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Esoterische Astrologie (Sieben Strahlen III)

KAPITEL I

DER TIERKREIS UND DIE STRAHLEN

Was ich [3] zunächst über dieses Thema zu sagen habe, ist nur als Einleitung gedacht. Ich versuche, von einem betont esoterischen Gesichtspunkt aus die Grundlagen für eine ziemlich neue Wissenschaft der Astrologie zu geben. Gewisse Dinge, die ich sagen möchte, werden wahrscheinlich von akademischen und nicht inspirierten Astrologen als revolutionär oder irrig, als unwahrscheinlich und unbeweisbar angesehen werden. Bis jetzt hat sich jedoch die Astrologie in der Welt des Denkens und der Wissenschaft noch nicht wirklich bewährt, trotz vieler deutlich nachweisbarer Erfolge. Ich möchte daher euch alle, die ihr diesen Abschnitt der «Abhandlung über die sieben Strahlen» lest und studiert, bitten, die obigen Bemerkungen zu beachten. Ferner ersuche ich euch um die Bereitwilligkeit, über gewisse Hypothesen nachzudenken und bemüht zu bleiben, eine Theorie oder eine Empfehlung zu erwägen und Schlussfolgerungen einige Jahre hindurch zu erproben. Wenn ihr das fertig bringt, wird vielleicht eure Intuition erwachen, und diese wird die moderne Astrologie zu einem für die Welt wirklich bedeutsamen Faktor umwandeln. Es ist die intuitive Astrologie, welche schliesslich die heutige sogenannte Astrologie verdrängen muss und so eine Kenntnis von jener uralten Wissenschaft wiederbringt, welche die Sternbilder und unser Sonnensystem zueinander in Beziehung gebracht, die Aufmerksamkeit auf das Wesen des Tierkreises gelenkt und die Menschheit über die grundlegenden [4] Beziehungen unterrichtet hat, welche die Welt der Erscheinungen und die subjektive Welt beherrschen und bestimmen.

1. Drei grundlegende Aussagen.

Es wird häufig behauptet, die Astrologie sei eine exakte Wissenschaft, aber das ist keineswegs richtig trotz der vielen mathematischen Berechnungen. Die Astrologie beruht, seltsam genug, auf Illusionen, denn der Tierkreis ist bekanntlich nur der imaginäre Weg der Sonne durch die Himmel, und dies auch nur, weil es vom Standpunkt unseres ganz unbedeutenden Planeten aus so erscheint. Die Sonne steht nicht, wie behauptet wird, in jedem Zeichen des Tierkreises; es erscheint nur so, wenn sie zwischen unserer kleinen Sphäre, der Erde, und den Sternbildern zu irgendeiner bestimmten Zeit oder Epoche hindurchgeht.

In alten Zeiten hat man geglaubt, die Erde sei der Mittelpunkt des Sonnensystems, und dass sich um sie die Sonne und alle anderen Planeten drehen. Dies war das exoterische Wissen und der exoterische Standpunkt, obwohl man es esoterisch anders verstand. Als später andere, neuere Entdeckungen dem menschlichen Verstand mehr Licht brachten, wurde unser Planet aus dem Zentrum verdrängt; die Wahrheit wurde klarer erkannt, obwohl noch viel zu entdecken übrig bleibt, was vielleicht ebenso revolutionierend sein mag. Von gewissen Gesichtspunkten der Astrologie aus muss es zu einer ähnlichen Dezentralisierung kommen; das Sonnensystem darf nicht länger als ein Punkt betrachtet werden, um den sich der Tierkreis dreht, den die Sonne in ihrem grossen Zyklus von etwa 25'000 Jahren durchläuft. Astrologen mit Einsicht mögen abstreiten, dass dies die allgemeine Ansicht sei. Dennoch ist (der Klarheit wegen und im Hinblick auf die allgemeine Öffentlichkeit) diese Folgerung erlaubt, denn sie wird vom Unwissenden anerkannt und hingenommen. Auf dieser Theorie über den Tierkreis beruht weitgehend das, was wir die Grosse Illusion nennen. [5] Ihr solltet das stets im Auge behalten, wenn ihr mit mir diese grösste und älteste aller Wissenschaften von neuen Gesichtspunkten aus studiert. Astrologie ist eine Wissenschaft, die erst in ihrer ursprünglichen Schönheit und Wahrheit wiederhergestellt werden muss, bevor die Welt ein klareres Bild gewinnen und zu einer gerechteren und genaueren Würdigung des göttlichen Planes kommen kann, so, wie er heute durch die Ewige Weisheit zum Ausdruck gebracht wird.

