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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 149 ff. (engl.)
unzulänglich und so fruchtlos weiterleben, wie sie es jetzt tun.

Aus diesem Grund ist die Untersuchung und das Verstehen der Motive so wertvoll und wichtig, denn dadurch stellt man fest (falls die Untersuchung genau und richtig ist), welcher Faktor oder welche Faktoren das tägliche Leben inspirieren. Dieser Hinweis verdient sorgfältigste Beachtung. Ich möchte euch fragen: Welches ist das Hauptmotiv eures Handelns? Denn, was es auch sei, es bedingt und bestimmt eure vorherrschende Lebenstendenz.

Viele Menschen, besonders die unintelligenten Massen, lassen sich einzig und allein durch ihr - materielles, physisches und zeitweiliges - Wünschen inspirieren. Sinnliche Wünsche nach Befriedigung animalischer Gelüste, materielle Wünsche nach Besitz und Wohlleben, die Sehnsucht nach «greifbaren Dingen», nach Behaglichkeit und - (wirtschaftlicher, sozialer und religiöser) Sicherheit - das bestimmt und beherrscht die meisten. Der Mensch steht unter dem Einfluss der dichtesten Form von Maya, und die Kräfte seiner Natur sind im Sakralzentrum konzentriert. Andere lassen sich massgeblich von ihrer Sehnsucht oder ihrem Ehrgeiz leiten, von Sehnsucht nach irgend einem materiellen Himmel (und die meisten Religionsanhänger stellen sich den Himmel in dieser Weise vor), von ehrgeizigem Machthunger, vom Wunsch nach Befriedigung ihrer emotionalen und ätherischen Gelüste und nach Besitz von subtileren Realitäten, von ihrer Sehnsucht nach emotionalem Wohlbehagen und mentaler Stabilität sowie von der Gewissheit, dass die höheren Wünsche Erfüllung finden werden. All dies ist Maya in ihrer emotionalen Gestalt und nicht etwa das Gleiche wie Verblendung. Im Fall von Verblendung sitzen die Kräfte der menschlichen Natur im Sonnengeflecht (plexus solaris). Im Fall von Maya befinden sie sich im Sakralzentrum. Verblendung ist subtil und gefühlsbedingt. Maya ist greifbar und ätherisch.

Solcher Art [150] sind die Kräfte der Maya, die dem Leben des gewöhnlichen Menschen Antrieb, Motiv und Energie verleihen. Unter ihrem Einfluss ist er machtlos, denn sie inspirieren all sein Denken, Sehnen und Wünschen sowie all sein Tun auf der physischen Ebene. Sein Problem ist ein zweifaches, denn er muss

1. Alle seine Zentren unter die Inspiration der Seele bringen.

2. Die Kräfte der niederen Zentren, welche die Persönlichkeit beherrschen, in die oberhalb des Zwerchfells befindlichen Zentren leiten und in die Energien umwandeln, welche auf die Inspiration der Seele automatisch reagieren.

Auf diesem Gedanken beruht die Wirksamkeit und der symbolische Wert von Atemübungen. Der Leitgedanke ist die Vorherrschaft der Seele. Obwohl die (in vielen Fällen) angewandten Methoden entschieden unerwünscht sind, wird sich immerhin die Entwicklungstendenz des Lebensgedankens zwangsläufig als bestimmend und richtunggebend erweisen. Die angewandten Methoden mögen den darauf nicht vorbereiteten physischen Körper nicht vor gewissen Üblen und unheilvollen Folgen bewahren, aber auf lange Sicht und im letzten Grunde dürften sie dennoch die Erfahrung der Zukunft (wahrscheinlich in einer späteren Inkarnation) derart beeinflussen, dass der Aspirant sich eher in der Lage befinden wird, als Seele zu fungieren, als das ohne diese Vorarbeit der Fall sein würde.

