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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 296 ff. (engl.)
unterscheiden; sie dann mit Gewandtheit der Reihe nach zu gebrauchen und sie schliesslich alle gleichzeitig zu gebrauchen. Ich habe dir keine leichte Aufgabe gestellt, mein Bruder.

Darf ich dich darum bitten, drei kurze Aufsätze über diese drei Gedanken zu schreiben, die ich dir zur Entfaltung der Intuition gegeben habe, damit andere daraus Nutzen ziehen können?

Februar 1936

MEIN FREUND UND MEIN BRUDER!

Die Disziplin, die den für Arbeit in der Welt angenommenen Jünger stets begleitet, gehörte ganz entschieden auch zu dir, seit ich zuletzt mit dir in Verbindung stand. Weil du ein Jünger bist, hat diese Disziplin alle Aspekte deines niederen Ich's (des menschlichen Ich's) zur gleichen Zeit erfasst. Diejenigen, welche keine Jünger sind, mögen in dem einen oder andern ihrer niederen Körper Prüfungen unterworfen werden. Ein Jünger jedoch wird in allen dreien gleichzeitig, also in der Persönlichkeit als Ganzes, ausgebildet. Du hast daher mit erneutem physischem Unvermögen, mit Gefühlserregungen (von zweierlei Art, nicht wahr, mein Bruder?) und mit mentalen Schwierigkeiten und Anspannungen zu tun gehabt. Diese letzteren sind am schlimmsten gewesen, und dies ist zum Teil (obgleich nicht gänzlich) für die anderen beiden verantwortlich.

Die Lektionen, die alle Jünger lernen müssen, (ehe sie mit Macht in der Welt arbeiten können) könnten bezeichnet werden als die [297] Notwendigkeit unterscheiden zu lernen zwischen:

1. Grundlegenden Prinzipien und Prinzipien zweiten Ranges oder zwischen zwei rechtmässigen Ansprüchen:

a. Zwischen einem grösseren und einem geringeren Recht.

b. Zwischen demjenigen, was für dich richtig ist, was jedoch für andere falsch sein kann.

2. Zwischen persönlichem Dharma, Verpflichtungen und individuellen Pflichten und der Gruppenverantwortlichkeit und Gruppenbeziehungen.

3. Zwischen den Erfordernissen der Gruppenarbeit und denjenigen des einzelnen.

4. Zwischen wesentlichen und unwesentlichen Dingen.

Die Aufgabe ist also schwierig, mein Bruder, und die Probleme müssen, wie du weisst, allein gelöst werden. Es gibt Phasen innerer Erfahrungen, in die sich niemand eindrängen darf, nicht einmal der interessierte und verständnisvolle Lehrer oder der Meister selbst. Sollten sie sich eindrängen, so würde der Reichtum der möglichen Erfahrung unerreicht bleiben. Schweigen und Geduld sind für dich das Haupterfordernis, um strahlend und frei hervorzutreten, nicht aber ein zu starker Gebrauch des analytischen Denkens. Liebe offenbart (in deinem Fall) viel klarer und bestimmter als Analyse. Innerhalb der Grenzen deines eigenen Horizontes siehst du klar. Innerhalb der Grenzen deines Kontaktbereichs musst du innig lieben und auf inbrünstige Liebe musst du die Betonung legen.

Für dich, wie für alle deine Gruppenbrüder, muss eine Konzentration auf die Arbeit der Vorbereitung für das Wesakfest erfolgen. Ein reiner Kanal und ein freigesetztes Denkvermögen sind augenblicklich das Haupterfordernis und ich rufe euch alle zu einer vorbereitenden Reinigung und mentalen Disziplin auf. Gerade der wachsende innere Antrieb des Strebens und der Hingabe und die zunehmende «Klarheit» des Denkens muss das Ziel für euch alle während der nächsten paar Monate darstellen, denn die Forderung der Jünger in der Welt wird das, was die Welt nötig hat, und die Verstärkung des Lichts, in dem das wahre Licht sichtbar werden kann, hereinbringen. In den Worten «Und in jenem Licht werdet ihr Licht sehen» liegt okkulte Kraft. Die Hierarchie braucht augenblicklich das Licht der Jünger in der Welt in hohem Mass. Ja, mein Bruder, sie braucht es.

Ich möchte [298] vorschlagen, dass du dich während der nächsten paar Wochen darauf konzentrierst, «dein Denken unverwandt im Licht zu halten». Dies wird erneute Arbeit in Gleichschaltung und in bewusstem Herstellen eines Brennpunkts im Denkaspekt auf die Wirklichkeit hin erforderlich machen. Es ist die Tätigkeit des inneren bewussten Menschen, der seine Aufmerksamkeit unentwegt der Seele zuwendet und sich mit dieser Seele zu identifizieren sucht. Die Gleichschaltung, die gewöhnlich hergestellt wird, ist diejenige der Persönlichkeit mit der Seele. Diese hast du in hohem Mass erreicht und das Ergebnis ist, dass die Kraft, die von den äusseren Blütenblättern der egoischen Lotosblume (symbolisch gesprochen), den Blütenblättern des Wissens, ins Gehirn hineingezogen wird. Nun muss die Energie der zweiten Reihe von Blütenblättern der Liebe und Weisheit herbeigerufen werden. Eben das Hereinfliessen dieser Energie in die Persönlichkeit versuche ich hervorzurufen; dies muss während der kommenden Monate das Ziel deiner Aufmerksamkeit darstellen. Du hast Wissen, mein Bruder, und deine geistige Erfahrung ist reich. Lass sich dies nun als Weisheit, die sich durch Liebe ausdrückt, zeigen.

Zu diesem Zweck will ich dir die folgende Meditation als Vorschlag umreissen, an der du arbeiten kannst, es sei denn, dass ich es später für angemessen erachte, sie zu ändern. ...

Mein Bruder, willst du auch das aufschreiben, was dir in bezug auf «Ausstrahlung» und «magnetischer Dienst» in den Sinn kommen mag? Diese beiden Aufsätze werden deine individuelle Gabe für deine Gruppenbrüder darstellen. Solltest du nicht genügend Kraft und Zeit haben für diese und die früher umrissene Gruppenarbeit, dann wähle lieber die Erläuterung dieser beiden Worte: Ausstrahlung und Magnetismus als die Gruppenarbeit.

August 1936

MEIN BRUDER!

Es fällt mir schwer, zu entscheiden, was ich dir wohl in dieser schwierigen Halbjahrsperiode sagen soll. Die letzten paar Monate sind schwere Zeiten für dich gewesen; es sind aber trotzdem Zeiten wirklichen Wachstums gewesen, auch wenn du selbst dies nicht fühlst. Und doch, wenn man dich als ein Mitglied deiner Gruppe betrachtet, hast du dem vereinten Gruppenleben deiner Brüder nur wenig geboten. Dies mag vielleicht zum Teil die Folge einer falschen Auffassung hinsichtlich der wahren Bedeutung meines Ziels sein. Es wird einem Menschen, der vorwiegend Eigenschaften des sechsten Strahls hat (entweder als Resultat der Richtung [299] dieses Lebens oder wenn er sie, wie in deinem Fall, als vorherbestimmende Einflüsse aus einem andern Leben herübergebracht hat) so schwer, sich über die auf ein Ziel konzentrierte Absicht (wobei ich dieses Wort in dem Sinn, in dem die Katholiken es gebrauchen, anwende) einer Gruppe klar zu werden. Der eigene Gesichtspunkt, das eigene Dharma, die eigenen Probleme und die eigene Entfaltung werden so zielstrebig verfolgt und was die Schwierigkeit noch verwickelter macht mit wirklich richtigen und hohen Motiven. Wenn hierzu noch ein ausserordentlich kritisches Denken kommt, ist das Problem doppelt schwer. Aber, mein Bruder seit langem, deine intensive innere Treue der Wahrheit gegenüber, deine sichtlich entwickelte Selbstlosigkeit, deine starke Verbindung mit der Hierarchie als verpflichteter Jünger und deine Scharfsichtigkeit, sind Beiträge zum Gruppenleben von solchem Wert, dass ich dich heute bitte es zu versuchen, dich auf wahre und selbstlose Weise von neuem in die Gruppe zu integrieren.

