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Briefe über okkulte Meditation, Seite 339 ff. (engl.)
selbst.

Verfeinerung des Mentalkörpers

Sie ist [340] das Resultat von harter Arbeit und von kritischem Unterscheidungsvermögen. Dreierlei ist notwendig, ehe die Ebene der mentalen Einheit und das Kausalbewusstsein (das volle Bewusstsein des höheren Selbst) erreicht wird:

Klares Denken, nicht nur auf Gebieten, die irgendwie von Interesse sind, sondern in allem, was die Menschenrasse betrifft. Dazu gehört die Formulierung von Gedankenstoff und die Fähigkeit zu definieren. Das bedeutet die Fähigkeit, aus Gedankenstoff Gedankenformen zu bilden und diese zum allgemeinen Wohl zu machen, Wer nicht klar denkt und noch keinen fertigen Mentalkörper besitzt, der lebt im Nebel, und ein im Nebel befangener Mensch ist nur blinder Führer von Blinden.

Die Fähigkeit, den Mentalkörper zu beruhigen, so dass die Gedanken aus abstrakten und Intuitionsebenen ein aufnahmefähiges Blatt vorfinden, auf dem sie sich eintragen können. Dieser Gedanke ist in vielen Büchern über Konzentration und Meditation klargelegt worden, so dass ich ihn nicht weiter zu erläutern brauche. Diese Fähigkeit ist das Ergebnis harter und langjähriger Übung.

Ein ganz bestimmter Vorgang, den der Meister mit Zustimmung des Jüngers bewirkt, durch den all das, was in vielen Jahren mühevoll errungen wurde, in eine dauernde Form verschmolzen wird.

Bei jeder Einweihung hat die angewandte elektrische oder magnetische Kraft eine stabilisierende Wirkung. Sie sichert die Fortdauer der vom Jünger erreichten Resultate. Gleich wie ein Töpfer den Ton formt und gestaltet, um ihn dann durch Feuer zu härten, so gestaltet, formt und baut auch der Aspirant und bereitet sich auf das härtende Feuer vor. Eine Einweihung bedeutet eine dauernde Errungenschaft und den Anfang einer neuen Periode des Bemühens.

Vor allem sollte zweierlei betont werden:

1. Eine stete, unbeirrbare Beharrlichkeit, die unbesorgt um Zeit [341] oder Hindernis einfach ihren Weg weitergeht. Diese Fähigkeit des Beharrens erklärt, warum der unbedeutende Mensch so häufig vor dem Genie und vor anderen, die mehr Aufmerksamkeit erregen, das Ziel der Einweihung erreicht. Die Fähigkeit zu langsamem aber unverdrossenem Fortschritt ist äusserst wünschenswert.

2. Ein Fortschritt, der ohne übermässige Selbstanalyse stattfindet. Man soll sich nicht an seinen Wurzeln herausziehen, um festzustellen, ob man wächst. Das beansprucht kostbare Zeit. Man vergesse den eigenen Fortschritt, indem man sich an die Regeln hält und anderen Menschen hilft. Dann mag dem Jünger plötzlich die Erleuchtung und die klare Erkenntnis kommen, dass nun jene Stufe erreicht wurde, da der Hierophant seine Anwesenheit verlangen und ihm die Einweihung auferlegen kann. Durch harte Arbeit und stetes Bemühen, dem Gesetz zu entsprechen und alles zu lieben, hat er dann in seine Träger das Material eingebaut, das ihm erlaubt, in seiner Gegenwart zu stehen. Das grosse Gesetz der Anziehung zieht ihn zu ihm, und nichts kann dem Gesetz widerstehen.

[342]

Brief 11

Das resultierende Leben des Dienstes

1. Motive des Dienens.

2. Methoden des Dienens.

3. Die geistige Haltung nach geleistetem Dienst.

Brief 11

Das resultierende Leben des Dienstes

16. September 1920

Zum Abschluss [343] dieser Briefserie möchte ich heute etwas bringen, was von allgemeinem Nutzen ist. Ich möchte etwas über den Dienst sagen und wie er am besten zu leisten ist. Was ich in diesem Zusammenhang bringe, könnte von wesentlichem Nutzen sein. Man darf nie vergessen, dass materieller Gewinn durch Kenntnisse dem einzelnen nur Stillstand, Hemmung, Beschwerden und Schmerz verursacht, wenn er ihn nicht mit klugem und gesundem Urteil weitergibt. Wenn die vom menschlichen Körper aufgenommene Nahrung nicht verdaut und über das System verbreitet wird, verursacht sie die gleichen Zustände. Die Analogie trifft durchaus zu. Erhebliche Belehrung wird heute vielen Menschen zuteil, aber sie ist für den Gebrauch einer bedürftigen Welt und nicht bloss für den eigenen Vorteil bestimmt.

