Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Briefe über okkulte Meditation, Seite 149 ff. (engl.)
mentalen Ebene und von dort aus zum Atma oder Geist. Der eine folgt der Richtlinie der Liebe, der andere der des Willens. Der Mystiker verfehlt den Zweck seines Daseins - nämlich tätig bewiesener Liebe - solange es ihm nicht gelingt, eine Synthese des Ganzen durch Anwendung intelligenten Willens zu erlangen. Deshalb muss er Okkultist werden.

Der Okkultist scheitert in gleicher Weise und wird lediglich zum selbstsüchtigen Exponenten eines sich intelligent auswirkenden Machtbedürfnisses, solange sein Machtwille und sein Wissen nicht ihren Zweck in einer beseelenden Liebe finden, die als hinreichendes Motiv für seine Bestrebungen dienen darf.

Ich habe den Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen klarzulegen versucht, denn er ist beim Studium der Meditation von grosser Wichtigkeit. Die von beiden Typen benutzte Formel ist grundverschieden und für den hellsichtigen Beobachter sehr interessant.

Die mystische Formel

Der Ausdruck «mystische Formel» ist nahezu paradox, denn der Mystiker - solange er sich selbst überlassen bleibt - vermeidet jegliche Formel. Er konzentriert sich auf den Gott im Innern und brütet über jenes innere Bewusstseinszentrum nach; er versucht, jenes Zentrum mit anderen zu verbinden - wie z.B. mit dem Meister oder einem Heiligen oder sogar mit dem höchsten Logos selbst - und an der Linie des Lebens entlang emporzusteigen, wobei er den umgebenden Hüllen keinerlei Aufmerksamkeit schenkt. In [150] seinem Wirken folgt er dem Pfad des Feuers. «Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer» bedeutet für ihn die wörtliche Feststellung einer Tatsache und einer erkannten Wahrheit. Er erhebt sich von Feuer zu Feuer und wächst in stufenweiser Erkenntnis des inneren Feuers, bis er das Feuer des Weltalls berührt. Die einzige Formel oder Form, die ein Mystiker etwa gebrauchen mag, liesse sich als eine Feuerleiter oder ein feuriges Kreuz bezeichnen, mit dessen Hilfe er sein Bewusstsein zum gewünschten Niveau emporhebt. Er konzentriert sich auf Abstraktionen, mehr auf Attribute als auf Aspekte und mehr auf das Leben als auf die konkrete Form. Er strebt, er ist innerlich entflammt, er sucht nach Harmonie, er liebt und wirkt durch Hingabe. Er meditiert, indem er das konkrete Denken ganz und gar auszuschalten sucht und strebt danach, mit einem Satz von der Gefühlsebene auf die Intuitionsebene überzuspringen.

Er hat die Fehler seines Typus - ist verträumt, visionär. unpraktisch, gefühlvoll, und es fehlt ihm die mentale Qualität, die wir kritisches Unterscheidungsvermögen nennen. Er ist intuitiv und neigt zum Märtyrertum und zur Selbstaufopferung. Ehe er sein Ziel erreicht und ehe er zur Einweihung reif ist, muss er dreierlei tun:

Erstens muss er durch Meditation lernen, seine dreifache Natur zu beherrschen und Formeln zu entwerfen, um dann deren Wert zu würdigen.

Zweitens muss er einen Sinn für den Wert des Konkreten entwickeln und sich klar werden über den Platz, der innerhalb des Gesamtrahmens den verschiedenen Hüllen zukommt, durch die sich das von ihm so sehr geliebte Leben manifestieren muss. Er muss an seinem Mentalkörper arbeiten und ihn mit dem vorhandenen Tatsachenmaterial vertraut machen, sonst kann er nicht viel weiter vorwärtskommen.

Drittens muss er durch intelligentes Studium des Mikrokosmos, seines kleinen geistig-materiellen Systems, den zweiseitigen Wert des Makrokosmos verstehenlernen.

Anstatt nur das verzehrende Feuer zu kennen, muss er auch das aufbauende Feuer verstehen und handhaben lernen, das Feuer, welches verschmilzt und Formen entwickelt. Er muss durch Meditation den dreifachen Gebrauch des Feuers erlernen. Dieser letzte Satz ist von sehr realer Bedeutung, und ich möchte ihn daher besonders betonen.

10. August 1920

Die okkulte Formel

Vor zwei [151] Tagen untersuchten wir die Methode, durch welche der Mystiker zur Einswerdung gelangt und skizzierten kurz den Pfad, auf dem er sein Ziel zu erreichen sucht. Heute wollen wir uns ebenso kurz mit der Methode des Okkultisten und mit seiner Meditationsart im Vergleich zu der des Mystikers befassen. Später wollen wir dann sehen, wie die beiden sich vereinigen und ihre Einzelbestandteile in einem Ganzen verschmelzen müssen.

