Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 91 ff. (engl.)
und sie stehen bereit, die erforderliche Unterweisung zu geben. Ich möchte euch in diesem frühen Stadium daran erinnern, dass nur dasjenige von Bedeutung ist und für euch die Wahrheit darstellt, was ihr selbst erkennt und bewusst in euch selbst erlebt. Das, was euch von anderen gesagt werden mag, selbst von mir, dient keinem wesentlichen Zweck, abgesehen davon, dass es eine bereits erkannte Wahrheit zur Geltung bringt oder bestätigt oder Illusion oder Verantwortung hervorruft, bis es eurerseits entweder verworfen wird oder bis ihr es in eurem eigenen Bewusstsein erlebt. Versteht ihr, was ich meine?

Einweihung könnte hier als der Augenblick der Krise bezeichnet werden, in dem das Bewusstsein unmittelbar an der Grenzlinie der [92] Offenbarung schwebt. Es könnte so angesehen werden, dass die Forderungen der Seele und die Anregungen des Meisters mit den Forderungen von Zeit und Raum, die ihren Brennpunkt in der Persönlichkeit oder dem niederen Menschen haben, in Konflikt stehen. Ihr habt daher in dieser Situation einen wogenden Kampf zwischen den Gegenpolen; das Spannungsfeld oder der Brennpunkt der Anstrengung befindet sich im Jünger, «der in der Mitte steht». Wird er bewusst für den Zug von oben empfänglich sein und darauf reagieren und in neue und höhere Gebiete geistiger Erfahrung vorwärtsgehen? Oder wird er wieder in die Verblendung von Zeit und Raum und die Knechtschaft des Persönlichkeitslebens zurückfallen? Wird er in einem statischen, bewegungslosen Zustand verharren, in dem weder die höhere Tendenz noch der Zug nach unten eine Wirkung auf ihn haben? Der eine oder andere dieser drei Zustände muss ihn kennzeichnen und einer früheren hin- und herschwingenden Erfahrung folgen, in welcher der Jünger zwischen den höheren und niederen Entscheidungen schwankt. Dies ist der Prozess, den der Meister überwacht. Er kann nichts tun, weil es das eigene Problem des Jüngers ist. Er kann sich nur bemühen, das Verlangen der Seele durch die Kraft seines gelenkten Gedankens zu vergrössern. Die Persönlichkeit kann auch nichts tun, denn an diesem Punkt sind sowohl der physische Körper als auch der Astralkörper einfach Automaten und warten in einem empfänglichen Zustand auf die Entscheidung des Jüngers, der in seinem Mentalkörper funktioniert. Nur der Jünger kann an diesem Punkt des Bemühens auf der mentalen Bewusstseinsstufe handeln. Sobald er dies tut, sind die Würfel gefallen. Entweder schreitet er vorwärts, der Tür des Lichts entgegen, wo der Meister ihn bei der Hand nimmt und der Engel der Gegenwart auf eine Art und Weise wirksam und tätig wird, die ich euch nicht beschreiben darf, oder er sinkt vorläufig in den Lebenszustand des niederen Menschen zurück. Verblendung und Maya lassen sich von neuem auf ihn nieder und der Hüter der Schwelle schiebt sich zwischen den Jünger und das Licht aus der offenen Tür und erneut seine Tätigkeit. Entweder erwacht der Jünger plötzlich zu einem erweiterten Begreifen der Wirklichkeit und einem tieferen Verständnis des Plans und der Rolle, die er in ihm spielen sollte, oder die «Schleier der Erde» schliessen sich über seinem Kopf zusammen; die Vision verblasst und er kehrt, wahrscheinlich für die Zeit der Verkörperung, in der ihm die Gelegenheit geboten wurde, in das Leben eines gewöhnlichen Menschenwesens zurück. Sollte er jedoch durch diese Tür vorwärtsschreiten, dann wird ihm die Offenbarung und ihre sie begleitenden Folgen (je nach der Einweihung, die möglich wird) zuteil werden,. Es handelt sich nicht um [93] Offenbarung von Möglichkeiten. Es ist ein tatsächliches Erlebnis, welches das Hervorrufen neuer Kräfte und Fähigkeiten und die Erkenntnis neuer Dienstmöglichkeiten und Dienstbereiche zum Resultat hat. Diese Kräfte hängen von früheren Entwicklungen ab und diese Fähigkeiten und die Bewegungsfreiheit «innerhalb der Grenzen der Hierarchie», die weit über dasjenige hinausgehen, was er erträumt haben mag, werden ihm zuteil. Neue hierarchische Kontakte sind ihm jetzt möglich; neue Verantwortung wird auf seine Schultern gelegt und neue «Kraftfelder» stehen für seinen Gebrauch im Weltdienst zur Verfügung.

