Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 438 ff. (engl.)
begreiflicherweise auch ernste Störungen und Schwierigkeiten nach sich ziehen. Ein solcher Mensch hat unter dem Einfluss dieser Bewusstseinserweiterung oft wunderschöne Motive und trägt sich mit den höchsten Absichten, aber was dabei herauskommt, ist nur Disharmonie in seiner Umgebung. Wenn diesen Tendenzen nicht Einhalt geboten wird, kann sich daraus ein ernster Fall von Egomanie (krankhafter Selbstüberschätzung) entwickeln. Egomanie ist ein ausgesprochenes Integrationsproblem. Alle diese Schwierigkeiten können umgangen und behoben werden, wenn man den Betreffenden dahin bringen kann, dass er sich als integralen Teil eines viel grösseren Ganzen empfindet. Das richtige Verständnis für das, was wichtig und wertvoll ist, stellt sich dann wieder ein und sein Machtgefühl wird in reckte Bahnen gelenkt.

Ferner kann sich als Folge der Integration, des erhöhten Wohlbefindens, des Gefühls gesteigerter Kraft und Leistungsfähigkeit eine Neigung einstellen, alles zu übertreiben, was den Menschen zu einem Fanatiker macht, wenigstens für eine gewisse Zeit. Wieder hat er die besten Motive der Welt im Sinn, wenn er einen jeden unbedingt auf den Weg drängen möchte, den er selbst ging, wobei er sich völlig der Erkenntnis verschliesst, dass andere eine andere Erziehung und Herkunft haben als er, zu anderen Strahlen gehören, auf einer anderen Evolutionsstufe stehen und andere Traditionen und vererbte Eigenarten besitzen. Damit bereitet er sich selbst und seinen Freunden grossen Verdruss. Ein Wissen, das noch zu dürftig ist, kann gefährlich sein; dies einzusehen, ist schon an sich ein Heilmittel für viele Krankheiten, insbesondere für solche seelischer Art. Dann lassen sich auch Fortschritte auf dem Weisheitspfad erzielen.

Zu einem weiteren Problem wächst sich das überentwickelte Gefühl einer inneren Führung oder Berufung aus, wenn man es so nennen will, obwohl sich die beiden Begriffe nicht decken, denn das Empfinden innerer Führung ist nicht so klar und deutlich wie das Erkennen einer Berufung. In den Schulen esoterischer Psychologie wird manchmal im Hinblick auf das Innewerden einer inneren Lenkung oder Führung folgender Satz gebraucht: «Das Überbrücken von Spalten oder Lücken veranlasst einen Menschen, [439] dauernd über die Brücke zu rennen.» Der Mensch erkennt jetzt bewusst gewisse Aspekte, wobei ihn dauernd die höheren Aspekte interessieren und anziehen. Wurde z.B. die Kluft zwischen dem Astral- und Denkkörper überbrückt und entdeckt der Mensch das riesige Gebiet mentaler Tätigkeit, das sich vor ihm aufgetan hat, so mag er für eine lange Zeit eine materialistisch-intellektuelle Einstellung haben; er wird dabei alle Gefühlseinwirkungen und psychischen Empfindungen so weit als möglich ausschalten und sich einreden, dass sie für ihn nicht existieren. Er wird sich dann intensiv gedanklich betätigen. Vom Standpunkt der Seele aus ist dies nur eine vorübergehende Angelegenheit, selbst wenn es eine ganze Inkarnation oder mehrere Inkarnationen lang fortdauern würde. Aber es kann unverkennbare psychologische Probleme auslösen und in des Menschen Lebensauffassung «blinde Punkte» schaffen. Viele Störungen lassen sich jedoch dadurch heilen, dass man den Menschen sich selbst überlässt, vorausgesetzt, dass seine Abnormität nicht zu gross ist. Sobald einmal die Tatsache der Seele zugegeben wird, wird sich immer stärker die Tendenz zeigen, die Menschen der zielbewussten Führung der eigenen Seele zu überlassen, vorausgesetzt, dass sie begreifen, was mit ihnen geschieht und dass sie unterscheiden können zwischen:

a) dem Aufwärtsdrängen des unterbewussten Selbstes in den durchlichteten Bewusstseinsbereich,

b) dem Wirken und der Kraft und den Erkenntnissen des unmittelbar bewussten Selbstes,

c) dem Herabströmen des überbewussten Selbstes, der Seele, die Inspiration, höheres Wissen und Intuition mit sich bringt.

Diese Bezeichnungen - unterbewusst, bewusst und überbewusst - bedürfen zum besseren Verständnis dieser Abhandlung der Erklärung; man [440] gebraucht sie so leichthin, und doch haben sie, je nach der psychologischen Richtung, der ein Student angehört, verschiedene Bedeutungen.

Ich verwende den Begriff Unterbewusstsein, um damit das gesamte Instinktleben der Formnatur zu kennzeichnen, also: alle ererbten Neigungen und angeborenen Veranlagungen, alle erworbenen und angesammelten charakteristischen Eigenschaften, (die aus vergangenen Inkarnationen stammen und häufig brach liegen, bis sie durch den Druck der Umstände plötzlich hervorgeholt werden), ferner alle die unausgesprochenen Wünsche und Triebe, die den Menschen zu Handlungen antreiben, und schliesslich die unterdrückten und unerkannten Begierden sowie jene unausgesprochenen Ideen, die wohl vorhanden sind, aber nicht erkannt oder erfasst werden. Die unterbewusste Region gleicht einem tiefen Tümpel, aus dem der Mensch, wenn er es wünscht, beinahe alles aus seinen vergangenen Erlebnissen hervorzuholen vermag, und der so lange aufgewühlt werden kann, bis er zum überschäumenden Siedekessel wird, der viel Unheil anrichtet.

Die Bezeichnung «das Bewusste» gilt nur für das, was ein Mensch selbst darüber weiss, wer er ist und was ihm derzeit eigen ist; das sind also die Qualitäten, Eigenarten, Talente, Neigungen und Kenntnisse aller Art, die des Menschen geistiges Hab und Gut bilden und über die er oder der Psychologe vollständig im Bilde ist. Diese «Lagerbestände» sind für jeden sichtbar in seinem Schaufenster ausgestellt und machen ihn zu der Figur, die er allem Anschein nach für den äusseren Betrachter ist.

Mit der Bezeichnung «Überbewusstes» meine ich jene Wirkkräfte und Kenntnisse, die zwar zur Verfügung stehen, mit denen der Mensch jedoch noch nicht in Berührung gekommen ist und die er noch nicht erkannt hat; sie sind daher für ihn von keinem unmittelbaren Nutzen. Es sind dies Weisheit, Liebe und abstrakter Idealismus, die zum inneren Wesen der Seele gehören, die aber noch kein Teil der uns verfügbaren Ausrüstung sind oder gewesen sind. Dereinst und zur gegebenen Zeit werden alle diese Kräfte und Anlagen vom Menschen erkannt und benützt werden. In den «Yoga Sutras» von Patanjali werden diese Kräfte, Erkenntnisse und Wahrnehmungen mit dem interessanten Namen «die Regenwolke erkennbarer Dinge» belegt. Diese «erkennbaren Dinge» werden schliesslich einmal in das Bewusstsein der menschlichen Natur herabsinken und zu [441] einem Bestandteil seines Erkenntnisvermögens werden. Wenn im Lauf der Zeiten und mit fortschreitender Evolution die menschliche Fähigkeit, Überbewusstes zu erfassen, zunimmt, werden diese «erkennbaren Dinge» zuletzt in das Unterbewusstsein hinabgleiten. Diesen Punkt kann ich vielleicht noch klarer machen, wenn ich darauf hinweise, dass ebenso, wie in unseren Tagen die Instinktnatur zum grossen Teil im unterbewussten Bereich zu finden ist, zur gegebenen Zeit auch das intellektuelle Element des Menschen (dessen er sich gegenwärtig immer mehr bewusst wird) in dieselbe Position verwiesen und unter die Schwelle des Bewusstseins absinken wird. Dann wird Intuition die Stelle des Intellekts einnehmen. Heute ist es den meisten Menschen nicht gegeben, sich die Intuition nach Belieben zunutze zu machen, weil diese Fähigkeit im Bereich des Überbewussten liegt.

Alle diese Entwicklungen im Bewusstseinsbereich - vom Unterbewussten zum direkt Bewussten und von da zum Überbewussten - sind im wesentlichen Integrationskrisen; sie rufen vorübergehend Situationen hervor, die einer Behandlung bedürfen. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass, wenn ein Mensch sich seines höheren Aspekts, der nach Integration verlangt, bewusst wird und dessen Art kennt und weiss, welche Rolle dieser Aspekt in seinem Leben spielen kann, er häufig von einem Minderwertigkeitsgefühl gequält wird. Das ist die Rückwirkung der niederen, bereits integrierten Aspekte gegenüber dem höheren Aspekt. Er empfindet ein Gefühl der Unzulänglichkeit. Ein Vergleich dessen, was er möglicherweise hätte erreichen können, mit dem tatsächlich Erreichten hinterlässt in ihm ein Gefühl des Versagens und Unvermögens. Der Grund dafür ist der, dass das visionär Erschaute zuerst zu überwältigend ist und ihn das Gefühl beschleicht, dass er diese Stufe nicht erreichen könne. Die Menschheit hat heute so viele Fortschritte auf dem Weg der Entwicklung gemacht, dass zwei Gruppen davon stark betroffen werden:

1. Die eine Gruppe erkennt die Notwendigkeit, die Spaltung [442] zwischen der emotionellen Natur und dem Denkvermögen zu überbrücken, und sie erreichte durch deren Integration die Intelligenzstufe.

2. Die andere Gruppe hat diese Spaltung bereits beseitigt und steht nun vor der Hauptaufgabe, die Kluft zwischen der Persönlichkeit und der Seele zu überbrücken. Zu diesen beiden Gruppen gehören derzeit sehr viele Menschen. Das Minderwertigkeitsgefühl ist sehr stark und verursacht vielerlei Schwierigkeiten. Wenn man jedoch die Ursache mit grösserem Verständnis anpackt und behandelt, so wird man finden, dass sich in kurzer Zeit ein klarer Ausblick auftut. Eine weitere wirkliche Schwierigkeit ist bei jenen Menschen anzutreffen, welche die gesamte niedere Natur integriert und ihre Persönlichkeitsenergien harmonisch vereinigt haben. Alle so vereinigten Energien haben eine besondere Qualität und der Zusammenschluss und die gegenseitige Beeinflussung dieser Qualitäten (von denen jede durch eine besondere Strahl-Energie geprägt wird) bestimmen den Charakter des betreffenden Menschen. Lange Zeit nach erreichter Integration beobachtet man oft mancherlei Konflikte, die sich im Charakter des Menschen und in seinem direktem Bewusstsein abspielen. Eine Energie nach der anderen will sich Geltung verschaffen und kämpft um die Vorherrschaft. Es könnte dem Leser zum besseren Verständnis dienen, wenn ich einen hypothetischen Fall mit Angabe der vorherrschenden Strahl-Energien schildere und daran erinnere, dass deren Fusion das erstrebte Ziel ist. In dem angenommenen F all hat der Betreffende seine Persönlichkeitsträger zu einem einheitlich wirkenden Ganzen verschmolzen und ist endgültig eine Persönlichkeit. Aber die Hauptfusion zwischen Seele und Persönlichkeit ist noch nicht vollzogen.

Haupt-Energien

Energie der Seele #1. Strahl. Die Energie des Willens oder der Kraft.

Energie der Persönlichkeit #4. Strahl. Die Energie der Harmonie durch Konflikt

Neben-Energien.

Mentale Energie #3. Strahl. Die Energie [443] der Intelligenz.

Astrale Energie #6. Strahl. Die Energie der Hingabe. Idealismus.

Physische Energie #1. Strahl. Die Energie des Willens oder der Kraft.

Hier haben wir ein fünffaches Energiefeld, in welchem alle Kraft-Elemente aktiv sind, ausser der Energie des Egos, der Seele. Die Energien sind endgültig vereint und verschmolzen. Gleichzeitig wächst die Erkenntnis, dass eine noch höhere oder umfassendere Fusion, eine endgültige Verbindung mit der Seele vonnöten ist. Der Evolutionsprozess war folgender: Am Anfang war der Mensch einfach ein Tier, das sich nur seiner physischen Energie bewusst war. Dann wurde die Gefühlsnatur mit ihren Wünschen, Forderungen und empfindsamen Regungen in seinen Bewusstseinsbereich mit einbezogen. Dann entdeckte er sich als Denker, und die mentale Energie machte sein Problem schwierig. Schliesslich erreichte er die Lebensepoche, die wir hier als angenommenen Fall betrachten. Interessant sind die folgenden Einzelheiten:

a) Sein physischer Körper gehört zum ersten Strahl. Sein Gehirn wird vom dritten Strahl beherrscht und gesteuert. Das ergibt die Fähigkeit für intellektuelle Leistungen von sehr verschiedener Art.

b) Sein Gefühlskörper wird von der Energie des sechsten Strahls beherrscht, kann daher schnell in eine fanatische Richtung gelenkt werden und ist leicht für Ideale entflammt.

c) Das ganze Problem wird dadurch noch weiter kompliziert, dass die Energien der Persönlichkeit, die dem vierten Strahl zugehören, schnell zum Durchbruch kommen. Das bedeutet, dass die Persönlichkeit zielbewusst die Erlangung von Harmonie, Einheit und einer geschickten Lebensführung anstrebt, und zwar durch einen intensiven Konflikt, der sich in dem [444] vierfachen Energiefeld, aus dem das niedere Selbst besteht, abspielt.

In unserem Beispiel haben wir es daher mit einem Menschen zu tun, der nach persönlicher Macht strebt, doch aus richtigen Beweggründen, da er wahrhaft idealistisch eingestellt ist. Er wird mit Intelligenz nach der Macht streben, aber er wird fanatisch kämpfen, um das Endziel zu erreichen, weil sein Persönlichkeitsstrahl und der Strahl seines Astralkörpers - der vierte und sechste - ihn dazu zwingen werden, und sein Körper des ersten Strahls sowie sein Gehirn werden ihn befähigen, einen scharfen Kampf zu führen. Gleichzeitig sucht aber auch die Seelen-Energie des ersten Strahls die Oberhand zu bekommen und

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.