Jede Art von Form übt auf den Okkultisten eine natürliche Anziehungskraft aus; nebenbei möchte ich hier einen Gedanken einschalten. Wenn das eben Gesagte zutrifft, so dürfen wir heute mit einiger Gewissheit eine schnelle Entwicklung okkulten Wissens und das Erscheinen einiger wahrer Okkultisten erwarten. Das Einströmen des siebenten Strahles der Formel oder des Rituals ist ein machtvoller Ansporn und erleichtert die Auffindung des okkulten Pfades und die Aneignung okkulten Wissens. Der Okkultist beschäftigt sich zunächst mehr mit der Form, durch welche die Gottheit sich manifestiert, als mit der Gottheit selbst, und hierin offenbart sich der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Typen zuerst. Der Mystiker schaltet auf seiner Suche nach dem Selbst das Denken aus oder versucht dessen Grenzen zu überschreiten. Der Okkultist kommt zum gleichen Resultat, indem er intelligentes Interesse zeigt für die Formen, die das Selbst verschleiern und indem er dabei das Denkprinzip auf seinen beiden Ebenen anwendet. Er erkennt die Hüllen, die verschleiern. Er gibt sich ganz dem Studium der Gesetze hin, die das manifestierte Sonnensystem regieren. Er konzentriert sich auf das Objektive, und dabei mag er am Anfang des öfteren den Wert des Subjektiven übersehen. Am Ende gelangt er zum Kern des Lebens, indem er eine Hülle nach der anderen bewusst erkennt, beherrscht und dann ausschaltet. Er meditiert über die Form, bis er die Form aus dem Auge verliert und bis der [152] Schöpfer der Form zu Allem im All wird.

Er muss, so wie der Mystiker, dreierlei tun:

1. Er muss das Gesetz erkennen und auf sich selbst anwenden lernen. Straffe Selbstdisziplin ist seine Methode, und das ist notwendig, denn die dem Okkultisten drohenden Gefahren sind nicht die gleichen wie die des Mystikers. Stolz, Egoismus und die Neigung, das Gesetz aus Neugierde oder Machthunger anzuwenden, müssen aus ihm herausgebrannt werden, ehe ihm die Geheimnisse des Pfades ohne Gefahr anvertraut werden können.

2. In der Meditation muss er sich mit Hilfe der erbauten Form auf das innewohnende Leben konzentrieren. Er muss das im Innern brennende Feuer suchen, das alle Formen durchstrahlt, die das göttliche Leben bergen.

3. Durch wissenschaftliches Studium des Makrokosmos, «des äusseren Gottesreiches», muss er bis zu einem Punkt vordringen, wo er das Reich Gottes auch im Innern auffindet.

Hier ist also der Verschmelzungspunkt für den Mystiker und den Okkultisten. Hier werden ihre Wege zu einem. An einer früheren Stelle dieses Briefes sprach ich davon, wie interessant es für den Hellseher sei, den Unterschied zwischen der vom Mystiker und der vom Okkultisten in der Meditation erbauten Form zu beobachten. Es mag auch für den Leser von Interesse sein, wenn ich die Unterschiede kurz berühre, obwohl es für jene, die diese Gabe des Hellsehens noch nicht besitzen, vielleicht nur Worte sind.

Okkulte und mystische Formen in der Schau des Hellsehers

Der meditierende Mystiker hat vor sich und um sich herum einen verschwommenen, nur angedeuteten und trüben Umriss dergestalt geschaffen, dass er selbst den Mittelpunkt dieser Form bildet. Je nach seiner Denkveranlagung mag der Kernpunkt der Form häufig irgendein Lieblingssymbol sein, wie z.B. ein Kreuz, ein Altar oder sogar die bildliche Vorstellung von einem der Grossen. Diese Form wird vom Nebel der Hingabe umkränzt und von Farben durchflutet sein, die von geistigem Streben, von Liebe und von brennendem Sehnen zeugen. Die Farben werden sich durch besondere Reinheit und Klarheit auszeichnen, und sie werden emporsteigen, [153] bis sie eine beträchtliche Höhe erreichen. Je nach der Fähigkeit des Betreffenden, zu streben und zu lieben, wird auch die Dichte und Schönheit der emporsteigenden Wolke sein, und die Stetigkeit seines Temperaments wird die Genauigkeit des inneren Symbols oder Bildes bestimmen, um das herum die farbigen Wolken kreisen.

