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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 249 ff. (engl.)
worden ist und ein neuer begonnen hat. Der Grundton des Zyklus der vorüber ist, war Entdeckung von schwachen Seiten, keine negative Entdeckung, jedoch eine voll schwerwiegender Verantwortung; Entdeckung deiner Mitjünger und deiner Brüder als Pilger auf dem Pfad; Entdeckung des Ziels und deine daraus folgende Verpflichtung zu diesem Ziel; Entdeckung der zu leistenden Arbeit und Entdeckung des Plans. Alle diese Entdeckungen hast du während der letzten paar Jahre gemacht und sie haben sich in deinem Bewusstsein entfaltet. Du hast viel gelernt und viel erkannt. Nun beginnt ein neuer Zyklus, und der Grundton desselben muss Integrierung sein, im Hinblick auf ihre wesentliche Natur, ihre hervorragende Notwendigkeit und auf die Arbeit, die während der nächsten paar Jahre durchgeführt werden muss. Wie soll diese Integrierung erlangt werden?

Wenn ich die Jünger dieser speziellen Gruppe, die an meinen Ashram angeschlossen ist, genau beobachte, frage ich mich, ob es wohl möglich ist, dass sich die Jünger in den erforderlichen Rhythmus einfügen und auf diese Weise lernen können, gemeinsam als eine Einheit zu arbeiten. Ihr seid alle so ausserordentlich individuell, und nicht nur das, sondern ihr seid stolz darauf. Ihr seid von dieser trennenden Haltung tief und im Unterbewusstsein befriedigt. Der Gruppenrhythmus, die Gruppeneinigkeit, die Gruppenintegrität und die Gruppensynthese kommen bei mehreren von euch erst in zweiter Linie gegenüber eurer eigenen individuellen Entwicklung, eurer eigenen Haltung und eurem eigenen persönlichen Gesichtspunkt.

Ich habe nur drei Jünger in dieser speziellen Gruppe, die von dieser Schwäche frei sind, und die sich in erster Linie mit dem Gruppenleben im Gegensatz zu dem individuellen, in der Entfaltung begriffenen Leben, befassen. Die übrigen sind noch individualistisch, aber keine Gruppenmitglieder, die in die Gruppe eingegliedert sind. Wenn ich dies sage, lege ich dir dein Problem dar. Ich bin mir darüber klar, dass du deine Mitjünger lieb hast, und [250] dass du mir, deinem Lehrer, wirkliche Zuneigung entgegenbringst, du liebst den Pfad, der zum Licht führt, aber du bist, ebenso, wie die andern, noch immer der dramatische Mittelpunkt deines eigenen Lebens und ihr seid viel zu sehr der eindrucksvolle Schauspieler auf eurer eigenen Bühne, auf der jeder von euch eine führende Rolle zu spielen sucht. Unterordnung unter das Gruppenleben, diesen so wichtigen Faktor in der zu leistenden Arbeit, habt ihr bis jetzt noch nicht eingesehen. Dies kommt daher, dass ihr bis jetzt noch auf der Astralebene lebt; dort ist der Brennpunkt eures Bewusstseins. Es ist eine hohe Stufe der Astralebene, aber bis ihr euch auf mentale Stufen verlegen und dort lernen könnt, euren Denkaspekt unverwandt im Licht zu erhalten, muss euer Sinn für richtige Proportionen unvermeidlicherweise falsch sein, und die ersten und notwendigen Dinge werden nicht den ersten und notwendigen Platz einnehmen.

Ich trachte danach mit jedem Jünger, in dieser speziellen Gruppe, zweierlei zu tun:

1. Ich will auf die besondere Eignung und Bereitschaft für das Gruppenleben hinweisen, die in euch vorhanden sind, und auf das, worauf sie begründet sind.

2. Ich will andeuten, in welcher Hinsicht ihr euch enger in das Gruppenleben einordnen und auf diese Weise das Gruppenleben nähren könnt, statt einfach für euch selbst von der Gruppe Vorteile herauszuziehen.

Während ich diese Erklärung mache, frage ich mich, wie offen ich zu sein wagen und wie weit ich mit meinen Unterweisungen für euch gehen kann. Ist es möglich, dass ihr alle meinen Gesichtspunkt annehmen würdet, denn Kritik kann ich es nicht nennen. Kritik wirkt stets zerstörend, wer auch die Kritik ausübt. Die Andeutungen einer erforderlichen Änderung in eurer Haltung, die euch in Liebe gemacht werden und vom tiefen Verlangen beseelt, euch alle für volleren Dienst freigesetzt zu sehen, gehören doch schliesslich in eine andere Kategorie. Darf ich deshalb mit euch allen in Freiheit reden? Und werdet ihr meinen Worten ebenso viel Aufmerksamkeit schenken, wie ihr es einem älteren, geliebten und vertrauenswürdigen Freund gegenüber tun würdet? Mehr als dies verlange ich nicht. Es ist nicht meine Absicht, euch irgendwelchen Zwang aufzuerlegen. Ich wünsche nur zu helfen, euch in einem Prozess behilflich zu sein, der euch freisetzt, und möchte euch voller Freude im Licht wandeln sehen.

