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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 260 ff. (engl.)
menschlichen Bewusstsein nachhaltige Wirkungen hervorgebracht; ihr Wirken lag also im Bereich des zweiten göttlichen Aspektes. Eine Parallele dazu sind jene Persönlichkeiten, die vom stofflichen Aspekt der Schöpfung inspiriert wurden oder werden, deren Einfluss überwiegend auf der physischen Ebene zur Geltung kommt und deren Leistungen in erster Linie egoistischen Zielen dienen. Dieser Einfluss ist jetzt in der äusseren Welt besonders deutlich erkennbar. Von einem bestimmten Standpunkt aus kann man daher den gegenwärtigen Konflikt als einen Kampf zwischen dem zweiten Aspekt (dem entwickelten geistigen Bewusstsein) und dem materiellen Aspekt der 261 sichtbaren Schöpfung ansehen, wobei diesmal die Menschheit der grosse Kampfplatz ist.

Wir haben also die folgenden Möglichkeiten göttlicher Intervention angedeutet:

1. Sichtbare Auswirkungen göttlicher Kraft

2. Naturkatastrophen

3. Mobilisierung schlummernder Wesenheiten

4. Das Erscheinen inspirierter Führer

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit göttlichen Eingreifens, die noch viel geheimnisvoller und unermesslich mächtig ist; es ist sehr schwierig, diese Intervention durch Evokation zu erreichen. Es handelt sich um grosse Gottessöhne, die auf dringende Bitten hin aus ihren fernen kosmischen Residenzen kommen. Das Erscheinen dieser mit gewaltiger göttlicher Machtfülle ausgestatteten Wesenheiten auf Erden ist jedoch nur dann möglich, wenn die geballte Absicht einer ungeheuren Anzahl von Menschen so stark und weitreichend ist, dass sie den die Erde schützenden Schleier durchstösst und jene fernen Regionen erreicht, wo diese grossen Gottessöhne ihren dauernden Wohnsitz haben. Sie können weder durch Gebete noch durch heisses Wünschen (die Ausdrucksform des Wunschlebens der Massen) erreicht werden; sie befinden sich jenseits und ausserhalb des Bereiches von Empfindungen (wie die Menschheit sie versteht) und weilen immerwährend an jenen hohen Stätten, die nur durch zielstrebig gelenktes selbstloses Denken erreicht werden können.

Gibt es heute in der Welt genügend viele Menschen, deren konzentriertes und erleuchtetes Denken zusammengefasst und auf diese grossen Wesen in einer solchen Weise gerichtet werden kann, dass sie interessiert und dazu gebracht werden, dem Ruf der Menschheit, sie aus der Notlage zu erretten, Gehör zu schenken? Das ist die grosse Frage. Es ist möglich, aber kaum wahrscheinlich. Dieses starke Verlangen müsste von der geistigen Hierarchie und von der Menschheit gemeinsam und gleichzeitig geäussert werden, und das ist wahrhaftig nicht leicht.

