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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 165 ff. (engl.)

Wir kommen nun zu den beiden letzten Sätzen, in denen die vereinigenden und ewig währenden Wirkungen angegeben sind, die sich aus einer direkten Verbundenheit mit Shamballa in den beiden anderen planetarischen Zentren (in der Hierarchie und in der Menschheit) ergeben werden. Ich meine damit die Wirkungen, die als Gruppentätigkeit in Erscheinung treten werden, die sich von den wesentlichen Werten der Selbstlosigkeit und beharrlichen Bemühens (also dauernder Konzentration) leiten lässt und Bedingungen schafft, auf die der Herr der Welt, der Alte der Tage, seit langem wartet. Unendlich sind die Geduld und die helfende Liebe Shamballas.

Der vierte Satz lautet: Möge das jetzige Leitmotiv aller Menschen Vergeben sein. «Vergeben» kommt einfach von «aufgeben», «dahingeben». Vergeben ist daher kein Synonym für Verzeihen, Nachsehen, obwohl das Wort in theologischen Kreisen dahingehend entstellt wurde; die Kirche hat die grundlegende treibende Kraft nicht verstanden, die als göttliche Wesensäusserung in unserem Sonnensystem wirkt. Theologen denken immer im menschlichen Sinn, nicht vom Standpunkt des Göttlichen. «Vergeben» heisst Opfer bringen, sich - ja sogar sein Leben - um anderer willen und für das Wohl der ganzen Gemeinschaft hinzugeben. Dieser Opfergeist tritt immer dann in Erscheinung, wenn die Shamballa-Kraft in der rechten Weise, selbst in bescheidenstem Masse erhascht wird und wenn der hinter dem liebenden Willen Gottes stehende Impuls verspürt und verstanden wird; damit verbindet sich stets der Wunsch, an diesem Willen und dessen göttlichem Opfergeist teilzuhaben. Die ganze sichtbare Schöpfung ist ja nichts anderes als [166] die Ausdrucksform grossen Opferwillens. Gewaltige, grosse Wesenheiten ausserhalb der sichtbaren Schöpfung erschienen freiwillig in der manifestierten Welt und gaben sich für die geringeren Lebewesen und Daseinsformen hin, damit diese befähigt würden, durch ständige Höherentwicklung einem nur der Gottheit bekannten Ziele näherzukommen und auf diese Weise schliesslich hohe Stätten geistiger Wesensäusserung zu erreichen. Das Vollbringen einer Leistung ist immer mit einem Opfer verbunden, wobei das Grössere für das Kleinere gegeben wird. Das ist ein charakteristischer Aspekt des Evolutionsgesetzes. Das ist der Grundton und Leitgedanke des ganzen Schöpfungsprozesses, das ist die grundsätzliche Bedeutung der Worte «Gott ist Liebe», denn Liebe bedeutet - zumindest in diesem Sonnensystem - geben und opfern.

Daher betont die esoterische Lehre die Tatsache, dass die Seele des Menschen ein Herr des Opfers und beharrlich liebender Hingabe ist; das sind die beiden markanten Qualitäten der grossen Lebensträger in Shamballa, die den Lebensprozess in Gang halten und neues Leben verleihen. Es ist die immerwährende Bereitschaft, sich für das Wohl aller Geschöpfe hinzugeben, die Manifestation des Geistes der Synthese und Opferfreude, damit alle kleineren Lebenseinheiten (wie z.B. Die in der Persönlichkeit des Menschen verkörperten) zur «Auferstehung in Christus» dadurch gelangen können, dass die Seele ans Kreuz der Materie geschlagen wird, sich selbst aufopfert.

Gerade dieser Gedanke verleiht dem Leben Christi auf Erden eine besondere Bedeutung, denn er führte uns einen ewigen Werdegang vor Augen, den er in einer Weise sichtbar machte, dass er zum Symbol für das Motiv des ganzen manifestierten Universums und für den Impuls wurde, von dem sich ein jeder von uns leiten lassen sollte: Kreuzigung und Tod, Auferstehung und höheres Leben; das ist der Heilsweg für die gesamte Schöpfung.

