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Die Wiederkunft Christi, Seite 137 ff. (engl.) |
solchen Tiefstand aufzuweisen hatte. Diese Vorstellung stützt sich auf die
Tatsache, dass sich die heutige Menschheit für die orthodoxe Darstellung der
Wahrheit nicht besonders interessiert; die Kirchen bleiben ziemlich leer, und
man wirft ihnen öffentlich vor, dass sie darin versagt haben, die Menschen eine
richtige Lebensweise zu lehren. Diese Behauptungen sind leider allzu wahr, und
doch besteht weiter die Tatsache, dass die Menschen überall nach geistiger
Freiheit und Wahrheit Ausschau halten, und dass der echte religiöse Geist
stärker und elementarer lebendig ist als zu irgendeiner früheren Zeit. Das
trifft besonders für jene Länder zu, die im letzten Weltkrieg (1914-1945) am
meisten gelitten haben. Solche Gebiete wie die Vereinigten Staaten von
Nordamerika oder die neutralen Länder zeigen bis jetzt noch keinerlei Zeichen
wirklicher geistiger Erneuerung. Die anderen Länder sind in geistiger Hinsicht
wach und lebendig, - allerdings nicht in orthodoxem Sinn, sondern in echtem
Streben und lebendigem Verlangen nach Licht.
Der religiöse Geist in der Menschheit konzentriert sich heute mehr auf das wahre Wesen der Dinge als je zuvor. Die orthodoxen Weltreligionen treten immer mehr in den Hintergrund menschlichen Interesses, trotzdem wir zweifelsohne dem Kernpunkt geistiger Wirklichkeit immer näher kommen. Die Lehren über Gott, wie sie jetzt in den kirchlichen Organisationen (im Osten und im Westen) gehandhabt werden, sind versteinert und verhältnismässig von geringem Wert. Priester und Geistliche, Lehrer und buchstabengetreue Bibelgläubige (meist fanatische, doch aufrichtige Menschen) versuchen das zu verewigen, was veraltet ist, was früher einmal den Fragestellern vollauf genügt hat, was sie aber heute nicht mehr befriedigen kann. Religiöse Persönlichkeiten, die gutherzig, aber kein grosses Licht sind, beklagen das Abrücken der Jugend von der einseitig-starren Einstellung in Glaubensfragen. Gleichzeitig verlangen sie, so wie alle Sucher, neue Enthüllungen; sie suchen nach etwas Neuem und Interessantem, was die grossen Massen anziehen und zu Gott zurückbringen könnte; sie fürchten, dass sie etwas aufgeben und neue Auslegungen alter Wahrheiten finden müssten, doch mangelt es ihnen völlig an der Einsicht, dass eine neue Anschauung der Wahrheit (wie sie in Christus lebt) nötig ist. Sie spüren, dass neue geistige Enthüllungen bevorstehen, schrecken aber leicht davor zurück, wenn sie an die Rückwirkungen und Umwälzungen denken. Sie stellen sich selbst viele Fragen und sind von starken und störenden Zweifeln befallen. Es ist hier die Feststellung interessant, dass die Antworten auf diese Fragen aus zwei Quellen kommen (und in zunehmendem Mass kommen werden): Erstens, von den denkenden Massen, deren wachsende, intellektuelle Aufnahmefähigkeit die Ursache für das Abrücken von der orthodoxen Religion ist; zweitens, aus dem überschattenden Quell der Wahrheit und des Lichts, von wo aus seit jeher untrügliche Offenbarungen kamen. Die Antworten werden uns nicht von irgendwelchen religiösen Organisationen gegeben werden, weder von den östlichen noch von den westlichen. Einige dieser Fragen können folgendermassen in Worte gefasst werden: Warum war die Kirche nicht imstande, wie es der letzte Weltkrieg gezeigt hat, der überwältigenden Macht des Übels Einhalt zu gebieten? Warum hat sich die