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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 581 ff. (engl.)
im menschlichen Bewusstsein als wichtiger Faktor anerkannt wurde. Der vierte Strahl wird erst nach vielen Generationen in Manifestation kommen, aber nur vom Gesichtspunkt seiner inkarnierenden Monade, nicht vom Standpunkt seines aktiven Ashrams aus.

[582] Wenn einmal der Kontakt in physischer Manifestation fest fundiert und anerkannt ist, wird die Hierarchie ein System von «Erscheinungen und Abstraktionen» einführen, das etwas hervorbringen wird, was man als zirkulierende Lebensaktivität zwischen den beiden grossen Zentren (Hierarchie und Menschheit) und als Kreislauf oder Austausch ihrer Vertreter bezeichnen könnte. Ob ein Ashram aussergewöhnlich aktiv oder verhältnismässig untätig bleibt, hängt von den Erfordernissen auf dem physischen Planeten und davon ab, inwieweit gewisse Vorhaben akzeptiert werden.

Die alten Aktivitäten der Hierarchie, Jünger und Eingeweihte auf eine Einweihung vorzubereiten und bewusst an hierarchischen Bestrebungen zu beteiligen, werden auch weiterhin fortgesetzt werden. Die Mysterienschulen (die ich in meinem Buch «Briefe über okkulte Meditation» kurz beschrieben habe) werden entstehen und ihre Arbeit aufnehmen, aber das wird zunächst nur eine zweitrangige Aufgabe bleiben. In den Anfangsstadien wird sich die ashramische Energie in voller Stärke auf das praktische Leben in der Welt und auf die Erziehung der Massen richten, nicht auf esoterische Dinge. Für einen Meister und seine Jünger gibt es eigentlich so etwas wie Esoterik gar nicht, höchstens nur insoweit, als sie Shamballa betrifft. Es gibt nur die eine genau festgelegte Aufgabe, auf das Bewusstsein in allen Formen fördernd einzuwirken; und für die Menschheit gilt das als ein Erziehungsprozess, der zur Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit führt und den Zweck verfolgt, erworbenes akademisches Wissen in überschattende und allesbestimmende Weisheit umzuwandeln. Diese Aufgabe der Bewusstseinsentfaltung liegt in den Händen von Jüngern, die selbst die Entwicklung durchmachen, nicht in den Händen der Meister. Die Meister, deren Bewusstsein voll entwickelt ist, treten in ein höheres und völlig verschiedenes Entwicklungsstadium ein, das mit Existenz und Leben und mit den Absichten Shamballas zu tun hat.

Erkennt der inkarnierte Jünger bewusst seine Mission?

