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Briefe über okkulte Meditation, Seite 90 ff. (engl.)
ausgeglichen sein kann. Wer vermag jetzt schon all diesen Anforderungen zu entsprechen?

Ich versuche, dem Leser eine allgemeine Vorstellung von den Gefahren zu geben, die mit einer verfrühten Entfaltung der in der Meditation erlangten Kräfte verbunden sind. Ich suche nicht zu entmutigen, sondern die Wichtigkeit physischer Reinheit, emotioneller Beständigkeit und mentalen Gleichgewichts zu betonen, ehe [91] der Schüler zu grösserem Wissen fortschreitet. Nur in dem Mass, in dem sich der Verbindungsweg zur Intuition hin öffnet und zur Tiernatur hin schliesst, kann ein Mensch in seinem Wirken weise fortschreiten. Nur wenn das Herz seine Fähigkeit vergrössert, mit allem was atmet zu leiden, alles zu lieben, womit es in Berührung kommt, und selbst die unerfreulichsten Kreaturen Gottes zu verstehen und mit ihnen zu fühlen, kann das Werk nach Wunsch vorwärtsgehen. Nur wenn die Entwicklung ausgeglichen ist, nur wenn der Intellekt dem Herzen nicht zu weit voraus ist und wenn die mentale Vibration die höhere des Geistes nicht ausschaltet, kann man dem Schüler das Vertrauen schenken, Fähigkeiten zu erwerben, die bei falscher Anwendung katastrophale Wirkungen sowohl auf seine Umgebung als auch auf ihn selbst haben könnten. Nur wenn er ausschliesslich solche Gedanken denkt, die das Ziel haben, der Welt zu helfen, kann ihm ohne Gefahr die Aufgabe anvertraut werden, mit Gedankenmaterie zu manipulieren. Nur wenn er keinen anderen Wunsch hat als den, die Pläne des Meisters zu entdecken, um sodann definitiv dazu beizutragen, diese Pläne zur Wirklichkeit werden zu lassen, können ihm die Formeln anvertraut werden, welche die Devas niederen Grades unter seine Herrschaft bringen. Das Risiko ist so gross und die Gefahren, die dem unbesonnenen Schüler drohen, sind so zahlreich, dass ich zur Vorsicht raten will, ehe ich mit meinem Thema fortfahre.

Jetzt wollen wir einmal im einzelnen gewisse Gefahren aufzählen, vor denen sich der Mensch hüten muss, der in der Meditation Fortschritte macht. Sie lassen sich auf die eine oder die andere Ursache zurückführen und wir müssen sie genau definieren.

1. Gefahren, die der Persönlichkeit des Schülers anhaften. Wie leicht vorauszusehen ist, lassen sich diese in drei Gruppen einteilen: physische Gefahren, emotionelle Gefahren und mentale Gefahren.

2. Gefahren, die durch das Karma des Schülers hervorgerufen werden, und durch seine Umgebung. Diese kann man auch nach drei Gesichtspunkten aufzählen:

a. Das Karma [92] seines gegenwärtigen Lebens, sein eigener Wirkungsbereich, wie er sich im jetzigen Leben ergibt.

b. Sein nationales Erbe und dementsprechende Instinkte, z.B. ob er einen abendländischen oder orientalischen Körper besitzt.

c. Seine Gruppenverbindungen, ob exoterisch oder esoterisch.

3. Gefahren, die aus subtilen Kräften erwachsen, die von vielen Menschen in ihrer Unwissenheit böse genannt werden; solche Gefahren bestehen in Angriffen auf den Schüler durch fremde Wesenheiten irgendeiner Ebene; diese Wesenheiten mögen einfach diskarnierte (körperlose) menschliche Wesen sein; sie mögen Bewohner anderer Ebenen sein, die nicht menschlich sind; später, wenn der Schüler wichtig genug geworden ist, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, mag vielleicht der Angriff von seiten derer kommen, die sich ausschliesslich mit Materie beschäftigen und geistiges Wachsen verhindern - die schwarzen Magier, die dunklen Brüder und andere Kräfte, die anscheinend zerstören. Dieser Anschein besteht nur vom Gesichtspunkt des Zeitlichen und innerhalb unserer drei Welten und ergibt sich einfach aus der Tatsache, dass unser Logos selbst sich ebenfalls entwickelt und (vom Standpunkt der unendlich Grösseren, die ihm in seiner Entwicklung beistehen) mit seinen vorübergehenden Unvollkommenheiten verkettet ist. Die Unvollkommenheiten der Natur - wie wir sie nennen - sind die Unvollkommenheiten des Logos und werden allmählich überwunden.

Ich habe damit heute morgen die Umrisse von Lehren entworfen, die ich in den kommenden Tagen übermitteln möchte.