Beim Dienen sind drei Dinge von Bedeutung:

1. Das Motiv.

2. Die Methode.

3. Die geistige Haltung nachher.

Mit falschen Motiven und Methoden gebe ich mich nicht ab. Sie sind dem Leser bekannt. Ich zeige auf die richtigen hin, und wer sein Leben als Diener meinen Weisungen anpasst, wird den richtigen Weg finden und der Inspiration teilhaftig werden. Ein Leben des Dienens steht heute vielen offen; jeder sollte zusehen, dass es den richtigen Anfang nimmt. Was richtig begonnen wurde, wird auch im weiteren Verlauf richtig bleiben und das Bestreben wesentlich erleichtern. Erfolgt in solchem Fall ein Fehlschlag, so bedarf es nur der Wiederaufnahme des richtigen Kurses. Beruht ein Fehlschlag auf anfänglich falschem Einsatz (was ihn unvermeidlich macht), so ist eine Erneuerung der inneren Triebfedern vonnöten.

1. Motive des Dienens

Diese Beweggründe [344] sind dreifacher Art, und zwar in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit:

a. Ein Erkennen des göttlichen Evolutionsplans, ein Sinn für die erschreckende Not der Welt, ein Begreifen dessen, was gerade jetzt in der Welt errungen werden soll und ein dementsprechender Einsatz aller eigenen Mittel zur Förderung dieses Ziels.

b. Eine bestimmte persönliche Zielsetzung, irgendein grosses Ideal - wie Heiligkeit des Charakters - welches die Seele zum Einsatz all ihrer Kraft veranlasst; oder eine Erkenntnis der tatsächlichen Existenz der Meister der Weisheit, verbunden mit einer starken inneren Entschlossenheit, sie zu lieben, ihnen zu dienen und sie um jeden Preis zu erreichen. Wer auf diese Weise Gottes Plan verstandesmässig erfasst und damit den dringenden Wunsch verbindet, den Grossen zu dienen, der wird bei seiner Tätigkeit auf der physischen Ebene Wege finden, diesen Plan auszuarbeiten.

c. Weiter ein Erkennen der angeborenen oder erworbenen Fähigkeiten und deren Anpassung an das erkannte Erfordernis. Man kann auf vielerlei Art dienen, und wer es mit klugem Verständnis tut, wer sein besonderes Dienstgebiet zu finden sucht und, wenn er es gefunden hat, freudig sein Bestes zum Wohl des Ganzen einsetzt, der macht in seiner eigenen Entwicklung stetigen Fortschritt. Dessenungeachtet bleibt das Ziel des persönlichen Fortschritts Nebensache.

2. Methoden des Dienens

Sie sind zahlreich und verschiedener Art. Ich kann nur diejenigen andeuten, die von hauptsächlicher Bedeutung sind.

Wie schon oft betont, ist da vor allem die Fähigkeit eines kritischen Unterscheidungsvermögen. Wer sich einbildet, alles anpacken zu können, wer sich nichts entgehen lässt, was ihm gerade über den Weg läuft, wer sich wild in Situationen stürzt, die Klügere [345] vermeiden, wer seinem Dienstproblem Eifer, aber keinen Verstand entgegenbringt - der verschwendet bloss Kraft; seine Betätigung ist oft verderblich, er vergeudet die Zeit klügerer und grösserer Mitmenschen, weil diese seine wohlgemeinten Irrtümer einrenken müssen, und er nützt niemandem; er dient nur seinen eigenen Wünschen. Der Lohn guter Absichten mag ihm zuteil werden, wird aber oft durch die Folgen seines unklugen Handelns aufgewogen. Wer weise im Rahmen des Ganzen seinen angemessenen Platz erkennt sei er gross oder klein, wer nüchtern seine mentale und intellektuelle Fähigkeit, seine Gefühlswerte und physischen Aktiva ausrechnet und dann all das einsetzt, um seinen Platz auszufüllen, der dient mit dem nötigen Unterscheidungsvermögen.

Kritisches Unterscheidungsvermögen im Dienst beweist derjenige, der mit Hilfe seines höheren Selbst und des Meisters das Wesen und das Ausmass des zu lösenden Problems beurteilt und sich dabei nicht von wohlgemeinten aber oft irrigen Anregungen, Vorschlägen und Forderungen seiner Dienstgenossen leiten lässt.

Kritisches Unterscheidungsvermögen im Dienst beweist derjenige, der bei seinem Handeln einen praktischen Sinn für Zeit hat und sich darüber klar ist, dass jeder Tag nur vierundzwanzig Stunden zählt, dass er gerade nur so viel und nicht mehr an eigener Kraft verausgaben kann - der also seine Leistungskraft mit der verfügbaren Zeit weise in Einklang bringt.

Danach kommt verständige Kontrolle über den physischen Träger. Ein guter Diener macht dem Meister keine Sorgen wegen physischer Gründe; man darf sich darauf verlassen, dass er mit seiner physischen Kraft so vorsichtig und sparsam umzugehen weiss, dass er jederzeit für die Anforderung des Meisters verfügbar ist. Er versagt nicht wegen physischer Untauglichkeit. Er sorgt dafür, dass sein niederer Träger genügend Ruhe und angemessenen Schlaf hat. Er steht früh auf und zieht sich zu geziemender Stunde zurück. Er gönnt sich Entspannung, so oft das möglich ist; er nimmt gesunde und hinreichende Nahrung zu sich und vermeidet jedes Übermass. Ein wenig gut ausgesuchte und gut gekaute Nahrung ist viel besser als eine schwere Mahlzeit. Die menschliche Rasse isst heute in der [346] Regel viermal soviel als notwendig. Ein guter Diener hört zu arbeiten auf, wenn (durch Unfall oder erneutes Auftreten ererbter physischer Mängel) sein Körper sich gegen die Tätigkeit aufbäumt und Pflege verlangt. Dann sucht er Ruhe, Schlaf, diätetische Vorsichtsmassregeln und, wenn nötig, ärztliche Behandlung. Er folgt allen vernünftigen Weisungen und lässt sich Zeit zur Erholung.

Der nächste Schritt liegt in stetiger Betreuung und Kontrolle des Gefühlskörpers. Wie allgemein bekannt, ist er der Körper, der von allen am schwierigsten zu behandeln ist. Keine übermässige Gefühlswallung ist erlaubt, nur starken Strömungen von Liebe zu allem was atmet darf Durchgang gewährt werden. Liebe, als das Gesetz des Sonnensystems, ist konstruktiv und ausgleichend, da sie alles in Harmonie mit dem Gesetz bringt. Angst, Kummer und Besorgnis erschüttern nicht den Gefühlskörper dessen, der allen dienen will. Er kultiviert Gelassenheit, Gleichmut und ein Gefühl sicheren Vertrauens in Gottes Gesetz. Freudige Zuversicht ist ihm zur Gewohnheit geworden. Er hegt keine Eifersucht, keine grauumwölkte Niedergeschlagenheit und keine Habgier oder Selbstbemitleidung, sondern schreitet ruhig auf seinem Weg fort, da er weiss, dass alle Menschen Brüder sind und dass alles Bestehende allen gehört.

Dann folgt die Entfaltung seines mentalen Trägers. Bei der Beherrschung seines Gefühlskörpers geht der Diener darauf aus, zu eliminieren (wegzuschaffen). Er bemüht sich, den Gefühlskörper so zu schulen, dass er jede Eigenfärbung verliert, ruhig vibriert, klar und weiss ist und durchsichtig wie ein Teich an einem stillen Sommertag. Wenn er dagegen seinen Mentalkörper zum Dienen ausrüstet, dann erstrebt er das Gegenteil von Ausscheidung; er ist vielmehr bestrebt, ihm Kenntnisse einzuverleiben, ihm Wissen und Tatsachen zuzuführen, ihn intellektuell und wissenschaftlich auszubilden, damit er sich im Lauf der Zeit als sichere Grundlage für die göttliche Weisheit erweisen kann. Weisheit tritt an Stelle von Wissen, braucht Wissen aber als Vorstufe. Man darf nicht vergessen, dass der Diener durch die Halle des Lernens hindurch muss, ehe er in die Halle der Weisheit eintritt. Bei der Ausbildung seines Mentalkörpers trachtet er deshalb danach, sich methodisches Wissen anzueignen, etwa vorhandene Lücken auszufüllen, angeborene Denkfähigkeit «heranzuholen», die er in früheren

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