Ich muss hier eine wichtige Tatsache klären. Die Jünger, die von den verschiedenen Ashrams ausgesandt werden, wissen bei ihrer Ankunft auf Erden nichts von ihrer hohen Mission, und sie kennen auch kaum die Art der Aufgabe, mit der sie subjektiv betraut wurden. Bei einigen Jüngern im Eingeweihten-Rang, die in der Welt [583] eine hervorragende Position einnehmen werden, kann es der Fall sein, dass sie schon in ihrer ersten Jugend von ihrer Mission (wenn ich es so nennen darf) überzeugt sind und so von Anfang an sich auf ihre Lebensaufgabe einstellen. Aber die Mehrzahl der Jünger reagiert nicht so. Sie kommen in Inkarnation mit bestimmten Begabungen und Talenten, mit fest verankerten Ideen und unwiderruflichen Idealen, und sie besitzen ein Gehirn, das auf ein gut entwickeltes Denkvermögen reagieren kann. Aufgrund ihrer natürlichen Bestrebungen und Neigungen finden sie ihren Weg in jenen menschlichen Wirkungsbereich, in dem sie bestimmungsgemäss arbeiten und (gemäss der hierarchischen Absicht) gewisse grundlegende Veränderungen herbeiführen sollen. Diese hierarchische Absicht ist ihnen meistens unbekannt. Die Arbeit, die sie leisten sollen, wird ihnen zwingend notwendig und als etwas erscheinen, was sie unter allen Umständen tun müssen. Sie werden ihren Weg in die Politik, in das Lehr- und Bildungswesen und in die Wissenschaft finden; sie werden im humanitären Bereich, im Wohlfahrts- und Fürsorgewesen oder in der Finanzwirtschaft arbeiten, einfach ihren natürlichen Neigungen folgend, und nicht etwa deshalb, um den Instruktionen eines Meisters «Folge zu leisten». Sie werden in ihren Bestrebungen Erfolg haben, weil die Macht der Hierarchie hinter ihnen steht, die viel für sie tun kann. Das innere Ashram kann die äussere Arbeit der Jünger z.B. dadurch unterstützen, dass sie Türen öffnet, Bemühungen verstärkt, Kontakte arrangiert und sonstige Erleichterungen verschafft; das alles geschieht indes ohne irgendeinen Beweis für den inneren Antrieb. Das Erkennen des inneren Antriebs oder Strebens hängt davon ab, welchen Status der Jünger im Ashram hat. Wenn der Jünger sehr fortgeschritten ist, mag er sich vielleicht seiner hohen Mission bewusst werden und zur Erkenntnis kommen, dass er sie nicht aus eigenem Antrieb und Enthusiasmus erfüllt, sondern um ein ashramisches Vorhaben durchzuführen. Das sind jedoch Ausnahmefälle, besonders in den Anfangsstadien. Diese Mitarbeiter der Hierarchie werden um sich kleinere Jünger scharen, die nach den gleichen Grundsätzen arbeiten, weil sie die gleichen Ziele verfolgen, nicht etwa deshalb, weil sie gleichartige Instruktionen festgestellt haben; und das ist etwas [584] ganz anderes. In dem einen Fall (wenn der Jünger sehr fortgeschritten ist) wird das Wissen um die Mission dadurch entwickelt, dass mit dem Ashram immer wieder genaue Pläne ausgearbeitet und mit dem Meister oder seinen ältesten Mitarbeitern beraten werden. In den meisten Fällen reagiert der Jünger auf Impressionen und lässt sich bei seiner Arbeit von ihnen leiten, hat aber nicht die geringste Ahnung, woher die Impressionen kommen; er hält sie für die treibenden Kräfte des eigenen Denkens, die seine geplanten Aktivitäten steuern und seine Lebensaufgabe verwirklichen. Das ist sein wirksamer Dienst.

Ein typischer Wesenszug aller dieser Jünger ist ihre grosse Menschenliebe und die Entschlossenheit, für das Wohl der Menschheit einzutreten und zu arbeiten. Ein interessanter Unterschied wird später in Erscheinung treten und die Methoden des neuen Zeitalters (im Gegensatz zu den alten und den jetzigen Methoden) bestimmend beeinflussen. Jünger und Aspiranten werden ihre Arbeit nicht bloss auf humanitäre Dienste und soziale Fürsorge beschränken. Es wird ein Motiv bleiben, aber kein Betätigungsfeld; sie werden ihre Zeit und Mühe nicht ausschliesslich darauf verwenden, menschliche Not und Armut zu lindern. Sie werden alle Bereiche des menschlichen Lebens - Politik, Finanzwesen, Wissenschaft und auch Religion - als ihre unmittelbare und öffentliche Aufgabe betrachten, aber ihr Beweggrund wird nicht in erster Linie geschäftlicher Erfolg und persönlicher Ehrgeiz, sondern das Bestreben sein, diese den allgemeinen Anstrengungen unterzuordnen; sie wollen der gesamten Menschheit helfen - und auf lange Sicht.