Die zweite Aussage, die ich machen möchte, ist die, dass die Astrologie ihrem innersten Wesen entsprechend die reinste Darstellung okkulter Wahrheit in der heutigen Welt ist, denn sie ist die Wissenschaft, die sich mit jenen bestimmenden und herrschenden Energien und Kräften beschäftigt, die durch und auf das ganze Feld des Raumes und auf alles, was in diesem Raum ist, einwirken. Wenn wir diese Tatsache erfasst, die Quellen dieser Energien besser begriffen und das Wesen des Raumfeldes richtig verstanden haben, dann werden wir einen viel weiteren Horizont gewinnen, der gleichzeitig viel engere Beziehungen aufweist. Wir werden die Beziehungen zwischen den individuellen, planetarischen, solaren und kosmischen Wesenheiten begreifen, und erst dann werden wir wissenschaftlich zu leben beginnen. Diese wissenschaftliche Lebensweise zu schaffen ist der unmittelbare Zweck der Astrologie.

Die derzeitige Meinung des Durchschnittsmenschen, der an die Astrologie glaubt, ist folgende: Er glaubt, dass er eine Individualität von Bedeutung sei (zumindest für sich selbst), dass er auf einem bedeutenden Planeten lebe (bedeutend für die Menschheit), und dass er durch die Astrologie sein Schicksal erfahren und wissen könne, was er tun solle. Wenn ich diese Bemerkung mache, spreche ich nicht von jenen wenigen Astrologen, die wirkliches esoterisches Wissen besitzen. Es gibt tatsächlich nur wenige, und nur eine Handvoll von ihnen übt diesen Beruf aus. Der moderne Forscher glaubt gern, dass alle die Energien auf ihn einwirken und durch ihn hindurchströmen, die von dem Zeichen kommen, in dem die Sonne sich zur Zeit seiner Geburt «befindet». Er betrachtet [6] sich auch als empfänglich für die Kräfte der verschiedenen Planeten, da sie ja die Häuser seines Horoskops beherrschen, und er glaubt, dass seine Lebenstendenzen und -Umstände dadurch bestimmt werden. Das gibt ihm das Gefühl, ein Faktor von abgesonderter Bedeutung zu sein. Die modernen Auslegungen lassen die Bedeutung des aufsteigenden Zeichens (des Aszendenten) völlig ausser acht, und zwar deswegen, weil bis jetzt nur wenige Menschen bereit waren, als Seelen zu wirken. Wenig in Betracht gezogen werden auch jene Energien, die seit jeher ständig von anderen Sternbildern oder von den vielen «verborgenen» Planeten auf unseren Erdenplaneten einwirken. Die Zeitlose Weisheit behauptet, dass es von diesen in unserem Sonnensystem rund siebzig gebe.

