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Esoterische Astrologie (Sieben Strahlen III), Seite 226 ff. (engl.)

Das Zeichen Waage ist besonders interessant, jedoch in einer sehr paradoxen Weise und zwar in der Hauptsache deshalb, weil an [227] ihm eigentlich gar nichts irgendwie Interessantes sichtbar ist - ausser bei Jüngern und solchen Menschen, die sich dem Pfad nähern. Es ist ein Zeichen des Ausgleichens, des sorgfältigen Abwägens der Werte; hier erreicht der Mensch das rechte Gleichgewicht zwischen den Gegensatzpaaren. Man könnte es als das Zeichen betrachten, in dem zum ersten Mal der Jünger den Pfad und das Ziel, dem er schliesslich seine Schritte zuwenden muss, wirklich erschaut. Dies ist der schmale, messerscharfe Pfad, der zwischen den Gegensatzpaaren verläuft und der - wenn man ihn gefahrlos begehen will - erfordert, dass man ein Gefühl für Werte entwickelt und imstande ist, die ausgleichende, analytische Fähigkeit des Denkvermögens richtig zu nutzen. Waage ist ausserdem das Zeichen der intuitiven Wahrnehmung und bei dem gewöhnlichen Gang um den Tierkreis folgt es nach der normalerweise drastischen Erfahrung des Menschen im Skorpion; diese wirkt für gewöhnlich so, dass der Selbsterhaltungsinstinkt in einem solchen Mass geweckt wird, dass der Mensch (diesmal nicht der Jünger) in seiner schrecklichen Not einen Ruf zur Seele sendet und eine Resonanz erweckt. Die ersten wenigen, schwachen Blitze der Intuition werden wahrgenommen und undeutlich erkannt. Dann folgt die Erfahrung in der Waage, dass der Mensch ein Leben in ruhigem, beschaulichem Nachdenken oder in einem Zustand statischer Unempfänglichkeit verbringt. Das kann ein Leben des Ausgleichens oder des Abwägens von diesem und jenem sein, in dem man entscheidet, wohin sich die Waagschalen neigen sollen, so dass sich im nächsten Zeichen bestimmte, beabsichtigte Dinge ereignen werden. Das darauf folgende Jungfrau-Leben wird entweder das einer Persönlichkeit, einer materialistischen Natur unter dem Einfluss des materiellen Aspekts der Jungfrau, der Mutter, sein oder es wird sich allmählich eine Seelenschwingung zeigen, die auf jenes verborgene, geistige Leben hinweist, dessen vorbestimmter Hüter oder Bewahrer die Jungfrau-Mutter ist. Bei dem wiederholten oder zyklischen Fortschreiten um das Lebensrad verstärken sich diese Erfahrungen und Schwingungstätigkeiten, bis einmal die Umkehrung des Rades eintritt. Dann [228] führt Waage weiter zum Skorpion; das aktive Seelenleben (das jetzt durch die Persönlichkeit und nicht nur auf seiner eigenen Ebene wirkt) wird in der Jungfrau wahrgenommen und im Gedächtnis festgehalten, in der Waage ausgeglichen und abgeschätzt. Schliesslich entstehen daraus jene Prüfungen und Kampfe zwischen Seele und Persönlichkeit, bei denen die letztere mit Gewalt und Entschlossenheit kämpft, um wenigstens den «Status quo» des Gleichgewichts zwischen den beiden zu erhalten, wenn schon der Einfluss der Persönlichkeit nicht mehr vorherrschen kann.

Man kann von der Waage auch im Sinne der Meditation sprechen, wie sie in Ost und West gelehrt wird. Sie kann also betrachtet werden als die «Zwischenpause zwischen zwei Tätigkeiten», - das ist die Erklärung für jenes Meditationsstadium, das wir Kontemplation nennen. In den fünf Stufen der Meditation (wie man sie normalerweise lehrt) finden wir die folgenden Phasen: Konzentration, Meditation, Kontemplation, Erleuchtung (Illumination) und Inspiration. Diesen fünf Stadien entsprechen die fünf spezifisch menschlichen Zeichen des Tierkreises:

1. Löwe - Konzentration. In der Form konzentriertes Seelenleben. Individualisierung. Selbstbewusstsein. Unentwickelter und durchschnittlicher Mensch. Menschliche Erfahrung.

2. Jungfrau - Meditation. Seelenleben, so, wie es der Mensch verspürt, die Reifungsperiode. Das Stadium des verborgenen Christus. Der intelligente Mensch. Die Persönlichkeit, die das Christusleben verbirgt.

