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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 2, Seite 501 ff. (engl.)

November 1944

MEIN KAMERAD UND MEIN BRUDER!

Dies sind zwei Anreden, die ehrlich gemeint und beabsichtigt sind. Du stehst gegenwärtig vor Veränderungen. Die Wahl, die du treffen musst, betrifft nicht so sehr die Frage, wo du arbeiten wirst, sondern ob du in deinem entwickelten Dienstleben ein Hochwasserstandszeichen erreicht hast und deshalb nicht weiter gehen kannst, oder ob in dir noch die Quelle des Interesses und jener innere Drang zu finden sind, die es dir ermöglichen, sowohl weiter nach aussen hin, als auch tiefer in das Leben des Geistes hinein zu gelangen zu suchen. Derart ist oft die Wahl, welcher der Jünger [502] gegenübersteht, der die siebzig Jahre des gewöhnlichen menschlichen Unternehmens nahezu erreicht hat, wie es bei dir heute der Fall ist. Die Schwierigkeit liegt in der Tatsache, dass grundsätzlich beide Entscheidungen richtig sind. Wenige jedoch stehen der Wahl bewusst oder intelligent gegenüber oder bleiben, nachdem sie diese getroffen haben, bei dem gefassten Entschluss. Vom Standpunkt des gewöhnlichen Aspiranten ist die Wahl verhältnismässig unwichtig, weil die Zeitfrage in diesem Stadium von keiner grossen Bedeutung ist; ein paar Jahre mehr oder weniger spielen in der Ewigkeit der Seelenreaktion keine Rolle. Daher gibt eine Entscheidung, zu entspannen und an dem erreichten Punkt festzuhalten, aber von weiterem Kampf abzustehen, keinen Grund zur Kritik. Erinnere dich daran.

Vom Standpunkt des angenommenen Jüngers - so wie du es bist - mag eine Wahl wichtiger sein, als es zuerst den Anschein hat. Es möchte dir und allen, die später diese Unterweisungen lesen werden, behilflich sein, wenn ich einen Augenblick bei dem unvermeidlichen Problem des arbeitenden Jüngers verweile, bei dem Problem des Menschen, der das Alter erreicht, das du erreicht hast. Soll er auf seinen Lorbeeren ruhen (und du hast Lorbeeren, mein Bruder, was ich in meiner letzten Unterweisung an dich zum Ausdruck brachte) oder soll er - um einen biblischen Ausdruck zu gebrauchen - «seine Lenden von neuem gürten» und mit frischem Antrieb einem noch höheren Gipfel der Errungenschaft entgegengehen? Soll er die Macht der siebenten Welle demonstrieren, die ihn noch viel weiter auf den Strand des Lebensausdrucks hinauftragen wird, oder wird die starke Strömung der gewöhnlichen menschlichen Schwachheit ihn von erneuten Bemühungen zurückhalten? Die Gründe, warum ein Jünger sich wenigstens bemühen muss, sich nicht ungebührlich zu entspannen, und trotz Müdigkeit (der Müdigkeit der Jahre des Lebens), trotz des zunehmenden «Knarrens» des menschlichen Apparats und der unvermeidlichen Neigung, die durch beständigen Dienst und beständigen Kontakt mit anderen kommt, weiterarbeiten sollte, könnten folgendermassen aufgezählt werden:

1. Er muss sich bemühen, den Rhythmus des Dienstes und des fruchtbaren Lebens mitzunehmen, wenn er - frei vom physischen Körper - auf der anderen Seite des Schleiers steht.

In diesem Dienst darf keine Lücke entstehen.

2. Er muss sich bemühen, soweit [503] er dazu fähig ist, die Kontinuität des Bewusstseins eines arbeitenden Jüngers zu bewahren und sollte es nicht gestatten, dass sich eine Lücke auftut zwischen seinem gegenwärtigen Spannungspunkt und jenem Spannungspunkt, der nach dem Erlebnis des Todes vorherrscht.

3. Er muss sich bemühen, die Episode dieser Lebenserfahrung so zu beenden, dass es augenscheinlich ist, dass er ein Mitglied eines Ashrams ist. Er darf keinen Bruch in der hergestellten Beziehung noch irgendeinen Stillstand des Strömens des ashramischen Lebens durch ihn in die Welt der Menschen hinein gestatten. Diese Tätigkeit ist auf Grund der natürlichen und normalen Verschlechterung des physischen Körpers, wenn er älter wird, keine leichte Aufgabe. Sie erfordert definitive Konzentration des Bemühens, wodurch die Spannung zunimmt, in welcher ein Jünger stets lebt.

4. Für jeden Jünger in meinem Ashram ist das Problem in dieser Zeit der Weltkrise besonders dringend, und zwar aus folgenden Gründen:

a. Mein Ashram ist der hauptsächliche Ashram, der an den des Meisters K. H. angegliedert ist. Ihm, meinem Meister (so wie ich der eure bin), ist die Aufgabe der Welterziehung - in grossem Massstab - nach neuen Richtlinien übertragen worden. Durch meinen Ashram, der unter der Inspiration seines Ashrams arbeitet, soll die neuere esoterische Darstellung der Wahrheit herausgegeben werden. Die Arbeit, die ich bereits getan habe - durch meine Bücher und durch alle die Unterweisungen, die ihr zu verkörpern versucht habt - soll die Lehren der anderen und älteren esoterischen Schulen und Gruppen gänzlich exoterisch machen. Wenig Neues ist ihnen geblieben; sie müssen sich nun mit den Quellen, die ich repräsentiere, verbinden, wenn ihre Führer ihren Schülern neue und lebenswichtige Auskunft geben wollen, oder sie müssen das, was ich der Welt durch A. A. B. übermittelt habe, nehmen und sich auf diese Weise wieder in das esoterische Ganze integrieren.

b. Jünger in meinem Ashram haben eine zweifache Verantwortung, unverwandt in einer Bewahrung der Verwirklichung zu stehen - wenn ich einen solchen Ausdruck gebrauchen darf. Diese beständige Aufrechterhaltung darf keinerlei Entspannung erfahren, wenn das Alter naht, und sie darf selbst während des Übergangs des Todes nicht [504] verschwinden. Durch das ununterbrochene bewusste Denken einer zusammengeschmiedeten Gruppe von Jüngern arbeitet der Meister eines Ashrams. Der aktive äussere Dienst einer Jüngergruppe ist nicht von so hervorragender Bedeutung (obgleich er notwendigerweise einen lebenswichtigen Zweck hat), wie das einheitliche integrierte Denken der Gruppe, das so mächtig ist, dass es Veränderungen im menschlichen Bewusstsein hervorruft.

c. Das eigenartige Problem der gegenwärtigen Weltkrise und die ungeheuren Neuanpassungen im menschlichen Bewusstsein, die mit der Einführung einer neuen Kultur, Zivilisation und Weltreligion verbunden sind, rechtfertigen es, dass ich den Mitgliedern meines Ashrams (selbst angegliederten Gruppen so wie die eure) die Gelegenheit biete, ihren «Geisteszustand» während der ihnen verbleibenden Jahre dieses Lebens durch den Vorgang der Auflösung und in die Freiheit der anderen Seite des Schleiers hinein unversehrt und frei von jeglicher Verschlechterung zu bewahren. Diese Bewahrung bewusster Klarheit ist keine leichte Aufgabe; sie erfordert Verständnis und eine äusserst überlegte Bemühung.

Gerade zu diesem Bemühen fordere ich dich auf, mein Bruder. Die Folgen werden ein viel schwereres Dienstleben von jetzt ab sein. Die Ergebnisse werden die Durchführung deiner Arbeitspläne mit ausserordentlich verstärkten Bemühungen sein.

Du solltest jetzt in engerer Zusammenarbeit mit A. A. B. und F. B. stehen. Die Aufgabe, esoterische Wahrheiten in das lateinische und katholische Amerika und Südeuropa hineinzubringen, ist kein leichtes Unternehmen. Es wird langsam vor sich gehen. Dein Grund muss gut und wahrhaftig gelegt werden. Die Qualität derjenigen, die du in Zukunft erreichst, ist von grösserer Bedeutung als die Quantität. Berücksichtige dies stets. Gib die verschiedenen Phasen der Arbeit, die du so erfolgreich in Gang gesetzt hast, nicht auf, sondern fahre damit wie bisher fort - wo der Ort deines Unternehmens auf der physischen Ebene auch sein mag.

Eins der vielen Dinge, die du augenblicklich lernen und während der nächsten paar Jahre in die Wege leiten musst, ist, wie man Menschen sammelt und durch sie arbeitet. Wie du gelehrt worden bist, ist dies sehr schwer für einen Jünger auf dem ersten Strahl zu [505] meistern, besonders wenn der Seelenstrahl und der Strahl der astralen oder Gefühlsnatur beide der erste sind. Es ist für den Jünger auf dem ersten Strahl leicht, sich in sein Seelenbewusstsein zurückzuziehen, viel leichter als für irgendwelche anderen Strahlentypen, und dein Problem (ebenso wie das von J. W. K.-P.) besteht darin, der Persönlichkeit auf dem zweiten Strahl mehr Einfluss zu gewähren und auf diese Weise die Fähigkeit des ersten Strahls auszugleichen, Loslösung zu demonstrieren, durch das Funktionieren der entgegengesetzten Qualität der Zuneigung - die das Wesen des zweiten Strahls so kennzeichnet. Erwäge dies.

Wie ich J. W. K.-P. vor einigen Jahren gesagt habe, ist eine «losgelöste Zuneigung» (obgleich es paradox klingt) das Ziel des arbeitenden Jüngers auf dem ersten Strahl. Dies gilt genau so für dich. Ihr beide habt dieselben egoischen, Persönlichkeits- und mentalen Strahlen. Daher die enge Verbindung mit ihm, über die du dir stets klar gewesen bist. Er ist ein Jünger des Meisters M., der vorübergehend in meinem Ashram arbeitet. Du bist in die Reihen der angenommenen Jünger in meinem Ashram und durch mich aufgenommen worden, aber du wirst schliesslich in den Ashram des Meisters M. übertragen werden. Die freien Wechselbeziehungen, die auf diese Weise zwischen meinem Ashram und demjenigen des Meisters M. hergestellt werden, beruhen auf der Tatsache, dass er das innere Haupt aller esoterischen Gruppen ist, und im Interesse der kommenden neuen Weltordnung werden die lehrenden Ashrame durch den Zufluss von Jüngern auf dem ersten Strahl gestärkt. Dies sollte ein Punkt von wirklichem Interesse für dich sein.

Wie sollte die Art der Meditation und der inneren Arbeit sein, mein Bruder, die du während der kommenden Jahre tun solltest? Ich möchte, dass du über die «drei Tätigkeiten» meditierst: Bewegung nach aussen, beharrliche Orientierung und Zurückziehen nach innen oder Abstraktion. Die Beziehung zwischen diesen drei Tätigkeiten oder drei Haltungen sollte einen Aspekt deiner Erwägung dieser Ausdrücke bilden; die relative Tätigkeit, die in jeder erlangten Haltung enthalten ist, sollte eine andere schaffen. Die Wirkung, die von jeder von ihnen in den drei Welten und auch auf Seelenstufen hervorgerufen wird, verlangt sorgfältiges und konzentriertes Denken. Welcher Art ist z.B. die «Bewegung nach aussen» auf der Astralebene? Wie würde «beharrliche Orientierung» auf der Mentalebene erscheinen oder sich ausdrücken? Oder «Abstraktion und Zurückziehen» auf der physischen Bewusstseinsstufe? Wie kannst du als Jünger diese Haltungen gleichzeitig offenbaren? Ich denke, du wirst zugeben, mein Bruder, dass ich dir [506] mit diesen drei Konzepten und ihrer Auswirkung im täglichen Leben innerhalb des Wirkungsbereiches der drei Welten und im Leben der Seele auf ihrer eigenen Ebene das Thema für vieles Denken während der kommenden Jahre gegeben habe. Nimm deshalb jeden dieser Ausdrücke und erwäge jeden von ihnen in Beziehung zu jeder der drei Ebenen in den drei Welten und zueinander gründlich. Führe dasselbe gelenkte Denken weiter auf die Seelenstufen und verlege das Thema dann in die drei Welten der geistigen Triade, wobei du dann die niederen drei Welten als Widerspiegelungen der höheren triadalen drei Welten betrachtest. Mache Notizen über alle Gedanken, die dir über die Wirklichkeit kommen, beobachte die Reaktionen, die in deinen Ausdruckskörpern hervorgerufen werden, und werde dir immer mehr der Veränderungen bewusst, die bewusstes, vorsätzliches Denken in dir herbeiführen wird. Denke - wenn ich es so ausdrücken darf - in deinem Herzen und auch in deinem Denkaspekt und bemühe dich, den Unterschied zwischen diesen beiden Arten des Denkens zu begreifen.

Diese nachdenkende Arbeit sollte in Zukunft deine Meditationsarbeit darstellen. Sie wird deine innere Entfaltung beeinflussen und auch deine äussere Arbeit unfehlbar dynamischer machen.

Ein Grund dafür, warum ich die Notwendigkeit der Zuneigung in dieser Unterweisung betont habe, ist, dass richtige Zuneigung die Liebe der Seele freisetzt, und nur Liebe, die bewusst, intelligent und vorsätzlich angewandt wird, kann sowohl in Europa als auch in Südamerika - deinen beiden erkannten Arbeitsgebieten - erfolgreiche Arbeit hervorbringen. Nur deine Persönlichkeit auf dem zweiten Strahl wird die Fähigkeit haben, Kontakt mit deinen Schülern in Spanien wieder zu erwecken oder diejenigen, die bereits in Südamerika arbeiten, standhaft erhalten. Durch individuelle wiedergefundene, wieder erweckte und neu inspirierte Verwirklichung kann die von mir geplante und beabsichtigte Arbeit erfolgreich durchgeführt werden. Dies ist deine unmittelbare Aufgabe. Nur deine Persönlichkeit auf dem zweiten Strahl kann die Geduld aufbringen, mit der Masse der erforderlichen Einzelheiten fertig zu werden und angesichts scheinbaren Misserfolgs beharrlich fortfahren. Auch viel Geschick im Handeln wird erforderlich sein. Die katholische Kirche wird vom ersten Strahl als Seelenstrahl und vom dritten als Persönlichkeitsstrahl beherrscht. Daher ihre Liebe zu Politik und irdischer Macht. Daher auch ihre starke kaufmännische und finanzielle Voreingenommenheit. Der mentale Strahl dieser Kirche ist der sechste Strahl. Daher ihre enge Zielstrebigkeit. [507] Ihr Gefühlskörper ist auch die Qualität des sechsten Strahls, während der physische Strahl der äusseren Organisation der siebente ist. Dies sind Punkte, die dich interessieren sollten und die du in deiner Arbeit berücksichtigen musst. Eine Vergegenwärtigung dieser eigenartigen Strahlenverbindung wird von dir und allen Arbeitern nach esoterischen Grundsätzen grosses Geschick im Handeln erfordern.

Mit erneutem Bemühen, erleuchtetem Verständnis und Mut gehe wieder vorwärts, mein Bruder, im Dienste des Lichts. Ich stehe stets hinter dir. In dieser

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