Dieser immer mehr sich ausbreitende humanitäre Geist wird einmal all den Bewegungen zugrunde liegen, die auf eine weltweite Sozialisierung in den verschiedenen Nationen hinarbeiten. Diese Bewegung ist charakteristisch für die Neuorientierung des menschlichen Denkens, und darin besteht ihr grosser Wert. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie unbedingt für eine neue Regierungsmethode eintritt, denn diese Phase ihrer Entwicklung ist zeitlich begrenzt; sie ist aber von grundsätzlicher Bedeutung für die neue Weltordnung, die sich aus den jetzigen Experimenten menschlichen Denkens und Strebens entwickeln wird.

Das sind die Faktoren, die das Denken und Streben jener Jünger bestimmen, die von der Hierarchie beauftragt sind, die nötigen Änderungen herbeizuführen und die neuen Wege [585] und Ziele aufzuzeigen; irgendeine Anerkennung von Meistern und deren Aufträgen oder eines ashramischen Hintergrundes spielt also keine Rolle.

Solchen Jüngern steht es während ihrer Inkarnation frei, dort zu dienen und sich mit ganzem Herzen für eine Sache einzusetzen, wohin ihr Schicksal und ihre Neigungen sie scheinbar geführt haben. Es mag ihnen gar nicht zu Bewusstsein kommen, dass sie (wie man heute sagt) ein geistiges Ziel erstreben; sie wissen nur, dass sie ihre Mitmenschen lieben. Diese Liebe wird alle ihre Aktivitäten und Bestrebungen richtunggebend beeinflussen.

Vom Standpunkt der Meister aus können sie erreicht, beeindruckt und gelenkt werden, und genauso geschieht es auch. Die Jünger hingegen denken und meinen, dass sie einfach fleissige und tatkräftige Leute seien und richtig denken können; sie setzen sich für ihre erwählte Lebensaufgabe voll und ganz ein und beweisen ihre Fähigkeit, auf einem speziellen Gebiet besondere Leistungen zu vollbringen. Sie können andere Menschen, die in ähnlicher Weise tätig sind, beeinflussen und lenken; sie können in dem Bereich menschlicher Bestrebungen, um den sie sich kümmern, deutlich erkennbare Änderungen herbeiführen und auf diese Weise die zugrunde liegenden Prinzipien auf ein höheres Niveau bringen. Das ist direktes und unverfälschtes hierarchisches Wirken; es beeinflusst grundsätzlich und ganz allgemein das Bewusstsein der Menschheit.

Diesen Jüngern mag vielleicht bewusst sein, dass ihr Mühen und Denken Teil einer vorwärtsstrebenden Entwicklung ist; insofern sind sie sich ihrer Mission bewusst. Aber das Wertvolle an dieser Erkenntnis ist, dass sie dadurch bewusst mit vielen anderen in Verbindung kommen, die sich von ähnlichen Motiven leiten lassen und ein ähnliches Zukunftsbild erschauen. Allerdings darf man nicht die Tatsache übersehen, dass alle diese Jünger ausgeprägte Vertreter eines bestimmten Strahls und integrierte Persönlichkeiten (im höchsten Sinne) sind. Sie wirken auf Erden als Persönlichkeiten hohen Grades, getrieben von der Kraft ihrer Überzeugungen, die auf ashramische Einwirkung hin - aus der Seele kommen; aber davon wissen sie in ihrem physischen Gehirn nichts, und sie kümmern sich auch nicht darum. Dass ihr Dienst so wirksam und erfolgreich ist, beruht zum Teil auch darauf, dass sie sich nicht mit Seelenkontakt und theoretischem Dienst befassen. Sie konzentrieren sich ganz auf die Arbeit, die getan werden muss, ihre Herzen fühlen mit den Mitmenschen, und ihre Köpfe beschäftigen sich eifrig mit neuen Methoden und praktischen Möglichkeiten, um das ganze [586] Niveau ihres erwählten Wirkungsbereiches zu heben. Eben darum sind sie so erfolgreich.