3. Waage - Kontemplation. Das Leben von Seele und Form hält sich das Gleichgewicht. Keines von beiden dominiert. Ausgeglichenheit. Ein Zwischenstadium, in welchem die Seele sich für den Kampf rüstet und die Persönlichkeit wartet. Dies ist der Probepfad. Erkennen der Dualität.

4. Skorpion - Erleuchtung. Die Seele triumphiert. Die Erfahrung des Stiers findet ihre Erfüllung. Die astrale Verblendung wird [229] zerstreut. Das Seelenlicht strömt ein. Der Pfad der Jüngerschaft. Der Jünger.

5. Schütze - Inspiration. Vorbereitung auf die Einweihung. Die Seele inspiriert das Leben der Persönlichkeit. Die Seele bringt sich durch die Persönlichkeit zum Ausdruck. Der Eingeweihte.

Ich möchte hier daran erinnern, dass der Mensch - obwohl die Einweihung im Steinbock stattfindet - schon ein Eingeweihter ist, bevor er initiiert wird. Das ist das wahre Geheimnis der Einweihung.

So sehen wir also die Aktivität, bei der die Persönlichkeit wächst und sich entwickelt, aber gleichzeitig den geheimen «Menschen im Herzen», den Christus, in der menschlichen Formgestalt verhüllt und verbirgt. Dann haben wir das Zwischenstadium, in welchem der Gleichgewichtspunkt zwischen diesen beiden erreicht wird und keiner die Oberhand hat. Die «Waagschalen schwanken hin und her» in jeder Richtung oder - wie man manchmal sagt - der Mensch schwingt zwischen den Gegensatzpaaren. Daher ist dieses Zeichen in der Lebensäusserung des Menschen so wichtig und auch so schwierig; es - bringt die merkwürdige «Schaukelerfahrung», die sich für den Menschen zuerst als so schrecklich verwirrend erweist, wenn er versucht, ganz Mensch zu sein und doch in sich Hindernisse und Antriebe feststellt, die ihn weiter anspornen, zu etwas Höherem als dem menschlichen Dasein und weiter zur Stufe des Aspiranten oder Jüngers. Er konzentriert sich ganz auf das Seelenleben und strebt nach diesem, doch findet er in sich noch das, was ihn immer wieder zu den alten Gewohnheiten und Wünschen zurückzuziehen versucht.

Man nennt dieses Zeichen manchmal «den Ort des Gerichtes», denn hier fällt die Entscheidung und fallen die Würfel, welche «die Schafe von den Böcken trennen»: jene Sternbilder, die vom Widder und jene, die vom Steinbock beherrscht werden. Es kennzeichnet tatsächlich den Unterschied zwischen dem gewöhnlichen und dem [230] umgekehrten Lebensrad. In den Tagen, bevor Löwe-Jungfrau in zwei Zeichen geteilt wurden, bildete Waage tatsächlich die Mitte. Damals war die Situation folgendermassen:

Widder #Stier #Zwillinge #Krebs #Löwe-Jungfrau

WAAGE

Skorpion #Schütze #Steinbock #Wassermann #Fische.

In dieser Runde des Tierkreises ist (soweit es die Menschheit betrifft) die ganze Menschheitsgeschichte geschildert. Dazu gehören die mentalen Anfänge im Widder (der Wille zur Manifestation) und der Beginn des nach aussen drängenden Lebens; dann dessen zielgerichtetes Begehren im Stier, das zur Manifestation führt; dann tritt das Doppelbewusstsein heraus, die Seele-Körper-Erkenntnis in den Zwillingen; die physische Inkarnation geht weiter im Krebs und ihr folgt die zweifache Entwicklung von Seele und Körper oder des subjektiven und objektiven Bewusstseins und der Gott-Mensch in Löwe-Jungfrau. Danach folgt Waage, in welchem Zeichen der Gleichgewichtspunkt zwischen dem geistigen und dem persönlichen Menschen schliesslich erreicht wird; hier wird der Schauplatz hergerichtet für den letzten, fünffachen Prozess, der in Wirklichkeit subjektiv dem äusseren In-Erscheinung-Treten auf dem Pfad des Hinausgehens entspricht und der auf dem Pfad des Nach-Innen-Gehens dem Pfad der Rückkehr, fortgesetzt wird. Dann kommt es zur Umkehr des Rades, dem Beginn der neuen Orientierung und der Jüngerschaft im Skorpion, zum gelenkten, beherrschten Leben des Jüngers im Schützen, zur Einweihung im Steinbock, dem der Dienst im Wassermann und das Wirken des Welterlöser in den Fischen folgt und die schliessliche Befreiung.

