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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 79 ff. (engl.)

Diese Dreiheit der Gegensatzpaare und des engen Weges, des edlen Mittelweges, der zwischen ihnen die Schwebe hält, ist das astrale Spiegelbild der Tätigkeit von Geist, Seele und Körper, oder [80] Leben, Bewusstsein und Form, der drei Aspekte der Gottnatur die alle gleichermassen göttlich sind.

Wenn der Aspirant sich von den genannten Verblendungen freizumachen lernt, entdeckt er eine weitere Welt von Dunst und Nebel, durch die der Pfad zu führen scheint und die er durchdringen muss, um sich von den Verblendungen des Pfades zu befreien. Worin bestehen diese Verblendungen, liebe Brüder? Studiert die drei Versuchungen Jesu, wenn ihr darüber Klarheit gewinnen möchtet. Untersucht auch die Wirkung, welche die bejahenden Glaubensrichtungen, die eine (materiell angewandte) Gottnatur betonen, auf die Welt der Gedanken ausüben; untersucht die Fehlschläge von Jüngern durch Stolz, Messiaskomplexe, Dienstkomplexe und all die verschiedenen Verdrehungen der Wirklichkeit, die ein Mensch auf dem Pfad antrifft, die seinen Fortschritt behindern und den Dienst verderben, den er anderen leisten sollte. Man muss im eigenen Denken die Unmittelbarkeit des Seelenlebens betonen und sie nicht verderben durch die Verblendung hoher, aber eigennützig ausgelegter Ziele; das Bestreben, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, Selbstopferung, angriffslustige Selbstbehauptung oder persönliches Geltungsbedürfnis im geistigen Wirken - das sind einige der Verblendungen des Pfades.

Nunmehr wollen wir die Verblendung auf der ätherischen Ebene und den Hüter der Schwelle betrachten und damit den kurzen Umriss unseres Problems beenden, wofür der erste Teil dieser Abhandlung bestimmt war.

Ehe ich darauf im einzelnen eingehe, möchte ich zu unserer vorherigen Betrachtung des Verblendungsproblems etwas hinzufügen. In unserer letzten Instruktion ging ich etwas näher auf die verschiedenen Arten von Verblendung ein und betonte dabei deren grosse Bedeutung im Leben des Einzelnen. Das Kampfgebiet (für den Menschen, der sich der akzeptierten Jüngerschaft nähert oder der sich im akademischen Sinn auf dem Pfad der Jüngerschaft befindet) ist in der Hauptsache das der Verblendung. Das ist das [81] Hauptproblem und seine Lösung ist eine unmittelbare und dringende Aufgabe für alle Jünger und älteren Aspiranten. Daraus erklärt sich, warum im Arischen Zeitalter die Notwendigkeit betont worden ist, Raja Yoga zu studieren und sich seiner Disziplin zu unterwerfen. Nur durch Raja Yoga kann ein Mensch stetig im Licht verharren und nur durch Erleuchtung und durch Erlangung einer klaren Vision können die Nebel und Ansteckungsstoffe der Verblendung schliesslich zerstreut werden. Nur wenn der Jünger lernt, sein Denken «stetig im Licht» festzuhalten und nur wenn die Strahlen reinen Lichtes von der Seele her ausströmen, kann Verblendung entdeckt, unterschieden und ihrem Wesen nach erkannt und dadurch zum Verschwinden gebracht werden, gleichwie die Nebel der Erde sich in den Strahlen der aufgehenden Sonne auflösen. Deshalb möchte ich empfehlen, der Meditation angemessenere Aufmerksamkeit zu widmen, die Fähigkeit zum Nachdenken zu pflegen und während des ganzen Tages eine besinnliche Geisteshaltung zu bewahren.

