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Eine Abhandlung über Weisse Magie, Seite 198 ff. (engl.) |
Folge eines sehr langen Entwicklungsprozesses ist und für die er nicht den
Schlüssel hat. Das gilt besonders für die Anfangsstadien und vor der ersten
Einweihung, denn er hat keine Kenntnis von der geschichtlichen Vergangenheit
noch irgendeine Vorausschau auf die Zukunft. Er muss einfach seine Ausrüstung
hinnehmen, die Gelegenheit ergreifen und das Beste daraus machen, wobei er sich
durch die uralten Regeln des Raja-Yoga und durch das Licht seiner Seele leiten
lässt.
Wenn das Herzzentrum erweckt ist und das Kehlzentrum zu schöpferischem Wirken kommt, wird eine ganz bestimmte Verbindung hergestellt; es findet eine wechselseitige Beeinflussung zwischen den beiden Energien statt. Diese Tätigkeit erweckt wiederum eine Resonanz bei jenem Aspekt des Tausendblättrigen Lotos (eines synthetischen Lotos), durch den die das Herz und Kehlzentrum belebende Energie normalerweise strömt. Diese Resonanz und dieses [199] Wechselwirken führt zu zwei Ergebnissen, die man höchst sorgfältig beachten sollte. Zuerst tritt das Licht im Kopf in Erscheinung. Eine Funkenübertragung (wenn ich es so ausdrücken darf) entsteht zwischen der höheren, positiven, überschattenden Energie, die in der Form des tausendblättrigen Lotos konzentriert ist, und der ständig sich erhöhenden Schwingung des Herz und Kehlzentrums. Diese beiden unteren Zentren reagieren ihrerseits auf die Energien, die aus den Zentren unterhalb des Zwerchfells emporgehoben und nach oben geleitet werden. Zweitens beginnt sich auch das Zentrum zwischen den Augenbrauen bemerkbar zu machen, und dieser bedeutsame zweiblättrige Lotos beginnt zu schwingen. Er symbolisiert die Vereinigung von Seele und Körper, des Subjektiven mit dem Objektiven. In einigen okkulten Büchern wird er auch der «Lotos mit den sechsundneunzig Blättern» genannt, aber das ist nur eine Differenzierung der Energien, die in den beiden Blättern konzentriert sind. Man wird bemerken, dass die Gesamtsumme der Kraftblätter in den Zentren (ohne die beiden Kopfzentren) im Ganzen achtundvierzig beträgt. Diese Energien in ihren beiden Aspekten, physisch-vitale Energie und Seelenqualitäten, machen die sechsundneunzig Aspekte oder Schwingungen der beiden Blätter des Ajna oder Augenbrauenzentrums aus. Man sollte auch bedenken, dass das Wort «Blatt» nur Symbol für eine Kraftäusserung und deren sichtbare Wirkung in der Materie ist. Die fünf Zentren mit ihren achtundvierzig Blättern sind daher in dem zweiblättrigen Lotos vereint und damit sind es 48+2 = 50; das ist die Zahl der vollkommenen Persönlichkeit, denn fünf ist die Zahl des Menschen und zehn die Zahl der Vollendung. Symbolisch erscheint auch die Zahl hundertvierundvierzig, wenn man nämlich zu der Gesamtsumme der achtundvierzig Blätter der fünf Zentren die sechsundneunzig Blätter des Zentrums zwischen den Augenbrauen hinzufügt. Diese Zahl kennzeichnet das vollendete Werk der zwölf schöpferischen Hierarchien, zwölf mal zwölf; dann sind also die subjektive Seele und der objektive Körper zu vollkommener Einheit zusammengebracht [200] und eins geworden. Das ist die Vollendung. Fügt zu dieser Zahl einhundertundvierundvierzig die Zahl tausend hinzu (die Zahl der Blätter im Lotos des Kopfzentrums), dann habt ihr die Zahl der Geretteten in der Offenbarung Johannis, die einhundertvierundvierzigtausend, die vor Gott stehen können, denn die drei Ziffern weisen auf die Persönlichkeit hin. Wenn der Mensch in sich das grosse Werk vollendet hat, wenn die Zahl 144'000 als Symbol dessen, was er erreicht