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Probleme der Menschheit, Seite 74 ff. (engl.)
Gruppen sind in ihrer Zielsetzung sowohl national als auch international. Es bleibt abzuwarten, welche von beiden schliesslich den Planeten beherrschen wird, oder ob nicht eine dritte Gruppe praktischer Idealisten auftritt und die Führungsrolle übernimmt. Das Interesse der im geistigen Bereich auf der Welt Arbeitenden ist nicht auf der Seite der Kapitalisten und auch nicht auf jener der Arbeiterschaft; es ist auf Seiten der Menschheit.

Seit Jahrtausenden haben, wenn wir der Geschichte glauben können, die reichen Grundbesitzer, die eingesetzten Stammeshäuptlinge, die Feudalherren, die Sklavenhalter, Kaufleute oder Geschäftsleute die Macht besessen; sie haben die Armen ausgenützt; sie suchten nach grösstmöglichem Ertrag bei möglichst geringem Kostenaufwand. Das ist nichts Neues. Im Mittelalter fingen die ausgebeuteten Arbeiter und Bauern, die gelernten Handwerker und die Dombauleute damit an, zum gegenseitigen Schutz Gilden und Logen zu bilden, um gemeinsam zu diskutieren und häufig auch zur Förderung hochwertiger Handwerkskunst. Diese Gruppen haben im Lauf der Jahrhunderte an Macht gewonnen, doch die Lage der beschäftigten Männer, Frauen oder Kinder blieb beklagenswert.

Mit der Erfindung der Maschine und dem Beginn des Maschinenzeitalters während des 18. und 19. Jahrhunderts verschlechterten sich die Verhältnisse der arbeitenden Bevölkerung akut. Die Lebensbedingungen wurden infolge der wachsenden Ausdehnung der urbanen Bereiche rund um die Fabriken unerträglich, sie waren ohne sanitäre Einrichtungen und daher gesundheitsgefährdend. So ist es noch immer; das Wohnproblem der Munitionsarbeiter während der Kriegsjahre und die soziale Situation rund um die Kohlebergwerke, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in England, sind Beweise dafür. Die Ausbeutung der Kinder nahm zu. Akkordarbeit blühte; der Kapitalismus trat in seine Rechte, und der krasse Unterschied zwischen den sehr Armen und den sehr Reichen wurde zum hervorstechenden Merkmal der viktorianischen Epoche. Aus dem Blickwinkel der geplanten evolutiven und geistigen Entwicklung der menschlichen Familie, die zu einem zivilisierten und kultivierten Leben führt sowie zu gerechten und gleichen Aufstiegsmöglichkeiten für alle, hätte die Situation nicht schlimmer sein können. Kommerzieller Eigennutz und ungestüme Unzufriedenheit gediehen nebeneinander. Die ganz Reichen trugen ihren überlegenen Status vor den Augen der ganz Armen zur Schau, und dies war begleitet von herablassender, patriarchalischer Gönnerhaftigkeit. Der Geist der Revolution wuchs unter den zusammengepferchten, überarbeiteten Massen, die durch ihre Anstrengungen zum Reichtum der wohlhabenden Klassen beigetragen hatten.

Das geistige Prinzip der FREIHEIT wurde in steigendem Masse erkannt und seine Durchsetzung gefordert. Die Weltzustände tendierten in die gleiche Richtung. Daraus entstanden alle Arten von Bewegungen, die ein Symbol für wachsende Erkenntnis und die Forderung nach Freiheit waren. Das Maschinenzeitalter wurde vom Zeitalter der Transportmittel, der Elektrizität, der Eisenbahn, der Automobile und Flugzeuge abgelöst. Gleichzeitig begann das Kommunikationszeitalter mit Telegraf, Telefon, Rundfunk und heute mit Fernsehen und Radar. All dies verschmolz in das gegenwärtige Zeitalter der Wissenschaft, das uns die Freisetzung der Atomenergie mit allen in dieser Entdeckung latent enthaltenen Möglichkeiten brachte. Trotz der Tatsache, dass eine Maschine die Arbeit vieler Menschen verrichten kann, was in hohem Masse zum Reichtum der Kapitaleigner beitrug, konnten neue Industrien und die Entwicklung weltweiter Verteilersysteme neue Beschäftigungsbereiche erschliessen. Durch den immensen Bedarf dieser kapitalistischsten Periode, welche die Welt je gesehen hat, ergab sich eine ungeheure Akkumulation des Kapitals, und es konnten Arbeitsplätze für Millionen Menschen geschaffen werden. Bildungseinrichtungen nahmen ebenfalls zu, und dadurch entstand die Forderung der Arbeiterschicht nach besseren Lebensbedingungen, höheren Löhnen und mehr Freizeit. Diese Forderungen wurden ständig von der Arbeitgeberseite bekämpft; sie organisierte sich gegen die Ansprüche der erwachenden Massen und führte so einen Zustand herbei, der die Arbeiterseite zum Handeln zwang.

