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Erziehung im Neuen Zeitalter, Seite 123 ff. (engl.)
ursprünglich erfasste Schönheit nun zur Befriedigung selbstsüchtiger Begierden in den Staub ziehen, sollte nicht die Erkenntnis trüben, dass der Geist des Idealismus in der Welt im Wachsen begriffen ist und nicht - wie in früheren Zeiten - auf einige wenige fortgeschrittene Gruppen oder einen oder zwei grosse Erleuchtete beschränkt ist. Wenn man heute [124] Diskussionen von Durchschnittsmenschen hört, dann handelt es sich zumeist um politische, soziale, erzieherische und religiös-philosophische Themen, die auf idealistischen Gedanken basieren. Vom Gesichtspunkt derer, die für die Entwicklung des Menschen verantwortlich sind, ist während der letzten zwei Jahrhunderte ein grosser Schritt vorwärts gemacht worden. Was einst im Mittelalter Gesprächsstoff der Hochintellektuellen und Philosophen war, das diskutiert man heute lebhaft in Gaststätten, Eisenbahnwagen und an anderen Orten, wo Leute zusammenkommen, um zu debattieren und zu plaudern. Man vergisst das leicht, und ich möchte euch deshalb bitten, über diese Auswirkung nachzudenken und euch zu fragen, was wohl das Endergebnis dieser weitverbreiteten Fähigkeit des Menschengeistes sein wird, im Sinn des grösseren Ganzen, und nicht nur vom Standpunkt des Eigeninteresses aus zu denken, und die Formen der idealistischen Philosophie auf die praktische Seite des Lebens anzuwenden. Der Mensch verwirklicht ja diese beiden Dinge schon heute!

Worauf weist das hin? Es bedeutet, dass sich im Menschenbewusstsein die Tendenz bemerkbar macht, dass das Individuum mit dem Ganzen verschmilzt, ohne dabei das Individualgefühl einzubüssen. Ob sich nun der Mensch einer politischen Partei anschliesst oder ein Werk der Wohltätigkeit unterstützt, ob er ein Mitglied der vielen Gruppen wird, die sich mit irgendeiner esoterischen Philosophie befassen, oder Anhänger eines der vorherrschenden Ismen oder Kulte wird, - überall verspürt er eine Erweiterung des Bewusstseins und die Bereitwilligkeit, seine persönlichen Interessen mit denen einer Gruppe gleichzusetzen, die als grundsätzliches Ziel die Verwirklichung eines Ideals hat. Man glaubt, dass sich dadurch die Bedingungen des menschlichen Lebens bessern werden, und dass so mancher Notstand behoben werden kann.

Diese Entwicklung geht heute in jedem Volk und in allen Teilen der Welt vor sich, und wenn man die Erziehungs- und Religionsgruppen in der Welt (um nur einige aus der grossen Zahl der möglichen Kategorien zu nennen) zählen würde, so liesse sich schon die ungeheure Anzahl solcher Körperschaften und Vereinigungen erkennen. Das würde zwar die Verschiedenheit des Denkens aufzeigen, zugleich aber auch meine Behauptung bestätigen, dass die Menschen überall nach Synthese, Zusammenschluss, Verschmelzung und [125] Zusammenarbeit streben, um bestimmte, gemeinsam erschaute Ziele zu erreichen. Es handelt sich hier um ein ganz neues Gebiet menschlicher Wesensäusserung und Arbeitsfreude. Das erklärt die oft falsche Anwendung der neueren Wahrheiten, die Verzerrung der erfühlten Werte und die Verdrehung der Wahrheit um persönlicher Ziele willen. Wenn sich der Mensch aber in dieser Richtung weiter tastet und wenn ihn die mannigfachen Ideen und verschiedenen Ideologien vor eine Wahl stellen und ihm eine neue Lebensnorm und neue Verhältniswerte zeigen, dann wird er allmählich lernen, klarer zu denken, die verschiedenen Aspekte der Wahrheit als Ausdrucksformen einer grundlegenden subjektiven Wirklichkeit zu erkennen und - ohne ein Tüttelchen der Wahrheit aufzugeben, die ihm oder seiner Gruppe zur Befreiung gedient hat - auch seines Bruders Wahrheit in seine eigene miteinzuschliessen.

Sobald sich diese Geisteshaltung im praktischen Erziehungswesen entfaltet hat, werden wir feststellen, dass Völker und Einzelmenschen Ideen entwickeln, die der Volks- und Individual-Psychologie zu entsprechen scheinen; dabei erkennen sie aber die Wirklichkeit, Kraft und Nützlichkeit der Ansichten anderer Einzelmenschen und Völker an. Wenn, zum Beispiel, die in der Lehre von den Sieben Strahlen enthaltenen Ideen allgemein anerkannt sein werden, dann wird man ein Wachsen des psychologischen Verstehens beobachten können, und die Völker und Weltreligionen werden sich in gegenseitigem Verstehen begegnen.

