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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 490 ff. (engl.)

Die Seele muss stets lernen, das «sich drehende Rad» oder «die sich bewegende Lotosblume» zu sein und in allen Richtungen mit dem Leben Kontakt aufzunehmen und von einem konzentrierten [491] Zentrum auszustrahlen, und zwar als Resultat einer richtigen Beschäftigung mit dem Plan. Vergiss nicht, dass eine Verblendung nur eine Entstellung der Wahrheit und eine fehlerhafte Widerspiegelung einer Wirklichkeit ist.

Januar 1940

MEIN BRUDER!

Was ich dir zu sagen habe, ergibt sich aus deinen früheren Unterweisungen. Ich frage mich, wie oft du sie gelesen und über die Ideen, die darin enthalten sind, nachgedacht hast. Der Gedanke mag dir kommen, dass ich es aller Wahrscheinlichkeit nach weiss, und dass meine Frage daher überflüssig ist. Jünger müssen lernen, dass diejenigen, welche der Menschheit dienen, angesichts der intensiven Inanspruchnahme durch unseren Weltdienst weder das Verlangen noch die Absicht haben, die Einzelheiten im Leben eines Jüngers zu studieren oder sich in seine persönlichen Angelegenheiten einzumischen. Wir haben einzig und allein Interesse daran, das Wachsen des inneren Lichts und die Qualität seines Dienstes festzustellen. Wir verfolgen wie beide auf der physischen Ebene wirklich in Erscheinung treten. Ich möchte dich daran erinnern, dass ihr euch als individuelle Menschen oder als aktive Persönlichkeiten (was ist zutreffend, mein Bruder?) «im okkulten Sinn meiner Aufmerksamkeit entzogen habt», denn ich arbeite mit euch gänzlich auf der Stufe der Seele und auf der Ebene mentaler Erleuchtung. In deinem Fall, mein Bruder, ist das innere Licht in der Tat intensiv, aber es strahlt nicht aus. Es leuchtet im Zentrum deines Seins und mit solcher Intensität, dass es fast dazu dient, dich blind zu machen. Kannst du dir, wenn du meine Worte überdenkst, die Wirkung dieses Zustands vorstellen? Ein Licht, das in einer eng verschlossenen Laterne scheint, kann dazu dienen, die inneren Wände der Laterne zu erleuchten, aber was nützt dies dem Eigentümer oder anderen? Dieser Vergleich ist wie alle Vergleiche unvollkommen, aber er wird dazu dienen, das Thema dieser Unterweisung für dich bildlich zu demonstrieren.

Du hast ein intensives inneres Licht das, symbolisch gesprochen, von den Blütenblättern des Wissens und der egoischen Lotosblume stammt. Du hast viele Kenntnisse und viel intelligentes oder theoretisches Verständnis. Etwas davon hast du angewandt, aber das meiste nicht. Dieses innere Licht oder Wissen dient nicht dazu, dir die inneren Seiten deines Seins zu offenbaren, jene Aspekte der Formnatur, die wir in ihrer Gesamtwirkung die Persönlichkeit nennen. Du bist dir deines niederen Ich's, deiner Grenzen, deiner Wunschnatur, deiner Stimmungen und Reaktionen, deiner [492] getäuschten Erwartungen, Schwierigkeiten und Enttäuschungen bewusst; du weisst, was du sein möchtest, aber was du im Ausdruck darstellst, nimmt deine Aufmerksamkeit bis zum Punkt der Untätigkeit in Anspruch.

In meiner letzten Unterweisung für dich nahm ich bezug auf die «Verblendung der Voreingenommenheit», die dich zu Boden riss, umgab und beeinflusste. Diese Verblendung besteht noch immer und ist womöglich noch stärker. Es handelt sich um eine intensive (von deinem Gesichtspunkt aus) unvermeidliche Hauptbeschäftigung mit dir selbst, mit dem, was dich anbetrifft, mit dem, was du gern hast, damit, wie du dich befindest, physisch und gefühlsmässig, mit deiner Reaktion auf Menschen und Umgebung und mit den materiellen Aspekten des täglichen Lebens Geld, Gesundheit, Umgebung und menschlichen Persönlichkeiten. Dieser Zustand ist jetzt so akut, dass du im Zentrum deines täglichen Lebens herumwirbelst und die Wirklichkeit nicht siehst, wie sie ist, und nichts hörst als den Widerhall deiner eigenen Gedanken, und mein Bruder, ohne dass dabei wahre Freude oder Vergnügen aus dem Leben des Dienstes für dich entsteht.