Ihr habt oft gehört, dass der Guru oder Lehrer im Osten seinen Jünger dadurch zu lehren pflegte, dass er ihm einen Fingerzeig gab. Wenn ihr die alten Schriften aus Indien gelesen und studiert habt (und wer hat heutzutage nicht wenigstens einige von ihnen gelesen?), dann werdet ihr bemerkt haben, dass diese Fingerzeige in zwei Kategorien zerfallen:

1. Fingerzeige hinsichtlich des persönlichen Charakters in Beziehung zur Wirklichkeit und Vorbereitung für die Einweihung.

2. Fingerzeige hinsichtlich der Einheit der Göttlichkeit und der Beziehung des Menschen zu einer in Erfahrung gebrachten und erlangten Einheit.

Zu diesen wurden später Lehren über den Schöpfungsprozess, als Gott die Welten schuf, und vieles über Energie und die Entwicklung der Zentren (Laya Yoga, wie dies technisch genannt wird), hinzugefügt. Diese vier Lehrfächer waren alles, was gegeben wurde, und die ganze gebotene Ausbildung war exoterischer Natur. Ihr könnt selbst erkennen, dass sie vorbereitender Natur war und dass die Ausbildung für Einweihung so tief in der Betonung, die auf die Beziehung zwischen Guru und Jünger gelegt wurde, verborgen lag dass sie nicht durch Worte ausgedrückt und deshalb in keiner Weise offenbart wurde. Die wenigen möglichen symbolischen Fingerzeige und Bedeutungen sind erforscht worden und der gelehrte Esoteriker hat diese Auskunftsquellen bereits bis auf den Grund geleert.

Ich versuche nun die Lehre einen Schritt weiter nach aussen zu bringen und das exoterisch zu machen, was der Meister seinen Jünger in den alten Tagen dann lehrte, wenn die grundlegenden Wahrheiten über das Universalbewusstsein einigermassen begriffen wurde und er die Einzelheiten gleichfalls erfolgreich an seinem rechtmässigen Ort und auf rechte Art und Weise ausgearbeitet hatte. Die alte Regel bleibt stets eine unveränderliche Regel, dass alle wahrhaft esoterische Lehre mit dem Universalen anfängt [94] und mit den Einzelheiten endet; dies müsst ihr stets und unter allen Umständen berücksichtigen. Es ist meine schwere Aufgabe, diese bisher ungeschriebenen Regeln in moderne Sprache und symbolische Formen zu kleiden. Vieles was seit der Zeit, wo H. P. B. sich abmühte und arbeitete, ausgegeben worden ist, hat auf Wahrheit beruht, einschliesslich der Auskunft über Einweihung, vieles ist unreal gewesen und arg entstellt worden.

Wenn ein Neophyt sich zuerst wegen der erforderlichen Ausbildung vor der Einweihung an den Meister wendet, welches ist dann eurer Ansicht nach des Meisters Problem? Ich setze voraus, dass der Meister seinen Jünger gut kennt, dass er davon überzeugt ist, dass der Jünger aufrichtig ist und dass er seinen Antrag für angemessen hält. Ich nehme ebenfalls an, dass es euch klar ist, dass der sogenannte «Ruf» besteht in der Qualität seiner Lebensweise, seinem geleisteten Dienst und dem Vorhandensein eines erleuchteten Denkvermögens, erleuchtet durch ein bestimmtes Mass von Seelenkontakt.

Das Problem des Meisters besteht darin, ihn die Stabilisierung der Beziehung zwischen Seele und Körper zu lehren, damit zwischen ihnen nach Belieben Kontakt hergestellt werden kann. Der Astralkörper stellt kein Hindernis von Belang dar, und durch diesen Seelenkontakt kann leicht eine Beziehung mit der Hierarchie, ihren Zielen und Hilfsquellen hergestellt werden. An zweiter Stelle wird auf die Natur der Energie und ihre weise Nutzbarmachung durch die Vermittlung einer gleichgeschalteten Persönlichkeit hingewiesen.

Es ist erforderlich, dass ihr alle eine bestimmte Tatsache begreift, bevor ihr die Arbeit mit mir aufnehmt, nämlich, dass in einer Jüngergruppe, wie in dieser, die grosse Mehrheit die erste Einweihung bereits empfangen hat und für eine spätere Einweihung vorbereitet wird. In dieser Erklärung liegt nichts Überraschendes oder irgendwelche besondere Ursache für Freude oder Überheblichkeit. Eine unermessliche Anzahl von Weltaspiranten zeigt durch ihre Aufgeschlossenheit für geistige Fragen, durch die Intensität ihrer Aspiration und durch ihr Ringen danach, gut, selbstaufopfernd und weise zu sein, dass sich das Leben des innewohnenden Christus ganz entschieden in ihnen rührt und in ihrem Herzen vorhanden ist. Die Einweihung der «geistigen Fixierung auf der physischen Ebene» (wie die Geburt in Bethlehem, die erste Einweihung, manchmal genannt wird) ist bereits von Tausenden empfangen worden, und sie gehen aufrichtig und entschieden auf dem Weg vorwärts. Ich möchte euch hier daran erinnern, dass viele, viele Leben zwischen der ersten und zweiten Einweihung verfliessen können lange, lange Zwischenzeiten stillen und nahezu unsichtbaren [95] Wachstums. Ihr seid durchaus nicht einzigartig oder den älteren Weltaspiranten weit voraus. Darin liegt Grund zur Ermutigung und zur Demut. Natürlich ist es nicht meine Absicht, zu erwähnen, wer für irgendeine besondere Einweihung vorbereitet wird. Das ist etwas, das jeder von euch selbst entdecken muss. Es ist eine Frage innerer Orientierung, kann also nicht durch äussere Information gelöst werden.

Hier möchte ich auf einen Punkt, das Empfangen der ersten drei grossen Einweihungen betreffend, besonders hinweisen. Sie müssen stets im physischen Körper und auf der physischen Ebene empfangen werden und so das Eingeweihtenbewusstsein sowohl durch das Denkvermögen als auch durch das Gehirn demonstrieren. Dies ist ein Punkt, der nicht oft betont und der manchmal bestritten wird.