Diese spezifische Gruppe meiner Jünger steht dem Problem gegenüber, zu einem Verständnis der Verblendung zu gelangen, in der sich alle Menschenwesen bewegen, die bis jetzt noch unterhalb des Grades eines Eingeweihten dritten Grades sind. Die Prüfungen, denen die Gruppenmitglieder ausgesetzt wurden, sind daher zahlreich und gross gewesen und mehrere Male hat das Leben der Gruppe als Einheit beinahe Schiffbruch erlitten. I. B. S. könnte dir viel über die Zeit erzählen, in der es fast unmöglich erschien, das Gruppenleben zu retten, wenn sie unter vier Augen mit dir sprechen würde. S-K. L. T. ist sich heute darüber klar, wie Verblendung ihn in der Gewalt hat, kann jedoch den Eintrittspunkt nicht erkennen. Auch D. A. O. ist, wie du aus ihrer Korrespondenz ersehen wirst, verwirrt, obgleich sie sich nicht darüber klar ist und durch die Verblendung der Unabhängigkeit die Folgerung abstreiten würde. Und doch besteht die Gruppe weiter und wird weiter bestehen, solange als der Geist der Liebe weiter unter den Mitgliedern herrscht und sie frei von wirklich selbstsüchtigen Motiven bleiben.

Ein Teil der grossen Versuchung unseres Meisters, des Christus, in der Wildnis beruht auf den drei Aspekten der Weltverblendung Illusion, Verblendung und Maya. Diese alle drohten ihn zu verwirren und er begegnete jeder von ihnen, einer nach der andern, durch die Verkündigung eines klaren Prinzips und nicht mit den wortreichen Argumenten eines analytischen Gehirns. Von diesem Siegesfeld ging er hinaus um zu lieben, zu lehren und zu heilen. Lasst in diesen Tagen des Leidens in der Welt Liebe und Freude in [300] gleichem Mass den Grundton eures Lebens bilden. sowohl als Gruppe wie auch als einzelne, den sie bringen die heilende Schwingung der Hierarchie mit sich.

Ich ändere deine Arbeit nicht. Ich habe dir heute wenig zu sagen, mein Bruder. Du hast die Arbeit, die ich dir früher zugewiesen habe, nicht getan. Warum sollte ich dir weitere und andersartige Arbeit zuteilen? Diejenige, die ich dir früher gab, ist noch immer notwendig. Denke weniger und liebe mehr. Dies ist der Grundton für dich während der kommenden sechs Monate. Dann wird Licht ausgelöst werden und auf deinen Weg scheinen. Berücksichtige das Wohlergehen deiner Gruppe dadurch, dass du ein integrierter Teil derselben wirst. Du wirst natürlich fragen: «Wie kann ich das tun? Fragen und Probleme verschiedener Art erfüllen mein Denken, und wie kann ich, der ich bekümmert bin, der Gruppe dienen?» Bei den meisten Aspiranten ist es notwendig, sie darin auszubilden, zu denken und zu erwägen, zu überlegen und zu analysieren, aber du tust dies alles mit ungewöhnlicher Leichtigkeit. Häufig analysierst du dich selbst in eine Sackgasse hinein, nicht wahr, mein Bruder? Es besteht keine andere Möglichkeit, aus der Sackgasse zu entkommen als durch Emporsteigen; du kannst nicht zurückkehren, denn ein Jünger geht nicht zurück. Aber du kannst dich auf den Flügeln der Liebe und dem Motiv des Dienens in die Freiheit und in das Licht hinein emporheben, dorthin wo die Grossen wandeln, leben und arbeiten.

Der zugewiesenen Meditation, die dir in der letzten Unterweisung gegeben worden ist, bitte ich dich folgendes hinzuzufügen:

Erster Monat Orientierung.

Zweiter Monat Helligkeit. Klarheit.

Dritter Monat Der Friede, der höher ist als alle Vernunft.

Vierter Monat Integrierung.

Fünfter Monat Gruppenleben.

Sechster Monat Der strahlende Weg.

Abgesehen hiervon überlassen wir es dir, wenn du willst, deine Arbeit zu vollenden.

Februar 1937

MEIN BRUDER!

Du bist so persönlich gewesen, mein Bruder. Du hast dich hinter einer Mauer des Schweigens isoliert und bist unerreichbar. Die karmische Gelegenheit ist dir angeboten worden, aber du hast sie nicht erkannt. Meine Definition der Art der Verblendung, an der du immer wieder leidest, hat dich voll verletzten Stolzes und voller Groll, dass deine Brüder deine Schwächen kennen sollten, hinter diese Mauer [301] getrieben. Mein Bruder, dies sollte nicht vorkommen. Es ist alles ein Teil der Illusion, die dich umgibt. Was macht es aus, wenn jeder um die Schwächen seines Bruders auf dem Pfad weiss, und wenn alle von den Schwachheiten des einzelnen Kenntnis haben? Bist du noch so unvollkommen und noch so lieblos, dass solche Kenntnis Kritik und Groll statt Liebe und Verständnis hervorrufen

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.