Aufgeklärte Gruppen in Europa, England und den Vereinigten Staaten begannen zu agitieren, schrieben, um eine Diskussion in Gang zu bringen, zahlreiche Bücher, welche die bemittelten Klassen zur Erkenntnis der Situation aufrütteln und auf die unmenschlichen Lebensbedingungen aufmerksam machen sollten, unter denen die Arbeiter und Bauern leben mussten. Diese Bücher wurden weitverbreitet gelesen. Die Abolitionisten bekämpften die Sklaverei jeglicher Art, ob es sich um Neger oder Weisse, um Kinder oder Erwachsene handelte. Eine rasch sich entwickelnde freie Presse begann, die «niederen Klassen» über das, was vorging, zu unterrichten; Parteien wurden gebildet, um gewisse schreiende Missstände zu beenden; die französische Revolution, die Schriften von Marx und anderen sowie der amerikanische Bürgerkrieg spielten alle ihre Rolle, um die Lösung der Probleme des einfachen Mannes zu erzwingen. In jedem Land entschlossen sich Menschen, für die Freiheit und ihre angestammten Menschenrechte zu kämpfen.

Nach und nach vereinigten sich Angestellte und Arbeiter zu gegenseitigem Schutz und der Sicherung der ihnen zustehenden Rechte. Schliesslich entstand die Gewerkschaftsbewegung mit ihren mächtigen Waffen: Erziehung zur Freiheit und Streik. Die Menschen entdeckten, dass in Einheit Stärke liegt, und dass sie gemeinsam dem Arbeitgeber Trotz bieten und der Finanzwelt anständige Löhne, bessere Lebensbedingungen und mehr Freizeit - die Rechte eines jeden - abringen konnten. Die Tatsache der ständig steigenden Macht der Arbeiterbewegung und ihrer internationalen Stärke ist wohlbekannt und eines der vorrangigen Interessengebiete der modernen Zeit.

Mächtige Männer unter den Arbeiterführern kamen in der Bewegung nach oben. Einige der Arbeitgeber, denen die Interessen ihrer Arbeiter am Herzen lagen, stellten sich ihnen zur Seite und unterstützten sie. Es war eine relativ kleine Minderheit unter den Arbeitgebern, aber sie dienten zur Schwächung der Zuversicht und Macht der Mehrheitspartei. Der Kampf der Arbeiter geht immer noch weiter; es werden ständig Erfolge erzielt; kürzere Arbeitszeit und bessere Löhne werden weiterhin verlangt, und wenn sie abgelehnt werden, wird Streik als Waffe eingesetzt. So gut und nützlich jedoch der Streik zu Beginn des Aufstiegs der Arbeiterbewegung zur Macht war, wird er in den Händen der Skrupellosen und Selbstsüchtigen jetzt selbst zur Tyrannei. Die Gewerkschaftsführer sind jetzt schon so mächtig, dass viele von ihnen in die Rolle eines Diktators geschlüpft sind und die Arbeitermassen, denen sie früher dienten, ausnützen. Die Arbeiterbewegung wird immer reicher, und von den grossen nationalen Gewerkschaftsorganisationen überall sind ungezählte Millionen angehäuft worden. Die Gewerkschaftsbewegung ist jetzt selbst kapitalistisch.

Die Arbeiterschaft und die Gewerkschaften haben ein grosses Werk getan. Der Arbeiterstand wurde auf den ihm gebührenden Platz im Leben der Nationen gehoben, und die wesentliche Würde des Menschen wurde betont. Die Menschheit verschmilzt nun rasch zu einer grossen Körperschaft unter dem Einfluss des Gesetzes von Angebot und Nachfrage, ein Punkt, den man nicht vergessen sollte. Das Schicksal der Menschheit und die Macht, national und international Entscheidungen zu treffen, welche die ganze Menschheit berühren, geht über in die Hände der Massen, der arbeitenden Klassen und des Mannes auf der Strasse. Die Einführung der Arbeitergewerkschaften war in der Tat eine grosse geistige Bewegung, die zu einem neuen Aufstieg des göttlichen Geistes im Menschen geführt hat und ist ein Ausdruck der dem Menschen innewohnenden geistigen Qualitäten.

Und doch ist nicht alles gut in der Arbeiterbewegung. Es stellt sich die Frage, ob sie nicht eine drastische Hausreinigung bitter nötig hat. Mit dem Aufkommen von Arbeiterregierungen in bestimmten Ländern, mit dem Anwachsen der Demokratie und dem Verlangen nach Freiheit, mit dem Aufstieg der Herrschaft des Proletariats in Russland, und mit dem höheren Bildungsstand der Menschheit könnte es wohl scheinen, als seien jetzt neue, bessere und andere Methoden zur Verwirklichung der vier Freiheiten und zur Sicherung rechter menschlicher Beziehungen notwendig geworden. Wenn die Erkenntnis da ist, dass rechte menschliche Beziehungen unter den Nationen bestehen müssten, dann ist klar, dass auch zwischen Kapital und Arbeit (denn beide Gruppen bestehen aus Menschen) und zwischen den streitenden Arbeiterorganisationen solche Beziehungen notwendig sind. Die Arbeiterbewegung ist heute zu einer Diktatur geworden, die Drohung, Furcht und Macht zur Verwirklichung ihrer Ziele einsetzt. Viele ihrer Führer sind mächtige, ehrgeizige Männer mit einer tiefen Liebe zum Geld und entschlossen, Macht zu gebrauchen. Überall bestehen noch immer miserable Wohnverhältnisse, niedrige Löhne und schlechte Lebensbedingungen, und daran sind nicht immer die Arbeitgeber schuld.

In Zukunft wird die Macht in den Händen der Massen liegen. Diese sind in Bewegung geraten, und schon durch ihr zahlenmässiges Gewicht, durch ihr planmässiges Denken und die rasch wachsenden gegenseitigen Beziehungen der Arbeiterbewegungen der ganzen Welt kann jetzt nichts mehr ihren Fortschritt aufhalten. Der grösste Vorteil der Arbeiterbewegung gegenüber dem Kapital besteht darin, dass sie sich für zahllose Millionen Menschen einsetzt, während der Kapitalist nur für das Wohl von wenigen arbeitet. Im innersten Kern der Arbeiterbewegung findet sich die Norm für die Menschheit.

Wir sollten uns einigermassen klar werden über dieses Bild des weltweiten Elendszustandes, das sowohl der kapitalistischen als auch der Arbeiterbewegung zuzuschreiben ist, und uns bemühen, dieses Bild realistisch und richtig zu sehen. In der einen oder anderen Form hat die Wechselwirkung zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und zwischen den finanziell Starken und den ausgebeuteten Massen immer bestanden. Mit dem Jahrhundert der Dampfmaschine, dem Zeitalter der Wissenschaft, der Elektrizität und der planetarischen Interkommunikation wuchs dieses Übel und breitete sich aus. Das Kapital wurde immer mächtiger, die Arbeiter wurden immer unruhiger und anspruchsvoller. Der Kulminationspunkt war dann der Weltkrieg mit seinen Folgen, ein dreissigjähriger Krieg, den das Kapital einleitete und der durch die Anstrengungen der Arbeiterschaft gewonnen wurde.

Daraus ergeben sich bestimmte Fragen. Durch ihre Beantwortung wird die Menschheit ihre Probleme entweder lösen oder, wenn sie ungelöst bleiben, wird die Menschenrasse ihr Ende erleben.

1. Soll das kapitalistische System an der Macht bleiben? Ist es wirklich nur übel? Sind Kapitalisten nicht auch Menschen?

2. Wird die Arbeiterbewegung vermittels ihrer Gewerkschaften und der in ihrer Führung verkörperten Macht nicht selbst zur Tyrannei?

3. Können Arbeit und Kapital eine Arbeitsgemeinschaft oder Fusion bilden? Stehen wir vor einer neuen Art von Krieg zwischen diesen beiden Gruppen?

4. Wie lässt sich das Gesetz von Angebot und Nachfrage so erfüllen, dass Gerechtigkeit und Wohlstand für jedermann gewährleistet sind?

5. Müssen die verschiedenen Regierungen der Welt irgend eine Form totalitärer Herrschaft annehmen, um den Anforderungen von Angebot und Nachfrage zu entsprechen? Sind wir gezwungen, materielle Ziele und Wohlstand auf dem Wege der Gesetzgebung zu erreichen?

6. Was für ein Lebensstandard wird dem Menschen - im neuen Zeitalter - als wesentlich erscheinen? Werden wir eine rein materialistische Zivilisation haben, oder werden wir weltweit einer geistigen Ausrichtung folgen?

7. Was muss getan werden, um die Kapitalisten daran zu hindern, sich erneut zur Ausbeutung der Welt zu rüsten?

8. Was ist eigentlich das wahre Kernstück der modernen materialistischen Schwierigkeit?

Diese letzte Frage kann mit dem wohlbekannten Spruch beantwortet werde, dass die Liebe zum Geld die Wurzel allen Übels ist. Dies führt uns wieder zurück zur fundamentalen Schwäche der Menschheit - der Eigenschaft des WÜNSCHENS. Hierfür ist Geld das Resultat und das Symbol.

Vom simplen Vorgang des Tauschhandels (wie er vom primitiven Wilden gehandhabt wurde) bis zur komplizierten, erschreckenden Finanz- und Wirtschaftsstruktur der modernen Welt, sind Wunsch und Begehren die zugrundeliegende Ursache, nämlich das Verlangen nach Befriedigung eines erfühlten Bedürfnisses: das Begehren von Waren und Besitztümern, der Wunsch nach materiellem Komfort, nach Erwerb und Anhäufung von DINGEN, die Begierde nach Macht und Überlegenheit, die Geld allein verschaffen kann. Diese mächtige Wunschkraft kontrolliert und dominiert das menschliche Denken und ist das Leitmotiv unserer modernen Zivilisation. Sie ist wie ein Polyp, der das menschliche Leben, den Unternehmungsgeist und die Anständigkeit langsam erdrosselt; sie ist der Mühlstein um den Hals der Menschheit.

Eigentums- und Besitzstreben sowie der Wettbewerb mit anderen um den Vorrang waren die Leitgedanken des Durchschnittsmenschen: Mensch gegen Mensch, Familienvater gegen Familienvater, Geschäft gegen Geschäft, Organisation gegen Organisation, Partei gegen Partei, Nation gegen Nation, Arbeit gegen Kapital -, so dass heute die Meinung herrscht, dass das Problem von Frieden und Glück in erster Linie mit den Hilfsgütern der Welt und deren Besitz zusammenhängt.

Die dominierenden Worte in unseren Zeitungen, im Rundfunk und bei allen Diskussionen beziehen sich auf die finanzielle Struktur der menschlichen Wirtschaft: Bankzinsen, Gehälter, Staatsverschuldung, Reparationen, Kartelle und Trusts, Finanzierung und Besteuerung - das sind die Worte, die unseren Planeten beherrschen, unsere Eifersucht schüren, unseren Hass oder unsere Abneigung gegen andere Nationen nähren und uns gegeneinander aufhetzen. Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels.

Es gibt jedoch eine grosse Anzahl Menschen, deren Leben nicht von der Liebe zum Geld beherrscht wird und die von sich aus in Begriffen der höheren Werte denken können. Sie sind die Hoffnung der Zukunft, aber als einzelne die Gefangenen des Systems, das geistig ein Ende finden muss. Obwohl sie das Geld nicht lieben, brauchen sie es und müssen es haben; sie sind im System der Geschäftswelt gefangen, denn auch sie müssen arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen. Die Arbeit die sie tun möchten, um der Menschheit zu helfen, ist nicht ohne die dafür nötigen Gelder möglich. Auch die Kirchen sind in ihren Arbeitsmethoden

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.