In dieser Weltepoche ist das Zeichen der Sphinx in zwei Teile geteilt (Löwe und Jungfrau, Seele und Form), denn die menschliche Evolution und das Bewusstsein sind so weit, um die Dualität zu erkennen; erst zu dem Zeitpunkt, den man das «Jüngste Gericht» nennt, wird eine andere Verschmelzung stattfinden; dann werden [231] Jungfrau-Waage ein Zeichen bilden, denn dann wird das Gefühl des Menschen für einen gegensätzlichen Dualismus erloschen sein; die Waagschalen werden sich endgültig zugunsten dessen verschoben haben, was die Jungfrau-Mutter äonenlang verborgen und davor bewahrt hat, zum Ausdruck zu kommen.

Dieses letzte Gericht wird, soweit es den jetzigen planetarischen Erdenlauf betrifft, im nächsten grossen Weltzyklus stattfinden; zu dieser Zeit werden zwei Drittel des Menschengeschlechts das Christusprinzip in dem einen oder anderen Stadium entwickelt haben und sich auf einer der letzten Stufen des Evolutionspfades befinden. Sie werden entweder Probejünger oder angenommene Jünger auf dem Pfad der Einweihung sein. Schliesslich wird es, auf eine geheimnisvolle Weise, wieder nur noch zehn Tierkreiszeichen geben; Widder und Fische werden eine Einheit bilden, denn «Das Ende ist wie der Anfang». Dieses zweifache, verschmolzene Zeichen wird in einigen alten Büchern «Das Zeichen des Fisches mit dem Kopf des Widders» genannt. Wir werden dann folgende Zeichen haben:

1. Widder-Fisch

2. Stier

3. Zwillinge

4. Krebs

5. Löwe

6. Jungfrau-Waage

7. Skorpion

8. Schütze

9. Steinbock

10. Wassermann

Dann werden sich Feuer und Wasser vereinigen und die Vergangenheit verhüllen, nicht die Zukunft, wie es heute der Fall ist. Erde und Luft werden verschmelzen und so wird sich die alte, in der Bibel wiederholte Prophezeiung erfüllen, dass es nämlich «keine Flut mehr geben werde». Die Luft (der Himmel) wird dann «zur Erde herabgestiegen» sein und die Vereinigung wird herbeigeführt sein.

Im kosmischen Sinne - nicht im individuellen - wird sich dann der kosmische Christus offenbaren, auf den «die ganze Schöpfung wartet»; so wird sich das Verlangen erfüllen als Folge hingebungsvollen Strebens. Dann, und erst dann, wird das «Verlangen aller Völker kommen» und Er, auf den alle Menschen warten, wird erscheinen.

Die Entwicklungsgeschichte des Verlangens findet man in den vier Zeichen Stier, Waage, Skorpion und Fische.

1. Stier - Der Stier des Verlangens. Das Materielle Begehren herrscht. (Leben.)

2. Waage - Das Ausgleichen des Verlangens. Das entgegengesetzte objektive Verlangen ist die Waage oder das Abwägen. (Ausgeglichenheit.)

3. Skorpion - Der Sieg des geistigen Verlangens. Die triumphierende Seele. (Qualität.)

4. Fische - Erfüllung des göttlichen Verlangens. Das «Verlangen aller Völker»; der Kosmische Christus. (Das Erscheinen.)

In der Waage sehen wir also die individuelle Erfahrung des ausgeglichenen Lebens, in welchem Versuche angestellt werden und die Waagschalen sich in der einen oder anderen Richtung senken, bis entweder das Begehren oder das geistige Streben die eine Waagschale ausreichend beschwert, um den Weg anzuzeigen, den der Mensch zu diesem Zeitpunkt begehen muss. Es gibt auch die Menschheitserfahrung in der Waage; bei ihr werden dieselben Anpassungen und Versuche vorgenommen, aber diesmal ist das ganze Menschengeschlecht einbezogen, nicht nur ein Einzelmensch. Diese Gruppenerfahrung - auf der Mentalebene - wird erst dann eintreten, wenn alle Menschen mental polarisiert sind; und eben darin wird der oben erwähnte Gerichtstag bestehen. Seine Vorläufer sind der «Krisenpunkt» in der Waage, die gegenwärtige Weltlage und die daraus sich ergebenden Neuordnungen. Heute jedoch geschieht der Ausgleich auf der Astralebene; in den meisten Fällen sind die [233] Wünsche der Menschen die bestimmenden Faktoren, wogegen im nächsten grossen Zyklus ihre Gedanken die

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