Aber gerade aus diesem Grund wurden diese drei Stanzen einer uralten Invokation zugänglich gemacht und jetzt in eure Hände gegeben. Wenn ihr diese Sätze als Ausdruck starken Verlangens [262] und mit der Kraft voller Überzeugung laut sprecht, und zwar in Übereinstimmung mit den höchsten geistigen Kräften (ganz gleich, wie ihr sie nennt, die eure Gefolgschaftstreue fordern und verdienen), dann besteht vielleicht eine Chance, dass diese hohen Wesen zu einer Aktion besonderer Art veranlasst werden könnten. Das könnte zu so glückverheissenden Veränderungen führen, dass ein neuer Himmel und eine neue Erde sehr bald Wirklichkeit werden könnten. Dieser Versuch, sich an einem hierarchischen Unternehmen zu beteiligen, kann keinesfalls schaden. Planmässige Zusammenarbeit mit dem Werk Christi ist derzeit nützlich und notwendig; sie wird zumindest dazu beitragen, das Denken der Menschheit aufzurichten und geistig dauernd zu festigen. Grosse Kräfte und die Auswirkungen uralten Übels toben sich jetzt auf Erden aus, entfesselt durch aussergewöhnliche Selbstsucht, Grausamkeit und Fehler der Menschen. Diese bösen Kräfte haben ihren Brennpunkt in einem unglücklichen Volk und in der Machtposition einiger gefährlicher Männer, die - besessen von Selbstsucht und Verruchtheit - dem Einfluss dieser zerstörenden Kräfte leicht erliegen. Ist es möglich, schon jetzt das ewige Gute hervorzurufen, das in grossen Wesenheiten ruht, die normalerweise mit der Menschheit erst in ferner Zukunft in Berührung kommen würden? Könnte dieser verstärkte und vertiefte geistige Kontakt schon jetzt hergestellt werden? Das ist die grosse Frage. Falls dies zustande käme, könnten vielleicht die üble Vergangenheit und die glorreiche Zukunft in der unglücklichen Gegenwart zusammentreffen und ein Ereignis auslösen, das gewaltige Veränderungen mit sich bringen würde.

Ich möchte noch bemerken, dass die Hervorrufung dieses göttlichen Kontaktes an sich schon gefahrvoll ist, verbunden mit Vernichtung und Zerstörung. Man kann die Folgen für die Menschheit nicht voraussagen, denn sie ist noch nicht daran gewöhnt, auf so hohe göttliche Wesen und Einflüsse reagieren zu können. Dessenungeachtet könnte ein Versuch in der jetzigen Zeit mit weniger Gefahren gewagt werden, falls sich genügend viele Menschen in geistiger und selbstloser Verbundenheit zusammentun, um als Kanäle oder Vermittler für diese neuen und unbekannten geistigen Kräfte zu fungieren. Es gibt göttliche Attribute, Qualitäten und Wirkkräfte, die nicht einmal von der höchsterleuchteten Menschheit aller Zeiten bisher wahrgenommen, verspürt oder erschaut [263] wurden. Dennoch existieren diese Mächte. Wenn die geistig eingestellte Menschheit die derzeitige Krise in der richtigen Weise nützt und lenkt, dann könnten vielleicht einige dieser höheren Energien entbunden und ein tatsächlicher Einströmungsweg geschaffen werden, auf dem sie herankommen und die Erde erreichen könnten. Denkt darüber nach, und begrenzt die Gottheit nicht durch starres Denken und durch die beschränkten Ansichten kleiner Geister.

Das Freimachen grosser unpersönlicher Kräfte ist immer eine kritische Sache. Die Wirkungen hängen von der Qualität der Aufnahmefähigkeit und Wesensart der Formen ab, auf welche diese Kräfte einstürmen. Wenn in der Chemie ein Katalysator mit bestimmten Substanzen in Berührung kommt, bewirkt er etwas ganz Neues und bringt Veränderungen hervor, die normalerweise nicht zu erwarten waren. Die Wissenschaft beginnt jetzt diese Dinge zu erforschen und zu verstehen. Noch viel weniger lässt sich voraussagen, welche Folgen ein Eingreifen gewisser gewaltiger und einzigartiger Wirkkräfte in das Weltgeschehen haben und welche Wirkung sie auf die - einander beeinflussenden - Kräfte des Lichts und Kräfte der Aggression ausüben würden. Die Lage für die Gesamtmenschheit bliebe nur in dem Fall ungefährdet, wenn die geistig eingestellten Menschen in der Welt die Dinge richtig begreifen und in ihrer Opferbereitschaft unerschütterlich bleiben würden, wenn sie die Vision klar erschauen und vereint einen Brennpunkt in der Welt bilden. Bedenkt und beachtet das, wenn ihr die Grosse und neue Invokation sprecht.