Ich möchte euch ein wahreres und genaueres Bild geben. Das ist jetzt möglich geworden, da Gruppenbewusstsein, Gruppenbeziehungen und Gruppenintegrität in den Vordergrund des menschlichen Bewusstseins treten. Im Verlauf dieser Entwicklung wird die individuelle, sich absondernde und egozentrische Persönlichkeit allmählich in den Hintergrund, und die nicht abgesonderte, gruppenbewusste und universale Seele immer mehr in den Vordergrund treten. Das Interesse am individuellen Horoskop wird daher allmählich erlöschen, und immer mehr wird das planetarische Bild, das Bild des Sonnensystems und des Universums im Bewusstsein des Einzelmenschen hervortreten. Der Mensch wird sich dann nur als integralen Teil eines viel bedeutenderen Ganzen betrachten, und seine Weltgruppe wird ihn viel mehr interessieren als seine eigene Persönlichkeit.

Ich werde daher die esoterische Astrologie überhaupt nicht vom Standpunkt des Horoskops aus betrachten. Universale Beziehungen, das Ineinanderwirken von Energien, das Wesen dessen, was hinter der grossen Illusion liegt, die täuschende «Erscheinung der Dinge, wie sie sind», und die Bestimmung unseres Planeten, der Naturreiche und der Menschheit als Ganzes - das alles wird den Hauptteil unseres Themas bilden.

[7] Es ist für mich unwesentlich, ob die modernen Astrologen die Ideen, die ich darlege, annehmen oder ablehnen. Ich werde mich bemühen, gewisse Tatsachen so mitzuteilen, wie die Hierarchie sie anerkennt; ich will, wenn möglich, auf die subjektiven Wirklichkeiten hinweisen, deren äussere Illusion nur die Erscheinungsform ist, die durch die Gedanken der Menschen zu allen Zeiten bedingt ist. Ich will die dynamische Lebendigkeit der Quellen betonen, von denen alle die Energien und Kräfte, die auf unseren Planeten einwirken, ausströmen; ich will mich vor allem bemühen, euch jene alles durchdringende Einheit und Synthese zu zeigen, welche die Grundlage aller Religionen und der vielen übermittelten Kräfte ist. Ich will versuchen, euch als Einzelwesen aus dem Mittelpunkt eurer eigenen «Lebensbühne» und eures Bewusstseins herauszuheben und - ohne euch eurer Individualität und Selbst-Identität zu berauben - euch dennoch zu zeigen, wieso ihr Teil eines grösseren Ganzen seid; ihr könnt euch dessen bewusst werden, wenn ihr als Seelen wirkt. Ihr seid aber heute noch nicht so weit, denn ihr registriert und erahnt höchstens die innere Wirklichkeit, in der ihr lebt, euch bewegt und seid.

Dies bringt mich zu der dritten Aussage, die so grundlegend und wichtig ist, dass ich euch bitten möchte, innezuhalten und über sie nachzudenken, auch wenn ihr sie noch nicht in ihrer vollen Tragweite erfassen könnt. Die Zeitlose Weisheit lehrt, dass «der Raum eine Wesenheit ist». Mit dem Leben dieser Wesenheit, mit den Kräften und Energien, den Impulsen und Rhythmen, den Zyklen, Zeiten und Epochen beschäftigt sich die esoterische Astrologie. H. P. B. sagte dies in der «Geheimlehre». Ich möchte daran erinnern, dass es einen astrologischen Schlüssel zur «Geheimlehre» gibt, der jedoch nicht vollständig mitgeteilt werden kann. Ich kann indes einige Hinweise geben und Richtlinien für das Studium vorschlagen, und diese werden es vielleicht einmal einem erleuchteten Astrologen ermöglichen, diesen Schlüssel zu finden. Dann wird er - wenn er ihn zum Wohl der Menschheit umdreht - die vierte [8] grosse Grundwahrheit der Zeitlosen Weisheit offenbaren; drei dieser Wahrheiten sind schon in der Einleitung der «Geheimlehre» angegeben.