Ich möchte dich nicht entmutigen, denn selbst deine Entmutigung ist eine Beschäftigung, auf die du gut verzichten könntest. Ich versuche dich aus dem Morast, in den du einsinkst oder umhertappst, herauszuziehen, und dich auf den Weg zu senden, den du freudig gehst. Hat es irgendeinen Zweck, wenn ich dich darauf hinweise, dass du den Leiden der Welt gegenüber wenig hast, über das du dich beklagen kannst; dass dein Leben angesichts des Weltschmerzes nichts Vergleichbares enthält; dass dein Leben verglichen mit dem Kummer der Frauen, kleinen Kindern und menschlichen Wesen in den meisten Ländern wenig aufweist, was dir Sorgen machen könnte? Du bist von Menschen umgeben, die in Sicherheit für dich sorgen. Du hast Mitarbeiter, die deine Freunde sind und die dir nicht durch die Grausamkeiten des Krieges entrissen worden sind. Du hast eine Lebensaufgabe, in der du uns und der Menschheit dienen kannst; es mangelt dir nicht an den Notwendigkeiten des Lebens und du weisst nicht, was Kälte und Hungersnot oder eine Zukunft bedeuten, die nichts als weitere Qual enthält. Du bist nicht von Schmerzen gepeinigt, noch brauchst du den Schmerzen anderer ins Auge zu schauen.

Was ist daher die Ursache deines Zustands? Wo liegt der Grund für dein malaise (wie die Franzosen es nennen)? Was führt zu deinem Gefühl körperlichen Unwohlseins, der Schwermut und Depression, mit denen du der Welt begegnest? Einfach die [493] Verblendung des In-Anspruch-genommen-seins einer intensiven Beschäftigung mit dir selbst. Wenn ich diese Haltung «Selbstbedauern» nennen würde, wirst du es dann annehmen und dein intelligentes Denken gebrauchen, um dich logisch aus deiner Sackgasse zu befreien?

Jünger müssen lernen, Urteilskraft im Gebrauch der Instrumente anzuwenden, die sie benutzen sollten, um sich von Begrenzungen und Belastungen zu befreien. Es besteht zuviel unklares Gerede, wie «die Seele herbeirufen» oder ähnliche Ausdrücke. Es ist jedoch nicht die Seele, die herbeigerufen werden muss; in deinem Fall wird der Gebrauch der mentalen Prozesse (die du für deinen Bedarf in vollem Mass besitzest) die Frage klären. Suche die Ursachen deines Gefühls der Enttäuschung und Hemmung sowohl körperlich als auch geistig zu ergründen. Zähle für dich selbst die Natur deiner Beschwerden hinsichtlich des Lebens auf und stelle die entsprechenden Quellen der Zufriedenheit daneben. Kultiviere ein Gefühl für relative Werte und vergleiche dein Leben angemessener Ausdrucksmöglichkeit, mit allem Nötigen, um die drei Notwendigkeiten des Lebens (ein Dach, Essen und Wärme) zu befriedigen und die Umstände deiner Umgebung mit denjenigen, welchen heute unzählige Millionen gegenüberstehen, und in denen und durch die sie triumphieren müssen. Wo ist dein Triumph, mein Bruder? Einweihung ist ein Prozess abgestufter Triumphe, und ich versuche, dir in dieser Richtung zu helfen.

Nach dieser Erklärung möchte ich dich gleichzeitig daran erinnern, dass irgendwelche Reaktionen in Gestalt von einer Depression als Resultat meiner Worte nur das Ausmass meiner wahrheitsgemässen Darstellung beweisen werden.

Zu deinem Trost weise ich darauf hin, dass ich mir, wenn du nicht in der Lage wärest zu triumphieren, und nicht auf dem Pfad angenommener Jüngerschaft und ein Mensch wärest, der mit seiner eigenen Seele Fühlung hat, nicht Zeit und Mühe nehmen würde, dir dabei zu helfen, zu sehen und mit deinem Problem zu ringen.

Ich, dein Meister, habe Vertrauen zu dir und setze meine Hoffnung darauf, dass du dich von der Verblendung der Beschäftigung nur mit dir selbst befreien kannst. Ich bin zuversichtlich, dass du beharrlich bis zum triumphierenden Ende fortfahren wirst, wie schwer der Kampf auch sein mag.

Deine isolierte Persönlichkeit auf dem ersten Strahl übt in ihrem verhältnismässig hohen Gleichschaltungspunkt augenblicklich übermässige Kontrolle aus. Sie muss von der Seele, deren Natur Liebe ist, beherrscht werden. Wissen besitzest du. Mehr Liebe brauchst du. Wenn ich sage «Liebe», dann beziehe ich mich auf die Liebe der Seele und nicht auf Zuneigung, Gefühl oder Sentimentalität. [494] Ich beziehe mich auf jene losgelöste tiefe Liebe, die durch die Persönlichkeit hindurchfliessen und sie von begrenztem Ausdruck befreien und gleichzeitig in die Umgebung hinausströmen kann.