Wer dagegen zu okkultem Denken neigt und mehr vom Denkprinzip beherrscht wird, erschafft Formen von geometrischer Gestalt. Die Umrisse werden klar und vielleicht etwas starr sein. Die Form wird mit grösserer Sorgfalt erbaut, und der Betreffende wird in seiner Meditation sorgfältiger und genauer vorgehen. Er wird (wenn ich so sagen darf) stolz sein auf die Art und Weise, wie er das Material handhabt, welches er in die Form einbaut. Materie der Mentalebene wird dabei vorherrschen, obwohl gewisse Wolken aus emotionaler Materie dazukommen mögen; die Materie der Emotionalebene wird nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Farben mögen von gleicher Klarheit sein, aber sie sind nach einem bestimmten Plan verteilt; die Form ist scharf umrissen und verliert sich nicht im Aufwallen emotionaler Farben, wie das bei der mystischen Form im allgemeinen der Fall ist.

Später, wenn der Mensch in beiden Fällen seine Entwicklung besser abgerundet hat und zugleich Okkultist und Mystiker ist, werden die erbauten Formen beide Eigenschaften in sich vereinen und Gebilde von seltener Schönheit sein.

Das sollte für heute genügen; aber ich möchte noch kurz die Ideen skizzieren, die später zur Sprache kommen sollen. Wir werden uns mit dem Gebrauch von Formeln befassen, die zur Erreichung besonderer Zwecke dienen; obwohl es nicht meine Absicht ist, solche Formeln im einzelnen zu umreissen oder bekanntzugeben, möchte ich sie wenigstens gruppieren, so dass, wenn später einmal der Lehrer unter den Menschen weilt, er allerorten ein leichteres Verständnis bei den Schülern finden mag.

1. Formeln, die zur Arbeit an den drei Körpern benutzt werden.

2. Formeln, die bestimmten Strahlen angepasst sind.

3. Formeln, die in [154] der Heilkunde Anwendung finden.

4. Mantrams.

5. Formeln, die in einem der drei hierarchischen Bereiche gebräuchlich sind:

a. Im Bereich des Manu.

b. Im Bereich des Weltlehrers oder Christus.

c. Im Bereich des Herrn der Zivilisation.

6. Formeln zur Herbeirufung von Elementarwesen.

7. Formeln zur Fühlungnahme mit den Devas.

8. Sonderformeln, die mit Feuer zu tun haben.

11. August 1920

... Perioden physischer Schwäche haben nur insoweit Wert, als sie beweisen, wie absolut notwendig es für einen Mitarbeiter ist, erst einen starken Körper aufzubauen, ehe er viel von sich erwarten kann, und wie wichtig eine gute Gesundheit ist, ehe der Jünger auf dem Pfad Fortschritte machen kann. Wir können es denen, welche wir lehren, nicht gestatten, gewisse Dinge zu tun, noch können wir ihnen Auskünfte gewisser Art erteilen, solange nicht ihre physischen Träger in gutem Zustand sind und solange nicht das Handikap einer schwachen Gesundheit und Kränklichkeit praktisch überwunden und das Karma, das Unfälle hervorruft, nahezu vollständig ausgeschaltet ist.

Nationales oder Gruppenkarma mag gelegentlich einen Schüler verwickeln und seine Pläne bis zu einem gewissen Grad vereiteln, aber das ist unvermeidlich und dagegen lässt sich nur selten etwas tun.

Der Gebrauch besonderer Formeln zu besonderen Zwecken

Bisher haben wir uns mehr mit den persönlichen Aspekten der Meditation befasst und die zwei Typen betrachtet, die praktisch universal und grundlegend sind; dabei untersuchten wir kurz

a. die vom Mystiker befolgte Meditation;

b. die Meditation, wie sie beim Okkultisten üblich ist.

Wir haben uns hauptsächlich mit allgemeinen Feststellungen befasst und nicht den Versuch gemacht, auf Einzelheiten einzugehen. [155] Das wäre in diesem Stadium weder erwünscht noch angebracht. Wenn jedoch gewisse Fortschritte in der Meditation zu verzeichnen sind, und wenn der Schüler gewisse Etappen zurückgelegt und bestimmte Ziele erreicht hat (was sich durch Untersuchung seines Kausalkörpers feststellen lässt), und wenn einmal die Grundlage für eine rechte Lebensführung geschaffen wurde, die weder Stürme noch Angriffe leicht umzustossen oder zu zerstören in der Lage wären, dann mag der Lehrer dem

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.