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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 228 ff. (engl.)
steht der unglückliche Aspirant, der sich vor allem der Dualität bewusst ist und zwischen den beiden Zuständen hin und hergerissen wird. Sein erstes Streben geht dahin, sich der Gegensatzpaare bewusst zu werden, und er erkennt die Notwendigkeit, zwischen diesen zu wählen. Weil er das Licht in sich entdeckt hat, wird er sich des Dunkels bewusst. Weil das Gute ihn anzieht, sieht er das Böse, das für ihn die Linie des geringsten Widerstandes ist. Infolge der Wirksamkeit des Schmerzes kann er sich Lust und Freude vorstellen und ihrer gewahr werden, und Himmel und Hölle werden für ihn zu Realitäten. Durch die Wirksamkeit des anziehenden Lebens seiner Seele erkennt er die Anziehungskraft von Materie und Form und wird gezwungen, den Drang und Zug beider anzuerkennen. Er lernt, sich als «zwischen den beiden grossen Kräften hängend» zu fühlen, und wenn er einmal die Dualitäten begriffen hat, dämmert es ihm langsam und sicher, dass der entscheidende Faktor im Kampf sein göttlicher Wille ist, im Gegensatz zu seinem eigensüchtigen Willen.

So spielen die zwiefachen Kräfte ihre Rolle, bis sie als zwei grosse [229] Ströme göttlicher Energie erkannt werden, die nach entgegengesetzten Richtungen ziehen; der Mensch gewahrt dann die zwei Pfade, die in unserer Regel erwähnt werden. Der eine führt zurück in das bedrückende Land der Wiedergeburt, der andere durch das goldene Tor in die Stadt der freien Seelen. Einer ist also involutionärer Natur und verwickelt ihn in tiefste Materie; der andere führt ihn heraus aus der Körpernatur und lässt ihn schliesslich seinen geistigen Körper erkennen, durch den er im Reich der Seele wirken kann. Später, wenn er schon ein wahrer und verpflichteter Jünger ist, erkennt er den einen Pfad als den Pfad zur linken Hand, den anderen als den Pfad der rechten Wirksamkeit. Auf dem einen Pfade wird er in schwarzer Magie bewandert, die aus nichts anderem als den entwickelten Persönlichkeitskräften besteht, welche den egoistischen Absichten eines Menschen untergeordnet werden, dessen Beweggründe Eigennutz und weltlicher Ehrgeiz sind. Diese binden ihn an die drei Welten und verschliessen das Tor, das sich zum Leben hin öffnet. Auf dem anderen Pfad unterordnet er seine Persönlichkeit und übt sich in der Magie der weissen Bruderschaft; er wirkt immer im Licht der Seele und mit der Seele in allen Formen und legt keinen Wert auf den Ehrgeiz des persönlichen Selbstes. Klare Unterscheidung dieser beiden Pfade offenbart das, was in einigen okkulten Büchern «der schmale, messerscharfe Pfad» genannt wird, der zwischen den beiden liegt. Das ist der «edle Mittelpfad» des Buddha und bezeichnet die feine Grenzlinie zwischen den Gegensatzpaaren und zwischen den beiden Strömen, die er erkennen gelernt hat, dem einen, der hinauf zu den Toren des Himmels führt, dem anderen, der hinuntergeht in die unterste Hölle.

Wenn der Aspirant sich in diesen beiden Hauptwaffen: Unterscheidungskraft und Leidenschaftslosigkeit, übt, erlangt er jene Qualität, die in dieser Regel «die lebendige Kraft» genannt wird. So wie das Auge das Instrument ist, mit dem man den Reiseweg auf der physischen Ebene wählen kann, und das ausserdem eine ganz eigenartige Wirkungskraft besitzt, wodurch es anzieht und seine [230] eigene Zeichensprache entwickelt, ebenso macht sich im Aspiranten eine äusserst lebendige Kraft bemerkbar. Diese setzt schliesslich das dritte Auge in Tätigkeit; so erreicht der Mensch eine Macht und eine klare Schau, die ihn die rechte Wahl treffen lassen und ihm einen schnellen, stetigen Fortschritt auf dem Wege ermöglichen. Es wird uns gesagt, dass Macht in der Stille wächst oder sich entwickelt, und dass nur derjenige, der in seinem Kopf ein Zentrum des Friedens finden kann, wo sich die Pfade der körperlichen Kräfte und der einströmenden geistigen Fluten begegnen, wahres Unterscheidungsvermögen und jene Leidenschaftslosigkeit in rechter Weise ausüben kann, welche den beherrschten Astralkörper und Mentalkörper unter die Führung der Seele bringen.

Dann kann er die Bedeutung der «vibrierenden Pole» verstehen und jenen Gleichgewichtspunkt erreichen, der das Ergebnis ihrer Wechselwirkung und Schwingung ist.

Dadurch, dass man die doppelten Kräfte spürt und die beiden Pfade klar unterscheidet, kommt es zur Entfaltung der lebendigen Kraft. Diese zeigt ihre erste Tätigkeit darin, dass sie den Aspiranten befähigt, einen Gleichgewichtspunkt zu erreichen und so auf jenem Gipfel der Errungenschaft zu stehen, auf dem «eine Wahl getroffen» wird.

Was ist das für eine Wahl? Für den Aspiranten ist es die Wahl zwischen schnellem und langsamem Fortschritt. Für den angenommenen und treuen Jünger ist es die Wahl zwischen den Dienstmethoden. Der Eingeweihte steht vor der Entscheidung zwischen geistigem Fortschritt und der schwierigen Aufgabe, bei der Gruppe zu bleiben und den Plan auszuführen. Für den Meister ist es die Wahl zwischen den sieben Pfaden, und es ist daher ersichtlich, um wieviel anstrengender und schwieriger sein Problem ist.

Alles jedoch bereitet den Aspiranten für die rechte Wahl durch klare Unterscheidung vor, die zu rechtem Handeln führt und durch Leidenschaftslosigkeit ermöglicht wird. In diesem Satz ist die Methode des Kriegers auf dem Kampfplatz der Begierdenebene kurz zusammengefasst.

Es sollte hier beachtet werden, dass mit dem sich stetig entwickelnden Wahlvermögen und durch den treu ausgefochtenen Kampf auf der Astralebene das Bewusstsein des Menschen sich von Stufe [231] zu Stufe verschiebt. Zuerst ist es der geschlagene, erdenmüde Aspirant, der mit Begierde, Verblendung, Ehrgeiz und seinem empfindlichen emotionalen Körper zu ringen hat. Er denkt, der Kampf sei ungeheuer schwer, aber von einem umfassenderen Gesichtspunkt aus ist er verhältnismässig geringfügig, jedoch ist es die Grenze dessen, was er aushalten kann.

Später ist es der erfahrene Probejünger, der sich im Tal der Illusion abmüht und sich nicht nur mit seinem eigenen Wesen, sondern auch mit den Kräften des Tales beschäftigt, dessen zwiefältige Natur er erkennt. Dann tritt der Jünger zum Kampf an und fasst mit Mut (und oft mit klarer Schau) die Kräfte ins Auge, die sich ihm entgegenstellen. Dazu gehören nicht nur die Kräfte in seinem eigenen Wesen und in jenen Aspekten der Astralebene, auf die er naturgemäss reagiert, sondern auch die Kräfte der Illusion, die sich gegen die Jüngergruppe stellen, zu der er gehört. Mögen alle Jünger in diesen schwierigen, anstrengenden Tagen das beachten und bedenken. Solche Jünger stehen zeitweise in bewusstem Kontakt mit ihren Seelenkräften, und für sie gibt es keine Niederlage und kein Zurück. Sie sind die erprobten Kämpfer, voll Narben und ermüdet, und doch wissen sie, dass der glorreiche Sieg vor ihnen liegt, denn die Seele ist allmächtig. Angenommene Jünger, die nicht nur gegen die aufgezählten Kräfte, sondern überdies noch gegen die schwarzen Mächte kämpfen, die sich gegen die Älteren Brüder stellen, können die geistigen Energien ihrer Gruppe und in seltenen, unbedingt notwendigen Augenblicken sogar den Meister anrufen, unter dem sie arbeiten. So vergrössert sich die Arbeit und die Anstrengung, so nimmt die Verantwortlichkeit und der Kampf ständig zu; doch zu gleicher Zeit wächst auch stetig eine Erkenntnis der Machtfülle, mit der man in Kontakt kommen, die man nutzbar machen kann und die am Ende den Sieg sichert, wenn man den rechten Kontakt gefunden hat.

Der Ausdruck «der Meditierende» bezieht sich auf die Seele. Arjuna, der strebende Jünger, gibt den Kampf auf und übergibt die Waffen und die Zügel der Regierung an Krishna, die Seele. So wird [232] er zuletzt belohnt durch Erkenntnis und durch das Erschauen der göttlichen Form, die den Gottessohn verbirgt, Der Er Selbst ist.

Wenn dieser Kampf ausgetragen und gewonnen ist, tritt der Jünger in die Reihen der weissen Magier unseres Planeten und kann Kräfte handhaben, an dem Plan mitarbeiten, die Elementarwesen beherrschen und Ordnung in das Chaos bringen. Er ist nicht länger in die Weltillusion verstrickt, sondern hat sich über sie erhoben. Er kann nicht länger von den Ketten seiner früheren Gewohnheiten und seines Karmas niedergehalten werden. Er hat die lebendige Kraft errungen und steht fortan als ein Älterer Bruder da.

Das ist der Pfad, der vor jedem einzelnen und all denen liegt, die ihn zu betreten wagen. Das ist die Gelegenheit, die allen Schülern geboten wird, welche ihre Wahl mit Leidenschaftslosigkeit getroffen haben und von der Liebe und dem Wunsch zum Dienen geleitet werden.

REGEL VIII

Die Agnisuryans antworten auf den Ton. Die Wasser verebben und fluten. Der Magier hüte sich vor dem Ertrinken an der Stelle, wo Land und Wasser sich begegnen. Die Wegmitte, die weder trocken noch nass ist, muss der Standort sein, wohin er seine Füsse setzt. Wenn Wasser, Land und Luft zusammentreffen, dann ist dort die richtige Stelle, um Magie auszuüben.

Typen der Astralkraft. Der Kreislauf von Ebbe und Flut.

REGEL VIII

Typen der Astralkraft.

Es wäre ratsam, wenn der Studierende mit Sorgfalt den [235] Kommentar zu dieser Regel läse, der in der «Abhandlung über kosmisches Feuer» gegeben wurde. Man wird feststellen, wie ausserordentlich schwer verständlich er ist und welche Fülle an schwer zu findenden okkulten Mitteilungen in ihm steckt. Er sollte jedoch studiert werden. Auch das Wort «Astralebene» sollte man sich näher ansehen und eine allgemeine Vorstellung zu erlangen suchen von ihrem Wesen und ihrer Funktion als Kampfplatz der Sinne und als dem Ort, von dem aus Magie ausgeübt wird. Das einsichtsvolle, konstruktive Verlangen des weissen Magiers, der nach den Anweisungen seiner eigenen Seele wirkt und sich daher mit Gruppenarbeit beschäftigt, das ist die treibende Kraft hinter allen magischen Erscheinungen. Dieses magische Werk wird in des Magiers eigenem Leben begonnen, greift auf die Welt der Astralebene über und kann sich dann (wenn es dort Macht gewonnen hat) von dort aus auf der physischen Ebene und schliesslich auch auf den höheren Ebenen kundtun.

Wir werden uns daher eingehend mit dieser Regel beschäftigen, denn sie betrifft die unmittelbare Aufgabe und Tätigkeit des einsichtsvollen Aspiranten; sie ist vom Standpunkt des Durchschnittsschülers die wichtigste in diesem Buch. Man kann sie nicht verstehen, wenn kein Seelenkontakt vorhanden ist; auch kann sich die magische Kraft der Seele nicht eher sichtbar auf der physischen Ebene auswirken, als bis die Bedeutung ihrer esoterischen Ausdrücke nicht wenigstens bis zu einem gewissen Grad in der inneren Erfahrung des Magiers verarbeitet wurde.

Die meisten Aspiranten stehen jetzt auf der Wegmitte, wo sie entweder ertrinken (und so keine weiteren Fortschritte in diesem Leben machen) oder standhalten und so den gewonnenen Boden behaupten, oder echte ausübende Magier werden, welche etwas leisten [236] in der weissen Magie, die auf Liebe beruht, von Weisheit beseelt ist und einsichtsvoll angewandt wird, um auf Formen einzuwirken.

Wir wollen daher diese Regel in mehrere Teile zerlegen, um sie leichter studieren zu können und wollen sie Schritt für Schritt durchnehmen, um ihre Anwendungsmöglichkeit auf das tägliche Leben des Probejüngers zu begreifen und ein rechtes Verständnis für ihre weitreichenden Folgerungen zu gewinnen.

Die drei Unterabteilungen sind:

1. Die Reaktion der astralen Elementarwesen und das daraus folgende Verebben und Fluten der Wasser.

2. Die Gefahren der Wegmitte, deren Beschaffenheit und die Gelegenheit, die sie bietet.

3. Der Ort, an dem Magie vollzogen wird.

Wir wollen nun den ersten Punkt studieren, der zusammengefasst ist in den Worten:

«Die Agnisuryans antworten auf den Ton. Die Wasser verebben und fluten.»

Die Situation kann mit den folgenden bündigen Aussagen dargestellt werden. Die schon studierten Regeln teilen die Wahrheit über den Magier mit.

1. Die Seele hat mit ihrem Werkzeug in den drei Welten Verbindung aufgenommen.

2. Der Mensch auf der physischen Ebene erkennt den Kontakt, und das Licht im Kopf leuchtet auf, was der Aspirant manchmal erkennt, manchmal aber nicht wahrnimmt.

3. Die Seele lässt ihren Leitton erklingen. Eine Gedankenform wird im Einklang mit der vereinten Meditation der Seele und des Menschen, ihres Werkzeugs, erschaffen.

4. Diese Gedankenform, die den Willen des Egos oder der Seele verkörpert, nimmt unter Mitwirkung der Persönlichkeit eine dreifache Form an, welche aus Stoff von allen drei Ebenen besteht und durch die Tätigkeit und die Ausstrahlung des Herz, Kehl- und Ajnazentrums des weissen Magiers, der Seele in [237] Verbindung mit ihrem Werkzeug, belebt wird.

5. Die Hüllen der Persönlichkeit, deren jede ihr eigenes, individuelles Leben hat, fühlen ihre Macht schwinden, und der Kampf zwischen den Kräften der Materie und der Seelenkraft entbrennt von neuem mit Heftigkeit.

6. Dieser Kampf muss auf der Astralebene ausgefochten werden und entscheidet

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.