Religion für die Bedürfnisse der Menschheit als unzulänglich erwiesen? Warum haben sich die sogenannten geistigen Führer der religiösen Welt als unfähig erwiesen, ihren Teil zur Lösung der Weltprobleme beizutragen? Warum waren christliche Lehrer, als Repräsentanten des Gottes der Liebe, unfähig, das beispiellose Anwachsen von Hass in der heutigen Welt aufzuhalten? Warum waren die meisten dieser Lehrer bei ihrem Suchen und Forschen nach Wahrheit so sektiererisch, separatistisch und konfessionell? Immerhin besteht da eine geistige, unvoreingenommene Gruppe, die aber in der Minderheit ist. Warum weigern sich die jungen Menschen, zur Kirche zu gehen,. und zeigen kein Interesse, die Lehren anzunehmen, die ihnen als Glaubensüberzeugung dargelegt werden? Warum stolziert der Tod durch die heutige Welt und nicht das Leben? Warum tauchen so viele neue Kulte auf, welche die Menschen von den orthodoxen religiösen Organisationen weglocken und auf ein Nebengeleis bringen? Warum fühlen sich die Anhänger der «Mental science» (Wissenschaft vom Geist), der «Unity movement» (Einheits-Bewegung) und der «New Thought Presentation» (Neu-Geist Bewegung) von diesen Doktrinen so angezogen, dass sie die besser fundierten Organisationen verlassen? Man beachte den Ausdruck «Organisationen»; hier liegt der Schlüssel zum Problem. Warum wächst ständig der Einfluss östlicher Gotteslehre, der verschiedenen Yoga-Systeme, der buddhistischen Lehre und orientalischer Bekenntnisse? Warum finden Lehrgebiete wie Astrologie, Numerologie und die verschiedenen magischen Rituale so viele Anhänger, während die Kirchen leer bleiben oder nur von alten Leuten besucht werden, von Konservativen und Reaktionären, oder von solchen, die aus Gewohnheit hingehen, oder weil sie verzweifelt und unglücklich sind? Was also ist falsch an unserer Darstellung der geistigen Wirklichkeiten und an den Wahrheiten der Zeitepochen? Darauf kann man viele Antworten geben. Eine der bedeutsamsten Antworten ist die, dass die Darstellung der göttlichen Wahrheit, wie sie von den Kirchen im Westen und von den Lehrern im Osten gegeben wird, mit der intellektuellem Entfaltung des menschlichen Geistes nicht Schritt gehalten hat. Immer noch werden die altmodischen Worte und Vorstellungen dem wissbegierigen Frager aufgetischt; sie befriedigen weder sein Denken und Grübeln noch seine praktischen Bedürfnisse in einer höchst schwierigen Welt. Man verlangt von dem Suchenden blinden Glauben ohne wirkliches Verstehen. Man sagt ihm, dass er nicht imstande sei, alles zu begreifen, aber auf der anderen Seite verlangt man von ihm, die Auslegungen und Behauptungen anderer Köpfe anzunehmen, die den Anspruch erheben, dass sie es besser verstehen, und dass sie im Besitz der Wahrheit seien. Der Frager glaubt nicht daran, dass ihr Verstand und ihre Auslegungen einen Deut besser seien als seine eigenen. Dieselben alten Formulierungen, dieselben theologischen Konzepte und dieselben alten Textauslegungen erachtet man als angemessen und hinreichend, um den Bedürfnissen und Fragestellungen eines modernen Menschen Genüge zu tun. Sie genügen nicht. Die Kirche von heute ist Christi Grab; man rollte den Stein der Theologie vor den Eingang zur Grabstätte. Aber wohlgemerkt, das ist keine Spitze gegen das Christentum. Das Christentum ist unangreifbar; es ist in seiner Essenz - wenn auch jetzt noch nicht voll verwirklicht - ein Ausdruck der Liebe zu Gott, die seinem erschaffenen Universum