Ehe ich diese besondere Anweisung über Verblendung zum Abschluss bringe, möchte ich die Aufmerksamkeit der Gruppe auf die okkulten Lehrsätze lenken, die ich D.L.R. vor seinem Ausscheiden aus der Gruppe mitteilte. Sie haben eine ganz bestimmte Beziehung zum Werk der Gruppe und ich bitte, ihnen sorgfältige Aufmerksamkeit und Betrachtung zu widmen. Der Alte Kommentar enthält für diejenigen, deren Dharma [*J3] die Zerstreuung der Weltverblendung ist, folgende aufschlussreiche Bemerkungen:

«Sie kommen und bleiben stehen. Inmitten wirbelnder Gestalten - einige von seltener Schönheit und andere Bilder des [151] Schreckens und der Verzweiflung - stehen sie still. Sie schauen weder hierher noch dorthin, sondern verharren, ihr Antlitz dem Licht zugewandt. So strömt durch ihr Denken das reine Licht, um die Nebelschwaden zu zerstreuen.

Sie kommen und ruhen. Sie lassen ab von ihrem äusseren Tun und gönnen sich Zeit zu anderem Wirken. In ihrem Herzen ist Ruhe. Sie eilen nicht hin und her, sondern bilden einen Punkt des Friedens und der Ruhe. Das, was auf der Oberfläche das Wirkliche verschleiert und verbirgt, beginnt zu verschwinden, und aus der Stille des Herzens bricht ein Strahl zerstreuender Kraft hervor und vereinigt sich mit dem glänzenden Licht; dann verschwinden die vom Menschen geschaffenen Nebel.

Sie kommen und beobachten. Sie besitzen das Auge der Vision; sie verstehen es auch, die notwendige Kraft in die rechte Richtung zu lenken. Sie erschauen die

Verblendung der Welt und erkennen dabei hinter allem das Wahre, das Schöne, das Wirkliche. So ersteht durch das Buddhi-Auge die Kraft, die verschleiernden, wirbelnden Verblendungen dieser Scheinwelt hinwegzutreiben.

Sie stehen, sie ruhen und sie beobachten. So ist ihr Leben und dergestalt der Dienst, den sie den Seelen der Menschen erweisen.»

Ich empfehle, diese Zeilen sorgfältig zu durchdenken. Sie deuten nicht nur den Aufgabenbereich eures Gruppendienstes an, sondern weisen auch auf die erwünschte, persönliche Lebenseinstellung jedes einzelnen Gruppenmitgliedes hin.

An dieser Stelle möchte ich noch einen Faktor erwähnen, der in diesem Werk von wirklicher Bedeutung ist und meine früher ausgesprochene Warnung wiederholen: Wollt ihr daran denken, dass das Bestreben, euch von Gereiztheit freizumachen oder von dem, was in Agni Yoga als «Gefährdung» («imperil», ein merkwürdiges und doch zutreffendes Wort, liebe Brüder) bezeichnet wird, für diese Gruppe besonders wichtig ist? Gereiztheit ist in diesen Tagen [152] nervöser Spannung ausserordentlich stark verbreitet; sie gefährdet ganz entschieden den Fortschritt und verzögert die Schritte des Jüngers auf dem Weg. Wenn in irgend einem Mitglied Gereiztheit vorhanden ist, kann sie in der Gruppe eine gefährliche Spannung hervorrufen, und diese induzierte Spannung kann die freie Auswirkung der Kraft und des Lichtes stören, die ihr anwenden solltet. Das trifft selbst dann zu, wenn den anderen Gruppenmitgliedern die Störungsquelle unbewusst bleibt. Gereiztheit erzeugt unbedingt ein Gift, das sich in der Gegend des Magens und des Sonnengeflechts festsetzt. Gereiztheit ist, wenn ich so sagen darf, eine Erkrankung des Sonnengeflechts-Zentrums und sie ist bis zu einem beunruhigenden Grad bestimmt ansteckend. Seid deshalb sorgfältig auf der Hut, liebe Brüder und vergesst folgendes nicht: Nur insoweit als ihr im Kopf und im Herzen zu leben versteht könnt ihr die Krankheitsgefahr der Gereiztheit beenden und dabei mithelfen, die Kräfte des Sonnengeflechts (plexus solaris) ins Herzzentrum zu verlegen.

d. Der Gegensatz zwischen dem Hüter und seinem Gegner, dem Engel der Gegenwärtigkeit.