Was für einen Ton soll ich daher in meiner spezifischen Botschaft für dich anschlagen, mein Bruder? Was musst du in erster Linie lernen, dass deine Haltung der Gruppe gegenüber bestimmen und dich nachher enger in meine Gruppe eingliedern wird? Einfach dies:

Du kannst meiner [251] Gruppe am meisten und dir selbst am besten dienen, wenn du, soweit es deine Persönlichkeit betrifft, Unpersönlichkeit erlangst. Wenn du frei von der Verblendung der Persönlichkeit bist, wirst du dich auf neue und wirksame Weise in deine Gruppe eingliedern. Du wirst wertvoll für meine (Gruppe sein und ihrem Leben Nahrung geben, weil du ein Mittler sein wirst, durch den hierarchisches Leben fliessen kann, und nicht nur ein Empfänger jenes Lebens, so wie du es jetzt bist. In den obigen Sätzen ist dein ganzes Lebensproblem zusammengefasst. Es ist I. B. S., der liebt und dient; es ist I. B. S., der weise spricht und für mich arbeitet. Der Brennpunkt deiner Aufmerksamkeit in bezug auf deine Ausbildung und deine Lebensdemonstration ist: Wie weit erfülle ich, I. B. S., die Forderungen? Was für einen Gebrauch mache ich, I. B. S., von dieser Belehrung? Was für Ergebnisse erlange ich, I. B. S., von meiner Gewohnheit zu meditieren? Was für Phänomene registriere ich, I. B. S., zur Zeit des Vollmonds? Stets ich. Immer I. B. S.. Lies alle Berichte, die du während der letzten zwei Jahre über deine Arbeit geschrieben hast, noch einmal durch, mein Bruder. Fasse sie zusammen und lies sie schnell durch, um ihre allgemeine Tendenz zu erfassen und beobachte, ob meine Worte nicht gerechtfertigt sind.

Hier liegt für dich die Krise. Hier ist für dich angedeutet worden, worin dein nächster Schritt, vorwärts ins Licht, bestehen sollte. Die Frage erhebt sich nun, was du tun solltest, wie du vorgehen solltest, und wie du auf die Befreiung vom «Ich-Komplex» hinarbeiten solltest. Lass mich um der Klarheit willen und kurz und bündig die Stadien, durch die du gehen musst, aufzählen:

1. Weigere dich, I. B. S. zu dramatisieren. Fahre mit deiner Arbeit fort, plane, lehre und studiere, aber vergiss dich selbst dabei und tue es, weil die Gruppenbedürfnisse, Weltbedürfnisse und meine Bedürfnisse für Hilfe in der geplanten Arbeit dich dazu drängen.

2. Lerne dies dadurch, dass du über die Seele nachdenkst, deinen Seelenkontakt stärkst und eine stabilere Gleichschaltung herbeiführst. Lerne stets in Begriffen der Gruppe und nicht in Begriffen von I. B. S. zu denken. Es ist unvermeidlich, dass dies einige Zeit erfordert, denn es ist nicht leicht, einen Rhythmus, der seit einer Reihe von Jahren zur Gewohnheit geworden ist, zu unterbrechen und zu vernichten. Alte eingesessene Rhythmen auszuschalten ist keine Kleinigkeit.

3. Schenke der abendlichen Rückschau vermehrte Aufmerksamkeit und ersetze diejenigen, die du jetzt hältst, durch eine Rückschau über Unpersönlichkeit. ...

Wenn du diese [252] Arbeit getreulich durchführen willst, wirst du dich von der Umklammerung der Persönlichkeit befreien und jene Schranken, die dich jetzt von Gruppenintegrierung abhalten, werden fallen und nicht mehr vorhanden sein. Lass mich, nachdem ich dir dies auseinandergesetzt habe, mein Bruder, noch hinzufügen, dass du keine wirkliche Ursache zur Entmutigung hast, denn du hast sichtbare Fortschritte gemacht. Als Seele hast du viel zu geben. Wenn du den Kanal von alledem befreit hast, was heute hemmt und hindert, kannst du das Gruppenleben ausserordentlich bereichern und deinen Mitjüngern viel geben. Geh deshalb voller Freude einem reicheren Dienst und einem wahreren Selbstvergessen entgegen. Das Überwinden des Einflusses der sechsten Strahlenenergie, so wie er sich in deinem Persönlichkeitsleben zum Ausdruck bringt, ist keine leichte Aufgabe; es ist jedoch eine Aufgabe, der du gewachsen bist. Früher habe ich ganz eindeutig die Grundlage für das gelegt, was ich dir hier gesagt habe, denn du wirst dich daran erinnern, dass ich auf die Vergeistigung deiner Persönlichkeit hingewiesen habe.

Februar 1937

MEIN BRUDER!

Deine Antworten auf die Fragen, die ich gestellt habe, waren ehrlich. Es ist jedoch nicht weise, wenn du den Prozess der Innenschau zu gründlich fortsetzest, denn deine analytische Denkweise funktioniert heutzutage hinreichend und die Gefahr der Überspannung ist stets vorhanden. In einem Leben, das dem Lehrberuf gewidmet ist (so wie das deine), muss der Lehrer, ob es sich nun darum handelt, Dinge im Zusammenhang mit der physischen Ebene zu lehren oder um esoterische Unterweisung, stets die göttliche Kunst der Dezentralisierung ausüben. Da der Lehrende durch die Macht der Umstände im Mittelpunkt steht, muss die innere Haltung einer geplanten Aufmerksamkeit für die Peripherie, einer Identifizierung mit denen, die unterwiesen werden sollen und das Abgehen vom beständigen Gefühl des kleinen Ich's kultiviert werden. Das praktische Einhalten einer inneren Freiheit von Selbstinteresse und Eigendünkel, welche die zuschauende Seele bekundet, ist keine leichte Aufgabe, besonders für jemand mit deinem Temperament. Wie kann dies erreicht werden?

Die Bedingungen für Befreiung sind so einfach, mein Bruder, aber die Kunst der Erfüllung derselben ist so schwer. Welches sind diese Bedingungen? Ich will sie kurz aufzählen, denn es ist für dich nach all deiner Ausbildung nicht erforderlich, dass ich sie erläutere:

1. Das Konzentrieren der Aufmerksamkeit im Kopf.

2. Gleichschaltung [253] der Körper durch richtiges und überwachtes Atmen und schliesslich Abstraktion. Denke über diese beiden Erfordernisse nach, denn du kannst sie jetzt gebrauchen und solltest auch die alten Worte von Patanjali studieren, die sich ausführlich mit dem Gegenstand befassen.

3. Identifizierung mit andern und dann das endgültige Aus-den-Augen-verlieren des kleinen Ich's. Sorge jedoch dafür, dass dich in diesem Fall das richtige Motiv beherrscht.

4. Intensives dynamisches Interesse für das Thema des Augenblicks, frei von Fanatismus und von Grenzen, im Bewusstsein, dass richtig gehandhabt alle Themen von geistiger Bedeutung sind.

Du solltest nur während der Stunde der abendlichen Rückschau Interesse für das Ich zeigen und ich möchte dich bitten, sie weiterhin sorgfältig fortzusetzen. Sie ist von wirklichem Nutzen für dich. ... Das Leben bietet dir augenblicklich viel Gelegenheit zum Dienst. Trage Sorge dafür, dass du nicht erstarrst. Wenn man im körperlichen Sinn älter wird (ein Gedanke, dem du stets ausweichst, mein Bruder), besteht immer die Neigung, dass man in seinem Lebensrhythmus und seinen Zielsetzungen erstarrt; das Lebensthema ist unveränderlich und es besteht wirkliche Gefahr, dass man hart und unbeugsam wird. Sorge dafür, dass du anpassungsfähig und beweglich bleibst und immerfort lernst. Mein Bruder, lehre aus den lebendigen Erfahrungen heraus, die du durchmachst, und nicht aus einer Sammlung von vielen Lebensepisoden.

Dieser Gedanke rechtfertigt deine sorgfältige Erwägung. Nur auf diese Weise können deine Worte und kann dein Lebenseinfluss andern jenes lebendige Feuer bringen, das ihr Leben von Göttlichkeit aufleuchten lässt. Wähle die Personen für deinen Dienst nicht aus, sondern diene allen, die deine Hilfe suchen. Suche sie nicht selbst. In diesem letzten Gedanken liegt für dich viel zukünftiges Verstehen.

Eine Sache suche ich dir zu sagen, aber ich kann meine Gedanken nur in Worten mitteilen, die notgedrungen unbestimmt sind. Es ist nicht meine Aufgabe, zuviel Licht auf die Zukunft zu werfen. Dies will ich jedoch sagen: Gestalte dein Leben nach dem Muster des Sannyasin und halte keine Verbindungen auf der physischen Ebene aufrecht. Wenn du dies tust, werden sie dich enttäuschen und der Schmerz, an ihnen festzuhalten, wird deine Füsse hindern, so dass sie auf dem Pfad straucheln. Wandle frei, mein Bruder, klammere dich an niemand an und ziehe keinen Menschen durch die Bindungen einer Zuneigung zu dir heran. Kannst du ein wahrer Sannyasin sein und im Leben allein oder nur mit deinen Jüngerschaftsbrüdern als Kameraden und Freunden stehen? Sorge dafür, dass diese meine Worte während den Entwicklungen der nächsten beiden Jahre beständig in deine Gedanken zurückkehren, denn auf diese Weise wirst du die Möglichkeiten von

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.