innewohnt. Aber das Kirchentum ist es, das den Angriffen Tür und Tor öffnete, und die Massen der denkenden Menschen wissen das; bedauerlicherweise sind diese einsichtigen Persönlichkeiten nur eine kleine Minderheit. Dessenungeachtet wird gerade diese Minderheit von Denkern, wenn sie einmal zur Majorität angewachsen ist (und sie nimmt rasch zu), den Kirchen zum Verhängnis werden, denn diese Denker werden die Verbreitung der wahren Lehre Christi gutheissen und unterstützen. Es ist unmöglich, dass Christus an den grossen, von den Geistlichen erbauten Steintempeln einen Gefallen finden kann, während seine Schutzbefohlenen ohne Führung und ohne vernünftige Aufklärung über das Weltgeschehen bleiben. Zweifellos empfindet er mit wehem Herzen, dass die von ihm gelehrte Einfachheit und der von ihm nachdrücklich betonte einfache Weg zu Gott in den Nebel der (von Paulus eingeführten) Theologie sowie in den endlosen Diskussionen der Geistlichen in all den Jahrhunderten verloren ging. Die Menschen haben sich vom einfachen Leben im Geiste, wie es die ersten Christen gelebt haben, weit entfernt. Ist es nicht sehr wohl möglich, dass Christus das eigenbrötlerische Leben der Kirchen und die Anmassung der Theologen als irrig und unerwünscht ansieht, wenn sie (wie sie es getan haben) die Welt in Gläubige und Ungläubige, in Christen und Heiden, in sogenannte Erleuchtete und Unwissende teilen? Steht das nicht in Gegensatz zu all dem, was er selbst für wahr und richtig hielt, wenn er sagte: «Ich habe auch noch andere Schafe, die nicht zu dieser Hürde gehören (Joh. 10/16). Es ist nicht das heutzutage in der Welt überhandnehmende Übel, das neue Enthüllungen verhindert und die Entfaltung des geistigen Lebens hemmt. Dieses Übel ist die Folge von Missverständnissen und falscher Orientierung im Denken der Menschen, die Folge davon, dass materiellen Dingen eine allzu grosse Bedeutung beigelegt wurde, was der emsige Wettbewerb im Lauf der Jahrhunderte mit sich brachte. Das Übel beruht ferner auf dem Versagen der religiösen Organisationen in der ganzen Welt, die Wahrheit in ihrer Reinheit zu erhalten; sie blieben bei der fanatischen Idee, dass die persönliche Meinung von irgendjemandem darüber, was Wahrheit ist und was nicht, unbedingt die einzige und richtige Erklärung der Wahrheit sei. Theologen haben sich (mit aufrichtiger Absicht) für Wortformulierungen eingesetzt, die sie für die einzig richtige und irrtumsfreie Darstellung einer göttlichen Idee hielten. Aber hinter all ihren Worten wurde Christus vergessen! Geistliche haben viel Mühe aufgewandt und praktische Fähigkeiten bewiesen, um Gelder zum Bau steinerner Prachtbauten aufzubringen, derweil sich Kinder Gottes in der weiten Welt hungrig und zerlumpt umherschleppten und so den Gedanken an einen Gott der Liebe verloren. Wie kann das Bedürfnis der Menschheit nach geistiger Führung befriedigt werden, wenn sich die Kirchenfürsten nur mit zeitlichen Dingen beschäftigen, wenn in der römisch-katholischen, in der griechisch-orthodoxen und in der protestantischen Kirche besonderer Wert auf Pomp und Zeremonien, auf grosse Kirchen und steinerne Kathedralen, auf Gold- und Silbergeräte für Abendmahlszwecke auf scharlachfarbene Baretts, auf schmuckbesetzte Gewänder und auf die sonstige Ausstattung gelegt wird, die von kirchlich eingestellten Personen so geschätzt wird? Wie können die hungernden Kinder in der Welt - besonders in Europa - gerettet werden, wenn Päpste und Bischöfe Geldsammlungen wärmstens befürworten, um neue Dome und noch mehr Kirchen zu errichten, wenn die vorhandenen Kirchen jetzt leer stehen? Wie soll Licht das Denken der Menschen erhellen, wenn Geistliche das Volk in Furcht halten, falls es nicht die veralteten theologischen Auslegungen und die altgewohnte Art, sich an Gott zu wenden, gutheisst? Wie können die geistigen und intellektuellen Bedürfnisse der Menge befriedigt werden, wenn die theologischen Seminare ihren Studenten nichts Neues bringen, was unseren Tagen und unserem Zeitalter angepasst ist? Junge Leute, die nur nach alten Lehrmeinungen unterrichtet wurden, werden in die Welt hinausgeschickt, um Menschen zu führen. Diese jungen Leute beginnen ihre religiöse Schulung und ihre Vorbereitung auf das geistliche Amt mit grossen Hoffnungen und einem hochgeistigen Zukunftsbild; sie verlassen das Seminar mit geringen Hoffnungen, mit nicht besonders grosser Glaubenskraft, aber mit der festen Absicht, «ihr Bestes zu geben» und sich zu einer geachteten Stellung in der Kirche emporzuarbeiten. Hier erhebt sich die Frage: Würde sich Christus, wenn er wieder unter Menschen wandelte, in den Kirchen «zu Hause» fühlen? Die Rituale und Zeremonien, der Pomp und die Prunkgewänder, die Kerzen, das Gold und das Silber, die Rangordnung der Päpste, Kardinäle, Erzbischöfe, Domherren, Pfarrer, Pastoren und der sonstigen Geistlichkeit würden dem einfachen Gottessohn gewiss zu wenig Interesse abgewinnen, der - als er auf Erden weilte - nicht wusste, wohin er sein Haupt legen sollte. Die Art und Weise, wie in der Vergangenheit religiöse Wahrheit dargestellt wurde, hat die Entwicklung des religiösen Geistes blockiert; die Theologie hat die Menschheit bis an die Grenzen der Verzweiflung getrieben. Die zarte Blume des Christus-Lebens konnte in den dunklen Räumen menschlichen Denkens nicht weiter wachsen und verkümmerte. Fanatisches Anklammern an - von Menschen erdachten - Auslegungen trat an die Stelle eines Lebens im christlichen Sinn. Millionen von Büchern haben die lebendigen Worte Christi entwertet und verwischt. Die Argumente und Diskussionen der Priester löschten das Licht aus, das Buddha gebracht hatte; in dem Streit um Meinungen, Phrasen und Worte vergass man die Liebe Gottes, wie sie durch das Leben Christi offenbar wurde. Unterdessen haben Menschen mit dem Tod gerungen, gehungert und gelitten, um Hilfe und Unterstützung gefleht - und haben zuletzt in tiefer Enttäuschung den Glauben verloren. Allerorten sind heute die Menschen reif für mehr Licht; sie erwarten neue Offenbarungen und eine neue Religionsordnung. Die Menschheit ist auf dem Weg der Evolution so weit vorangeschritten, dass ihre Wünsche und Erwartungen nicht nur auf materielle Verbesserungen gerichtet sind, sondern auch geistige Schau, echte Werte und rechte menschliche Beziehungen umfassen. Die Menschen beanspruchen nicht nur die notwendige Nahrung und Kleidung, das Recht auf Arbeit und ein Leben in Freiheit, sie verlangen auch Belehrung und geistige Hilfe; sie sehen in grossen Gebieten der Erde den Hunger wüten, und doch verspüren sie mit gleicher Bestürzung den seelischen Hunger. Wir irren uns bestimmt nicht in der Schlussfolgerung, dass diese geistige Bestürzung und diese geistige Not im Bewusstsein Christi einen ganz besonderen Platz einnimmt. Wenn er wiederkommt und mit ihm seine bisher unsichtbare Kirche, |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |