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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 466 ff. (engl.)

Man gibt diesen Stufen in den okkulten Archiven bestimmte Namen, die vielsagend und aufschlussreich sind; natürlich sind sie symbolisch gemeint. Es wäre vielleicht von Interesse, wenn ich einige von diesen uralten, geheimnisvollen Aussprüchen angeben würde, in denen drei Mitteilungen enthalten sind, nämlich der Name der Stufe, ihre esoterische Farbe und ihr Symbol. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass diese interessanten Angaben, die ich manchmal mache, und die einige Schüler als besonders bedeutsam anzusehen scheinen, viel weniger wichtig sind als das Geheiss, gütig zu leben, [467] Worte der Sanftmut und Weisheit zu sprechen und Selbstvergessen zu üben. Die okkulte Angabe wird gelesen und beachtet, die gewohnten Unterweisungen jedoch werden übersprungen und übersehen. Wir, die wir mit den Aspiranten arbeiten, lächeln oft über die Torheit und mangelnde Urteilskraft, die sich bei jenen zeigen, die wir belehren. Sage zu einem Schüler: «Handle mit Beharrlichkeit nach dem Gesetz liebevoller Güte», und er wird erklären, dass er dies tatsächlich versuchen will; aber in ihm selbst wird das Geheiss infolge seiner Vertrautheit den Reiz verlieren und bestenfalls als eine notwendige Binsenwahrheit angesehen werden. Sage zu dem Schüler: «Ich will dir einige okkulte Sätze oder einige Mitteilungen und Hinweise über die Grossen geben», und mit Eifer und Aufregung, mit selbstgefälliger Zufriedenheit und einer fröhlichen Neugier bereitet er sich auf die wichtige Enthüllung vor. Und doch werden ihm durch die erste Vorschrift okkulte Mitteilungen gegeben; sie weist hin auf das Gesetz, das - wenn man ihm in der rechten Weise folgt - zu Erlösung und Befreiung führt. Die letztere Angabe betrifft die Phänomene, und deren Kenntnis führt den müden Wanderer nicht zu den Toren des Himmels. Einige von euch bedürfen dieser Mahnung.

Jene Stufen, welche der menschlichen vorausgehen, werden ausgelassen, da niemand, der diese Worte lesen wird, das Rüstzeug besitzt, um ihren inneren Sinn zu begreifen.

Stufe 1.

Das Leben hat durch täglichen Gebrauch der Form den Stufenweg erklommen. Mit Hilfe der geringeren drei wurde in langsamem Fortschreiten der lange Weg gewandert. Ein neues Tor steht nun offen. Die Worte werden verkündet: «Betritt den Pfad des wirklichen Verlangens.»

Das Leben, das sich nur als Form erkennt, hüllt sich in lebendig-kraftvolles Rot, das Rot erkannten Verlangens, und durch das Rot nähern sich alle ersehnten Formen; sie werden erfasst und gehalten, gebraucht und abgelegt, bis das Rot sich in Rosenrot verwandelt, [468] das Rosenrot in blassestes Rosa, und das Blassrosa in Weiss. Dann erblüht die rein weisse Rose des Lebens.

Die winzige Rose des wesentlichen Lebens ist in der Knospe zu schauen; noch ist es nicht die vollerblühte Blume.

Stufe II.

Das Bild nimmt andere Gestalt an. Eine andere Stimme, aus nächster Nähe kommend, spricht einen anderen Satz aus. Das Leben schreitet auf seinem Wege weiter. «Betritt das Feld, wo Kinder spielen und geselle dich zu ihren Spielen.» Erwachend zum Spiele des Lebens durchschreitet die Seele das Tor.

Das Feld ist grün, und in seiner Weite tummeln sich die vielen Formen des einen, bewegenden Lebens; sie weben den Tanz des Lebens, die vielfältig gearteten Gestalten, die Gott annimmt. Die Seele betritt den «Spielplatz des Herrn» und spielt darauf, bis sie den Stern mit den fünf strahlenden Zacken sieht, und sagt: «Mein Stern».

Der Stern ist nur ein Lichtpunkt, und noch keine strahlende Sonne

Stufe III.

Der Weg des roten Verlangens geht zu Ende. Er verliert seine Lockung. Der Spielplatz der Gottessöhne bietet keinen Reiz mehr. Die Stimme, die zweimal aus der Formenwelt erklang, ertönt jetzt im Herzen. Die Aufforderung kommt: «Erprobe deinen eigenen Wert. Nimm die orangenfarbige Kugel deiner zielbewussten Absicht an dich». Empfänglich für das verkündete Wort tritt die lebendige Seele, die in der Form eingebettet ist, aus den vielen Gestalten hervor und bahnt sich ihren Weg vorwärts. Es kommt der Weg des Zerstörens, des Erbauens und Wiederabreissens der Formen. Die zerbrochenen Formen vermögen nicht zu befriedigen. Der Seele eigene Form ist jetzt das grosse Verlangen, und so kommt es zum Eintritt auf den Spielplatz des Denkens.

Aber in diesen Träumen und Phantasien erscheint manchmal eine [469] Vision - das geistige Bild einer gefalteten Lotosblüte, die Blätter eng und dicht verschlossen, noch ohne Duft, aber in kaltes, blaues Licht getaucht.

Orange und blau werden in einer ferneren Zeit verschmelzen, doch weit ist es noch bis dahin. Deren Verschmelzung badet die Knospe im Licht und führt das künftige Öffnen herbei. Lasst das Licht scheinen.

Stufe IV.

Das Leben schreitet in das Dunkel hinein. Eine andere Stimme scheint zu sprechen: «Betritt die Höhle und finde, was dir gehört; wandere im Dunkel und trage auf deinem Haupte eine angezündete Lampe.» Die Höhle ist finster und einsam; kalt ist sie, ein Ort mit vielen Geräuschen und Stimmen. Die Stimmen der vielen Gottessöhne - beim Spiel zurückgelassen auf dem Spielplatz des Herrn - verlangen nach Licht. Die Höhle ist lang und eng. Die Luft ist nebelerfüllt. Das Rauschen rinnenden Wassers vereinigt sich mit dem Rauschen des Windes und dem häufigen Rollen des Donners.

In der Ferne erscheint, trübe und sehr verschwommen, eine ovale Öffnung in blauer Farbe. Quer über diesem blauen Raum sieht man ein rosiges Kreuz ausgespannt, und inmitten des Kreuzes, wo die vier Arme sich treffen, eine Rose. Auf dem oberen Balken leuchtet ein schimmernder Diamant in einem fünfstrahligen Stern.

Die lebendige Seele drängt vorwärts, dem Kreuz entgegen, das den enthüllten und erkannten Weg zum Leben versperrt.

Noch ist das Kreuz nicht erstiegen und daher zurückgelassen. Doch vorwärts geht die lebendige Seele, die Augen auf das Kreuz gerichtet, die Ohren offen für die wehklagenden Rufe all ihrer Bruderseelen.

Stufe V.

Hinaus in strahlendes Licht und Leben! Die Höhle wird zurückgelassen; das Kreuz ist umgestürzt, der Weg steht offen. Das Wort erklingt hell im Kopf und nicht im Herzen. «Betritt wiederum den Spielplatz des Herrn und leite dieses Mal die Spiele». Der Weg auf der zweiten Treppenreihe ist versperrt, und dies durch [470] der Seele eigenes Tun. Nicht mehr beherrscht rotes Verlangen alles Leben, sondern nun brennt kraftvoll die klare blaue Flamme. Auf der untersten Stufe des versperrten Weges wendet die Seele sich zurück und schreitet die Treppe hinunter, dem Spielplatz zu; sie stösst auf tote Hüllen, die in einem früheren Stadium erbaut worden waren, tritt auf Formen, die verlassen und zerstört sind, und streckt hilfreich ihre Hände aus. Auf ihrer Schulter sitzt der Vogel des Friedens, an den Füssen trägt sie die Sandalen des Boten.

Noch ist es nicht der äusserste Glanz des strahlenden Lebens! Noch ist es nicht der Eintritt in ewigdauernden Frieden! Sondern noch geht die Arbeit und das Emporheben der Kleinen weiter.

Hier haben wir in symbolischer Form Bilder menschlichen Lebens und Fortschritts, vom Leben in der Form, das durch den Aufbauprozess heranwächst, der das schöpferische Wirken kennzeichnet. Es ist dies nur eine dürftige Übersetzung einiger mantrischer Sätze und einiger grundlegender Symbole, und man darf keinesfalls etwas anderes darin sehen, als einen Hinweis auf einen bestimmten Vorgang, der so verhüllt und verborgen ist, dass nur Wissende ihn verstehen können. Die Esoteriker werden verstehen, dass diese fünf Stufen die Lebensepochen jeder Form umschliessen, ganz gleich, ob der Schöpfer kosmischer, planetarischer oder menschlicher Art ist.

Jede Form wird von einem impulsiven Lebensfunken erbaut, der von einem Schöpfer ausgesandt wurde, und wächst Stufe um Stufe nach dem Gesetz des Zuwachses - einem Aspekt des Gesetzes der Anziehung, welches das Gesetz des Lebens ist. Dieses Gesetz wirkt zusammen mit dem Gesetz von Ursache und Wirkung, das, wie wir wissen, die Materie beherrscht. Ursache, Anziehung oder Verlangen, Wachstum und Wirkung - diese vier Worte sind für den Aufbau jeglicher Gedankenform massgebend. Wenn letztere eine vollendete Wesenheit ist, dann ist sie eine Wirkung, durch Zuwachs geschaffen, unter dem Machteinfluss einer planvollen Ursache.