24. Juli 1920

Die Gefahren, die dem Schüler der Meditation drohen, hängen von vielen Faktoren ab, und ich werde nicht mehr tun können, als gewisse Umstände kurz anzudeuten, die gefährlich sind, vor gewissen katastrophalen Möglichkeiten zu warnen und zur Vorsicht [93] zu raten vor Resultaten, die man durch übermässige Anspannung, durch Übereifer und durch eine gewisse Unbeirrtheit erzielen kann, und die zu unausgeglichener Entwicklung führen mag. Unbeirrtheit ist eine Tugend, aber sie sollte sich auf Ziel und Zweck richten und sich nicht auf das versteifen, was eine einzige Methode unter Ausschluss aller anderen entwickelt.

Die Gefahren der Meditation sind in der Hauptsache die Gefahren unserer Tugenden, und darin liegt die Hauptschwierigkeit. Es handelt sich im wesentlichen um einen vortrefflichen Gedankenbegriff, der die Kapazität der niederen Träger, und besonders des physischen Trägers, übersteigt. Geistiges Streben, Konzentration und Entschlossenheit sind die notwendigen Tugenden; aber wenn sie ohne Unterscheidungsvermögen und ohne Verständnis für die Bedeutung von Zeit in der Evolution angewandt werden, so können sie zu einem Zusammenbruch des physischen Körpers führen, der somit jeden Fortschritt in einer betreffenden Inkarnation verzögert. Habe ich das klargemacht? Ich möchte nur die für den okkulten Schüler absolute Notwendigkeit betonen, dass er einen gut entwickelten, gesunden Menschenverstand als eine Grundeigenschaft haben muss, verbunden mit einem natürlichen Sinn für wirkliche Werte, der zu angemessener Vorsicht führt und der die notwendige Methode dem unmittelbaren Bedürfnis anzupassen weiss. Daher möchte ich demjenigen, der sich ernstlich mit der okkulten Meditation befassen will, ganz kurz folgendes sagen:

a. Erkenne dich selbst.

b. Schreite langsam und mit Vorsicht voran.

c. Beobachte die Wirkungen.

d. Vertiefe dein Verständnis dafür, dass die Ewigkeit lang ist und dass das, welches langsam erbaut wird, für immer hält.

e. Gewöhne dir Regelmässigkeit an.

f. Sei stets dessen eingedenk, dass die wahren geistigen Wirkungen im exoterischen Leben als Dienst sichtbar werden.

g. Denke auch daran, dass physische Phänomene keine Anzeichen einer erfolgreichen Meditation sind. Die Welt wird die Wirkungen erkennen und besser als der Schüler selbst beurteilen [94] können. Vor allem wird der Meister es wissen, denn die Resultate auf kausalem Niveau werden ihm längst offensichtlich sein, bevor der Mensch selbst sich irgendeines Fortschritts bewusst wird.

Wir wollen jetzt die Punkte im Einzelnen besprechen.

Gefahren, die der Persönlichkeit anhaften

Wir wollen deshalb zuerst einmal jene Gefahren betrachten, die mit dem eigenen, persönlichen Leben des Menschen am engsten verknüpft und die abhängig sind von seinen drei Körpern, deren Beschaffenheit und Wechselbeziehung. Das Thema ist so umfassend, dass ich nicht mehr tun kann, als auf gewisse Folgen von bestimmten Bedingungen hinzuweisen; jeder Mensch stellt ein anderes Problem dar, jeder Körper reagiert verschieden und jede Einheit in ihrem dreifältigen Wesen wird durch ihre Gleichschaltung oder den Mangel an Gleichschaltung beeinflusst. Zunächst wollen wir jeden Körper einzeln betrachten und dann deren dreifache Gesamtheit. Auf diese Weise lassen sich spezifische Tatsachen erlernen.

Ich beginne mit dem Mentalkörper, da er für den Schüler der Meditation derjenige Körper ist, welcher den Mittelpunkt des Strebens bildet und der die beiden niederen Träger kontrolliert. Der wahre Schüler versucht, sein Bewusstsein von seinem physischen Körper und ebenso von seinem emotionellen Körper hinweg und in die Regionen des Denkens oder in den niederen Mentalkörper hineinzuziehen. Wenn ihm das gelungen ist, dann trachtet er das niedere Denken zu überflügeln und sich im Kausalkörper zu polarisieren; dabei benutzt er die Antahkarana als Verbindungslinie zwischen dem Höheren und dem Niederen und das physische Gehirn ist dann nur der stumme Empfänger dessen, was vom Ego oder höheren Selbst und später vom dreifältigen Geist, der Triade aus, übermittelt wird. Die zu leistende Aufgabe bedingt, dass man sich von der Peripherie aus nach innen vorarbeitet und dementsprechend zentralisiert. Wenn diese Zentralisierung erreicht wurde und [95] an einem Punkt innerhalb des Kopfes ihr Gleichgewicht gefunden hat - wobei das Sonnengeflecht und das Herz ruhen - dann wird eines der drei Hauptzentren im Kopf zum Mittelpunkt des Bewusstseins und der egoische Strahl des Betreffenden entscheidet, welches von den Zentren es sein wird. Dies ist die Methode der meisten Menschen. Wenn er an diesem Punkt angelangt ist, wird ein Mensch die Meditation seines Strahls befolgen, wie sie bereits früher in diesen Briefen in grossen Umrissen angedeutet wurde. In jedem Fall wird der Mentalkörper zum Mittelpunkt des Bewusstseins, und später wird er - durch Übung - zum Ausgangspunkt für die Übertragung der Polarisation auf einen höheren Träger, zunächst auf den Kausalkörper und später auf die Triade.

