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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali) |
und befreit von allen Hüllen und von allen Formen in den drei Welten. Wenn der
Zustand bewussten Seins, wie ihn der spirituelle Mensch kennt, auch zum
Bewusstseinszustand des Menschen in der physischen Verkörperung wird, dann ist
das Ziel erreicht. Der Mensch ist dann nicht mehr ein Opfer der Welt, wozu ihn
sein physischer Körper macht, wenn er sich mit diesem identifiziert; er geht
dann frei einher mit strahlendem Angesicht (1. Korinther 3), und das Licht
seines Wesens fällt auf alle, die ihm begegnen. Seine Wünsche veranlassen nicht
mehr das Fleisch zur Tätigkeit, und sein Astralkörper hat keine Macht mehr
über ihn.
Durch Leidenschaftslosigkeit und Ausgleichen der Gegensatzpaare hat er sich von den Stimmungen, Gefühlen, Sehnsüchten, Gelüsten und Gefühlsreaktionen befreit, die das Leben des Durchschnittsmenschen kennzeichnen, und er hat den Zustand des Friedens erreicht. Der Teufel des Stolzes, die Personifizierung der missbrauchten mentalen Natur, und die verzerrten Vorstellungen des Denkens sind überwunden, und er steht frei und unbeschwert von den drei Welten da. Das Wesen der Seele, die Qualitäten und Tätigkeiten, die der Liebesnatur eines Gottessohnes innewohnen, und die Weisheit, die sich kundtut, wenn Liebe und Tätigkeit (der zweite und dritte Aspekt) zusammenkommen, kennzeichnen sein Leben auf Erden; so kann er, wie Christus, sagen: «Es ist vollbracht». Das Geburtsdatum Patanjalis ist nicht bekannt; die Meinungen darüber gehen sehr auseinander. Die meisten der westlichen Autoritäten verlegen es in die Jahre zwischen 820 bis 300 vor Christi Geburt, einige auch nach diesem Zeitpunkt. Die Hindu-Autoritäten jedoch, von denen man annehmen muss, dass sie etwas über diese Angelegenheit wissen, nennen ein viel früheres Datum; sie gehen sogar bis 10'000 vor Christi zurück. Patanjali sammelte die Lehren, die bis dahin viele Jahrhunderte hindurch nur mündlich weitergegeben worden waren. Er war der Erste, der die Lehren für die Schüler schriftlich zusammenfasste, weshalb er als der Begründer der Raja Yoga-Schule angesehen wird. Das System ist jedoch schon seit dem Entstehen der arischen Rasse angewendet worden. Die Yoga-Regeln sind die Grundlehre der Transhimalaja-Schule, zu der viele Meister der Weisheit gehören; und viele Schüler glauben, dass die Schule der Essener und andere Geheimschulen, die mit dem Begründer des Christentums und den ersten Christen eng verbunden waren, auf demselben System beruhen, und dass ihre Lehrer in der grossen Transhimalaja-Schule ausgebildet wurden. Es muss hier vermerkt werden, dass die Sutras in sinngemässer Deutung vom Tibeter diktiert worden sind. Die Erläuterung dazu habe ich geschrieben und dann dem Tibeter zur Prüfung und Stellungnahme vorgelegt. Ich muss ferner bemerken, dass die Übersetzung nicht wortgetreu ist, also keine genaue Definition der Sanskrit-Ausdrücke darstellt. Sie ist ein Versuch, die genaue Bedeutung in ein klares, verständliches Englisch zu übersetzen, soweit dies in dieser Sprache möglich ist. Ein Vergleich mit anderen Übersetzungen ist für den Leser wertvoll und nützlich. Alice A. Bailey. New York, Mai 1927. Aufbau der Hauptthemen 1. Buch. Das Problem der Vereinigung a. Definition der höheren und niederen Natur. b. Betrachtung der Hindernisse und deren Beseitigung. c. Eine Zusammenfassung des Raja-Yoga-Systems. Hauptthema: Die unbeständige psychische Natur. 2. Buch. Die Stufen zur Vereinigung a. Die fünf Hindernisse und deren Beseitigung. b. Definition der acht Mittel. Hauptthema: Die Mittel und Wege, das Ziel zu erreichen. 3. Buch. Die erreichte Vereinigung und ihre Resultate. a. Die Meditation und ihre Stufen. b. Dreiundzwanzig Ergebnisse der Meditation. Hauptthema: Die Kräfte der Seele. 4. Buch. Erleuchtung a. Bewusstsein und Form. b. Vereinigung, Eins-Werden. Hauptthema: Das losgelöste Eins-Sein. Verzeichnis der Übersetzungen und Erläuterungen der Yoga-Lehrsprüche von Patanjali, die bei der Vorbereitung dieses Buches benützt wurden. Die Yoga-Sutras von Patanjali #M.J. Dvidedi. Yoga-Darsana #Ganganatha Iha. Die Yoga-Sutras von Patanjali #Charles Johnston. Die Yoga-Aphorismen von Patanjali #W.Q. Judge. Die Yoga-Sutras von Patanjali . . Rama Prasada. Yoga-Philosophie #Tookaram Tatya. Kompendium der Raja-Yoga-Philosophie #Rajaram Tookaram. Raja-Yoga #Swami Vivekananda. Das Yoga-System des Patanjali #J.H. Woods. 