Ich möchte auch mit aller mir zur Verfügung stehenden Klarheit und Macht auf die äusserst dringende Notwendigkeit, Demut zu üben und diese beständig wieder von neuem auszudrücken, hinweisen. Ich spiele nicht auf ein Minderwertigkeitsgefühl an, sondern auf jenen richtig eingestellten Sinn für rechte Wertverhältnisse, der denjenigen, der ihn besitzt, mit einem ausgewogenen Standpunkt in bezug auf sich selbst, seine Verantwortungen und seine Lebensaufgabe ausrüstet. Wenn dieser vorhanden ist, wird er ihn befähigen, sich selbst leidenschaftslos und ihm gebotenen Gelegenheiten mit gleicher Abgeklärtheit zu betrachten. Zweifellos haben alle Jünger, und ihr gehört auch zu ihnen, Vermutungen hinsichtlich ihres Ranges und ihres Ansehens auf dem Pfad und in bezug auf den Rang ihrer Mitjünger angestellt. Das ist schliesslich sowohl natürlich als auch menschlich. Einige von euch sind zu demütig im persönlichen Sinn und nicht in einem Sinn wahrer Demut. Dabei meine ich, dass ihr so sehr befürchtet, stolz und schwülstig zu sein und eure Fähigkeiten zu hoch einzuschätzen, dass ihr dem wahren Sachverhalt gegenüber unehrlich seid und die Macht eurer Seele schmälert. R. S. U. ist ein typisches Beispiel dafür und muss im geistigen Leben demütig wandeln, was ein richtiges Erkennen von Rang und Gelegenheit mit sich bringt und nicht diese beständige Betonung ihrer Unfähigkeit, den Anforderungen gerecht zu werden. Sie ist es meiner Jüngergruppe und mir schuldig, sich als das zu erkennen, was sie wirklich ist, eine Jüngerin in Vorbereitung für eine gewisse Einweihung, der viel Weisheit zur Verfügung steht. W. D. S. leidet an einem Minderwertigkeitsgefühl, das ihn dazu treibt, seine Persönlichkeit anderen äusserlich aufzuzwingen und sich als heimliche, geistige Eifersucht denen gegenüber ausdrückt, die sein Bewusstsein als die ihm geistig Überlegenen gelten lassen muss. Er muss sich selbst hinnehmen wie er ist und froh über jene sein, die ihm für die Möglichkeit zukünftiger Entfaltung bürgen, weil sie [96] bereits mehr erreicht haben als er, und dann muss er sich selbst vergessen, während er seine Jüngerschaft auf sich nimmt und entdeckt, dass er in treuem Dienst so beschäftigt ist, dass ihm keine Zeit dafür übrigbleibt, sich unaufhörlich mit anderen zu vergleichen.

Wahre Demut beruht auf Tatsache, Vision und Zeitnot. Hier gebe ich euch einen Fingerzeig und möchte euch bitten, tief über diese drei Grundlagen einer reiferen persönlichen Haltung, die vor jeder Einweihung angenommen und demonstriert werden muss, nachzudenken. Ich möchte euch daran erinnern, dass angesichts einer wahren Vision stets Demut vorhanden sein muss.

Dieses Experiment, das ich unternehme, hat seine Gefahren. Auf der inneren Ebene sind die Jünger im Ashram eines Meisters einigermassen im Bild über den Rang ihrer Mitjünger; aber diese Kenntnis dringt nicht immer ins Gehirnbewusstsein durch. Dies ist grösstenteils eine Schutzmassnahme, weil man sich nicht darauf verlassen könnte, dass sie diese Kenntnis auf der physischen Ebene richtig handhaben würden. Sie könnten einem Mitjünger gegenüber, der dem Ziel, das er sich im Zusammenhang mit der Einweihung gesetzt hat, vorübergehend nicht gerecht wird, übermässig kritisch sein; sie könnten im geheimen eifersüchtig sein oder sich unnötig selbst verurteilen, sie könnten den Jünger, der ihnen auf dem Einweihungspfad voraus ist, als einen Überlegenen und Abseitsstehenden betrachten und dadurch seine Aufgabe und sein Bestreben erschweren; sie könnten einen gesunden Wertmassstab hinsichtlich der Einweihung selbst, in bezug auf ihr Verfahren und ihren Geisteszustand verlieren und zwar dadurch, dass sie einem anderen kämpfenden Eingeweihten-Jünger zu nahe treten oder ihn missverstehen. Es gibt viele Fallen und ich rate euch, euch in acht zu nehmen. Befasst euch mit eurem eigenen Leben und euren eigenen Angelegenheiten. Spekuliert nicht über den Rang der anderen Jünger in meiner Gruppe, die in enger Verbindung mit euch an meinem Experiment mitarbeiten und es teilen. Pflegt die Demut, die auf Verständnis und Vision beruht und dient der Welt, euren Mitjüngern und dient auch mir, als eurem hauptsächlichen Berührungspunkt mit der Hierarchie.

Ich habe oft darauf hingewiesen, dass ein Jünger an dem Einfluss erkannt wird, den er auf seine Umgebung ausübt, und ein Eingeweihter an dem weiten Spielraum

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.