem er vergangene Ereignisse im Lichte der Zukunft noch einmal erlebt und betrachtet; und dass er dann durch so etwas wie eine Ruheperiode - eine Art Verdauungsprozess - hindurchgeht als Vorbereitung auf eine neue Geburt. Diese etwas irrige Idee ist deshalb entstanden, weil der Zeitbegriff noch immer die theosophischen Darlegungen der Wahrheit beherrscht. Wenn man sich jedoch klar macht, dass man ausserhalb der Lebenserfahrung auf der physischen Ebene keine Zeit kennt, dann klärt sich die ganze Vorstellung vom Devachan. Vom Augenblick der vollständigen Trennung vom grob-physischen und ätherischen Körper an - und mit dem Einsetzen der Ausmerzung - ist sich der Mensch der Vergangenheit und Gegenwart bewusst; ist dann die Ausmerzung vollbracht, die Stunde des Kontaktes mit der Seele gekommen und [497] die Manashülle im Abbau begriffen, so wird er unmittelbar der Zukunft gewahr, denn die Vorherschau ist eine Eigenschaft des Seelenbewusstseins, dessen der Mensch eine Zeitlang teilhaftig wird. Darum werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als eins gesehen; das Erkennen des Ewigen Jetzt entwickelt sich schrittweise von einer Inkarnation zur anderen und infolge der ständigen Wiederverkörperung weiter. Dies bildet eine (für den normalen Zustand des vorgeschrittenen Menschen charakteristische) Bewusstseinsstufe, die man Devachanzustand nennen kann.

Es ist nicht meine Absicht, die Methode der Ausmerzung eingehend zu schildern. Die Menschheit befindet sich heute auf so vielen verschiedenen Stufen, die zwischen den drei bereits beschriebenen liegen, dass es unmöglich wäre, genaue und präzise Angaben zu machen. Abnutzung ist verhältnismässig leicht zu verstehen; der Kamakörper stirbt ab, denn da von der physischen Substanz kein Ruf mehr kommt, der eine Begierde erweckt, gibt es nichts mehr, womit dieser Körper genährt werden könnte. Der Astralkörper entsteht durch das gegenseitige Einwirken zwischen der physischen Ebene - die ja kein Prinzip ist - und dem Prinzip des Begehrens; bei der Wiedergeburt wird dieses Prinzip von der Seele im Mentalkörper mit dynamischer Absicht angewandt, um den Ruf umzukehren; dann folgt die Materie dem Ruf des sich inkarnierenden Menschen. Der kamische Mensch wird nach einem langen Abnutzungsprozess frei in einer keimhaften Mentalhülle stehengelassen; diese Zeitspanne des halbmentalen Lebens ist ausserordentlich kurz und wird beendigt von der Seele, die plötzlich «ihr Auge auf den Wartenden» richtet; und mit dieser gezielten Wirkungskraft lenkt sie den individuellen kamischen Menschen augenblicklich auf den hinunterführenden Pfad der Wiedergeburt. Der sich zurückziehende kama-manasische Mensch reagiert auf den «Zug» eines rasch sich entwickelnden Mentalkörpers. Dieses sich Zurückziehen wird immer schneller und dynamischer, bis schliesslich der Probejünger - unter dem Einfluss des ständig wachsenden Seelenkontaktes - den kama-manasischen Körper als Einheit zerschmettert und zwar durch einen Willensakt der Seele. Ihr werdet bemerken, dass die «Devachan»-Erfahrung bei dieser Mehrheit notwendigerweise kürzer [498] ist als bei der kamischen Minderheit; denn die devachanische Methode, auf den Ablauf des Erlebten zurückzublicken und dessen Folgen oder Auswirkungen zu erkennen, wird allmählich auch vom Menschen auf der physischen Ebene angewandt, so dass ihm der Sinn und die Bedeutung der zugrundeliegenden Absicht bewusst wird und er ständig durch die Erfahrungen lernt, die er in der Inkarnation macht. So werdet ihr auch begreifen, dass die Fortdauer des Bewusstseins sich allmählich ebenfalls entwickelt; das Gewahrsein des inneren Menschen beginnt sich auf der physischen Ebene sichtbar zu manifestieren, zuerst mit Hilfe des physischen Gehirns und später unabhängig von diesem materiellen Gerüst. Ich habe hier einen ganz deutlichen Hinweis gegeben auf ein Thema, das in den nächsten zweihundert Jahren weite Beachtung finden wird.

Der Manasmensch, die integrierte Persönlichkeit, wirkt, wie wir gesehen haben, auf zweierlei Arten, die notwendigerweise von der erreichten Integration abhängig sind. Diese Integration ist von zweierlei Art:

1. Die der integrierten Persönlichkeit, die im Denkvermögen konzentriert ist und eine ständig zunehmende Verbindung mit der Seele gewinnt.

2. Die des Jüngers, dessen integrierte Persönlichkeit jetzt rasch in die Seele eingegliedert und von dieser absorbiert wird.

In diesem Stadium entwickelter Denkfähigkeit und ständiger Gedankenkontrolle (die auf der Tatsache beruht, dass das menschliche Bewusstsein jetzt endgültig in der Mentalhülle konzentriert und dort dauernd verankert ist), erfolgt die frühere Zerstörung des Astralkörpers durch Abnutzung und durch «dynamisches Entgegenwirken» schon während der Inkarnation. Der inkarnierte Mensch will sich nicht mehr vom Verlangen beherrschen lassen; das, was vom illusorischen Astralkörper übrigbleibt, wird jetzt vom Denken beherrscht; die Triebe nach Befriedigung des Verlangens werden mit vollbewusster Absicht zurückgewiesen, entweder wegen selbstsüchtigen, ehrgeizigen Strebens und [499] gedanklicher Zielstrebigkeit der integrierten Persönlichkeit oder unter der Inspiration der Seelenabsicht, die das Denkvermögen ihren Plänen unterordnet. Wenn der Mensch diese Evolutionsstufe erreicht hat, kann er die letzten zurückbleibenden Spuren allen Verlangens mit Hilfe der Erleuchtung auflösen. In den Anfangsstadien des reinen Manas- oder Mentallebens geschieht dies durch die Erleuchtung, die durch Wissen kommt und bei der hauptsächlich das der Mentalsubstanz eingeborene Licht beteiligt ist. Später, wenn Seele und Denkvermögen eine enge Verbindung miteinander eingehen, beschleunigt und unterstützt das Licht der Seele diesen Prozess. Der Jünger verwendet dann mehr okkulte Methoden, aber auf diese möchte ich hier nicht eingehen. Der Abbau des Mentalkörpers erfolgt nicht mehr durch die zerstörende Macht des Lichtes selbst, sondern wird mit Hilfe bestimmter Töne beschleunigt; diese werden vom Jünger erkannt, und irgend ein älterer Eingeweihter oder der Meister selbst geben ihm gegen Ende des Inkarnationszyklus die Erlaubnis, sie in zweckentsprechenden Wortformen anzuwenden.

Das zehnte Heilgesetz.

Ich möchte nun bestimmte Grundvoraussetzungen angeben, die wir beim Studium des dritten Teiles beachten müssen, in welchem wir die Grundgesetze des Heilens besprechen. Diese Gesetze und Regeln habe ich euch schon mitgeteilt, aber ich möchte sie jetzt genauer ausführen.

Wir haben etwas ausführlicher die Vorgänge studiert, die unmittelbar stattfinden, wenn sich das Lebensprinzip zurückzieht oder aus dem Körper zurückgezogen wird. Es besteht bei diesen beiden Vorgängen ein Unterschied, der sich auf die evolutionäre Entwicklung gründet. Wir haben den Rückzug des Lebensprinzips und des Bewusstseins aus den feineren Körpern in den drei Welten verfolgt und jetzt den Punkt erreicht, wo wir es nicht mehr mit dem durchschnittlichen oder unentwickelten Menschen [500] zu tun haben. Wir befassen uns jetzt mit der bewussten Tätigkeit der Seele in bezug auf ihren Formaspekt.

Beim unentwickelten oder durchschnittlichen Menschen spielt die Seele beim Tode eine sehr geringe Rolle; ihr Beitrag besteht lediglich in dem Entschluss, den Zyklus des inkarnierten Lebens zu beenden, bevor es wieder zur physischen Ebene zurückkehrt. Die «Keime des Todes» stecken in der Formnatur und zeigen sich als Krankheit oder Altersschwäche (im technischen Sinne, nicht in der Bedeutung der Umgangssprache); die Seele verfolgt ihre eigenen Interessen auf ihrer Ebene so lange, bis die Integration oder enge Beziehung zwischen Seele und Form durch den

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.