1. BUCH Das Problem der Vereinigung. a. Definition der höheren und niederen Natur. b. Betrachtung der Hindernisse und deren Beseitigung. c. Eine Zusammenfassung des Raja-Yoga-Systems. Hauptthema: Die unbeständige psychische Natur. DIE YOGA LEHRSPRÜCHE VON PATANJALI 1. Buch. Das Problem der Vereinigung. 1. AUM. Die folgende Unterweisung handelt von der Wissenschaft der Vereinigung. 2. Diese Vereinigung (Yoga) wird durch Unterjochung der psychischen Natur und durch die Zügelung des Chitta (Denkvermögens) erreicht. 3. Wenn das erreicht ist, erkennt sich der Yogi so, wie er in Wirklichkeit ist. 4. Bisher hat sich der innere Mensch mit seinen Formen und mit den fortwährenden Modifikationen (Veränderungen) dieser Formen identifiziert. 5. Es gibt fünf Zustände des Denkens, die Lust- oder Schmerzempfindungen unterworfen sind; sie sind (also) schmerzlich oder nicht schmerzlich. 6. Diese Modifikationen sind: Rechtes Wissen, falsches Wissen, Einbildung, Passivität (Schlaf) und Erinnerung. 7. Die Grundlage rechten Wissens (oder Erkennens) sind richtige Wahrnehmung, richtige Schlussfolgerung und klarer Beweis. 8. Unrichtiges Erkennen beruht darauf, dass nur die Form, nicht der Zustand des wirklichen Seins wahrgenommen wird. 9. Einbildungen beruhen auf Phantasiegebilden, die kein wirkliches Dasein haben. 10. Passivität (Schlaf) beruht darauf, dass der Strom der Vrittis (Gedankenimpulse) zum Stillstand gekommen ist, (d.h. darauf, dass die Sinne nicht wahrnehmen). 11. Gedächtnis ist das Festhalten dessen, was man erlebt hat und weiss. 12. Die Kontrolle über diese Modifikationen des inneren Organs, des Denkvermögens, wird durch unermüdliches Bemühen und Nicht-Anhangen erreicht. 13. Unermüdliches Bemühen ist die beständige Anstrengung, die ruhelosen Gedankenimpulse im Zaum zu halten. 14. Wenn das zu erreichende Ziel richtig gewertet, und das Bemühen, es zu erreichen, beharrlich und ohne Unterlass fortgesetzt wird, dann ist die Stetigkeit der Denktätigkeit (die Zügelung der Vrittis) gesichert. 15. Nicht-Anhangen ist Freisein vom Verlangen nach allen Wunsch-Objekten, ganz gleich, ob es sich um irdische Dinge oder um ein Festhalten an Überlieferungen, ob es sich um Dinge des Diesseits oder des Jenseits handelt. 16. Das erreichte Nicht-Anhangen führt zu einer genauen Kenntnis des geistigen Menschen, der sich von den Eigenschaften der Materie, den Gunas, freigemacht hat. 17. Eine sichere Kenntnis von einem Objekt wird durch Konzentration auf dessen vierfältige Natur erlangt. Die Form wird durch genaue Prüfung erkannt; die Qualität (Guna) durch scharfe Beobachtung und Einfühlung; der Zweck durch Inspiration (beglückende Erfahrung), und die Seele durch das Einswerden mit ihr. 18. Ein weiterer Zustand, das Samadhi, wird erreicht, wenn durch äusserst konzentriertes Denken die Sinne von der Aussenwelt abgelenkt und ruhig werden. In diesem Zustand ist das Chitta, die Denksubstanz, nur für innere Eindrücke empfänglich. 19. Der eben beschriebene Zustand (Samadhi) geht nicht über die Grenzen der Erscheinungswelt hinaus; er geht auch nicht über den Bereich der Götter und jener Wesen hinaus, die sich mit Dingen der körperlichen Welt befassen. 20. Andere Yogis erreichen den Zustand des Samadhi und erkennen den reinen Geist durch den Glauben; diesem folgen Energie, Erinnern, Meditation und rechte Wahrnehmung. 21. Wer einen starken Willen hat, erreicht diesen Zustand (geistiges Bewusstsein) sehr schnell. 22. Aber auch bei denen, die den Willen einsetzen, gibt es Unterschiede, denn der Einsatz des Willens kann intensiv, gemässigt oder sanft sein. Um wahres Geist-Bewusstsein zu erlangen gibt es noch einen anderen Weg. 23. Durch intensive Hingabe an Ishvara erlangt man Wissen über ihn. 24. Dieser Ishvara ist die von Begrenzungen nicht behinderte, von Karma und Verlangen freie Seele. 25. In Ishvara, dem Gurudeva, hat sich der Keim alles Wissens zur Allwissenheit entfaltet. |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |