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Esoterische Psychologie Band 1 (Sieben Strahlen I), Seite 11 ff. (engl.)
erworben, ein gewisser Grad der Loslösung vom Verhaftetsein an Formen bewirkt und eine gewisse Vorbereitungsarbeit geleistet werden sollte, die zur Beendigung des Formlebens führt. Die Vorstellung, dass erneute Bemühungen, sich dem Ziel spirituellen Lichtes zu nähern, Schwierigkeiten erzeugen oder Unheil heraufbeschwören würden, trifft nicht zu. Der Umfang der einem Jünger auferlegten Disziplinierung wird von seiner Seele festgesetzt und ist ihr schon bekannt, bevor der Jünger einen neuen Körper hat; das Gesetz bestimmt alle Einzelheiten.

Es ist dieses Problem von Energieeinheiten und deren gegenseitige Beeinflussung, das unserem Strahlenthema zu Grunde liegt, welches wir zu erforschen suchen. Jede Gruppe auf Erden stellt einen Kern- und Zentralpunkt für Anziehung und Austausch der sieben Krafttypen dar, genau so, wie jeder Mensch ein Treffpunkt für die sieben Energietypen ist, - zwei einflussreiche und fünf schwächere. Jede Gruppe kann daher zu einem Schöpfungszentrum werden und das zustande bringen, was die vorherrschenden Energien und zielgerichteten Gedanken der Denker dieser Gruppe zum Ausdruck bringen. Vom Standpunkt derer, die beobachten und lenken, ist jede Gruppe dabei, im Sinne gewisser Aufbaugesetze etwas verhältnismässig Greifbares zu schaffen. Das grosse Werk der Bildekräfte schreitet ohne Unterlass fort. Oft ist das Geschaffene nur ein Anfang, unzulänglich und ohne rechte Form und rechten Zweck, ohne Gebrauchswert für Götter und Menschen. Die menschliche Rasse, als Ganzes genommen, tritt jetzt in eine Epoche ein, in der das Denken eine machtvolle Rolle spielt. Viele Menschen lernen, ihre Gedanken dauernd und fest im Licht zu halten und sind daher für Ideen empfänglich, die ihnen bisher unzugänglich waren. Wenn eine Gruppe von Denkern gebildet und in entsprechender Weise zur Einheit verbunden wird und wenn die Mitglieder (in ihren persönlichen täglichen Meditationen) sich auf das einstellen, was verständlich und eingängig ist, können wertvolle Vorstellungen aufgegriffen und grosse Ideen intuitiv erfasst werden. Die Menschen können sich - als Gruppe - dazu trainieren, diese intuitiv erfassten Ideen über das, was wahr, schön und Gegenstand des Planes ist, in [12] wirkliche Existenz zu bringen und so kann eine Welt voller Schönheit entstehen, in der ein göttliches Prinzip waltet. Überdenkt dies, macht euch aufnahmefähig für solche Ideen, und geht daran, sie in gedankliche Form zu kleiden und weiterzugeben, so dass auch andere Menschen sie begreifen können. Solche Arbeit sollen die neuen Gruppen leisten und die Studenten, die sich diese Idee zu eigen machen können, haben jetzt alle Möglichkeiten, Pionierarbeit zu leisten.

Fortgeschrittene und ausgeglichene Persönlichkeiten waren stets fähig, intuitiv Gedanken zu erfassen und die Idee zu verwirklichen. Studentengruppen, die zur gleichen Zeit meditieren, sollten heute das gleiche versuchen. Das Bestreben, gleichzeitig zu meditieren, hat weniger den Zeitfaktor im Auge, als ein vereintes Vorhaben und Ziel.

In den Gefilden der Intuition sind heute viele Wunder zu finden, die allen erreichbar sind. Es ist heute das Vorrecht der menschlichen Familie, mit dieser «Regenwolke wissbarer Dinge», die der alte Seher Patanjali in seinem vierten Buch erwähnt, in Berührung zu kommen; die Menschenrasse mit ihren vielen Aspiranten kann heute diese «Regenwolke» heruntertropfen lassen, so dass das menschliche Gehirn diesen Kontakt wahrnehmen kann. Bis heute war dies das Vorrecht vereinzelter erleuchteter Seher. Auf diese Weise wird das neue Zeitalter eingeleitet und neues Wissen der Menschheit vermittelt werden.

Dies lässt sich praktisch verwirklichen, wenn diejenigen, die an dieser Abhandlung über die sieben Strahlen Interesse finden, sich innerlich darauf einstellen können, klar zu denken und mit ernsthaftem und erleuchtetem Denken zu versuchen, eine verhältnismässig neue Seite der Wahrheit zu verstehen.

Wenn ich nun über das Wesen der sieben Strahlen etwas Licht bringe, so halte ich es für notwendig, alle diejenigen Leser, welche diese Studien aufnehmen wollen, daran zu erinnern, dass jede Spekulation über die Urquelle dieser Strahlen nutzlos ist, solange nicht jeder Student in seinem Inneren jenen Resonanzapparat und Empfangsmechanismus entwickelt hat, der ihm gestattet, einen [13] grösseren Wellenbereich zu registrieren, als es ihm gegenwärtig möglich ist. Viele sind erst im Anfangsstadium des Gewahrwerdens eines Ausdrucksgebietes - des seelischen Bewusstseinsbereiches - von dessen Existenz sie hörten, das aber noch nicht ihr normales Ausdrucksfeld ist. Viele wissen theoretisch manches darüber, aber sie haben noch keine Resultate angewandten Wissens zur Hand. Andere wissen um das Wunder des Bewusstseins und um das Reich der Seele und reagieren gelegentlich auf eine Impression aus diesem Reich, doch sind sie noch fern von dem, was eigentliches Bewusstsein ist und sie können sich noch nicht mit der Seele so identifizieren, dass alle anderen Bewusstseinsgrade abfallen. Das zu erreichen, ist ihr Zweck und Ziel.

Den Entwicklungsgang der Monade (die ein Energieaspekt auf einem der drei Hauptstrahlen ist) kann man ungefähr in drei Abschnitte teilen, die einen vierten nach sich ziehen:

1. Das Zustandekommen einer unteren Einheit, der Einheit der Formnatur.

In dieser organischen Bindung ist die Seele so sehr mit dem Wesen der Materie identifiziert, dass sie keinen Unterschied sieht; sie ist die Form und ist sich ihrer selbst als Seele nicht bewusst. Dieses Stadium findet seinen Höhepunkt in einem Leben voller Persönlichkeitsentfaltung, in der die Seele völlig in der Persönlichkeit aufgeht; die Äusserungen niederen Lebens sind so elementar und so stark, dass eine kraftvolle Entfaltung in der materiellen Welt die natürliche Folge ist.

2. Im zweiten Abschnitt folgt eine schmerzliche Spaltung des Bewusstseins, die Erkenntnis eines Zwiespaltes. In diesem Stadium ist sich der Mensch seiner prinzipiellen Zweiheit deutlich bewusst; er weiss, dass er aus Geist und Materie, aus Leben und Form besteht und dass er die Seele ist, die sich im Prozess der Manifestierung befindet. Während dieser Periode, die sich über viele Inkarnationen erstreckt, in welcher der Mensch auf den Pfad der Jüngerschaft bis zur dritten Einweihung geführt wird, verlagert sich das Schwerpunktzentrum (wenn ich so sagen darf) mehr und mehr von der Formseite zur Seite [14] der Seele hin. Die Erkenntnis wächst, dass es eine Realität gibt, welche diese Zweiheit zusammenfasst und gleichzeitig auch auslöscht.

Die Tatsache verdient hier in Erinnerung gebracht zu werden, dass die Geschichte der Evolution die Geschichte des Bewusstseins ist mit ihrem Prinzip des zunehmenden «Bewusstwerdens». Wenn wir mit unseren Hinweisen im Rahmen des vierten Naturreiches bleiben, so sehen wir, wie im Menschen seit seinem gerade aufflackernden Interesse für Eigenbewusstsein ständig eine langsame Entwicklung zunehmender Bewusstseinserweiterung vor sich geht, die einmal bis hinauf zum sogenannten Bewusstsein des kosmischen Christus führen wird.

3. Nach diesem Dualitätsbewusstsein folgt eine höhere Erkenntnisstufe und in diesem Endstadium ist das Gefühl, Seele und Körper zu sein, verschwunden. Das Bewusstsein des Menschen wird eins mit der grossen Lebenseinheit dieses Planeten und des Sonnensystems. Wenn dieses Wunder sich ereignet, wird ein Seinszustand verspürt, der mit keinem Wort, keinem Gedanken oder Symbol beschrieben werden kann. Der grosse jüdische Seher versuchte diese drei Stufen in die folgenden Worte zu kleiden: «ICH BIN - DAS -, WAS ICH BIN». Mit diesen Worten drückte er kurz und bündig und völlig zutreffend den Charakter dieser drei Entwicklungsstufen aus, wenn wir nur so weit wären, um es auch zu erkennen! Die dritte Stufe (soviel man davon verstehen kann) entzieht sich jeder Beschreibung; in ihr verbirgt sich ein viertes Ereignis, das dann Wirklichkeit wird, nämlich das Erschauen Gottes; darüber zu spekulieren ist nutzlos.

2. Leben - Qualität - Erscheinung.

Wenn wir uns mit den Strahlen beschäftigen, müssen wir daran denken, dass wir uns mit dem Sichtbarwerden (der Wesensäusserung) von «Leben» vermittels «geformter Materie» befassen. Die höchste und letzte Einheit beider kann erst erkannt werden, wenn diese Doppelbeziehung sich völlig ausgewirkt hat. Die Theorie von dem Einen Leben mag für uns in der Schwebe bleiben; aber ich befasse mich im Grunde nicht mit Theorie, sondern mit dem, was man wissen und erkennen könnte, vorausgesetzt, dass der Leser daraus [15] Nutzen zieht und die erkannte Wahrheit verständnisvoll anwendet. Ich lege das Schwergewicht auf mögliche Fortentwicklung und auf Ziele, die man erreichen kann. Man spricht in unseren Tagen gerne über das Eine Leben und macht sich seine Gedanken, doch vieles bleibt nur Wort und Vermutung, wirkliches Wissen über diese wesenhafte Einheit bleibt Traum und Einbildung. So oft man einen Gedanken über diese wesenhafte Einheit in Worte kleidet, erhält sofort die Dualität den Nachdruck und das Abwägen spiritueller Gegensätze ist allsogleich im Gang. Man nehme z.B. den Satz: «Ich glaube an das Eine Leben» oder «Für mich gibt es nur eine grosse Wirklichkeit» und beachte, wie diese Wortprägung eine Dualität enthält. Leben als solches oder seine erkannte Vollkommenheit kann in Worten nicht erklärt werden. Der Prozess des «Werdens», der zum «Sein» führt, ist ein kosmisches Ereignis, das alle Formen einbezieht. Kein Gottessohn ist bisher von diesem, der Veränderung unterworfenen Prozess ausgenommen. Solange er in einer Erscheinungsform lebt, kann er nicht wissen, was Leben ist, obwohl er, wenn er gewisse Stufen erklommen hat und auf höheren Ebenen sich vollbewusst betätigen kann, beginnen mag, von dieser allgewaltigen Wirklichkeit einen schwachen Schimmer zu erhaschen. Gewisse grosse Eingeweihte haben in den vergangenen Zeiten als Verkünder von Offenbarungen ihren Jüngern - Pionieren des Lebens - das Ideal des Einsseins und der Einheit vor Augen geführt. Sie haben den Blickpunkt der Jünger allmählich von einer Erscheinungsform zu einer nächsten hingelenkt und ihnen so von einem höheren Gesichtswinkel aus ein neues Erhaschen der Wahrheit ermöglicht. Die Menschen jedes Zeitalters (und unsere Zeit macht keine Ausnahme) haben geglaubt, dass ihr Erfassen der Wirklichkeit und ihr Erahnen der inneren Schönheit grösser war und der Wahrheit näher kam, als es vordem der Fall war. Die höchstmögliche Erkenntnis dessen, was das Eine Leben genannt wird, ist das Gewahrwerden (das nur ein hoher Eingeweihter besitzt) des verkörperten Logos, der Gottheit und sein Einsfühlen mit dem Bewusstsein jenes allmächtigen Schöpfers, der sich durch die Welt des Sonnensystems offenbart.

Kein Eingeweihter dieses Planeten kann sich jedoch mit dem Bewusstsein jenes allerhöchsten Wesens verbinden, das da in dem [16] Bhagavad Gita-Epos spricht: «Nachdem ich das ganze Universum mit einem Bruchteil meines Selbst erfüllt habe, bleibe ich doch in gleicher Fülle.»

Diese Gedanken seien eurer Beachtung und eurem sorgsamen Überdenken anempfohlen. Ich bitte euch dringend, auf eine ständige Erweiterung eures Sinnes für bewusste Wahrnehmung hinzuarbeiten und immer mehr die Fähigkeit zu entwickeln, mit der kosmischen Wahrheit, Wirklichkeit und Schönheit, von der das Universum Zeugnis ablegt, in erkennenden Kontakt zu kommen. Gleichzeitig haltet euch von mystischen Rhapsodien über das Eine Leben fern, die allzuleicht nichts anderes sein mögen als eine Verneinung allen geistigen Erfassens und ein Schwelgen in sinnlicher Wahrnehmung eines hochgradig entwickelten Gefühlskörpers.

Alle unsere Überlegungen in dieser Abhandlung von den sieben Strahlen werden sich daher notgedrungen in der Gedankenwelt abspielen, also im Bewusstseinsbereich der Dualität. Ich will die Wortwahl auf Dualität abstimmen und ich muss es tun, nicht weil ich damit die Einheit zu vernachlässigen beabsichtige (diese Einheit hat für mich Wirklichkeitscharakter und ist mehr als eine blosse Möglichkeit), sondern weil alle Aspiranten, Jünger und Eingeweihte bis zur dritten Initiation (wie ich bereits erwähnte) wie ein Pendel sind, das zwischen zwei gegensätzlichen Polen, Geist und Materie, schwingt. Ich spreche hier nicht von den widerstreitenden Triebkräften der astralen Gefühlsregion, die nur illusorische Scheinbilder der wahren Gegensatzpaare sind, sondern von der prinzipiellen Dualität der geoffenbarten Schöpfung. Ich suche praktische Gesichtspunkte zu betonen, wie sie der Durchschnittsmensch von klarem Verstand erfassen kann. Alle Studenten, die Aufschluss und rechtes Verstehen der Wahrheit suchen, müssen die Unterscheidung von spirituellen und mentalen Wahrheiten, auf die so oft so viel Gewicht gelegt wird, wenn gewisse Aspekte und Wahrheitsprobleme berührt werden, fallen lassen. In den Gefilden der sogenannten Verstandeskraft wird das grosse trennende Prinzip gefunden, aber im selben Bereich wird auch das grosse Einswerden bewirkt. Hierauf treffen die Worte des Eingeweihten Paulus zu, wenn er sagt (Brief [17] an die Philipper 2, 5): «Lasset jene Gesinnung in euch vorherrschen, wie sie auch in Christus war» und er fügt an einer anderen Stelle hinzu, «dass Christus in sich aus zwei Naturen einen neuen Menschen machte». Durch unterscheidendes ursächliches Denken wird Theorie formuliert, Wahrheit definiert und die Gottheit verstanden. Wenn wir auf dem Pfad weiter vorgerückt sind, werden wir überall nur Geist gewahren, dann wird der Ausspruch des grossen Jüngers H.P.B. eine wirkliche Tatsache in unserem Bewusstsein werden: «Materie ist Geist auf der untersten Stufe seiner zyklischen Betätigung» und «Geist ist Materie der siebenten Ebene», der höchsten. Bis heute ist diese Definition nur eine verstandesmässige Phrase, die lediglich eine

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