Die Menschheit hat sich jetzt bis zu einem Punkt entwickelt, wo wir Wirkungen viel mehr vom Standpunkt der Qualität als der Materie beurteilen. Eine Gedankenform besteht für uns, um [471] eine Wirkung zu erzielen. Wir haben jetzt die Empfindung, dass es der Daseinszweck aller Formen ist, eine subjektive Qualität zum Ausdruck zu bringen, die uns den Schlüssel zu der Absicht ihres Schöpfers gibt. Denkt über diese Worte nach. Darum finden wir in dieser elften Regel, dass der Zweck des ausgesprochenen Wortes darin besteht, den Lebewesen, aus denen die Form besteht, zu sagen, «was zu tun ist, und wohin das, was erschaffen wurde, zu bringen ist». So sehen wir also die Gedanken der Absicht, der Tätigkeit und des Ziels.

Ich brauche nicht noch mehr zu der riesigen Menge an Literatur beizutragen, die schon herausgegeben worden ist, noch brauche ich die Bedeutung des Zwecks hinsichtlich einer solchen Gedankenform betonen, wie es ein Sonnensystem, ein Planet, ein Naturreich oder ein Menschenwesen ist. In verschiedener Beziehung ist diese Dreiheit von Absicht, Tätigkeit und Ziel wohl bekannt, in anderer Hinsicht ist sie für uns von zu hoher und zu unergründlicher Art, als dass wir uns in diesen Unterweisungen damit befassen und in Bereiche der Spekulationen abwandern könnten. Die Religion hat lange Zeit versucht, sich mit dem Ziel zu beschäftigen; an dem Tätigkeitsaspekt versucht sich jetzt der Wissenschaftler; und über den Willen Gottes sinnen ständig die fortgeschrittensten Denker und Philosophen nach. Erst wenn sich der Mensch der Disziplin seines eigenen, geistigen Willens unterwirft, die Tätigkeit der Lebewesen in seiner Formnatur überwacht und sich in dem Mass dem Ziel zuwendet, in dem es immer mehr seiner geistigen Schau gefällt, wird er zu einem echten Verständnis für den Plan gelangen. Dieser stellt den Willen Gottes dar, soweit ihn ein Menschenwesen überhaupt erfassen kann.

Mit den Gedankenformen, die er zu erschaffen beginnt, da er ja täglich denken lernt, können wir uns jedoch befassen, denn es handelt sich dabei um die erste Lektion im magischen Wirken, die bald gelernt werden muss. Der Schöpfer im Mentalstoff muss:

a. Lernen, einsichtsvoll aufzubauen.

b. Den Impuls geben durch rechte Sprache, die das, was er [472] erschaffen hat, belebt; so wird die Gedankenform fähig, die vorgesehene Idee anzudeuten.

c. Seine Gedankenform genau auf das Ziel einstellen und sie also richtig gelenkt aussenden, damit sie das erstrebte Ziel erreicht und die Absicht ihres Aussenders erfüllt.

Die Notwendigkeit klaren Denkens und der Ausschaltung müssiger, zerstörerischer und negativer Gedanken tritt immer klarer hervor in dem Mass, in dem der Aspirant auf seinem Wege fortschreitet. Wenn die Macht des Denkens zunimmt und der Mensch seine Gedanken immer mehr aus dem Massendenken herauslöst, gestaltet er unvermeidlich Gedankensubstanz zu Formen. Das geschieht zuerst automatisch und unbewusst. Er kann gar nicht anders, und zum Glück für die Menschheit sind die gebildeten Formen so schwach, dass sie weitgehend unschädlich sind, oder sie stehen mit dem Massendenken so im Einklang, dass ihre Wirkung unbedeutend ist. Aber wenn der Mensch sich entwickelt, nimmt seine Macht und seine Fähigkeit zu schaden oder zu helfen zu; wenn er nun nicht lernt, in der rechten Weise aufzubauen und das, was er geschaffen hat, mit richtigen Motiven zu lenken, dann wird er ein Zerstörer und ein Zentrum schädigender Kraft - die nicht nur ihm selbst schadet und ihn vernichtet, wie wir bald sehen werden, sondern die ebenso verderblich und schädigend auf jene wirkt, deren Schwingung auf ihn abgestimmt ist.

Wenn dies wirklich so ist, dann könntet ihr berechtigterweise fragen: Gibt es einige einfache Regeln, die der ernste und gewissenhafte Anfänger bei dieser Wissenschaft des Aufbauens anwenden könnte, und die so klar und präzis sind, dass sie die nötige Wirkung erzielen? Es gibt solche Regeln, und ich will sie ganz einfach darstellen, so dass der Anfänger bei deren Befolgung der Gefahr schwarzer Magie entgeht und im Einklang mit dem Plan aufbauen lernt. Er wird, wenn er die von mir gegebenen Regeln befolgt, das verwickelte Problem vermeiden, das er selbst blindlings geschaffen hat und das in der Tat das Tageslicht ausschliessen, seine Welt verdunkeln und ihn hinter einer Mauer von Formen gefangen halten würde, die für ihn dann seine eigene, besondere, grosse Illusion verkörpern.

Diese Regeln mögen dem geschulten Aspiranten zu einfach klingen, aber für diejenigen, die bereit sind, wie kleine Kinder [473] zu werden, können sie sich als ein sicherer Führer zur Wahrheit erweisen und sie schliesslich instand setzen, die Prüfungen zur Adeptschaft zu bestehen. Einige sind in symbolische

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.