Es wird sich als wirklich wertvoll herausstellen, tief darüber nachzusinnen, weshalb die Intuition gepflegt und ein erleuchtetes Denken entwickelt werden muss; und dabei sollte man sich fragen, ob diese Beweggründe ihrem Ziel nach identisch sind und ob sie zeitlich zusammenfallen. Dann dürfte man feststellen, dass ihre Ziele sich unterscheiden und dass die Wirkungen ihrer klar erkennbaren Entfaltung auf die Persönlichkeit ebenfalls verschieden sind. Verblendung wird nicht durch Intuition zerstreut und ebensowenig wird Illusion durch erleuchtetes Denken überwunden.

Die Intuition ist eine höhere Fähigkeit als das Denken; sie ist eine Fähigkeit, die in der Geistigen Triade schlummert; sie ist die Fähigkeit der reinen Vernunft, ein Ausdruck des buddhischen Prinzips, jenseits der Welt des Egos und der Form. Nur wer ein Eingeweihter ist, kann wahre Intuition normalerweise ausüben. Damit will ich sagen, dass die Intuition dann ebenso leicht in Funktion treten kann wie das Denkprinzip in einem wirklich intelligenten Menschen. In Fällen äusserster Not oder dringenden Bedarfs macht sich die Intuition jedoch schon viel früher bemerkbar.

Die Erleuchtung [82] ist es, was die meisten Aspiranten, wie die Mitglieder meiner Schülergruppe, anstreben müssen; sie müssen die Fähigkeit ausbilden, ihr Denken als Reflektor des Seelenlichtes zu gebrauchen, den sie auf die Bereiche der Verblendung einstellen, um sie damit zu zerstreuen. Die Schwierigkeit, liebe Brüder, liegt darin, dies inmitten der Nöte und Täuschungen der Verblendung zu tun. Das bedingt, dass man sein Denken und Wünschen still aus der Welt zurückzieht, in der die Persönlichkeit zu wirken gewohnt ist und dass man das Bewusstsein in die Welt der Seele verlegt, um dort schweigend und geduldig das Kommende abzuwarten in der Gewissheit, dass das Licht erscheinen und die Erleuchtung mit der Zeit stattfinden wird.

Tiefes Misstrauen gegenüber den eigenen Reaktionen auf Leben und Umstände ist dann wertvoll, wenn diese Reaktionen Kritiksucht, Absonderungstendenz oder Stolz erregen. Die hier aufgezählten Eigenschaften sind ganz bestimmt Brutstätten der Verblendung. Sie sind im okkulten Sinne die «Verblendungsmerkmale». Darüber sollte man nachdenken. Wenn jemand sich von diesen Eigenschaften frei machen kann, ist er nahe daran, alle Verblendung abzustreifen und zu zerstreuen. Ich wähle meine Worte mit Sorgfalt, um des Lesers Aufmerksamkeit zu fesseln.

Illusion wird durch bewusste Anwendung der Intuition zerstreut, abgewiesen und verworfen. Der Eingeweihte isoliert sich von der Welt der Illusion, von illusorischen Formen und von Anziehungsgelüsten persönlicher Art; durch diese Isolierung kommt er mit der Wirklichkeit aller Formen in Berührung, die bislang hinter dem Schleier der Illusion versteckt lag. Dies ist einer der Widersprüche des Pfades. Absonderung und Isolierung, von der richtigen Art und Weise, führen zu richtigen Beziehungen und zu korrekten Kontakten mit dem Wirklichen. Sie führen am Ende zur Einswerdung mit der Wirklichkeit durch Absonderung gegenüber dem Unwirklichen. Diese Idee ist es, die den Lehren des letzten [83] Buches der Yoga Sutras des Patanjali zugrunde liegt. Diese Lehren sind oft missverstanden worden; ihr Sinn und ihre Absicht wurde aus separatistischen und egoistischen Motiven verzerrt und zum Vorwand für eine Isolierung irriger Art genommen.

Die Seele selbst ist es, welche die Illusion durch die Kraft der Intuition verscheucht. Erleuchtetes Denken dagegen zerstreut die Verblendung.

Hier möchte ich darauf hinweisen, dass viele wohlmeinende Aspiranten an dieser Stelle versagen, weil sie zwei Irrtümer begehen.

1. Sie beachten nicht den Unterschied zwischen Illusion und Verblendung.

2. Sie versuchen, Verblendung auf eine Weise zu zerstreuen, die sie für die richtige halten, nämlich dadurch, dass sie die Seele anrufen, während sie es in Wirklichkeit nötig haben, ihr Denkvermögen in der richtigen Weise anzuwenden.

Wenn man sich inmitten von Nebeln und Verblendungen befindet, ist es jedoch viel leichter, sich hinzusetzen und sich in den Glauben hineinzusteigern, dass man «die Seele zu Hilfe ruft», als seine astrale Gefühlsnatur der Disziplin harten und gradlinigen Denkens zu unterwerfen und dabei das Denkvermögen als Werkzeug zu benutzen, durch das Verblendung zerstreut werden kann. So seltsam es auch scheinen mag, kann das «Herbeirufen der Seele» zur direkten Bekämpfung von Verblendung die Schwierigkeit vergrössern (und das ist häufig der Fall). Das Denkvermögen ist das Werkzeug, mit dem das Licht auf alle Verblendungszustände gelenkt werden kann, und die Schüler tun gut daran, diesen Gedanken stets im Bewusstsein festzuhalten. Der Vorgang besteht darin, dass man das Denken mit der Seele gleichschaltet, dann aber bewusst und scharf im Denkvermögen oder Mentalkörper und nicht in der Seele oder egoischen Form konzentriert bleibt. Sodann geht man daran, durch Analyse, kritische Unterscheidung und rechtes Denken sich mit dem Problem der Verblendung zu befassen. Erschwerend ist die Tatsache, dass Jünger den Zustand oft nicht [84] als Verblendung erkennen, und es ist schwierig, eine klare und unfehlbare Regel dafür aufzustellen, wie diese Erkenntnis erlangt werden könnte. Immerhin lässt sich sagen, dass Verblendung stets dann vorliegt, wenn Folgendes zu bemerken ist:

1. Kritik in solchen Fällen, wo eine sorgfältige Analyse zeigen würde, dass in Wirklichkeit keine Kritik angebracht ist.

2. Kritik dort, wo keine persönliche Verantwortung vorliegt. Damit meine ich, wo den Betreffenden weder seine Stellung noch seine Pflichten zur Kritik veranlasst.

3. Stolz auf eigene Leistung oder Befriedigung darüber, dass man Jünger ist.

4. Irgendein Überlegenheitsgefühl oder eine separatistische Tendenz.

Es liessen sich noch viele andere Anhaltspunkte zur Erkennung von Verblendung anführen, aber wenn jeder Aspirant den vier oben genannten Hinweisen sorgfältige Beachtung zollte, würde er sein Leben merklich vom Einfluss der Verblendung befreien und folglich seinen Mitmenschen grössere Dienste leisten können. Damit habe ich versucht, ein wenig praktischen Beistand zu leisten in diesem schwierigen Kampf zwischen den Gegensatzpaaren, der die Hauptursache der Verblendung ist.

3. Verblendung auf ätherischem Gebiet #Maya

Wir kommen jetzt zur Betrachtung der Mittel und Wege, wie die Maya zu Ende kommen und der Jünger sich von den Krafteinflüssen der physischen Ebene freimachen kann. In dieser Feststellung ist alles enthalten, was über Maya zu sagen ist. Man könnte hinzufügen (was vielleicht nicht völlig zutrifft, aber immerhin genügend wahr ist, um erwähnt zu werden), dass Maya in ihrer Auswirkung erst dann erkennbar wird, wenn man auf dem Pfad ist, angefangen mit dem Probe- oder Läuterungspfad. Man ist allezeit von Kräften umgeben, aber Maya wird erst dann zu einem Problem, wenn sie als solches erkannt ist, was in den Frühstadien [85] der Evolution nicht möglich ist. Auf dem Pfad fängt man an, auf Kräfte aufmerksam zu werden und ihre Wirkungen zu entdecken; man wird sich bewusst, das Opfer von Kraftströmungen zu sein; man wird von unkontrollierten Kräften zu irgendeiner Tätigkeit hingerissen, und die Welt der Kräfte wird für den sich mühenden Aspiranten zur bewusst empfundenen Wirklichkeit. Eben deshalb habe ich gesagt, dass Maya vor allem ein Problem des Ätherkörpers ist, denn Maya bezieht sich auf die Kräfte, die durch die sieben Zentren des Körpers strömen und die (in allen oder einigen davon) Reaktionen oder Wirkungen hervorrufen, die entweder wünschenswert oder vernichtend sind.

Natürlich muss man sich darüber klar sein, dass jedwede Manifestation auf jeder Ebene ein Ausdruck von Kraft ist, aber die Kräfte, die ich hier als Maya bezeichne, sind jene unkontrollierten Energien, jene ziellosen Impulse, die von der Welt des Prana und von der in der Materie selbst schlummernden Kraft herrühren. Sie reissen einen Menschen mit sich fort zu unerwünschter Betätigung und umgeben ihn mit einem Strudel von Wirkungen und Zuständen, gegen die er völlig hilflos ist. Er ist das Opfer der Kraftmasse, die in der Tiernatur oder in der Welt und den Zuständen seiner Umgebung verborgen ist. Wenn zur Kraft der Maya noch der Verblendungszustand und ausserdem die Illusionen des fortgeschrittenen Jüngers hinzukommen, dann versteht man, wie notwendig es ist, zwischen den drei Arten der Täuschung ruhig unterscheiden zu können. Wenn wir von «Täuschung» sprechen, so meinen wir, wie erinnerlich, Täuschung vom Gesichtswinkel der Seele aus. Der Aspirant muss lernen, sich von Illusion, Verblendung und Maya freizumachen und zu diesem Zweck muss er die Mittel zu seiner Befreiung erkennen, nämlich Intuition, Erleuchtung und Inspiration.

Das Mayaproblem wird durch die Tatsache erschwert, dass wir es auf der physischen Ebene (ebenso wie auf der Astralebene, obwohl das noch wenig bekannt ist) mit dem Kampf zwischen zwei Gegensätzen zu tun haben. Sie sind in mancher Beziehung verschieden von [86] denen auf der Astralebene. Auf der physischen Ebene (und damit meine ich die ätherischen Stufen der physischen Ebene, auf welchen man die täuschende Kraft der Maya erlebt) treffen sich die Kräfte der subjektiven Welt der Persönlichkeit und die uralten Energien der Materie selbst, die uns als schlummernde Saat von einem vorhergehenden Sonnensystem überliefert wurden.

Vielleicht wird es das Verständnis des Lesers erleichtern, wenn ich die Wahrheit in bezug auf Maya in folgende Worte fasse:

Wenn die im Persönlichkeitsleben schlummernden Impulse von der Seele abgesondert sind und von ihr nicht geleitet werden, vermischen sie sich mit den Prana-Fluiden innerhalb des Einflussbereichs der Persönlichkeit; sie werden dann zu mächtigen Kraftströmen, die in eine bestimmte Richtung ausgesandt werden und danach trachten, vermittels der sieben Zentren im physischen Körper sichtbar in Erscheinung zu treten. Diese Kräfte oder Impulse, dazu das vorhandene Prana, bilden den Äther-Körper des unentwickelten und oft auch des durchschnittlichen Menschen. Daraus erhellt sich, wie sehr der unentwickelte Mensch das Opfer von Massenenergie einer niedrigen Ordnung ist, denn sein Äther-Körper reagiert auf das allgemeine Prana der Umgebung und entnimmt ihm seine Kraft; das bleibt so lange so, bis es zu einer bestimmten Richtunggebung und höheren Kontrolle kommt - entweder aufgrund neuer Zielsetzung und gedanklicher Disziplinierung oder später als Folge seelischer Einwirkung.

Diese in einem individuellen Ätherkörper angesammelte Energie durchläuft zwei Stadien, die der Periode der Jüngerschaft vorangehen:

1. Das Stadium, in welchem er die an zweiter Stelle genannte Kraft in sich

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.