Diejenigen Jünger, die sich intensiv mit persönlichem Seelenkontakt befassen und bewusst an diesem Problem arbeiten, die sich eifrig und zielbewusst einem bestimmten Dienst widmen und die ganz von der Empfindung durchdrungen sind, dass Ashram und Meister Tatsachen sind, diese Jünger werden nicht aufgerufen werden, diese Vorbereitungsarbeiten für den Advent der Hierarchie zu leisten. Fortgeschrittene und im Ashram fest eingebürgerte Jünger, die an den Meister so gewöhnt sind, dass er nicht mehr im Mittelpunkt ihres Denkens steht, können damit betraut werden, nach richtigen Grundsätzen in der Welt zu arbeiten und die Vorbereitungsarbeiten zu leisten. Sie können durch einen Anruf oder Impuls der Seele nicht mehr von der vorliegenden Aufgabe abgelenkt werden, und so können sie sich voll und ganz dem beabsichtigten Werk widmen.

Der Bewusstseinszustand der Jünger in dieser äusserst schwierigen, aber interessanten Periode, vor der die Menschheit steht, könnte wie folgt beschrieben werden:

1. Der Jünger wird nicht durch irgendein Verlangen angetrieben, die Hierarchie nach aussen in Erscheinung zu bringen oder darauf hinzuarbeiten, dass sein Ashram in der physischen Welt tätig werde. Vielleicht hat er von dem hierarchischen Vorhaben überhaupt keine Ahnung. Und wenn es ihm dennoch irgendwie bewusst wird, dann nur ganz am Rande. Das Wohl der Menschheit und eine gefestigte geistige Zukunft für die Menschheit das sind die grossen Motive, von denen er sich leiten lässt.

2. Die geistige Einstellung und Gesinnung des Jüngers ist ausgesprochen humanitär; er wirkt und arbeitet für die Eine Menschheit. Auch wenn er vielleicht ahnt oder innerlich empfindet, dass er mit der Hierarchie verbunden ist, so richtet sich sein Sinnen und Trachten nur auf das eine Ziel, durch Pflichterfüllung und Dienst die menschlichen Lebensbedingungen zu verbessern. Diese Geisteshaltung ähnelt der Denkweise der Meister, die den Sinn ihrer Tätigkeit nicht in hierarchischen Möglichkeiten, sondern darin sehen, die Absichten Shamballas zu befolgen und den grossen Plan für alle Lebenseinheiten in den drei Welten zu verwirklichen.

3. Die Intuition des Jüngers ist wach und aktiv; sein Denken ist ganz von den neuen Ideen und lebensvollen Vorstellungen erfüllt. Er weist fast automatisch reaktionäre und konservative [587] Ansichten zurück und lebt, spricht und lehrt im Sinn der neuen rechten menschlichen Beziehungen - ohne Fanatismus und Schärfe.

4. Der Jünger, der sich mit hierarchischen Plänen für die Zukunft befasst, hat keinerlei Vorurteile gegen echte psychische Fähigkeiten. Wenn er in seiner Umwelt negative Zustände und Denkformen antrifft, beklagt und verdrängt er sie; doch er fördert die Entfaltung aller höheren Sinneswahrnehmungen, die das menschliche Bewusstsein erweitern und dessen Inhalt bereichern.

5. Er wird - entsprechend seinem hierarchischen Rang - in zunehmendem Masse zu einem Machtfaktor in der Welt werden. Sein Leben und Wirken im Ashram wird sich in dem Masse verstärken, wie sein Dienst in der Welt zunimmt. Das Bibelwort (oder vielmehr Gebot) «nach unten Wurzel zu fassen und nach oben Früchte zu tragen» hat für ihn eine tiefe okkulte Bedeutung.

Ich befasse mich hier nicht mit dem Wachstum eines Jüngers als Jünger oder mit seinem persönlichen Fortschritt auf dem Pfad; ich spreche vielmehr darüber, welche Art von Bewusstsein der Jünger haben muss, um die ihm gestellte Aufgabe

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.