Erst jetzt ist es möglich, das Gesamtthema des Hüters und seiner Beziehung zum Engel (eine symbolische Darstellung einer grossen grundlegenden Beziehung und erreichbaren Möglichkeit sowie eine Tatsache in der manifestierten Welt) einer Betrachtung zu unterziehen. Erst wenn der Mensch eine integrierte Persönlichkeit ist, wird das Problem des Hüters wirklich akut; erst wenn das Denken erweckt und die Intelligenz organisiert ist (was heute bereits in ziemlich grossem Umfang der Fall ist), kann ein Mensch - verstandesmässig und nicht bloss mystisch - den Engel erspüren und somit die GEGENWÄRTIGKEIT intuitiv erfassen. Erst dann nimmt das Gesamtproblem der Hindernisse, die der Hüter verkörpert und der dadurch beeinträchtigten geistigen Fühlungnahme und Gewahrwerdung bedeutenden Umfang an. Erst dann hat es einen Zweck, alles sorgfältig zu überlegen und Schritte zu unternehmen, die zu rechtem Handeln führen. Erst wenn innerhalb der gesamten Menschheit ein angemessener Zusammenschluss besteht, [153] erscheint der grosse menschliche Hüter der Schwelle als integrierte Einheit oder tritt der Hüter im nationalen oder rassischen Sinn in Erscheinung; er verbreitet und belebt nationale, rassische und planetarische Verblendung, indem er gleichzeitig individuelle Verblendungen fördert und nährt und dadurch das gesamte Problem in unverkennbarer Weise zum Vorschein bringt. Erst dann kann das Verhältnis zwischen der Seele der Menschheit und den von ihrer uralten und mächtigen Persönlichkeit erzeugten Kräften einen solchen Umfang annehmen, dass ein drastisches Vorgehen und eine verständnisvolle Zusammenarbeit vonnöten ist.

Die Zeit dazu ist jetzt gekommen. In den beiden Büchern «Die Probleme der Menschheit» und «Die Wiederkunft Christi» sowie in den Wesak- und Juni-Vollmond-Botschaften habe ich mich mit dieser äusserst erfolgversprechenden und dringenden Lage befasst, die schon an sich eine Gewähr dafür bietet, dass die Menschheit auf dem Weg zum vorgeschriebenen Ziel vorankommt und dass gleichzeitig auch die hauptsächlichen Hindernisse für geistige Erkenntnis deutlich sichtbar werden. Die Abschnitte, auf die wir jetzt zu sprechen kommen, sind von grundlegender Wichtigkeit für alle, die sich auf eine Einweihung vorbereiten. Ich sagte «vorbereiten», liebe Brüder; ich sagte nicht, dass ihr die Einweihung noch in diesem Leben erlangen würdet. Ich weiss selbst nicht, ob ihr es schaffen werdet oder nicht; das liegt ganz in eurer Hand und in dem von eurer Seele geplanten Schicksal. Eure Aufgabe besteht im wesentlichen in dem Bestreben, mit dem Hüter der Schwelle fertig zu werden und die Methoden und Vorgänge herauszufinden, welche die bedeutsame Fusion (Verschmelzung) möglich machen. Vermittels dieser Fusion «verschwindet der Hüter und wird nicht mehr gesehen, obwohl er auf der äusseren Ebene noch weiter fungiert, als Handlanger der Seele; das Licht absorbiert den Hüter, und diese uralte Form vergeht in - strahlender, doch magnetischer - Auflösung, obwohl die äussere Gestalt verbleibt; sie bleibt und wirkt, ist aber nicht mehr das alte Selbst.» So lauten die paradoxen Feststellungen des Alten Kommentars.

An anderer Stelle habe ich bereits das Wesen des Hüters so einfach wie möglich definiert. Immerhin möchte ich ein oder zwei [154] Punkte weiter ausführen und ein paar neue Hinweise geben, die wir - im Interesse der Klarheit und zwecks schnelleren Verstehens - wie folgt aufzählen wollen:

1. Der Hüter der Schwelle ist im wesentlichen die Persönlichkeit; er ist eine integrierte Einheit und besteht aus physischen Kräften, vitaler Energie, astralen Kräften und mentalen Energien, welche die Gesamtsumme der niederen Natur ausmachen.

2. Der Hüter nimmt Gestalt an, wenn eine Neuorientierung des menschlichen Lebens bewusst und unter Seelenbeeindruckung stattgefunden hat; die gesamte Persönlichkeit ist sodann theoretisch auf Freiwerden zum Dienst gerichtet. Das Problem liegt darin, die Theorie und das Streben zu Erfahrungstatsachen zu machen.

3. Für lange Zeit stellen die Kräfte der Persönlichkeit keinen Hüter dar. Der Mensch steht noch nicht an der Schwelle der Göttlichkeit; er ist sich noch nicht bewusst des Engels gewahr. Seine Kräfte sind im Anfangsstadium der Entwicklung; er handelt unbewusst in seiner Umwelt, anscheinend das Opfer äusserer Umstände und seiner eigenen Natur; und er folgt dem Lockruf und dem Drang nach Betätigung und Existenz auf der physischen Ebene. Wenn jedoch das Leben des Menschen von der Mentalebene aus und dazu noch von Verlangen oder Ehrgeiz gelenkt wird und wenn er wenigstens in hohem Mass unter mentalem Einfluss steht, dann beginnt der Hüter als geeinte Kraft Gestalt anzunehmen.

4. Die Stadien, in denen der Hüter der Schwelle erkannt, mit klarer Einsicht in Zucht genommen und schliesslich beherrscht und bemeistert wird, sind hauptsächlich drei an der Zahl:

a. Das Stadium, in welchem die Persönlichkeit vorherrscht und das Leben, die Ambitionen und Ziele menschlicher Lebensäusserung bestimmt. Dann regiert der Hüter.

b. Das Stadium zunehmender Spaltung im Bewusstsein des [155] Jüngers. Der Hüter oder die Persönlichkeit fühlt sich dann nach zwei Richtungen hin angetrieben: einerseits besteht der Drang, persönlichen Ambitionen und Wünschen in den drei Welten nachzujagen, andererseits das Bestreben vonseiten des Hüters (diese Feststellung ist beachtlich), auf der Schwelle der Göttlichkeit und vor der Pforte der Einweihung seinen Platz einzunehmen.

c. Das Stadium, in welchem der Hüter bewusst nach Zusammenarbeit mit der Seele strebt und (obwohl er an sich noch wesentlich ein Hindernis für den geistigen Fortschritt bildet) immer mehr von der Seele und immer weniger von seiner niederen Natur beeinflusst wird.

5. Wenn das letzte Stadium erreicht ist (und viele erreichen es heutzutage), bemüht sich der Jünger mit mehr oder weniger Erfolg darum, dem Hüter Rückhalt zu verschaffen (dadurch dass er lernt, «das Denken beharrlich im Licht festzuhalten» und auf diese Weise die niedere Natur zu beherrschen). So wird die in stetem Fluss befindliche Wandelbarkeit des Hüters allmählich überwunden; seine Ausrichtung zur Wirklichkeit hin und von der Grossen Illusion hinweg wird zur Tatsache, und der Engel und der Hüter werden allmählich in enge Beziehung

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.