hat, auftritt, dann kann er vor Gott stehen, nicht nur vor dem Engel der Gegenwart, sondern vor der Grossen Gegenwart Selbst. Die Erweckung der Zentren. Es erhebt sich nun die Frage: wie kann diese Erweckung und harmonische Wirkungsweise erreicht werden? Welche Schritte müssen unternommen werden, um diese Belebung und schliesslich die vereinte Tätigkeit der drei Zentren zustande zu bringen? Angesichts dieser Fragen befindet sich der wahre Lehrer in einer Schwierigkeit. Es ist nicht leicht, die esoterischen und gleichlaufenden Tätigkeiten klarzumachen, die sich aus der Charakterbildung ergeben. So oft ist der Aspirant gespannt darauf, neue Dinge zu erfahren, und wenn ihm irgendeine alte Wahrheit gesagt wird, so alt und so bekannt, dass sie keinen Widerhall mehr bei ihm hervorruft, dann hat er den Eindruck, der Lehrer habe ihn im Stich gelassen, und er verfällt einem Gefühl der Ohnmacht und Niedergeschlagenheit. Dem muss man jedoch begegnen, und die Fragen müssen beantwortet werden. Ich will deshalb die notwendigen Voraussetzungen so kurz und bündig wie möglich darlegen und sie in ihrer richtigen Reihenfolge und entsprechend ihrer Bedeutung, vom Standpunkt des Durchschnittsaspiranten aus, geben. Wir wollen sie in Tabellenform aufzählen und später 201 dann jeden einzelnen Punkt kurz behandeln. 1. Charakterbildung, die erste und wesentlichste Voraussetzung. 2. Rechte Motive. [201] 3. Dienst. 4. Meditation. 5. Ein regelrechtes Studium der Wissenschaft von den Zentren. 6. Atemübungen. 7. Das Erlernen der Willens-Methode. 8. Die Entwicklung der Fähigkeit, die Zeit richtig zu verwenden. 9. Die Erweckung des Kundalini-Feuers. Dieser neunte und letzte Punkt wird auf dieser Stufe unserer Schulung nicht behandelt werden. Der Grund ist offensichtlich. Die meisten Aspiranten sind bei Punkt drei oder vier angelangt und beginnen gerade am fünften und sechsten zu arbeiten. Wir wollen nun kurz jede einzelne dieser notwendigen Stufen berühren, und ich möchte noch betonen, wie notwendig es ist, bis zu einem gewissen Grad die Verantwortung zu erkennen, die im Wissen liegt. Wisst ihr die Tatsache zu würdigen, dass, wenn ihr von jeder einzelnen Mitteilung, die ihr im Lauf der Schulung erhaltet, vollen Gebrauch machtet, sie zu einer Tatsache in eurer Erfahrung werden liesset und die so ständig mitgeteilten Lehren in eurem täglichen Leben verwirklichen würdet, ihr in kurzem vor dem Tor der Einweihung stehen würdet? Macht ihr euch klar, dass Wahrheit im planvollen Alltagsleben manifestiert werden muss, ehe neue Wahrheit ohne Gefahr mitgeteilt werden kann? 1. Charakterbildung. Diese neun angeführten Punkte müssen von ihrem Kraftaspekt aus studiert werden und nicht von ihrer ethischen oder geistigen Bedeutung her. Eben die «Welt der Kraft, in die der Eingeweihte eintritt», und die Schulung, die er als Aspirant erhält, machen einen solchen Schritt möglich. Jeder von uns tritt in das Leben ein mit einer bestimmten Ausrüstung, dem Ergebnis vergangener Leben mit ihren Bemühungen und Erfahrungen. Diese Ausrüstung [202] hat gewisse Unzulänglichkeiten oder Mängel und ist nur in den seltensten Fällen ausgeglichen. Der eine Mensch ist zu stark mental veranlagt, der andere zu psychisch. Ein dritter ist vorwiegend physisch eingestellt, wieder ein anderer zu mystisch. Der eine Mensch ist empfindlich, reizbar und leicht beeindruckbar; ein anderer ist das Gegenteil von allen diesen Eigenschaften. Der eine Mensch stellt seine tierische Natur in den Mittelpunkt oder er hat eine rein materialistische Lebensanschauung, während ein anderer visionär und frei von den Sünden des Fleisches ist. Die Verschiedenheiten unter den Menschen sind nicht zu zählen, aber in jedem Leben herrscht eine bestimmte Tendenz vor, der sich alle Energien seiner Natur zuwenden. Vielleicht wird er von seinen physischen Kräften stark beherrscht und führt demnach das Leben eines Tieres. Oder er wird von astraler Energie beeinflusst und führt ein stark emotionales und psychisches Leben. Vielleicht wird er wie so viele, von drei Energiearten beherrscht, von physischer, emotionaler und von gelegentlich einströmender Seelenenergie. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass die Körper, in welchen wir als Seelen wirksam sind, vorwiegend Energiekörper sind. Sie bestehen aus Energieeinheiten, aus Atomen, die in einem dauernden Fluss und in ständiger Bewegung sind und die ihren Platz in einer Umwelt von gleicher Art finden. Die Seele wirkt in diesen Energiekörpern als positiver Kern und ist gegenwärtig in den meisten Fällen verhältnismässig untätig. Sie übt jetzt nur einen geringen Druck auf ihre Hüllen aus und identifiziert sich mit ihnen, so dass sie also dadurch vorübergehend ihr eigenes, wahres Leben verleugnet. Es kommt indes der Tag, an dem die Seele zu der Notwendigkeit erwacht, die Lage zu beherrschen und ihre Autorität durchzusetzen. Dann versucht der Mensch, anfangs krampfhaft, sich mit der Situation vertraut zu machen. Er muss zuerst entdecken, welche Energieart in ihm vorherrscht und die bestimmende Kraft in seiner täglichen Erfahrung ist. Hat er das festgestellt, so beginnt er, seine Körper neu zu organisieren, umzustellen und umzubauen. Diese ganze Erfahrung kann in zwei Worten zusammengefasst werden: Laster und Tugend. Laster ist die Energie der einzelnen oder der in der Persönlichkeit zusammengefassten Hüllen, sofern sie die Lebenstätigkeiten beherrscht und die Seele den Hüllen, den Impulsen und Neigungen des niederen Selbstes unterordnet. Tugend besteht darin, dass man neue Energien und einen neuen Schwingungsrhythmus einführt, so dass die Seele zum positiv beherrschenden Faktor wird und [203] die Seelenkräfte die Kräfte des Körpers verdrängen. Das ist der Vorgang der Charakterbildung. Ich möchte das an einem Beispiel klar machen: Ein Mensch sei das Opfer einer reizbaren, nervösen Veranlagung. Wir sagen ihm, er müsse ruhig und friedvoll sein, inneren Abstand zu gewinnen suchen und so die Herrschaft über sich erlangen. Wir lehren ihn, dass er freundlich und ruhig sein sollte, anstatt verdriesslich und mürrisch. Dies klingt wie eine Binsenwahrheit und höchst uninteressant. In Wirklichkeit jedoch wird damit gesagt, dass an die Stelle der ruhelosen, egozentrischen emotionalen Natur und der Tätigkeit des Solarplexus-Zentrums (das die mächtigen Kräfte der Astralebene trägt) der stetige, freie und harmonisierende Rhythmus der Seele, des höheren Selbstes, gesetzt werden sollte. Diese Aufgabe, der niederen Schwingung die höhere aufzuerlegen, bedeutet Charakterbildung, die erste Vorbedingung auf dem Probepfad. Wenn der ernsthafte Schüler dies liest, kann er beginnen, seine Energiebestände zusammenzurechnen; er kann die Kräfte, von denen er weiss, dass sie sein Leben beherrschen, in einer Liste aufstellen und so zu einem vernünftigen, wahrheitsgemässen Verständnis jener Kräfte gelangen, die unterworfen, und der anderen, die gestärkt werden sollten. Dann möge er im Licht wahrer Erkenntnis auf dem Pfad seiner Bestimmung weitergehen. 2. Rechte Motive. Es wird gesagt, dass ein Meister der Weisheit die «seltene Blüte einer Generation von Wissbegierigen» sei. Die Frage, welche der Sucher jetzt stellt und welche nur er allein beantworten darf, lautet: «Welches ist das Motiv, das mein Streben und Bemühen beherrscht? Warum suche ich auf einer wahren Grundlage aufzubauen? Warum rufe ich so eilig meine Seele an?» Die Entwicklung rechter Motive ist eine fortschreitende Bemühung, und wenn man sich selbst entdeckt, verlagert man fortwährend den Brennpunkt seines Antriebs, weil das Licht immer stetiger auf den Weg scheint; und immer wieder tritt ein neues, höheres Motiv in Erscheinung. Lasst mich wieder eine Erläuterung geben: Ein Aspirant ist in den Anfangsstadien praktisch immer ein hingebungsvoller Verehrer. Um die von einem geliebten Freunde oder Lehrer als Norm festgesetzte Stufe zu erreichen, kämpft und strebt er und gewinnt an Boden. Später wird dieser Gegenstand seiner Hingabe und heissen Bemühung durch die Hingabe an einen [204] der Grossen, der Älteren Brüder der Menschheit, verdrängt. Er widmet all seine Fähigkeiten und die Kräfte seiner Natur dem Dienst an ihnen. Dieser Beweggrund wird seinerseits sicher und stetig verdrängt durch eine lebendige Liebe zur Menschheit, und die Liebe zu einem Einzelnen, sei dieser auch noch so vollkommen, wird der Liebe zu allen Menschenbrüdern weichen. Wenn die Seele immer mehr Herrschaft über ihr Werkzeug erlangt und die Seelennatur sich beständig offenbart, wird auch diese Menschenliebe wieder verdrängt durch die Liebe zu dem Ideal, dem Plan und den Absichten, die dem Universum selbst zugrundeliegen. Der Mensch kommt so weit, dass er sich nur als einen Kanal erkennt, durch den geistige Kräfte wirken können, und er erkennt sich klar als einen mit dem Einen Leben verbundenen Teil. Dann sieht er sogar die Menschheit als relativ und als Bruchteil, und er versinkt in den Grossen Willen. 3. Dienst. Ein Studium der rechten Motive führt naturgemäss zu rechtem Dienen und läuft oft in seiner objektiven Gestaltung neben dem motivierenden Bewusstsein einher. Aus dem Dienst, als einer Ausdrucksform von Liebe an einem Einzelnen, an der Familie oder Nation, erwächst der Dienst für ein Mitglied der Hierarchie, für die Gruppe eines Meisters, und daraus der Dienst an der Menschheit. Schliesslich entwickelt sich ein Bewusstsein für den Plan und für den Dienst dafür; der Mensch weiht sich der fundamentalen Absicht des Grossen Daseins, das alles ins Leben gerufen hat, damit ganz bestimmte Zwecke und Ziele erreicht werden. 4. Meditation. Auf dieses Thema wollen wir nicht weiter eingehen, da es die Grundlage für einen grossen Teil der Lehren in meinen anderen Büchern bildet, und da viele von euch gleichmässig und stetig an der Meditation arbeiten. Ich habe sie als vierten Punkt auf die Liste gesetzt, denn Meditation ist für den Menschen gefährlich und nutzlos, wenn die Grundlage eines guten Charakters und eines reinen Lebens fehlt. Sie wird dann lediglich ein Mittel für den Zufluss von Energien, die dazu dienen, die unerwünschten , Eigenschaften seines Lebens zu verstärken, genau so wie die Düngung eines Gartens, der [205] voll Unkraut ist, dieses zu einer erstaunlichen Wucherung bringt und die schwachen, zarten Blumen ersticken lässt. Meditation ist gefährlich, wo ein unrechtes Motiv besteht, wie etwa der Wunsch nach persönlichem Wachstum oder geistigen Kräften, denn unter diesen Bedingungen verstärkt sie nur die Schatten im Tal der Illusion und bringt die Schlange des Stolzes, die in den Niederungen selbstsüchtigen Begehrens lauert, zu voller Entwicklung. Meditation ist gefährlich, wenn der Wunsch zu dienen fehlt. Dienen ist ein anderes Wort für die Nutzbarmachung von Seelenkraft zum Wohle der Gruppe. Wo dieser Impuls fehlt, kann zwar Energie in |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |