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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 286 ff. (engl.)

Deine ganze psychische Natur hat während der letzten sechs Monate infolge der angespannten Aufmerksamkeit, die du deiner [287] Persönlichkeitsentfaltung mit Recht gewidmet hast, grosse Anregungen empfangen. Dies ist auch eine Folge der anstrengenden Erfahrungen, denen diese Persönlichkeit ausgesetzt worden ist sowie auch einer Wirkung der zunehmenden Integrierung und der psychischen Atmosphäre, in der du lebst. Dein Wohnsitz befindet sich in einem grossen psychischen Zentrum. All dies weist auf einen Fortschritt hin, vorausgesetzt, dass du weiterhin sorgfältig an der Haltung des Beobachters festhältst und dich nicht mit den Erscheinungen, die du erlebst und in Zukunft erleben wirst, identifizierst. Diese Erfahrungen enthalten, wie du gut weisst, die Keime der Gefahr, dass Einzelheiten und ausserordentliche Ereignisse dir von grösserer Wichtigkeit erscheinen mögen als das Ganze und das Formlose. Dies war jedoch für dich ein nötiger Schritt in dem integrierenden Prozess; der Sinn für das Abstrakte und Formlose war in dir ungebührlich entwickelt. Du bist der wahre Mystiker und geistige Träumer gewesen, der Idealist und derjenige, dessen Einbildungskraft, Schönheitsliebe und Gefühl für innere Wirklichkeit dich von der Welt des praktischen Lebens ausgeschlossen haben, in welcher für jene, die Augen haben zu sehen und Ohren zu hören die mystische Wahrheit stets in all ihrer Fülle verborgen liegt, in der die Vision von Farbe und Harmonie stets zu finden ist und in der das Ideal sichtbar den Prozess der Materialisation durchmacht. Das Vermengen, Mischen und Verschmelzen der subjektiven Schönheit, mit der äusseren schönen Wirklichkeit, ist deine tägliche Aufgabe. Diejenigen, die wie du intuitiv veranlagt sind, müssen sich darin ausbilden, Ausdeuter zu werden. Die Aufgabe des Ausdeuters der Wirklichkeit und Schönheit sollte dich immer mehr in organisierte und geplante Tätigkeit hineinführen.

In diesem letzten Satz habe ich für dich die hauptsächliche Aufgabe zusammengefasst, die dich für den Rest deines Lebens beschäftigen sollte und zwar die Aufgabe eines Ausdeuters von Schönheit und Wirklichkeit. Es ist deine Aufgabe zu entscheiden, wie dies getan werden soll. Ich deute nur dein Ziel an. Wenn man älter wird, muss die Methode aktiven Ausdrucks wohl oder übel etwas geändert werden, und die Art, die inneren Erkenntnisse und die Aufgabe zu demonstrieren, sollte sich naturgemäss wandeln, obgleich sie fortwährend an Durchschlagskraft zunehmen sollte. Dies deutet keinen Mangel an wirksamer Leistung an, sondern vielmehr nur den Gebrauch eines anderen Arbeitsmittels. Ich fühle, dass es nötig ist, dich daran zu erinnern. Das Ziel ist die Intensivierung des mächtigen Lebens im Zentrum; dieses Leben muss unweigerlich seinen Ausdruck finden.

Du hast deiner [288] Gruppe viel zu geben an Liebe, Schönheit, Intuition und Harmonie. Diese sind als Kräfte in deiner Seele vorhanden; sie werden immer mehr gebraucht (und können auch immer mehr gebraucht werden). Ich will zu diesen auch noch eine entschieden schöpferische Fähigkeit hinzufügen. Wie ich dir bereits gesagt habe, ist die Entwicklung eines Zeitbewusstseins, das nicht begrenzen wird, sondern dazu dient, die fünfte Gabe der Tage, Stunden und Minuten (diese unbezahlbaren Gaben!) zu bewahren und zu organisieren, eine unmittelbare Notwendigkeit für dich. Es gibt einen göttlichen Aspekt der Zeit.

Ich möchte, dass deine Meditation dynamischer und mit einer unmittelbareren Gleichschaltung und den daraus folgenden Resultaten durchgeführt würde. Bemühe dich, deine Meditationsperioden während der nächsten Monate kurz und kraftvoll zu gestalten und dich dabei daran zu erinnern, dass ihr Ziel augenblicklich in der inneren Organisation der Körper und nicht so sehr in der Realisation des Unsichtbaren besteht. Diese Realisation gelingt dir ziemlich leicht. Das Übertragen derselben ins Gehirnbewusstsein und ihr weiser Gebrauch im Dienst, erfordert deine Aufmerksamkeit. Ich kann deine Meditationsform jetzt abändern, da du die bisherige nun ein Jahr lang gebraucht hast. Ich will etwas davon beibehalten, will jedoch einen Teil derselben grundlegend ändern. ...

Sie kann als eine Art von fürbittender Tätigkeit angesehen werden, denn Fürbitte ist ein wissenschaftliches Mittel, die Idee, das Ideal und seinen äusseren Ausdruck miteinander zu verbinden. Widme der Meditation soviel Zeit wie du willst, vorausgesetzt, dass deine mentale Haltung dynamisch und intensiv bleibt.

November 1936

MEIN BRUDER!

Diesmal habe ich dir nicht viel zu sagen. Du befürchtest, (als Persönlichkeit) ungebührlich beeinflusst und einer Autorität unterstellt zu werden, die stärker ist als deine eigene, und die von einer Quelle zu dir kommt, die nicht diejenige deiner eigenen Seele ist. Ich habe deinen gegenwärtigen mentalen Zustand vorausgesehen als ich dir das letzte Mal schrieb. Gerade die Erkenntnis, welcher Art dieser Zustand sein würde, hat meine ganze Unterweisung beeinflusst. Dieses Wissen veranlasste mich zu sagen: «Du hast viel zu geben». Was ich dir heute zu sagen habe ist folgendes:

Du bist frei, mein Bruder. Niemand versucht, dich in dieser Gruppe zu halten. Niemand trachtet danach irgendwelche Autorität über dich zu gewinnen. Niemand will, dass du arbeitest oder [289] studierst oder dienst, wo deine eigene Seele dich nicht zu arbeiten und dich auszudrücken treibt. Sei jedoch dessen eingedenk, dass die einzige Freiheit, die es gibt, darin besteht, eine freie Wahl zu treffen und zu dienen. Die Idee der Freiheit kann selbst ein Gefängnis bilden. Es gibt nirgends freie Seelen, abgesehen von denen, die sich aus freier Wahl selbst eingekerkert haben und innerhalb des Gesetzes des Dienens und durch dieses Gesetz existieren. Du kannst diese spezielle Gruppe verlassen, aber wenn du überhaupt wachsen willst, wirst du dich unfehlbar zum Zweck des Dienstes in einer anderen Gruppe befinden. Du kannst die Verantwortung, die du auf dich genommen hast, als du dieser Gruppe beigetreten bist, aufgeben, aber du kannst dem Übernehmen anderer Verantwortungen nicht ausweichen. Du kannst aus dieser Gruppe von Brüdern hinausgehen, soweit es die äussere Verbindung betrifft, aber du hast mit ihnen bereits Verbindungen hergestellt, die durch keine Tätigkeit oder Handlungsweise der Persönlichkeit abgebrochen werden können, denn es sind Seelenverbindungen und sie müssen eines Tages erkannt werden. Der Dienst, die Verantwortung und die Gruppenarbeit zählen und bleiben bestehen; die Schwankungen und Reaktionen irgendeiner Persönlichkeit können eine Verzögerung verursachen, können aber Erfolg nicht verhindern.

Im tiefsten Grund, im innersten Wesen hast du dich verpflichtet, dem Plan irgendwo, irgendwie eines Tages zu dienen. Die Schwankungen und Unschlüssigkeiten und das In-Frage-stellen deiner Persönlichkeit, sind auf die Dauer und im Licht der Seelentätigkeit, von keiner wirklichen Bedeutung; sie sind jedoch in Zeit und Raum vorübergehend von Bedeutung, soweit es deine Schar von Gruppenbrüdern betrifft.

Fühle dich also frei, mein Bruder, sei aber ganz sicher, dass es keine Freiheit ist, die deshalb gefordert wird, weil dir Gruppenangliederung lästig ist. Je mehr deine Seele deine Persönlichkeit in der Gewalt hat, um so weniger wirst du an den Problemen der Isolierung und Freiheit interessiert sein. Fühle dich frei, aber sei sicher, dass es keine Freiheit ist, die deshalb gefordert wird, weil ein Temperament, das noch im wesentlichen mystisch ist, sich gegen die beständige Disziplin der okkulten Ausbildung auflehnt. Je mehr deine Seele dich beherrscht, um so mehr wird deine Denkfähigkeit erwachen und das Gefühl (im persönlichen Sinn) in den Hintergrund treten. Fühle dich frei, aber sei sicher, dass es keine Freiheit ist, die deshalb gefordert wird, weil das Gefühl des Versagens in bezug auf das Organisieren deiner Zeit und auf das Beschränken deiner Persönlichkeit, ein rhythmisches Leben zu führen, deinen Stolz verletzt. Je mehr deine Seele dich beherrscht, um so sicherer wirst du lernen, Zeit aus der Verantwortung heraus zu gebrauchen.

Ich habe früher gesagt, dass in allen Gruppenbemühungen einige ihren Fortschritt verlangsamen und andere ihn beschleunigen müssen, um das Gruppenleben im Gleichgewicht zu erhalten. Du sagst, [290] dass du niemals aufgehört hast, dies in Frage zu stellen und gebrauchst die Analogie des Lichts, um dieses Problem zu erklären. Deine Analogie ist jedoch nicht am Platz. Ich habe nicht im Sinn des individuellen Lichts, sondern vom Standpunkt des Gruppendienstes und der Gruppenbeziehungen aus, gesprochen. Es gibt heute viele in der Hierarchie, die eine weitere Gelegenheit zum Fortschritt verweigert haben, um bei den Menschensöhnen zu bleiben und ihnen zu helfen. Der Stand der Entwicklung des einzelnen in der Gruppe ist unterschiedlich; dies ist eine Tatsache, die du erkennen solltest und die, wenn du sie erkannt hast, die Anwendbarkeit deiner Illustration unwirksam macht. Deine Illustration ist völlig richtig, aber sie steht in keinem Zusammenhang mit dem Gegenstand.

Ich schlage vor, dass du bis zum nächsten Mai wartest, ehe du zu einer endgültigen Entscheidung kommst. Ich habe ein Mitglied einer anderen Gruppe in meinen Ashram gebeten, inzwischen deine Arbeit zu übernehmen. Ich weise dir deshalb keine Arbeit zu und du giltst als vorübergehend von der Gruppe dispensiert. Ich verlange nichts von dir als dass du deine Entscheidung vom Standpunkt des Gruppenwohls und Gruppenfortschritts aus noch einmal in Erwägung ziehst, und zwar vom Gesichtswinkel deiner Gruppenbrüder und nicht einzig und allein von dem Gesichtspunkt aus, was du für dich selbst und für deine eigene Behaglichkeit und deine sogenannte Freiheit als das beste empfindest. Folgere hieraus nicht, dass ich deine Entscheidung für selbstsüchtig halte. Ich weiss was sie dich gekostet hat. Sie beruht dennoch auf Gefühl, und Gefühl ist selten ein wahres Kennzeichen von richtigem Handeln. Ich versuche dir nur Zeit zum Denken zu geben. Ich möchte dich, in deinem Bemühen zu einer Entscheidung zu kommen, daran erinnern, dass deine Seele auf dem siebenten Strahl ist und durch eine Persönlichkeit auf dem ersten Strahl arbeitet. Daher dein Problem, mein Bruder. Ein Mystiker mit einem weiten Bewusstsein und einem mächtigen Persönlichkeitsstrahl und mit einer Seelenschwingung, die mit dem Neuen Zeitalter übereinstimmt, der sich bemüht, der Persönlichkeit den Rhythmus einer «zeremoniellen Ordnung und Organisation» aufzuerlegen. Ich möchte dich bitten, dich daran zu erinnern, dass Gruppenarbeit Opfer mit sich bringt und dass es häufig das zu tun erfordert, was man nicht vorzieht und was vom Standpunkt der Persönlichkeit aus gesehen nicht der bequemere Weg und die leichtere Tätigkeit ist. Die Wahl bleibt jedoch dir überlassen und die Gedanken der Gruppe müssen von deiner Entscheidung ferngehalten werden, damit du sie frei und ungebunden treffen kannst. Die Gruppe muss sich dann mit deiner Entscheidung abfinden.

Februar 1937

Diesmal sende [291] ich dir nur meine Liebe und mein Verständnis mein Bruder, nicht aber meine Worte und meine Unterweisung. Suche den Weg selbstlosen Dienstes und alles ist gut.

«Wie Vögel gemeinsam zu ihrer Sommerresidenz fliegen, so vereinigen sich Seelen im Fluge. Sie dringen durch die Pforte hindurch und landen auf diese Weise vor dem Thron Gottes».

Dies schrieb ein unbekannter Heiliger der Kirche, der nicht allein wandelte.

ANMERKUNG: Dieser Jünger entschied sich, eine Zeitlang allein auf dem Weg zu wandeln, soweit es seine Angliederung an die Jüngergruppe des Tibeters betraf. Auf der inneren Seite bleibt die Gruppe vollständig mit allen ihren an sie angeschlossenen Mitgliedern, ob sie nun tätig oder untätig sein mögen.

An W. D. B.

August 1934

MEIN FREUND UND MEIN MITARBEITER!

Du hast eine Zeit hinter dir, in der du dich an Disziplin gewöhnt und angepasst hast, und dies ist keine leichte Periode für dich gewesen. Diejenigen von uns, die in den Reihen der Menschen nach den Brauchbaren suchen, haben den Disziplinierungsprozess beobachtet. Heutzutage müssen Jünger aller Grade, ob von hohem oder niedrigem Rang, ob mental oder intuitiv, erprobt werden, und wenn sie irgendwie verfügbar sind, müssen sie eingesetzt werden. Das Mass deines Losgelöstseins gegenüber denen, die du liebst und den Resultaten der Arbeit, ist

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.