Der Gesichtspunkt der Elternschaft

Aus zwei bestimmten Gründen befasste ich mich zuerst mit dem Thema des Staatsbürgertums: erstens, weil es eine Grundregel der Esoterik ist, vom Universalen zum Einzelnen zu folgern, und

zweitens, weil das Thema des Staatsbürgertums - das Verhältnis der Einheit zum Ganzen, des Einzelmenschen zum Staate - heute ein vielbesprochenes Thema in aller Welt ist. Die Zeitungsartikel, die Rundfunkansprachen, die Aufrufe der Regierungen sind voll davon. Dieses Thema umfasst das ganze Problem individueller Freiheit und kollektiver Verantwortung, deren feinverwobene Beziehungen zueinander von der Menschheit verstanden und zum [126] Ausdruck gebracht werden müssen, und zwar in Übereinstimmung mit den Grundprinzipien des gesamten menschlichen und planetarischen Wesensaufbaues. Dieser Aufbau entspricht einer allesumfassenden Hierarchie. Trotz eingebildeten Besserwissens menschlicher Denker ist diese Hierarchie eine Wirklichkeit und reicht vom materiellsten Stoffatom der manifestierten Welt bis hinauf zu den Weiten des Sonnensystems; sie umfasst in ihrer aufsteigenden Stufenfolge jede Bewusstseins-Kategorie, vom winzig kleinen zum unausdenklich grossen Bewusstsein. Wir beschäftigen uns hier nur mit einem kleinen - einem sehr kleinen - Teil der hierarchischen Organisation. Unser Forschungsgebiet ist das der vierten schöpferischen Hierarchie, die Hierarchie der menschlichen Wesen; es betrifft die Beziehungen der Glieder dieser Hierarchie innerhalb des hierarchischen Bereiches; es befasst sich auch mit einem möglichen Daseinsbereich in den untermenschlichen Reichen auf einer tieferen Stufe hierarchischer Entwicklung sowie mit jenem hierarchischen Organismus, der sich als nächster über dem Menschenreich erhebt: mit dem fünften oder geistigen Reich - dem Reich Gottes.

Mit der grossen hierarchischen Einheit, die wir das Tierreich (das dritte Reich in der Natur) nennen, ist der Mensch durch den tierischen, den ätherischen und den astralen Körper verknüpft. Er ist aber auch mit dem Reich der Seelen verwandt, da seine eigene Seele ein Wesensteil dieses Reiches ist, genau so, wie sein physischer Körper dem Tierreich angehört. Der ausgesprochen menschliche und arteigene Aspekt des Menschen ist sein Denkvermögen oder Mentalkörper; durch das Denkvermögen ist er mit allen anderen Menschenrassen organisch verbunden.

Im Zusammenhang mit unserem Thema müsst ihr im Auge behalten, dass die «Fäden des erleuchteten Bewusstseins», die wir unweigerlich erschaffen und die schliesslich die Antahkarana formen, zwischen einer jeden hierarchischen Einheit gewoben werden müssen, und dass im Menschenreich selber diese verknüpfenden Beziehungen und Überbrückungsfaktoren zwischen den Einzelwesen und zwischen den Gruppen untereinander herzustellen sind.

In den Anfangs-Stadien wird dies in grossem Massstab durch [127] den Einfluss der jeweiligen Kultur und Zivilisation zustandegebracht. Durch deren äussere Einwirkung und durch telepathische Beeinflussung erfolgt langsam und nur schrittweise eine Veränderung, denn zu Beginn des Evolutionsprozesses ist die Entwicklung so langsam, dass man sie kaum erkennen kann. Unausbleiblich jedoch werden subjektive Veränderungen im Leben des Einzelmenschen hervorgebracht. Mit dem Fortschreiten der Evolution beschleunigt sich die Entfaltung immer mehr, so dass heute in den sogenannten zivilisierten Ländern die von der Zivilisation beeinflussten Gebiete sich schnell erweitern und der Kultureinfluss sich immer mehr verstärkt.

Es fällt modernen Denkern schwer, sich eine Zeit vorzustellen, in der es kein rassisches, nationales oder religiös-verbundenes Bewusstsein gab, wie es in der heutigen Welt zum Ausdruck kommt. Sogar dem phantasiebegabtesten Menschen ist es nicht möglich, sich eine Geistesverfassung vorzustellen, in der das Bewusstsein rein instinktiv im physischen Sinn nur mit sich selbst beschäftigt und unfähig war, solche Kontakte zu registrieren, die über den Bereich des Gatten, der Kinder und der körperlichen Drangbefriedigung hinausgingen. Man hat versucht, ein solches Bewusstseinsstadium in bezug auf die Evolution von Volksstämmen, die in der modernen Zeit rasch aussterben, zu studieren, aber auch hier ist es unmöglich, die feineren Eindrücke und Einflüsse, also die Auswirkungen einheitlichen Denkens und des inner-mentalen Druckes des zivilisierten Teiles der Menschheit richtig zu bewerten. Allmählich hat die Welt der Menschen ein immer stärkeres Eigenbewusstsein erlangt und unterscheidet sich scharf von der Tierwelt, wobei sie die Beziehung zur Tierwelt anerkennt. Der auf das Reich der Seelen bezogene Bewusstseinszustand hat sich in verschiedene psychologische Schulen geteilt, d.h. er wird okkult oder mystisch genannt.

In bezug auf das Bewusstsein der Menschheit können wir daher das ganze Thema in drei Teile einteilen:

1. der sinnlich wahrnehmbare Apparat, der tierische Körper, und der Reaktionsmechanismus, durch den objektive und äussere Kontakte ermöglicht werden;

2. das innere oder psychologische Leben des Menschen. Dieses besteht [128] hauptsächlich aus Wünschen, Aspiration, Ehrgeiz und Denktätigkeit, und alle diese können sich in ihrer tierischen, psychischen, mentalen oder spirituellen Ausdrucksform manifestieren;

3. das geistige Leben des Menschen und seine Beziehung zur Welt der Seelen, die als Folge davon die Beziehung zu seiner eigenen Seele miteinschliesst.

Im Fortschritt der Zeit haben diese drei das Bewusstsein entwickelnden Aspekte die Menschheit nicht nur zur Erkenntnis der eigenen inneren Beziehungen des Menschen (und dadurch zum Verständnis seiner eigenen physischen, psychologischen und mentalen Ausrichtung) gebracht, sondern auch die Menschheit zur Erkenntnis der verschiedenen menschlichen Gruppenbeziehungen geführt, deren erste und bisher wichtigste die Familiengruppeneinheit war. Gerade hier entwickelte sich einer der Hauptunterschiede zwischen dem menschlichen und dem tierischen Bewusstseinszustand, nämlich durch die göttliche Auferlegung des Gesetzes der Notwendigkeit. Dieses Gesetz bot die Möglichkeit zur Entwicklung des Verantwortlichkeitsgefühls für die Sorge um die Familie. Sobald ein Tier oder ein Vogel physisch für sich selber sorgen kann, wird das Junge von seiner Mutter oder seinen Eltern verlassen und muss auf eigenen Füssen stehen. In der menschlichen Familie jedoch wurde die physische Aufsicht über das Kind und dessen psychologische Entfaltung allmählich immer mehr ausgedehnt, so dass die Eltern oder die Kirche, die Gemeinde oder der Staat viele Jahre lang für es verantwortlich sind, wobei die Zeitspanne je nach dem Geburtsland und dem sozialen Stand des Kindes verschieden ist.

Dadurch hat sich die Einstellung vollständig verschoben. Die erste Gruppe, deren sich das Kind normalerweise bewusst wird, ist die Familiengruppe - die Einheit in der menschlichen Gesellschaft. In dieser besonderen Gruppenbeziehung haben sich durch die Zeitalter (symbolisch wie auch tatsächlich) die folgenden Faktoren - Grundformen [129] des Daseins - erhalten und entwickelt, und sind dem Menschengeschlecht als unveränderliche Ideale vorgehalten worden:

1. Die Erkenntnis des hierarchischen Standes, der letzten Endes das Verhältnis des Geringeren zum Grösseren, des Schwächeren zum Stärkeren, des mehr Erfahrenen zu weniger Erfahrenen ist. Dadurch wird das Wunschgefühl des Beschützenwollens entwickelt, das die Auswirkung einer Form des Liebe-Aspektes im Universum ist.

2. Die Erkenntnis der Verantwortlichkeit, ererbt, angewandt und übernommen. Es ist dies die Beziehung des Älteren zum Jüngeren, des Weisen zum Unwissenden. Dadurch wird die Notwendigkeit entwickelt, eine Gelegenheit zur Entfaltung des Wissens zu bieten.

3. Die Erkenntnis der Fähigkeit des Vergebens, das der Ausdruck der Beziehungen zwischen Einheiten innerhalb einer grösseren Gruppe, oder zwischen Gruppen innerhalb eines noch grösseren Ganzen ist oder doch sein sollte. Vergeben ist dem innersten Wesen nach ein gegenseitiges Geben im Sinn des Psychischen, und ist eine noch nicht ausgebildete Ausdrucksform der Selbstaufopferungsfähigkeit, die wiederum ein Aspekt der Willensnatur der Gottheit ist. Da sie also eine ursächliche Beziehung zum monadischen Leben oder dem des Willens hat, ist sie bisher vollständig missverstanden und missgedeutet worden. Sie ist in Wirklichkeit das Gefühl der Synthese oder des Sich-eins-Wissens, der Empfindung «Einer für alle - alle für einen». Dieses Gefühl entwickelt sich heute mehr denn je zuvor, doch ist es immer noch so embryonal, dass es sich kaum in Worte fassen lässt. Diese Fähigkeit des Vergebens ist nicht eine Form grossmütigen Vergessens oder Übersehens, sie ist auch nicht eine Geste der Überlegenheit, um reinen Tisch zu machen. Sie ist der Odem des Lebens selber - das Geben von allem an alle und für alle.

4. Die Erkenntnis der Gruppenwechselbeziehungen im weltweiten Bereich - in gerechter, harmonischer und rhythmischer [130] Art. Es ist das Gefühl für rechte Beziehungen in bewusster Ausgestaltung und harmonischer Entwicklung.

Im kommenden Zeitalter und unter dem Einfluss der neuen Erziehung werden diese

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.