Der Raum ist eine Wesenheit, und das ganze «Himmelsgewölbe» (wie es von Dichtern genannt wird) ist deren sichtbare Erscheinungsform. Ihr werdet bemerken, dass ich nicht materielle, sondern sichtbare Erscheinungsform sagte. Ein Nachgrübeln über das Wesen, die Geschichte und Identität dieser Wesenheit ist nutz- und sinnlos. Man kann sich davon eine schwache Vorstellung machen, die ohne Berücksichtigung von Einzelheiten eine Entsprechung dazu ist, wenn man sich bemüht, die Menschheit, das vierte Naturreich, als eine Gesamtwesenheit und Einheit anzusehen, die sich durch die vielen verschiedenen Menschenformen zum Ausdruck bringt. Ihr seid als Einzelwesen Wesensteile der Menschheit, führt jedoch euer eigenes Leben, reagiert auf eure eigenen Eindrücke wie auch auf äussere Einflüsse und Einwirkungen. Andererseits gehen auch von euch selbst Einflüsse aus; ihr sendet eine bestimmte Charakterstrahlung aus und bringt eine Qualität oder mehrere Qualitäten zum Ausdruck. Dadurch wirkt ihr in gewissem Grade auf eure Umwelt und auf diejenigen ein, mit denen ihr in Berührung kommt. Doch stets bleibt ihr Teil einer wahrnehmbaren Wesenheit, die wir die Menschheit nennen. Nun dehnt diese Idee auf eine grössere sichtbare Wesenheit, auf das Sonnensystem, aus. Diese Wesenheit ist selbst ein integraler Teil eines noch grösseren Lebens, das durch sieben Sonnensysteme zum Ausdruck kommt, von denen eines das unsere ist. Wenn ihr diese Vorstellung erfassen könnt, dann wird in eurem Bewusstsein nebelhaft ein Bild einer grossen esoterischen Grundwahrheit aufdämmern. Leben und Einfluss, Strahlungen und Ausströmungen dieser Wesenheit, und die vereinte Wirkung dieser Faktoren auf unser planetarisches Leben, die Naturreiche und die sich entfaltenden menschlichen Zivilisationen, - all das werden wir kurz besprechen müssen.

Das Thema ist so umfassend, dass ich vor dem Problem stand, [9] wie es am besten zu behandeln wäre. Ich entschied mich für Kürze, für eine präzise Darstellung von Tatsachen (Tatsachen für diejenigen von uns, die auf der inneren Seite des Lebens wirken, für euch aber mit Recht nur Hypothesen), für die Vermeidung von Einzelheiten und eingehender Erörterungen. Wir wollen versuchen, vom Universellen zum Besonderen, vom Allgemeinen zum Spezifischen vorzudringen, aber das Schwergewicht wird stets auf dem Universalen und Allgemeinen liegen, nicht auf dem Besonderen und Spezifischen. Es wird an euch, die ihr Astrologie studiert, liegen, die Wahrheit auf das Spezifische entsprechend anzuwenden. Gerade in dieser Hinsicht ist die moderne Astrologie in die Irre gegangen. Sie hat das wahre und richtige Verfahren umgekehrt und die Betonung auf das Besondere und Spezifische gelegt, auf das persönliche Horoskop und das individuelle Schicksal, nicht aber auf die grossen Energien und deren Quellen. Diese Quellen sind letzten Endes verantwortlich für die Manifestation des Spezifischen. Diese Einstellung und Darlegung der Wahrheit muss geändert werden.

In der esoterischen Astrologie befassen wir uns daher mit dem Lebensträger und den grossen Lebenseinheiten, die den «Lichtpunkten» innerhalb des universalen Lebens innewohnen. Sternbilder, Sonnensysteme, Planeten, Naturreiche und der mikroskopische Mensch - sie alle entstehen durch die Tätigkeit und die Energieäusserung bestimmter grosser Wesen, deren Manifestationszyklen und unendliche Ziele auch für die fortgeschrittensten und erleuchtetsten Denker unseres Planeten völlig unfasslich sind.

Als nächstes müsst ihr die Tatsache begreifen, dass der Äther des Raumes das Feld ist, in dem und durch das die Energien aus den vielen schöpferischen

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.