Wie kann der Liebesaspekt deiner Seele befreit werden? Das ist für dich augenblicklich das Hauptproblem. Durch Meditation und gewisse praktische Massnahmen. Diese letzteren musst du selbst erarbeiten; der Meister kann dich auf das Ziel hinweisen, die Hindernisse andeuten und Lösungen vorschlagen. Diese drei Bedingungen habe ich erfüllt. Der Jünger studiert die Sachlage und wendet dann jene Methoden an, die ihm erfolgversprechend und angebracht erscheinen.

Ich schlage dir daher vor, dich sorgfältig mit den Gründen zu befassen, damit du die Ursachen deines Beschäftigtseins mit deinem kleinen Ich entdecken kannst. Eine Annahme meiner Behauptungen ist nicht erforderlich, vielmehr eine mentale Tätigkeit, die von dir allein durchgeführt wird und die dich die Wahrheit dessen, was ich angedeutet habe, erkennen lässt und dich dazu führen wird, die benötigten Schritte zu unternehmen. Kämpfe nicht gegen den entdeckten Zustand an, nachdem du die Angelegenheit logisch durchdacht hast, sondern wende die entgegengesetzte Fähigkeit voller Entschlossenheit und mit Beharrlichkeit an. Selbstbedauern muss einem mitfühlenden Interesse an anderen Platz machen Menschen in deinem eigenen Heim, in deinen geschäftlichen Beziehungen und allen, denen du begegnest und die das Leben und das Schicksal dir in den Weg stellt. Isolierung muss einem Zusammenarbeiten Platz machen, keinem erzwungenen Zusammenschluss, sondern einem spontanen Sehnen, mit anderen zusammen zu sein und gemeinsam mit ihnen den Prozessen lebenskräftiger, liebevoller okkulter Pflicht nachzukommen. Erwäge diesen letzten Satz gründlich. Er ist gegenwärtig ein Saatgedanke für dein Leben.

Der zweite Vorschlag ist die Kultivierung von Gleichgültigkeit jener geistigen Gleichgültigkeit, die dem physischen Körper, den Stimmungen und Gefühlen oder den mentalen Illusionen keine übermässige Aufmerksamkeit widmet. Der Körper existiert und muss die ihm gebührende Pflege erhalten; die Gefühle und Stimmungen sind mächtig und erschöpfend und sie, mein Bruder, verursachen viele deiner körperlichen Beschwerden. Kämpfe nicht gegen sie an, sondern ersetze sie durch andere Interessen, ignoriere sie und behandle sie mit Gleichgültigkeit, bis sie aus Mangel an Beachtung und infolge allmählicher Erschlaffung dahinschwinden. Du widmest den Nebensächlichkeiten zuviel Aufmerksamkeit.

Als dritten Vorschlag gebe ich dir eine persönliche Meditation, welche dir helfen könnte.

PERSÖNLICHE MEDITATION

1. Entspanne dich. Identifiziere [495] dich mit der Seele und strebe danach, das persönliche Bewusstsein auszuschalten. Hier liegt dein Kampfgebiet. Ein intensives Interesse an irgendeinem anderen Thema ist dein hauptsächliches Ausfluchtsmittel.

2. Lass das OM ertönen und versuche (während du dies tust) die Seele anzurufen. Dieses Erklingenlassen des OM wird von dir, der Persönlichkeit, nach oben gelenkt, zur überschattenden wartenden Seele. Es ist der dreifache Ruf deiner Persönlichkeitskörper.

3. Nimm den Kontakt und die Antwort der Seele an und glaube, dass der Kontakt besteht. Hier liegt Befreiung im Glauben an die Seele als bestehende Tatsache und ihrer Beziehung zu dir.

4. Meditiere über die Folgerungen, wobei du Wissen und Denkaspekt als Methode des Verstehens gebrauchst. Nimm die Folgerungen an, zu denen du gelangst, vorausgesetzt, dass es die höchsten sind, die du erreichen kannst.

5. Konzentriere dein Bewusstsein im Ajnazentrum dem Zentrum der Persönlichkeitskraft und Gleichschaltung. Lass dann das OM wiederum erschallen, diesmal als Seele.

6. Lass daraufhin das OM nochmals als Seele erschallen und sieh:

a. Wie es deinen Denkaspekt reinigt, so dass die Illusion des getrennten Ich's verschwindet.

b. Wie es selbstsüchtiges Beschäftigtsein vertreibt und intensives Interesse an der Menschheit und am Plan Gottes für die Menschen an seine Stelle treten lässt.

c. Wie es den Ätherkörpers mit Lebenskraft erfüllt, so dass der physische Körper zum Dienst angespornt und mit Lebenskraft durchflutet wird. Glaube, dass dies der Fall ist.

7. Verbinde dich bewusst mit der Seele, dem wirklichen allumfassenden Ich und

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.