Die Gefahren für den Mentalkörper sind durchaus reale Tatsachen, gegen die man sich schützen muss. Es sind hauptsächlich zwei, und man könnte sie die Gefahren der Inhibierung und die Gefahren der Atrophie des Körpers nennen.

a. Sprechen wir zunächst einmal von den Gefahren, die auf Inhibierung beruhen. Einige erreichen in der Meditation durch reine Willensstärke ein Stadium, in dem sie die Tätigkeit des niederen Denkens direkt inhibieren (unterdrücken, verhindern). Wenn man sich den Mentalkörper als ein eiförmiges Gebilde vorstellt, das den physischen Körper umgibt und weit über ihn hinausragt, und wenn man sich vergegenwärtigt, dass durch dieses Gebilde andauernd Gedankenformen verschiedener Art kreisen (der Inhalt des eigenen sowie des Denkens der uns umgebenden Mitmenschen), so dass das mentale Oval die Färbung vorherrschender Attraktionen (Interessen) annimmt und viele verschiedene geometrische Formen aufweist, dann kann man ungefähr ermessen, was ich meine. Wenn jemand seinen Mentalkörper dadurch zum Schweigen bringt, dass er alle Bewegung in ihm inhibiert oder unterdrückt, so wird er diese Gedankenformen innerhalb des mentalen Ovales festhalten, die Zirkulation unterbinden und dadurch möglicherweise ernste Folgen heraufbeschwören. Diese Inhibierung wirkt direkt auf das physische Gehirn und ist eine der Hauptursachen der Ermüdung, [96] über die viele nach einer Meditationsperiode klagen. Auf die Dauer könnte das zu Unheil führen. Alle Anfänger tun es mehr oder weniger und solange sie nicht lernen, sich davor zu hüten, werden sie ihren Fortschritt hemmen und ihre Entwicklung verzögern. In der Tat mag das Resultat solcher Inhibierung noch ernsterer Natur sein.

Welches ist die richtige Methode der Gedanken-Ausschaltung? Wie kann Gedankenruhe ohne Anwendung des hemmenden Willens erreicht werden? Folgende Anregungen mögen dabei dienlich sein:

Wenn der Schüler sein Bewusstsein auf der Mentalebene auf einen Punkt innerhalb des Gehirns zurückgezogen hat, dann soll er leise dreimal das Heilige Wort ertönen lassen. Er stelle sich den ausgesandten Atem als klärende, reinigende Kraft vor, welche die innerhalb des mentalen Ovales zirkulierenden Gedankenformen hinwegfegt. Am Ende soll er sich dann vorstellen, dass der Mentalkörper vollkommen frei von Gedankenformen ist.

Dann sollte er seine Schwingung so hoch wie möglich hinaufschrauben, um sie schliesslich ganz aus dem mentalen heraus und in den kausalen Körper hinaufzuheben, und um damit die direkte Einwirkung des Egos auf die niederen Träger auszulösen. Solange er sein Bewusstsein hochhalten kann und solange er auf die Schwingung des Egos auf dessen eigener Ebene abgestimmt bleibt, wird der Mentalkörper in einem Stadium des Gleichgewichts verharren. Er wird keine niederen Schwingungen in sich aufnehmen, die den in seiner Umgebung zirkulierenden Gedankenformen entsprechen. Die Kraft des Egos wird das mentale Oval ganz und gar durchströmen und keinen fremden geometrischen Einheiten Zutritt gestatten, womit die Gefahr der Inhibierung behoben ist. Sogar mehr als das wird geschehen - die mentale Materie wird im Lauf der Zeit sich so sehr auf die höhere Vibration einstellen, dass letztere am Ende zur Norm wird und automatisch alles Niedere und Unerwünschte ausstösst.

b. Was verstehe ich unter den Gefahren der Atrophie (Abzehrung)? Einfach dies: Einige Naturen sind auf der Mentalebene so stark polarisiert, dass sie Gefahr laufen, die Verbindung mit den [97] zwei niederen Trägern zu unterbrechen. Diese niederen Träger dienen dem Kontakt, der Erwerbung von Wissen und Erfahrungen auf den niederen Ebenen, damit der Inhalt des Kausalkörpers dadurch vermehrt werde. Daraus geht klar hervor, dass, wenn das innewohnende Bewusstsein nicht weiter hinunterreicht als bis zur Mentalebene, und den Gefühlskörper und den dichten physischen Träger vernachlässigt, zweierlei Wirkungen eintreten. Die niederen Träger werden durch Vernachlässigung nutzlos und verfehlen ihre Zwecke,

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.