Ich möchte noch kurz einen weiteren Gedanken streifen, bevor wir Einzelsätze der Invokation betrachten.

Es ist eine anerkannte Tatsache, dass jede Auswirkung auf der physischen Ebene in erster Linie das Ergebnis des Denkens, ferner des Wünschens und schliesslich äusserer Tätigkeit ist. Ein Mensch erschaut im Geist ein Bild und eine Möglichkeit. Er brütet darüber nach, und so kommt das Erschaute in den Bereich mentaler Erfindung. Dann wird systematisch eine Gedankenform erschaffen, sei es die einer Sämaschine, einer politischen Partei, einer volkswirtschaftlichen Doktrin oder einer sonstigen bestimmten Zielsetzung. Langes und intensives Nachdenken erzeugt schliesslich ein magnetisches Feld, das so stark wird, dass sich die Wunschkraft dazugesellt; damit kommt der Traum oder die Vision in ein neues Stadium kraftvoller Belebung. Wenn sich die Wunschkräfte genügend stark entwickelt haben, findet zur gegebenen Zeit die Vision ihren Niederschlag in der äusseren Welt. So entsteht dann [264] durch systematische physische Arbeit nach konkreten Methoden aus der Gedankenform allmählich die Realität, die allen sichtbare Erscheinungsform.

Denken, Wünschen, Handeln - das ist die Geschichte visionären Erschauens und Träumens der Menschheit. Seit unvordenklichen Zeiten hat der Mensch geträumt, in Erwartung göttlicher Offenbarung und göttlicher Intervention. Wenn alles zu versagen scheint, dann richten die Menschen ihren Blick auf Gott. Immer wieder in der Menschheitsgeschichte führten intensives Wünschen und Verlangen dazu, dass Visionen Form annahmen und Träume sich verwirklichen. Immer wieder hat Gott Offenbarungen gegeben und grosse Sendboten geschickt, um der Menschheit zu helfen und sie zu führen. Das geschieht aber nur dann, wenn das Verlangen wirklich stark ist und die Not zum Himmel schreit. Noch niemals ist die Erhörung ausgeblieben. Immer wieder sind in letzter Zeit die Nationen der Welt zum Gebet aufgerufen worden, und dieser öffentliche Appell kann nicht unbeachtet bleiben. Eine Antwort muss kommen, wenn auch vielleicht nicht in der gleichen Form wie in der Vergangenheit; die heutige Menschheit ist - auch wenn es nicht so scheint - in weit höherem Grade fähig, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln und das Geschehen bewusst zu bestimmen. In den vielen christlichen Ländern liegt all diesen dringenden Bitten und Gebeten die tiefinnerliche, wenn auch unklar erkannte Überzeugung zugrunde, dass die Wiederkunft Christi bald bevorsteht; überall stimmt man der Ansicht zu, dass die Anwesenheit des Gottessohnes durch Evokation herbeigeführt werden kann und dass er seiner Menschheit zu Hilfe kommen muss. Ganz gleich, welche dogmatischen Interpretationen und theologische Idealismen bestehen - irgendeine Form dieser Zuversicht liegt in dem flehentlichen Ruf von Millionen Menschen.

Wird dieses Verlangen der Menschenherzen so stark sein, dass der Christus von Galiläa wieder zu den Menschen kommt? Wird es die Wirkung haben, dass ein grosser Gottessohn in Erscheinung tritt, der vielleicht einen anderen und unbekannten Aspekt von Gottes Lebensfülle und Qualität personifizieren wird? Könnte vielleicht eine andere göttliche Offenbarung in Menschengestalt zum Ausdruck kommen, so etwa, wie Buddha die Weisheit Gottes und Christus die Liebe Gottes geoffenbart hat? Wäre es nicht möglich, dass er, der vielleicht kommt, uns das Wesen des Willens oder der Absicht Gottes kundtun will, um so jenen Willen zum Guten [265] darzustellen, der aktiviert werden muss, wenn der böse Wille zur Macht vom Erdboden hinweggefegt werden soll? Ich weise auf diese Möglichkeit hin und möchte euch bitten, darüber nachzudenken. Wenn sich also das als das richtige Ergebnis aller Anrufungen und Gebete erweisen sollte, dann werden sich einerseits der Persönlichkeitswille, die materielle Selbstsucht und die Gewinnsucht, andererseits der selbstlose Wille, welcher der gesamten Menschheit zu helfen sucht, im Gleichgewicht befinden. Der Wille des niederen Selbstes kommt mit dem höheren Selbst (der Seele) in Gegensatz oder Widerstreit, und die Menschheit muss das Gewicht ihres Einflusses auf die eine oder die andere Seite legen.

Mit diesem letzten Satz meine ich nicht bloss die Denkkraft oder «Die Betätigung im mentalen Bereich», wie es von manchen beschönigend genannt wird. Ich meine vielmehr die bewusste Tätigkeit des ganzen Menschen, der sich mental, emotionell und ganz entschieden auch physisch betätigt. Es können also nur integrierte Persönlichkeiten in dieser Weise wirken und arbeiten, und darin liegt die Schwierigkeit. Die Leute, die sich nur gedanklich betätigen, die dasitzen, Gedanken der Liebe in die Welt aussenden und sich so in der Schönheit ihres Idealismus sonnen, dabei aber meistens keine richtigen physischen Anstrengungen machen, um durch rechte Wahl, durch Opfer und harten Dienst die derzeitige schlimme Situation zu beenden - diese Leute nützen überhaupt niemandem ausser sich selbst. Sie schicken Gedanken der Liebe zu der Gruppe böser Männer, die für die Weltkatastrophe verantwortlich sind, und glauben, damit diese Männer beeinflussen zu können. Ich möchte euch daran erinnern, dass Liebe ihrem Wesen nach eine unpersönliche Kraft oder Energie ist, deren Wirkung von der Art der Form abhängt, auf welche die ausgesandte Stosswelle trifft. Wenn also der Liebesstrom zu einer egoistischen materialistischen Natur ausgesendet wird, dann verstärkt er nur deren Wünsche und leistet der gewinnsüchtigen Angriffslust Vorschub; er nährt auf diese Weise die niedere Natur und entstellt den wahren Wesensausdruck der Liebe, was zu verstärkter übler Tätigkeit führt. Wenn der Strom der Liebe auf reine und uneigennützige Menschen gerichtet wird, dann fördert er die wahre Natur und die wahre Liebe. Diese Punkte sollten derzeit von den wohlmeinenden, aber in okkulten Dingen unwissenden Dienstbeflissenen beachtet werden.

[266] Wir wollen nun die drei Stanzen analysieren. Die erste bezieht sich auf die erwartungsvoll harrende Gruppe grosser geistiger Wesenheiten, die helfen möchten, falls das rechte Verlangen mit der rechten Zeit übereinstimmt. Die zweite Strophe bezieht sich auf die Menschheit und deren Reaktionen sowie auf die Möglichkeit, dass es zwischen diesen hohen Wesen und den Menschen zu einer wechselseitigen Beziehung kommt. Die dritte Strophe weist auf die Methoden und Ergebnisse hin. Wir wollen nun jeden Satz gesondert durchnehmen, denn jeder hat seinen Sinngehalt, und alle haben mehrere Bedeutungen. Ich werde mich jedoch nicht mit allen, sondern nur mit den einfachsten und wichtigsten Bedeutungen befassen.

«Mögen die Grossen Befreier hervortreten. Mögen sie den Menschensöhnen zu Hilfe kommen.»

Wer sind diese erhabenen Befreier? Und woher kommen sie? Alle Ideen und Vorstellungen, die das menschliche Leben beherrschen und unsere Zivilisation

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.