Dieser Gedanke liegt in der Aufforderung des vierten Satzes dieser Grossen Invokation, und er bedeutet wörtlich: «Möge das Leitmotiv oder der Grundton des Universums in allen Menschen einen Widerhall finden, so dass sie sich für andere hingeben.»

Ist dies nicht - ganz schwach und undeutlich - das jetzige Leitmotiv der menschlichen Bemühungen? Obgleich die grossen Massen in allen Ländern wirklich unfähig sind, richtig, wirksam und intuitiv zu denken, so findet dennoch dieser Grundton (Opfer zu bringen) bei ihnen einen klaren und deutlichen Widerhall. Die Führer der grossen Nationen machen von diesem Leitmotiv Gebrauch und rufen jetzt ihre Völker auf, Opfer zu bringen. Mit dem [167] Appell, Opfer zu bringen, wurden die Männer in Deutschland zum Kampf gerufen; es wurde ihnen von ihren Führern gesagt, sie müssten ihr Leben hingeben, damit Deutschland leben könne. Wenn man die Reden der deutschen Führer studiert, findet man immer wieder diesen Leitgedanken. Aber auch die andere Völkergruppe, die ihr die Alliierten nennt (weil sie mehr für das Wohl der Gesamtheit und nicht für eine bestimmte Nation einsteht), ruft die Massen ihrer Völker auf, für das Wohl der Zivilisation und für die Erhaltung jener Werte zu kämpfen, die auf der Stufenleiter der Evolution am nächsten stehen und für das Wohl der Allgemeinheit von wesentlicher Bedeutung sind. Der Wortlaut und die Formulierung dieser Appelle und der erstrebten Ziele mögen verschieden sein, aber das Thema ist das gleiche: Der Geist der Opferbereitschaft soll in den Nationen geweckt werden. Obgleich die Motive solcher Appelle gemischt sein mögen und obwohl die Führer sich in gleichem Masse sowohl von Nützlichkeitserwägungen, egoistischen und nationalen Interessen als auch vom Wohl der Allgemeinheit leiten lassen mögen, so wissen sie dennoch, dass dieser Leitgedanke, der in jedem sofort einen Widerhall findet, grundsätzlich das Wohl der grösseren Einheit (der Nation oder Völkergruppe) umfasst. Daher wird in der heutigen Zeit die Grundidee, Opfer zu bringen, um andere zu retten, immer mehr als notwendiges Leitmotiv anerkannt; und in dieser Anerkenntnis liegt vieles, was die bedauerlichen Vorkommnisse vergangener Entwicklungsprozesse und Methoden rechtfertigen könnte. Wenn sich einmal die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass «Opferbringen» und «Hingabe» eine richtige Lebensweise, nicht (wie es so oft ausgelegt wird) das Sterben des physischen Körpers, bedingen und bedeuten, dann wird die Welt einen neuen Lebensimpuls erhalten. Der lebendige Christus (der lebensvolle Welterlöser) ist es, der die Menschheit errettet. Das im täglichen Leben Tag für Tag dargebrachte oder auf sich genommene Opfer kann die Welt der Menschen erretten; der Mensch muss seine egoistischen persönlichen Interessen dem Wohl des Ganzen opfern und sein gewohntes Leben aufgeben, um der Welt zu helfen. Das bedeutet so zu leben, dass auch andere leben können. Das ist das Thema des Neuen Testaments. Wenn sich also die Gewohnheit oder Praxis, Opfer zu bringen, im Bereich subtiler und innerlicher Werte einbürgert und wenn die Menschen den wahren Sinn des Wortes «Vergeben» intellektuell, praktisch und geistig erfasst haben, dann wird das Neue Zeitalter in seiner ganzen Fülle Wirklichkeit werden. Eine [168] wahrhaft menschliche Zivilisation und Kultur werden dann sowohl die Wahrheiten der esoterischen Lehre als auch das Beste aus der sichtbar gewordenen Vergangenheit zum Ausdruck bringen. Die neue Esoterik wird erst dann offenbar werden, wenn die Menschheit ihr geistiges Streben im äusseren Leben verwirklicht.

Die Geisteshaltung der Massen in dem gegenwärtigen Konflikt ist die Gewähr dafür und verbürgt auch den Erfolg der Mission Christi.

Die derzeitigen Ereignisse werden und müssen früher oder später zu einem Zusammenschluss aller Nationen und Völker führen. Diese Integrierung ist (gemäss dem Evolutionsgesetz) eine Folgeerscheinung des Opferbringens. Das Opfer Christi war das Symbol und die Garantie dafür, denn sein Leben und sein Handeln waren vom Geist des Friedens erfüllt und inspiriert. So wie er «aus zweien einen neuen Menschen schuf und Frieden machte» (Epheser 2, 15), so ist heute die Menschheit im Begriff, aus der Dualität von Seele und Körper dasselbe Ziel zu erreichen; das letzte Stadium des Fische-Zeitalters wird als Endergebnis die bewusst empfundene Verschmelzung von Seele und Körper erbringen. Das Wassermann-Zeitalter wird dieses Einswerden mit immer grösserer Deutlichkeit manifestieren, das Einswerden, das durch die heutige Kreuzigung der Menschheit erarbeitet und erreicht wurde. Der Unterschied zwischen diesem zukünftigen und dem vergangenen Stadium ist folgender: In der Vergangenheit hat die Seele diese Entfaltung und dieses Einswerden angestrebt, und sie hat dieses Ziel langsam und schrittweise erreicht; in der Zukunft wird diese Integration auf der physischen Ebene vom Menschen bewusst erstrebt, erlangt und erkannt werden, weil er in der heutigen Zeit das Beste, das er zu geben vermag, zum Wohl der Gesamtheit opfert.

Ich möchte noch auf folgenden Punkt hinweisen: So wie die Energien, die durch die Anwendung der ersten drei Sätze der Invokation freigesetzt werden, sich auf das Kopf- (Shamballa), auf das Herz- (die Hierarchie) und auf das Kehlzentrum (die Menschheit) beziehen, genauso bringt der richtig angewandte vierte Satz das Zentrum zwischen den Augenbrauen (das Ajnazentrum) sowohl im Einzelmenschen als auch in der gesamten Menschheit in bewusste wirksame Tätigkeit. Sobald die Persönlichkeits-Integration tatsächlich einigermassen erreicht wurde, beginnt dieses Zentrum dynamisch wirksam zu werden; es beherrscht und lenkt die individuellen Energien. Es ist bekanntlich im menschlichen Körper das [169] vierte Zentrum oberhalb des Zwerchfells, und es wird (individuell und in der Gruppe) durch diesen vierten Satz erweckt. Es besteht daher eine zahlenmässige Beziehung. Wenn der vierte Satz weise und verständnisvoll von Menschen angewendet wird, dann werden viele der vermischten Wirkkräfte, die durch die drei ersten Sätze erschlossen wurden, angerufen und stehen also Einzelmenschen und Gruppen zur Verfügung; sie können dann im Ajnazentrum konzentriert werden. Dieser vierte Satz der Grossen Invokation ist daher in vielerlei Hinsicht sowohl für den Einzelmenschen als auch für die Menschheit von überragender Bedeutung, denn er ruft grosse und lebenswichtige Wirkkräfte an, weist auf Opferbringen und Absicht hin und deutet das bewusste Einswerden des Menschen oder der Gruppe mit der grundsätzlichen Zielsetzung der Manifestation an.

Der fünfte Satz: Mögen die Anstrengungen der Grossen Seelen kraftvoll gefördert werden, hat eine deutlich erkennbare Beziehung zu der Wirkung, die in der Hierarchie durch die konstruktive Anwendung der Grossen Invokation ausgelöst wird, genauso, wie der vierte Satz sich auf die Wirkung in der Menschheit bezieht. Diese Wirkung in der Hierarchie ist verhältnismässig neu und darauf zurückzuführen, dass auch die Menschheit die Anrufung anwendet und dadurch neue Wirkungen und Kontakte hervorbringt. Gerade dieses gemeinsame Bemühen der beiden grossen Zentren ist von überragender Bedeutung, und darauf solltet ihr euer Hauptaugenmerk richten. Infolge der gemeinsamen Anwendung der Grossen Invokation werden die jahrhundertelangen Anstrengungen der Hierarchie durch den menschlichen Appell und Wunsch verstärkt, und das ist jetzt zum ersten Male in grossem Massstab wirklich möglich. Seit Äonen hat sich die Hierarchie allein abgemüht, um der Menschheit zu helfen, sie höherzubringen und die Wirkkraft des planetarischen Zentrums Menschheit zu stimulieren, damit deren Vibration schliesslich einmal genügend stark würde, um den magnetischen Wirkungsbereich der Hierarchie zu erreichen. Das ist nun endlich gelungen. Hierarchie und Menschheit haben endlich miteinander Kontakt. Das ist die höhere Entsprechung zu dem, was im Bewusstsein eines Menschen vor sich geht, der die Jüngerschaft erreicht hat und dabei ist, das Licht der Persönlichkeit mit dem Licht der Seele zu vereinen. Das Licht der Persönlichkeit manifestiert sich durch das Ajnazentrum und durch dessen äussere Erscheinungsform, die Hypophyse; das Seelen-Licht [170] manifestiert sich durch das Licht im Kopf, also durch das Kopfzentrum, und durch dessen äussere Erscheinungsform, die Zirbeldrüse.

Ihr könnt daher von neuem die praktische Bedeutung des vierten und fünften Satzes der Grossen Invokation feststellen. Der vierte Satz verfolgt das Ziel, die Menschheit (als planetarisches Zentrum) zur Aktivität und Verwirklichung anzuspornen, und der fünfte Satz unterstützt die unablässigen Anstrengungen der Hierarchie; auf diese Weise werden diese beiden magnetischen Kraftfelder miteinander verbunden, so dass sie ineinander übergehen. Das wird dazu führen, dass die Seele durch die Menschheit die Gottnatur in vollerem Masse zum Ausdruck bringen wird.

Dieser Vorgang spielt sich im Leben des Esoterikers ab, wenn durch einen Willensakt das Zentrum am Ende der Wirbelsäule erweckt wird, und wenn das Feuer und das Licht des dreifachen persönlichen Lebens (dessen einer Aspekt oft auch das Kundalini-Feuer genannt wird) emporgehoben werden und mit der Kraft und dem Licht der Seele verschmelzen. Dadurch werden die beiden Grundenergien der Form und der Seele (als Wesensäusserung des Geistes) im Menschen miteinander verbunden. Es findet die «Hochzeit im Himmel» statt, der schöpferische Vorgang der Inkarnation oder die individuelle Manifestation ist auf dem Weg der Erfüllung. Innerhalb des planetarischen Lebens finden wir den gleichen Vorgang. Das Leben der Menschheit als ein Ganzes (intelligentes Leben in der Form) und das Leben der Hierarchie (das Leben der Seele) vermischen und vereinigen sich unter dem Antrieb des Geistes oder Willensaspekts (dessen Symbol Shamballa ist), und es kann dann eine neue Phase im Evolutionsprozess beginnen. Das Reich Gottes (das Reich der Seelen) und das Menschenreich, die durch gegenseitige Wesensäusserung miteinander verbunden sind, werden eine vollkommene Einheit bilden, die auf Erden verankert ist. Dann kann die Herrlichkeit des Einen, die erhabene Grösse von Shamballa schwach erschaut werden. Der Hüter auf der Schwelle der Göttlichkeit und der Engel der Gegenwart stehen einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber.

Das ist die heutige Situation. Morgen werden sich die beiden Reiche zu einer Einheit verbinden, und es wird die Herrlichkeit Gottes auf Erden sichtbar werden. Dann wird die zweite grosse Annäherung erreicht und [171] vollbracht sein.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.